Julian Assange - (Ekelhafte) Doppelmoral des Westens?

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Marvolo

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Noch nicht einmal eine Woche ist es her, dass der bekannteste Kreml-Kritiker Alexej Nawalny unter höchst mysteriösen Umständen während seiner Haft in einem Hochsicherheitsstraflager im Norden Russlands ums Leben gekommen ist. Sein Tod war für viele keine Überraschung, wo doch mittlerweile hinreichend bekannt ist, dass sich eine blutige Spur an staatlich authorisierten Auftragsmorden an oppositionellen Kreml-Kritikern durch die jüngere Geschichte zieht (ARTE-Dokureihe: "Drohungen aus Moskau - Putins Gift")

Unterdessen tritt nun diese Woche ein weiterer Enthüller / Kämpfer für die Wahrheit medial wieder ins internationale Scheinwerferlicht: Ein Gericht in London soll in den kommenden Tagen endgültig klären, ob Julian Assange in die USA ausgeliefert werden soll. 175 Jahre Haft wegen Spionage drohen dem Wikileaks-Gründer dort für seine brisanten Enthüllungen 2010 bezüglich eines Militärvideos, das einen tödlichen Militärangriff auf unter anderem zwei Journalisten von Reuters im Irak zeigt ("Colateral Murder"-Video).
Der Beschuss von Journalisten / Zivilisten in einer militärischen Auseinandersetzung wird international und allgemeinhin als Kriegsverbrechen deklariert.
Bei diesem Urteil geht es allerdings um weit mehr als das Schicksal eines weiteren Whistleblowers, es geht um demokratische Prinzipien: Informationsfreiheit, Transparenz und Pressefreiheit. Seinen Kampf dafür bezahlt Assange mit seiner Freiheit: Seit über zwölf Jahren kann er sich nicht mehr frei bewegen.

Seine Ehefrau Stella fürchtet bei einer Auslieferung um sein Leben und vergleicht seinen Fall mit dem Tod von Kremlkritiker Nawalny. Was mit ihm geschehen sei, könne auch Assange passieren
(ZDF). In London, Berlin und Melbourne forderten Demonstranten seine Freilassung. Für sie ist Assange ein Enthüllungsjournalist, der durch die Rede- und Pressefreiheit geschützt sein sollte.

These:
Untergräbt der Fall Assange die Menschenrechte? Zeigt der Westen hier eine (ekelhafte) Doppelmoral? Ist es zynisch, Nawalny als heldenhaften Märtyrer hinzustellen, während Julian Assange jahrzehntelang fast ungehört und unbeachtet in Isolationshaft versauert?
 
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Halte ich für nicht vergleichbar. Natürlich wird der Fall Assange zu Recht kritisiert. Anders als in Russland wird man aber nicht verhaftet, wenn man sich an entsprechenden Demos beteiligt.

Grundsätzlich haben die USA natürlich viel Dreck am Stecken und mit Menschenrechten nehmen sie es leider nicht immer so genau. Daraus den Bogen nach Moskau zu spannen, ist aber nichts weiter als der Versuch, die Verbrechen des Kreml kleinreden zu wollen. Dass irgendwo anders Unrecht geschieht, entschuldigt Russlands eklatantes Missachten von Völkerrecht und Menschenrecht in keiner Weise. Der Fall Assange ist ein Thema für sich, der mit Russland mal so überhaupt nichts zu tun hat.
 
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Ein weiterer "kleiner" Unterschied ist:

Wenn man Sympathien für Assagne äußert wird man nicht festgenommen, ins Gefängnis gesteckt um dann vor die Wahl gestellt zu werden freiwillig in den Krieg zu ziehen oder alle Finger gebrochen zu bekommen.

...

Die beiden Fälle sind nur auf extrem oberflächliche und unwissende Weise miteinander vergleichbar.
 
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Marvolo schrieb:
Zeigt der Westen hier eine (ekelhafte) Doppelmoral?
Wann hat er das nicht? Es liegt immer im Auge des Betrachters, wer die "Bösen" und wer die "Guten" sind. Besetzung ist nicht gleich Besetzung, Bombenangriff nicht gleich Bombenangriff und Mord nicht gleich Mord, siehe zum Beispiel Fall Khashoggi.
 
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Ich kann schon verstehen dass das für einige ein wenig nach Doppelmoral klingt, ich würde dennoch dazu raten solche Fälle nicht gegeneinander aufzuwerten sondern sie immer individuell zu betrachten, denn beide stinken auf ihre Art recht gewaltig und zeigen die Konsequenzen wenn man sich in ein gewaltiges Machtgefälle begibt und auf der kurzen Hebelseite Platz nehmen musste.
 
