Kamera Kaufberatung: Grundlagen und Infos

LordB

Commodore
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Hier gibt es eine allgemein gehaltene Übersicht mit den wichtigsten Informationen zum Verständnis der Welt digitaler Kameras. Was steckt drin und woher kommt der Preis? Ein Artikel, der euch bei der Wahl des richtigen Systems hilfreich sein soll.


Stand: Dezember 2018

Fangen wir mit der Kategorisierung der verschiedenen Systeme an, bevor wir uns den beiden wichtigsten Bauteilen einer digitalen Kamera näher widmen. Anschließend ziehen wir ein Fazit und ich gebe einige Empfehlungen.


Teil 1: Definitionen

Wie definiert sich eine:

Kompaktkamera

Kompaktkameras gibt es in den verschiedensten Preisklassen und Ausführungen. Ihnen allen gemein ist idR. ein fest verbautes Objektiv und ein Bildschirm, auf dem der in der Kamera sitzende Bildsensor das eingefangene Bild anzeigt. Damit kann der Fotograf gleich sehen, was die Kamera wahrnimmt. Manche Kameras haben außerdem noch einen zusätzlichen Sucher, durch den man sein Motiv mit einem Auge anvisieren kann. Dieser Sucher war früher oft optisch ausgeführt, dann hat er seine eigene kleine Optik und steht nicht in Verbindung zum Objektiv oder dem Sensor. Oder aber er ist elektronisch, dann wird mit einem Mini-Display das Bild des Sensors, welches sonst auf dem Bildschirm zu sehen ist, eingeblendet. Dies ist inzw. meistens so anzutreffen.

Wie bei vielen Dingen im Leben ist der Preis oft ausschlaggebend für die vorhandene Ausstattung und nutzbaren Funktionen. Aber in allererster Linie sind es die Faktoren Sensorgröße - damit ist nicht das Auflösungsvermögen, sondern die wahre physikalische Größe gemeint, und Objektivgüte - wobei hier nicht der Zoomfaktor, sondern andere Kenngrößen, wie die Lichtstärke gemeint sind. Was das ist, wird im Text noch erklärt.

