@ Dawnbringer
Natürlich fallen illegale Downloads nicht unter die Meinungs- und Informationsfreiheit. Aber wie will man das aus der allgemein geschützten Kommunikation herausfiltern, ohne diese zu verletzen?
In die freie, anonyme und unbeobachtete Kommunikation darf nun mal nur dann eingegriffen werden, wenn mindestens gleichwertige Grundrechte auf dem Spiel stehen. Z.B. wenn es einen konkreten Verdacht für einen geplanten Mord gibt. Aber man darf die Meinungs- und Informationsfreiheit nicht einfach für wirtschaftliche Interessen opfern. Grundrechte stehen über Profit. Das bedeutet, dass auch jemand der Geld verdienen will, dabei die Grundrechte anderer nicht verletzen darf. Wenn dadurch ein bestimmtes Geschäftsmodell nicht mehr funktionieren sollte, dann hat er halt Pech gehabt und muss sich was anderes ausdenken.
Ich finde das ist eine Selbstverständlichkeit.
Zum verlinkten Video:
Oh Mann... das ist aber ne ganz schöne Verarsche. Und für so was werden meine Rundfunkgebühren ausgegeben.
Allein der Unsinn, den der "Experte" da verzapft.
"Enteignung"... Enteignung hat etwas mit Eigentum zu tun und das will wie gesagt auch beim "Geistigen Eigentum" gar keiner anrühren. Auch die Piraten nicht. Die ganze Argumentation geht deshalb total am Thema vorbei. Potentieller Profit ist kein Eigentum udn auch durch keienrlei Grundrechte garantiert.
Es geht einfach nur um schnöde kommerzielle Verwertung. Nicht mehr und nicht weniger. Schlimmstenfalls schaden Tauschbörsen und Co. tatsächlich den Vermarktungsmöglichkeiten (was dann erst mal zu beweisen wäre), aber Eigentum wird dabei nicht verletzt.
"Enteignung" hat mit der von den Piraten geplanten Urheberrechtsreform ungefähr so viel zu tun, wie ein Walfisch mit einer Colaflasche. (Beide müssen sich nicht rasieren, aber das war's dann auch schon.
)
Und dann die Aussage, dass durch Legalisierung von freiem, nicht kommerziellen Austausch zukünftig alles in Tauschbörsen und Co. verfügbar wäre und deshalb keiner mehr Geld für Musik, Film und Co. ausgeben würde.
War dieser "Experte" in den letzten 10-15 Jahren schon mal im Internet?
Das ist doch schon längst so. Allen Verboten und Strafandrohungen zum Trotz wird seit jeh her frei kopiert und getauscht und trotzdem geben die Leute weiterhin so viel Geld für Musik und Film aus, wie sie dafür entbehren können. Aktive Filesharer und Nutzer illegaler Streamingdienste laut diverser Studien sogar deutlich mehr als der Durchschnitt.
Die Zustände, die die MIFI so fürchtet und als den Untergang der abendländischen Kultur an die Wand mal, wenn die Piraten sich mit ihren Ideen durchsetzen würden, herrschen doch schon längst. Trotzdem funktioniert das Musik- und Film-Geschäft weiterhin wunderbar. Es werden Jahr für Jahr neue Kassenrekorde aufgestellt und Musiker verdienen heute im Schnitt mehr Geld, als vor dem Internet. (Trotzdem im Durchschnitt noch erschreckend wenig, aber das Netz hat keine Schuld daran, sondern eher die gegenüber den Urhebern ungerechten Methoden der Verwertungsindustrie und der Gema.)
Die Frage ist höchstens, wie viel Geld Urheber und Verwerter vielleicht mehr verdienen könnten, wenn man es zukünftig, erstmals seit über 10 Jahren, irgendwie schaffen könnte, das illegale Filesharing effektiv zu unterbinden.
Die MIFI rechnet da gerne jede Kopie als entgangenen Kauf und fantasiert sich Billionensummen zusammen, die angeblich an Schaden entstehen. Ich sage, dieses Geld existiert in unserem Universum gar nicht und selbst wenn es über Nacht keinen einzigen bösen "Raubkopierer" mehr gäbe, dann würde trotzdem nicht wesentlich mehr Geld ausgegeben werden, als jetzt, weil die Leute nicht in eine kleinere Wohnung ziehen oder sich auf eine Spardiät setzen werden, nur um sich mehr CDs und DVDs zu kaufen.
Die ganzen Forderungen, die die Urheber und Verwerter auf Basis des alten Urheberrechts stellen, hängen völlig in der Luft. Sie sind durch keinerlei Zahlen und Fakten belegt. Das Verbot des privaten, nicht kommerziellen Austauschs, das weltweit hunderte Millionen Menschen kriminalisiert und ein ständiges Dauerfeuer auf die Freiheitsrechte auslöst, ist durch nichts Handfestes gerechtfertigt, sondern basiert nur auf völligen Träumereien von Fantastilliardensummen, die plötzlich aus dem nichts sprudeln würden, wenn man das Urheberrecht nur konsequent durchsetzen würde.
Aber tatsächlich kann und will man das heutige Urheberrecht gar nicht konsequent durchsetzen, weil auch dessen begeistertsten Verfechter sehr wohl wissen, was das bedeuten würde. Würde man wirklich konsequent jeden Urheberrechtsverletzer vor Gericht bringen, würde man nicht nur das gesamte Justizsystem an Überlastung zusammenbrechen lassen, sondern man würde auch seine eigene, beste Kundschaft ausschalten.
Tatsächlich würde es wohl vorher einen waschechten Volksaufstand geben, der auch die korruptesten Politiker zur Einsicht zwingt, und das Urheberrecht wäre schneller sinnvoll reformiert und privater Austausch legalisiert, als ein Lobbyist "schwarzes Köfferchen" sagen könnte.
Und deshalb sind heutzutage zwar hunderte Millionen Menschen weltweit als Verbrecher abgestempelt, aber trotzdem kann und will sie niemand ernsthaft dafür zur Rechenschaft ziehen. Statt dessen haben wir einen untragbaren Schwebezustand ständiger Rechtsunsicherheit. Davon haben weder die Urheber noch die Verwerter noch die Verbraucher etwas. Die Einzigen, die davon profitieren sind die Aasgeier der Abmahnindustrie und Bluthundorganisationen wie die GVU.
Deshalb müssen wir Urheber, Verbraucher und Verwerter an einen Tisch bekommen und zusammen eine sinnvolle Lösung erarbeiten.
Der private Austausch muss dabei einfach legalisiert werden. Das muss der Kern der Reform sein. Denn die Alternative dazu ist entweder ein weltumspannender Polizeistaat oder die totale Rechtsunsicherheit.