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Wenn das Veröffentlichen von Militärgeheimnissen nicht unter Strafe gestellt wird, bräuchte man auch keine Militärgeheimnisse mehr.
Und wenn ich mich nicht irre hat Assange noch ein paar mehr Dinge veröffentlicht.

Warum Nawalny genau verurteilt wurde müsste ich erst nachschauen.
 
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Axxid schrieb:
Wenn das Veröffentlichen von Militärgeheimnissen nicht unter Strafe gestellt wird, bräuchte man auch keine Militärgeheimnisse mehr.
Du meinst die Veröffentlichung von militärischen Verbrechen der USA in Afghanistan und Iraq, die übrigens durch Chelsea Manning auf der Plattform geleakt wurden? Sollen wir wirklich Leute bestrafen die für die Aufklärung solcher Verbrechen gesorgt haben, weil unsere "Freunde" das gerne geheim gehalten hätten?

Wo ist denn das bitteschön keine Doppelmoral? Den einzigen "Fehler" der Assange begangen hat, ist sich nach UK abzusetzen, statt wie Snowden nach Russland zu gehen. Statt die USA an den Pranger zu stellen, zeigt der Westen das er Menschen bestraft, die dafür Sorgen wollen dass man den Regierungen nicht jedes Vergehen durchgehen lässt.
 
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Man kann den russischen Attila Hildmann nicht mit Assange vergleichen, nicht in geringsten.
 
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du meinst eher den russischen Höcke

„Alles, was uns stört, muss man mit Vorsicht, aber unbeirrt per Deportation entfernen.“ (Quelle: Deutschlandfunk, 28.01.2021)
Das Zitat stammt nicht von der AfD, sondern von Nawalny.
 
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Marvolo schrieb:
Kritiker Alexej Nawalny unter höchst mysteriösen Umständen während seiner Haft in einem Hochsicherheitsstraflager im Norden Russlands ums Leben gekommen ist. Sein Tod war für viele keine Überraschung, wo doch mittlerweile hinreichend bekannt ist, dass sich eine blutige Spur an staatlich authorisierten Auftragsmorden an oppositionellen Kreml-Kritikern durch die jüngere Geschichte zieht


Marvolo schrieb:
: Ein Gericht in London soll in den kommenden Tagen endgültig klären, ob Julian Assange in die USA ausgeliefert werden soll.


Der Unterschied zwischen beiden Vorgängen sollte zumindest so einleuchtend sein, dass man mit der Wortwahl "ekelhaft und Doppelmoral" vorsichtig umgehen sollte wenn man nicht Gefahr laufen will, dass die Argumentation die eigene Motivation in Frage stellt.
 
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Damien White schrieb:
Die beiden Fälle sind nur auf extrem oberflächliche und unwissende Weise miteinander vergleichbar.

Hmm, mir deucht, dann sollten wir fortan umgehend aufhören, GEZ/Rundfunkbeiträge zu zahlen, wenn wir von denen derart für dumm verkauft werden...
Ergänzung ()

Axxid schrieb:
Wenn das Veröffentlichen von Militärgeheimnissen nicht unter Strafe gestellt wird, bräuchte man auch keine Militärgeheimnisse mehr.
Achso, dann brauchen wir fortan keinerlei Menschenrechtsvergehen bzw. Kriegsverbrechen mehr aufdecken und journalistisch davon berichten?
 
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Damien White schrieb:
Noch zusammenhangsloser gehts kaum,

Falls du Schwierigkeiten hast, den Zusammenhang zwischen dem verlinkten ZDF-Beitrag und diesem Post hier zu erkennen, gebe ich dir als Tipp, mal die beiden Überschriften miteinander zu vergleichen.
Ergänzung ()

@mo schrieb:
Der Unterschied zwischen beiden Vorgängen sollte zumindest so einleuchtend sein, dass man mit der Wortwahl "ekelhaft und Doppelmoral" vorsichtig umgehen sollte wenn man nicht Gefahr laufen will, dass die Argumentation die eigene Motivation in Frage stellt.

OK, da gebe ich dir Recht. "Ekelhaft" kann nachträglich gerne von der Moderation entfernen werden. "Doppelmoral" behalte ich bewusst bei, da dies unsere ÖR-Medien genauso tun. Wir reden hier ja nicht von plumpem Bild-Zeitungs-Niveau, sondern durchaus von gerechtfertigten Fragestellungen & Vergleichen. Seien wir froh, dass wir solche Fragestellungen in diesem Land (und Forum) noch offen erörtern können, ohne Repressalien fürchten zu müssen...
 
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Wäre die USA wie Russland hätten sie Assange einfach umbringen lassen ähhh wie ein Suzid aussehen lassen.

Viel weiter weg könnten die echt nicht sein.
 