Einsteiger
Diese Kompaktkameras bieten meist nur rudimentäre Funktionen und dem Nutzer nur sehr wenig Eingriffsmöglichkeiten. Sie arbeiten meist mit einem Automatikmodus und einer Szenenerkennung. Ihre Sensoren sind sehr klein. Oft um 1/2,5" (ca. 5,5x4 mm) oder kleiner und die zu erwartende Bildqualität reicht gerade für Ausdrucke in 9x13 bzw. 10x15 cm, oder einfach Webauflösung.​
Bei sehr günstigen Modellen fehlt manches mal ein Zoom, also ein variables Objektiv, das zwischen Weitwinkel und Tele verstellt werden kann. In manchen fällen muss man sogar auf ein Autofokus System, zur automatischen Scharfstellung verzichten. Diese Kameras haben dann ein Fix-Fokus Objektiv, welches einen großen Schärfebereich abdeckt. Gibt es schon ab 20 Euro und die meisten Smartphones bieten bessere Fotos. Im Grunde ist diese Gattung von den Smartphones inzwischen komplett verdrängt worden.​
Klassisch
Ebenfalls fas ausgestorben ist die Gattung der klassischen Kompaktkameras, welche keine weiteren Zusätze im Namen führen. Sie bieten einen überschaubaren Zoombereich von Weitwinkel und Tele im Bereich um 3- bis 8-fach, diverse Automatik- und Szenenmodi. Manchmal auch einige manuelle Optionen. Sie haben einen Autofokus, der das Motiv selbstständig scharf stellt und können sich mittels Graufilter oder Blende auf unterschiedliche Lichtsituationen einstellen. Diese Kameras haben meist ein kleinen Bildsensor von 1/2,3" (ca. 5,9x4,4 mm), die besseren Modelle 1/1,7" (ca. 7,6 x 5,7 mm) und sollten, je nach Ausführung, für Ausdrucke bis DIN A4 oder A3 und einer Bildbetrachtung auf einem Monitor oder Fernseher mit FullHD-Auflösung vollauf genügen - sofern man die Bilder nicht sehr vergrößert betrachtet.​
Die Bauformen unterscheiden sich dabei immens. Am meisten findet sich wohl der klassische Aufbau mit einem nach vorn ausfahrbaren Objektiv zu finden. Aber auch Modelle mit innenliegendem Objektiv, welches das Bild von Vorn über eine Spiegel nach Innen leitet, sind oft vertreten. Kostenpunkt ab ca. 70€ aufwärts.​
Reisezooms
Den klassischen Kompakten sehr ähnlich bieten sie dem Benutzer einen großen Zoombereich meist um den Faktor 20-fach und mehr, um auf der Reise jeder möglichen Bildsituation gerecht zu werden. Z.B: von 24 mm Weitwinkel bis zu 480 mm Tele. Sie bleiben dabei aber in der Bauform kompakt, sodass die Mitnahmebereitschaft sehr hoch ist. Dadurch sind aber auch hier Sensoren um 1/2,3" Größe die Regel. Dabei überschneiden sie den Bereich der Superzoomer. Zu diesen komme ich gleich. Reisezooms beginnen meist bei Preisen um ca. 150€. Da Smartphones meist nur elektronische Zooms haben - also nur den Bildausschnitt vergrößern - sind die Resiezooms hier überlegen und haben noch einen gewissen Marktanteil.​
Edel- und Luxus und Premiumkompakte
Die gehobenen Kompaktkameras bieten oft besonders lichtstarke Objektive, die idR. wenig Zoom aufweisen, und vor allen Dingen deutlich größere Bildsensoren, als die restlichen Kompaktkameras. Von 1" (13,2 x 8,8 mm) über 4/3" (17,3 x 13 mm) oder mehr reichen die Dimensionen. Ihre Bildqualität reicht bereits für Ausdrucke im DIN A3+ Format und darüber hinaus. Es können bereits Ausschnitte und Stilmittel wie selektive Tiefenschärfe - dazu auch später mehr - sinnvoll Eingesetzt werden. Sie bieten viele manuelle Einstellmöglichkeiten, die einem freie Hand bei der Wahl von Blende und Zeit lassen. Los geht der Spaß oft erst jenseits der 500€​
Die Speerspitze bietet dem Käufer das feinste vom Feinen. Sehr große Sensoren, die denen von großen Systemkameras in nichts nachstehen und herausragende Optiken, meist mit geringem Zoombereich oder gar als Festbrennweite ausgelegt. Dabei gelten auch für sie die eingangs genannten Eigenschaften einer Kompaktkamera. Natürlich kann man sie komplett manuell bedienen und sie lassen dem Fotografen freie Wahl der Einstellungen. Preise ab 800€ und zum Teil deutlich mehr sind anzulegen.​
Tough / Sport
Diese Variante der Kompaktkamera mit meist innenliegendem Objektiv sind Staub- und Wassergeschützt, oftmals auch Wasserdicht bis zu mehreren Metern und bieten Sturz- und Stoßfestigkeit. Damit sind sie ideale Begleiter bei jeglicher Art von Sport oder Aktivität, bei der es auf Robustheit ankommt. Auch hier variieren die Qualitäts- und Ausstattungsmerkmale sehr und orientieren sich oft am Preis. Die hohen Anforderungen an Robustheit und Wasserschutz sorgen für Preise ab ca. 150€ und deutlich darüber.​


