Shader schrieb:
I
Da ist ein Blog Querschüsse bei weitem kompetenter als Spiegel Online und es wird bei den Blog auch die wirtschaftlichen Zusammenhänge gut dargelegt - kein anderes etabliertes Medium macht sich diese Recherche-Mühe in ihren Artikeln!
Und der Blog-Betreiber hat wegen mangelnder Resonanz in Relation zu seinem Aufwand angekündigt, die Veröffentlichtungsrate zurückzufahren. Ich mag das Blog auch, weil er wirtschaftliche Zusammenhänge gut darstellt -- aber die Artikel sind so trocken, dass nichtmal das Blog genug Leser findet, um die Motivation des Autors zu erhalten. Große Medien können sich sowas schlicht nicht leisten.
Und bei all der Medienschelte sei auch mal gesagt: Rechercheaufwändige und faktenstarke Hintergrundartikel werden im Normalfall von den Lesern nicht honoriert. Die Mehrheit scheint dann doch lieber seichte Kost zu bevorzugen. Und daran richten sich Redaktionen zum Teil aus, gerade bei den Online-Ablegern: Spiegel Online ist da ein schönes Beispiel, die Webseite fährt einen wesentlich boulevardeskeren Stil als das Magazin.
Und wenn du das nicht merkst das die Massenmedien (Presse und TV) großteils unkritisch mit den Meldungen aus DPA oder aus politischen Presseabteilungen in der Berichterstattung umgehen dann tuhst du mir leid. Deutschland könnte schon völlig anders aussehen wenn die Medien ihre Pflicht erfüllen würden eine Information korrekt zu recherchieren und die Leser wahrheitsgetreu zu informieren was auch heisst es werden Informationen auch nicht weggelassen die politisch unbequem erscheinen.
DPA-Meldungen sind keine PR-Meldungen, sondern auch sauber rechechiert. Die haben mit die höchsten Qualitätskriterien, allerdings fallen Fehler bei denen eben sofort auf, weil die praktisch überall stehen.
"Korrekt recherchieren" ist auch ein schönes Stichwort, aufwändige Recherche kostet eben Geld. Geld, das an allen Ecken und Enden in den Redaktionen fehlt, u.a. (aber natürlich nicht ausschließlich) weil eben die meisten nicht einsehen, warum sie denn für Informationen zahlen sollten.
Selbes Spiel mit den "unbequemen Informationen", auch eine Aussage bei der ich dir prinzipiell zustimme. Problem an der ganzen Geschichte ist eben, dass die
unbequemen Informationen desöfteren aus zweifelhaften oder vagen Quellen stammen. Wehe das stimmt dann nicht, dann kommst du als Journalist ruckzuck in Teufels Küche.
Gerade die
unbequemen Informationen müssen gründlich geprüft werden, was eine aufwändige Recherche erfordert. Eine solche Recherche kostet mehr, also sind die Redaktionen mit klammen Kassen eher geneigt, sowas außen vorzulassen. Derzeit steckt die Medien in einem perfiden Teufelskreis aus Strukturwandel (durch das Internet), wandelnden Lesermärkten, Wirtschaftskrise (und damit auch Anzeigenkrise), Suche nach neuen Erlösmodellen (mit entsprechenden kostenintensiven Investitionen)...
Alles komplex, alles doof. Da den schwarzen Peter einfach "den" Medien zuschieben, trifft bei weiten nicht den Kern, auch wenn viele Probleme der Branche hausgemacht sind.
Achja, ich bin übrigens mit der Berichterstattung der Frankfurter Rundschau ziemlich zufrieden. Man sollte halt nicht nur bei Spiegel Online rumhängen, sondern bei missfallen auch mal nach anderen Anbietern Ausschau halten.