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h00bi schrieb:
ich bin beeindruckt, @OdinHades hat das Thema (zumindest für mich) bereits mit der ersten Antwort vollkommen treffend abgeschlossen.
Damit machst du es dir aber auch ein bisschen einfach. :)
Ich bin immer dafür zu versuchen Leute mitzunehmen oder zumindest zu versuchen den eigenen Standpunkt darzulegen, anstatt dem Gegenüber - wie hier ihm von dir erwähnten Post 2 - als eine Art Putinsympathisant (e.g., "klein reden") hinzustellen.
 
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knoxxi schrieb:
Wäre die USA wie Russland hätten sie Assange einfach umbringen lassen ähhh wie ein Suzid aussehen lassen.

Viel weiter weg könnten die echt nicht sein.

Ach, tatsächlich?

Von dieser verlinkten Realität einmal abgesehen, verdrehst du hier zudem das Narrativ: es geht nach wie vor darum, ob der Westen es nun einfach lächelnd und kopfnickend hinnimmt, dass hier ein Oppositioneller, der (wie Nawalny auch) Missstände an einer Regierung bzw. einem Establishment aufgedeckt hat, einfach so sang- und klanglos im Nirvana verschwinden kann, wo er höchstwahrscheinlich (ebenfalls wie Nawalny) dann darin auch "umkommen" wird, während bei Nawalny die ganze Welt die Mistgabeln und Fackeln zückt.

Wir reden hier von Informations-, & Pressefreiheit. Dem höchsten Gut moderner, westlicher Demokratien.

Spinnen wir dieses Spiel mal weiter: angenommen, Assange wird nun an die USA ausgeliefert für das Aufdecken von Unrechtmäßigkeit bzw. des Verstoßes gegen Menschenrechte & das Kriegsrecht bzw. für das Üben von Kritik an einer Regierung bzw. einem Staat - die Welt kriegt also als Lektion mitgeteilt: Regierungskritiker kommen nicht davon, selbst im "ach so demokratischen Westen nicht" - dann stehen als nächstes China & der Iran vor der Tür, die nun auch Regierungskritiker und "Enthüller von Missständen" ausgeliefert haben wollen und auf diese Weise jegliche Transparenz und Informationsfreiheit vollkommen auslöschen (nicht, dass das bei diesen Staaten eh noch groß nötig wäre)...
 
Marvolo schrieb:
Spinnen wir dieses Spiel mal weiter: angenommen, Assange wird nun an die USA ausgeliefert für das Aufdecken von Unrechtmäßigkeit bzw. des Verstoßes gegen Menschenrechte & das Kriegsrecht bzw. für das Üben von Kritik an einer Regierung bzw. einem Staat - die Welt kriegt also als Lektion mitgeteilt: Regierungskritiker kommen nicht davon, selbst im "ach so demokratischen Westen nicht" - dann stehen als nächstes China & der Iran vor der Tür, die nun auch Regierungskritiker und "Enthüller von Missständen" ausgeliefert haben wollen und auf diese Weise jegliche Transparenz und Informationsfreiheit vollkommen auslöschen (nicht, dass das bei diesen Staaten eh noch groß nötig wäre)...

Aus dem hier gerade verlinkten NTV-Artikel zitiere ich noch folgende Passage, die sich mit meinem hier Gesagten wundervoll deckt:

Verurteilung wäre fatales Signal​

Eine Auslieferung und ein Prozess in den USA mit einem drastischen Urteil würde die Bestrafung missliebiger Journalisten zur Staatsdoktrin machen. Aus lähmender Verunsicherung würde vernichtende Sicherheit.
 
Ich weigere mich, nawalny mit assange zu vergleichen. Entschuldigt bitte die Wortwahl, aber nawalny war ein Schwein. Er war ein lupenreiner Nazi, der in Russland lebende Minderheiten (zentralasische, muslimische) wortwörtlich deportieren wollte und sie mit Kakerlaken verglich.
Dazu war er homophob und hat sich nicht davor gescheut, dies kund zu tun.
Darum finde ich es höchst befremdlich, wie genau jene ihn nun zu einem Helden hoch stilisieren, die zugleich derzeit für "die Demokratie" und "gegen rechts" auf die Straße gehen.

Assange hat Kriegsverbrechen einer nation aufgedeckt, die sich immer mit Menschenrechten brüstet. Das Werte ich moralisch höher als das, was nawalny im Sinn hatte.
Zumal man bislang ja noch nicht einmal weiss ob er ermordet wurde. Alle sprechen davon aber Beweise hat keiner.

Für mich ist es in höchstem Maße Doppelmoral einen Menschen fallen zu lassen, der Kriegsverbrechen publik gemacht hat, während man einem anderen bitter nachheult, der selber zu Gewalt gegen Minderheiten aufgerufen hat.

Aber er war halt contra Putin und das ist wieder das einzige, was im werte-westen zählt.
 
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