Superzoomer

Erweitert man Kompaktkameras um ein sehr, sehr zoomstarkes Objektiv spricht man idR. von einer Superzoom-Kamera. Darunter fallen demnach auch diverse Reisezooms.
Jedoch hat es sich eingebürgert diese Kategorie vor allen Dingen den Kameras zuzuordnen, deren Form stark an die von Bridge- oder DSLR-Kameras erinnert.
Es gibt sie in den unterschiedlichsten Ausstattungsvarianten, mit und ohne elektronischem Sucher. Allen gemein ist der idR. eher kleine Sensor von 1/2,3" (ca. 5,6x4,2 mm), der demnach auf dem Niveau der meisten Kompaktkameras liegt. Nur so sind die großen Brennweiten von teils 3000 mm Tele platzsparend realisierbar. Das Thema Brennweite wird später noch im Text behandelt.
Während preiswerte Modelle viele Automatikprogramme und Szenenmodi nutzen, bieten höherpreisige Modelle viele manuelle Einstellmöglichkeiten und richten sich damit auch an erfahrenere Anwender, oder solche, die es werden wollen, den Sprung zur DSLR oder Bridge aus Kostengründen scheuen, oder eben eine Spezialkamera mit hoher Brennweite haben wollen. Eine ähnliche Kombination aus Funktion und Zoombereich würde als Systemkamera bedeutend mehr Geld kosten. Für Qualitätsansprüche bis zum DIN A4 Ausdruck und der Ansicht auf einem FullHD Monitor oder Fernseher genügen die Bilder meist vollauf. Es handelt sich bei Superzoomern aber immer um eine ausgesprochene Kompromisslösung. Die Gründe dafür werden später erläutert.


Bridgekamera

Sie stellen das Bindeglied (daher Bridge = Brücke) zwischen digitaler Spiegelreflexkamera (DSLR) und Kompaktkamera dar. Durch den Preisverfall bei Einsteiger-DSLRs und den spiegellosen Systemkameras, als auch den Superzoomern wurden sie einige Jahre stark in den Hintergrund gedrängt. Inzwischen sind sie aber wieder sehr präsent.
Sie haben deutlich größere Sensoren als Superzoomer. Meistens 1". Früher waren es eher 2/3" (ca. 8,8x6,6mm). Sie bieten deutlich bessere, manchmal zusätzlich manuell zu bedienende, Optiken, als Kompaktkameras und Superzoomer. Sie weisen viele manuelle Funktionen auf, ähnlich einer Systemkamera, das Ganze bei einer ansprechenden Bildqualität.
Dies alles in nur einem System. Quasi die Eierlegende-Wollmilchsau.
Bridgekameras bieten inzwischen ebenfalls große Zoombereiche und können somit als edlere Ausführung der Superzoomer angesehen werden, jedoch haben sie immer den größeren Sensor und besitzen durchweg einen Sucher, der früher als Prismensucher mit Blick durch das Objektiv ausgeführt war, heute aber durch den elektronischen Sucher verdrängt wurde.
Bridgekameras sind, ebenfalls wie die Superzoomer, eine Kompromisslösung, denn sie vereinen eine Optik mit großem Zoombereich, aber nicht wechselbarem Objektiv, sowie den Funktionen einer Systemkamera. Dies zu einem Preis, zu dem man nur selten eine DSLR Ausrüstung mit gleichwertigem Brennweitenbereich innerhalb einer, oder mehrerer Optiken erhalten kann. Dabei bleiben sie aber in jedem Fall aber etwas kompakter.


Systemkameras (DSLR / SLT / DSLM / MILC)

Systemkameras zeichnen sich dadurch aus, dass es ein zur Kamera passendes System von Objektiven und weiterem Zubehör, wie z.B. Blitzen, Mikrofonen und Adaptern gibt, mit denen man die Kamera umrüsten, bzw. erweitern und somit den unterschiedlichsten Ansprüchen entsprechend anpassen kann.
Systemkameras unterteilen sich in verschiedenen Gruppen, die sich unter anderem in Bauform mit und ohne Spiegel (DSLR/DSLM), als auch durch unterschiedliche Sensorgrößen unterscheiden. Z.B. mit APS-, Kleinbild- (auch Vollformat genannt), und Mittelformat-Sensoren.
Zu den Sensoren und deren Größen gibt es später weitere Informationen.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Art der Motivkontrolle. Per Bildschirm, elektronischem oder analogem Sucher. Mitunter verschwimmen die Grenzen der einzelnen Gruppen, ähnlich den Reise- und Superzoomern, sowie Bridgekameras (siehe den Abschnitt zuvor).


