Galaxy345 schrieb:
...
Auch wenn diese wohl eher nicht von der Piratenpartei ausgegangen sind, es muss doch wohl möglich sein objektive Meinungen im Netz zu finden. ...
Zumindest findet man alle Informationen, die man braucht, um sich selbst eine Meinung zu bilden und nicht anderen blind vertrauen zu müssen. Unter anderem auch den ACTA-Vertrag selbst:
http://register.consilium.europa.eu/pdf/de/11/st12/st12196-re03.de11.pdf
Viel besser wäre natürlich gewesen, wenn dieser Vertrag nicht erst veröffentlicht worden wäre, nachdem er zwischen Polit-Bürokraten und Industrielobbyisten unter Ausschluss der Öffentlichkeit erarbeitet wurde, sondern der ganze Prozess öffentlich und demokratisch abgelaufen wäre.
Das ist einer der Haupt-Kritikpunkte an ACTA.
Ganz klar is damit was grundlegendes nicht in Ordung, einen Überwachungsstaat will keiner..
Aber gegen anständige Urheberrechte ist nichts einzuwenden, besonders die kopierbaren digitalen Güter betreffend.
Dabei muss man aber zwischen verschiedenen Aspekten des Urheberrechts unterscheiden.
Die "Urheberpersönlichkeitsrechte", die dem Urheber praktisch das Eigentum an seinen Werken garantieren und z.B. verbieten, einfach die Werke eines anderen als seine eigenen auszugeben usw., stellt niemand in Frage. Auch nicht die Piratenpartei. Im Gegenteil, die wollen diese Rechte der Urheber gegenüber den Verwertern sogar ausdrücklich stärken.
Da das Urheberpersönlichkeitsrecht auf dem Grundrecht auf Eigentum basiert, hat es einen hohen Stellenwert.
Aber dann gibt es noch einen ganz anderen Aspekt am Urheberrecht, der die kommerzielle Verwertung regeln soll. Im Prinzip handelt es sich um ein gewöhnliches Wirtschaftsregulierungsgesetz, das den Urhebern und Verwertern beim Geldverdienen mit "Geistigem Eigentum" helfen soll.
Dieser Teil des Urheberrechtsgesetzes basiert nicht auf irgendeinem Grundrecht, sondern ist eine staatliche Wirtschaftsregulierung auf dem Niveau von Ladenschlussgesetz oder Dosenpfand.
Dummerweise kollidiert dieser Aspekt des derzeitigen Urheberrechts (das aus dem letzten Jahrhundert stammt) unter den Bedingungen des Informationszeitalters mit den Grundrechten der Allgemeinheit. Es gibt den Urhebern und Verwertern faktisch das Recht alles vollständig zu überwachen und zu kontrollieren, was privat und ohne kommerzielle Interessen von Mensch zu Mensch ausgetauscht wird. Also auch da, wo kein Cent fließt, an dem ein Urheber beteiligt werden könnte. Die Meinungs- und Informationsfreiheit, das Grundrecht des Telekommunikationsgeheimnisses usw. fallen dabei einfach hinten runter.
Dieser sekundäre Aspekt des Urheberrechts muss dringend in Frage gestellt und sinnvoll reformiert werden. Es ist ja vollkommen in Ordnung, dass eine Regierung einer Industriesparte beim Geldverdienen helfen will, aber nicht auf Kosten von elementaren Menschenrechten. Die haben in so einem Fall ohne Wenn und Aber Vorrang.
Der Piratenpartei Deutschland wünsch ich dass sie ihre Ideale beibehalten werden.
Ich würde mich aber auch freuen wenn sie weniger hetzerisch nach Wahlstimmen greifen würden, und auch mal etwas Präsenz und Kompetenz in anderen Bereichen zeigen würden als nur dem Internet.
An was denkst du bei der Formulierung hetzerisch? Gegen wen haben die Piraten gehetzt?
Selbst der Rechteverwertungsindustrie, die unsere Menschenrechte als Kollateralschaden abschaffen will (und das auch schon bei diversen gelegenheiten offen zugegeben hat), bieten die Piraten konstruktiven Meinungsaustausch an.
Die Kompetenzen der Piraten sehe ich auch nicht nur beim Internet, sondern beim Thema Freiheit und Bürgerrechte insgesamt. Denn das Internet ist kein abgetrenntes Universum für sich, sondern Teil der "realen Welt" und damit ist jeder Angriff auf die Grundrechte im Internet nicht weniger real als überall sonst auch.
Zugegeben. Freiheit ist nicht alles.
Es gibt viele andere Themen, bei denen die Piraten bisher nichts oder nur wenig Konkretes anbieten. Aber zum Einem sind die anderen Parteien, wenn sie immer für alles die angeblich beste Lösung parat haben, meist auch nicht ehrlich sondern sie geben nur nicht zu, dass sie eigentlich auch keine Ahnung haben, aber vor Allem ist Freiheit zwar wie gesagt nicht alles, aber ohne Freiheit ist alles andere nichts!
Selbst wenn die Piraten ihr Programm nicht weiter ausdehnen und vertiefen würden, wäre allein das Thema Freiheit und Bürgerrechte deshalb für mich Grund genug sie zu wählen. Wenn die Piraten "nur" dafür sorgen können dass die Freiheitsrechte garantiert sind, dann dürfen sich an allen anderen Problemen ruhig weiter die etablierten Parteien mit ihren wunderbaren Patentlösungen versuchen.
Dank freiem Informations- und Meinungsaustausch können wir uns dann selbst ein Bild davon machen, ob und wie gut diese Lösungen wirklich funktionieren, wie sie zustande gekommen sind und direkt demokratisch darauf Einfluss nehmen.
Genau dafür brauchen wir die Piraten!