DSLR
DSLR steht für Digital Single Lens Reflex. Der deutsche Begriff lautet digitale Spiegelreflexkamera. Eine langsam aber sicher durch den Siegeszug der spiegellosen Systemkameras aussterbende Art.​
Bei einer DSLR blickt der Fotograf durch den Sucher des Kameragehäuses und sieht idR. über ein Penta-Prisma und einen Spiegel das Motiv durch das an die Kamera montierte Objektiv.​
Er sieht demnach das tatsächliche, unverfälschte analoge Bild, wie es durch die Optik geliefert wird. Drückt der Fotograf den Auslöser, klappt der Spiegel hoch und das Licht fällt nun durch das Objektiv direkt auf den Sensor, der das Bild aufnimmt. Danach fällt der Spiegel wieder in seine ursprüngliche Position.​
Die Schärfe wird zuvor im Bereich des Suchers durch sogenannte Kreuz- und Liniensensoren im Phasenvergleich-Verfahren ermittelt.​
Alternativ kann der Fotograf auch den Spiegel hoch geklappt lassen und ein Livebild (Live-View) des Sensors auf dem Display der Kamera anzeigen lassen. In diesem Fall wird die Schärfe im weniger effizienten Kontrast-Messverfahren auf dem Bildsensor ermittelt.*​
Da DSLRs Systemkameras sind, können die Objektive ausgetauscht werden, was den Einsatz sehr flexibel, allerdings bei der Verwendung mehrere Optiken auch unhandlicher machen kann.​
Der Sensor in DSLRs fällt deutlich größer aus, als bei Kompakt- oder Bridgekameras und bietet eine sehr gute Bildqualität.​
DSLRs bieten neben Automationen auch manuellen Einstellungen, die dem Fotografen die volle Kontrolle über sein Bild bieten. In Abhängigkeit von Preis und Ausstattung, sowie dem Einsatzzweck weitere Funktionen und Spezialisierungen.​
SLT
SLT steht für Single Lens Translucent. SLTs stellen eine Sonderform der DSLR-Kameras dar, denn sie haben keinen beweglichen, sondern einen feststehenden, teildurchlässigen Spiegel. Es wird schon hier ein kleiner Teil des Lichts (ca. 1/3 Blende) zur Phasenmessung an die AF-Sensoren umgeleitet, der Rest wandert direkt zum Sensor. Als Sucher dient ein elektronischer Sucher, der das Livebild des Sensors per Live-View auf einem Display darstellt. Ein Vorteil dieser Konstruktion ist der fehlende Spiegelschlag, der durch das Hoch- und Herunterklappen des Spiegels unvermeidbar ist. Der Nachteil ist die minimal verlorene menge Licht, die ja schon auf dem Weg zum Sensor und nicht erst später, nach einem Prisma, abgeleitet wird. Für mache Personen ist auch das Fehlen eines analogen Sucherbildes ein Nachteil. Hingegen sehen andere die 100% Bildabdeckung, sowie die Anzeige der Auswirkungen von Weißabgleich und anderen Effekten direkt im Sucher als Vorteil an.​
Vorreiter dieser Kameras war die Firma Sony, doch durch die spiegellosen Systemkameras sind SLTs inzwischen fast Bedeutungslos.​
Spiegellose Systemkamera DSLM / MILC & EVIL
Da DSLRs recht groß, Bridgekameras durch das feste Objektiv und kleinere Sensoren recht unflexibel sind und SLTs Prinzip bedingt Licht schlucken, suchten einige Akteure der Fotobranche nach einer effizienteren Lösung und fand sie in den spiegellosen Systemkameras (DSLM - Digital Single Lens Mirrorless), welche sich in diese Lücke platzieren und inzwischen einen großen Marktanteil für sich verbuchen.​
Im Grunde sagt es schon der Name: diese Kameras haben keinen Spiegel, der das Licht vom Objektiv zu einem Phasensensor oder Prismensucher umleitet. Der Fotograf sieht und nutzt ausschließlich das Livebild des Sensors zur Bestimmung seines Motivs.​
Die Schärfe wird mittels Kontrastmessung, inzwischen oft auch im Hybridverfahren durch eine auf dem Sensor zusätzlich realisierte Phasenmessung bestimmt. (Bei reiner Kontrastmessung sind mehrere Messungen und Bewegungen der Optik nötig, um den Maximalen Kontrast eines Motivs zu ermitteln.) Vorteile dieser Messmethoden sind die in Größe und Anzahl völlig flexiblen Messfelder über den gesamten Sensor.*
Die Größe des Sensors variiert je nach Hersteller. Üblich sind 4/3" (mFT) APS-C, KB (Vollformat) und Mittelformat. Außerdem bieten sie meist alle Funktionen der DSLRs und darüber hinaus diverse Extras, die sich mit DSLRs nicht so ohne weiteres realisieren lassen.​
Je nach Bauform sind ihre Funktionen durch mehr oder weniger Direkttasten, mittels Menüs und Touchdisplays erreichbar. Die meisten Modelle sind deutlich handlicher und bieten dennoch die gleiche Flexibilität wie DSLRs. Manchmal unter einer gewissen Einbuße des Komforts vieler Direkttasten.​
DSLMs kann man wiederum in zwei Unterarten aufteilen:​
Zum einen gibt es die EVIL Modelle, was für Electronic Viewfinder Interchangeable Lens steht, welche mit einem elektronischem Sucher (EVF - Electronic Viewfinder) ausgestattet sind. Der Blick durch den Sucher zeigt das Live-Bild des Sensors auf einem Display.​
Zum anderen gibt es die MILC Modelle, was für Mirrorless Interchangeable Lens Camera steht, und welche ohne extra Sucher auskommen. Sie sind noch kleiner als die EVILs und sehen beinahe aus wie Kompaktkameras. Mit dem großen Unterschied, das man bei ihnen das Objektiv wechseln kann.​
Für manche Modelle bieten die Hersteller elektronische Sucher zu nachrüsten an, die z.B. auf den Blitzschuh gesteckt werden und über einen Systemanschluss Daten austauschen können. So macht man im Handumdrehen aus einer MILC eine EVIL.​

Wer mehr Infos zu spiegellosen Systemkameras lesen will findet einen ausführlichen Artikel im Anschluss!

Phasen-AF
Bei der Ermittlung der Schärfe mittels des Phasenvergleich-Autofokus triangulieren zwei (oder mehr) Linien- bzw. Kreuzsensoren die Lage zweier Halbbilder zueinander. Schon in analogen SLR Kameras wurde dies über sogenannte Schnittbildindikatoren vom Fotografen erledigt. Zwei auseinander liegende Bildteile werden so lange übereinander geschoben, bis das Bild des anvisierten Motivs komplett ist.​
Heute können Sensoren dies schnell und mit einer einmaligen Messung vornehmen. Sie ermitteln die passende Drehrichtung der Optik und müssen sie nur einmal bewegen, bis der Fokus sitzt.​
Ist der Fokus einmal vorgenommen, kann die Messung bei jedem Niederdrücken das Auslösers an dieser Stelle einfach weitermachen. Gerade bei sich auf die Kamera zu oder weg bewegenden Objekten ist diese Methode sehr effizient der reinen Kontrastmessung deutlich überlegen.​
Die AF-Sensoren befinden sich meist hinter dem Penta-Prisma, oberhalb des Suchers. Ein kleiner Teil des Lichts wird mittels eines teildurchlässigen Spiegels zu den AF-Sensoren gleitet, während der Rest zum Suchereingang und somit dem Auge des Fotografen durchgelassen wird.​
Kontrast-AF
Bei der Kontrastmessung wird das Bild, bzw. ein zuvor bestimmter Ausschnitt auf Kontraste untersucht. Die Optik wird mit mehreren Messungen dann so lange hin und her bewegt, bis der maximale Kontrast erreicht ist. Dieses Verfahren benötigt also immer mindestens zwei Messungen und Bewegungen. Der größte Nachteil besteht darin, dass bei jedem erneuten Niederdrücken des Auslösers die Messung komplett von Vorn beginnt. Somit sind sich auf die Kamera zu oder weg bewegende Motive deutlich schlechter zu fokussieren, als mit dem Phasen-Autofokus. Außerdem benötigt die Kontrastmessung mehr Helligkeit, als der Phasen-AF, weshalb viele Hersteller inzwischen rote Leuchtdioden zur Unterstützung in dunklen Situationen einsetzen.​
Es gibt inzwischen hybride Lösungen von Fuji, Olympus, Panasonic und Sony, welche Sensoren mit integrierter Phasenmessung benutzen um die Schärfe zu ermitteln. Dazu werden einzelne Bildpunkte als Messpunkte benutzt. Da diese allerdings keine Bildinformationen für das Foto speichern können - sie sind ja mit der Phasenmessung beschäftigt - werden sie durch Interpolation (hinzu rechnen/schätzen) im Bild ersetzt. Dies stellt derzeit das Optimalste aller Messverfahren dar und arbeitet hervorragend mit allen Motiven.​
Live-View
Live-View bezeichnet die Möglichkeit, das Sensorbild auf dem Monitor zu sheen. Es wurde im Dezember 2004 von Olympus mit der E-300 vorgestellt, welches bald von anderen Herstellern übernommen wurde und die Möglichkeit für Filmaufnahmen mit DSLR Kameras ermöglichte.​
Live-View hat bei DSLRs aber einen entscheidenden Nachteil: Ist der Spiegel hoch geklappt, kann der Nutzer kein Bild durch den Sucher sehen und muss den Bildschirm der Kamera benutzen. Dies ist für eine Nachführung des Motivs aber unpraktisch, da man eine schwere DSLR-Kamera in Gesichtsnähe deutlich präziser und ruhiger hält, als in mehreren cm Entfernung vor dem Körper.​
 
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Teil 2: Aspekte

Man bekommt in der Regel, wofür man bezahlt. Das gilt auch für digitale Kameras. Die teuersten Komponenten einer Kamera sind das Objektiv und der Bildsensor und diese schauen wir uns nun genauer an.


Das Objektiv:

Durch das Objektiv wird das Licht gebündelt und gelangt, möglichst scharf fokussiert, auf den Sensor.
Dabei soll es:

  • viel Licht durch die Linsen lassen (Lichtstärke);
  • gleichmäßige Helligkeitsverteilung bis in die Ecken bieten (Vignettierung);
  • wenig verzeichnen (Kissen-, oder Tonnenbildung);
  • gute Schärfe und Auflösung bis in die Ecken liefern;
  • keine bunten Farbsäume erzeugen (chromatische Aberrationen durch Lichtbrechung);
  • die Möglichkeit bieten eine Schärfeebene festzulegen (Tiefenschärfe);
  • bei gewollter Hintergrundunschärfe ein angenehmes Bild bieten (Bokeh);
  • ggf. Bewegungen des Fotografen durch eine bewegliche Linse ausgleichen (Bildstabiliastor);
  • einen großen oder kleinen Abbildungswinkel zeigen (Weitwinkel / Tele);

Brennweite
Viele Nutzer wünschen sich von ihrer Kamera - obwohl sie damit idR. das Objektiv meinen - die Fähigkeit, dass man einerseits sehr viel Motiv auf ein Bild bekommt, also einen sehr großen Bildwinkel (Weitwinkel), aber genau so weit entfernte Objekte nahe heran holen kann, sprich, einen sehr schmalen Bildwinkel (Tele).​
Durch die Veränderung des Bildwinkels von Weitwinkel zu Tele ergibt sich innerhalb des Objektivs eine Verschiebung der Linse zum Fokus- bzw. Brennpunkt. Der Abstand zwischen optischer Mitte und Fokuspunkt ist die Brennweite. Die fachliche Bezeichnung lautet f).​
Es hat sich eingebürgert die Brennweite anhand des aufgenommenen Bildwinkels/Eindrucks/Ausschnitts klassischer 35 mm Kleinbildfilme*, welche ein Bildformat von 36x24 mm besitzen, als Maßstab zu nutzen. Auch wenn die Sensoren digitaler Kameras oft andere Ausmaße haben als der klassische Film, entsteht auf diese Weise eine direkte Vergleichbarkeit. Oftmals werden diese Angaben in der Form mm KB dargestellt.​
Beispiel: Eine Brennweite von 50 mm KB entspricht in etwa dem normalen sehen. 50 mm KB hat also den gleichen Abbildungswinkel, wie das menschliche Auge. Man kann also mit einem Auge durch die Kamera schauen, das andere offen lassen und sähe mit beiden Augen ein normales, ganzes Bild.​
Eine Brennweite von 100 mm hätte zur Folge, dass man mit dem Auge an der Kamera nun einen doppelt vergrößerten Bildausschnitt sieht. Hat man beide Augen offen, schaut dies nun nicht mehr normal aus. Bei 200 mm wäre der Ausschnitt bereits vier mal so stark vergrößert.​
Daraus folgern wir: je höher die Brennweite, desto schmaler der Bildwinkel, desto kleiner der Bildausschnitt, desto stärker die Vergrößerung und desto ruhiger muss man die Hand halten um nicht zu wackeln.​
Außerdem nimmt prinzipbedingt die Vignettierung zu.​
Umgekehrt verhält es sich für die andere Richtung. Bei einer Brennweite von 25 mm sieht man einen doppelt so großen Bildbereich durch die Kamera, als mit dem freien Auge. Das Motiv wirkt verkleinert. Bei 12,5 mm sähe man bereits einen vier mal so großen Bildbereich, wie mit dem freien Auge. Und es stellt sich noch ein weiterer Effekt ein: man bemerkt Verzeichnungen. Je kleiner die Brennweite wird, desto runder, tonnenförmiger wirkt das Bild. Dafür passt deutlich mehr in den Ausschnitt.​
Objektive die stufenlos zwischen verschiedenen Brennweiten zoomen können nennt man Vario- oder Zoom-Objektive.​
Objektive die nur eine definierte Brennweite besitzen nennt man Festbrennweiten.​
*Die Höhe des klassischen Kleinbild-Films beträgt 35 mm. Der Aufnahmebereich je Bild ist aber nur 24 mm hoch (und 36 mm breit). Über- und unterhalb befinden sich Löcher für den Filmtransport.
Crop-Faktor
Ist ein Sensor kleiner, als 36x24 mm muss die Brennweite entsprechend umgerechnet werden, um eine Vergleichbarkeit zu erlangen. Der Umrechnungsfaktor nennt sich Crop-Faktor. Abgeleitet vom englischen crop, was für Beschnitt bzw. Ausschnitt steht.​
Kleinbild-Sensoren haben demnach einen Crop-Faktor von 1:1, denn sie sind 36x24 mm groß. APS-Sensoren haben je nach Ausführung einen Crop Faktor von 1:1,5 oder 1:1,6. FT- und mFT-Sensoren besitzen einen Crop-Faktor von 1:2. Dies ist so, weil APS und mFT Sensoren kleiner sind, bei gleicher Brennweite demnach nur einen Ausschnitt gegenüber dem Kleinbild-Format darstellen. Die fertigen Fotos wirken bei gleicher Ausgabegröße, als seien sie mit einer größeren als der mit einem KB Sensor verwendeten Brennweite aufgenommen worden.​
In diesem Zusammenhang ist auch die Abbildungskreis entscheidend.​
Je kleiner der Abbildungskreis eines Objektivs, desto kleiner muss der verwendete Sensor sein um keine unscharfen oder schwarzen Bereiche in den Rändern zu bekommen. Näheres dazu folgt bei den Sensoren und der Sensorgröße.​
Lichtstärke
Sie ist ein wichtiger Faktor eines Objektivs, faktisch aber zunächst nur ein rein rechnerischer Wert.​
Die Lichtstärke definiert sich durch das Verhältnis der Brennweite zur maximalen Eintrittspupille. Errechnet wird sie indem die Brennweite f durch die max. Eintrittspupille dividiert wird.​
Beispiel 1: 50 mm Brennweite / 25 mm max. Eintrittspupille = Lichtstärke 2 oder 1:2​
Beispiel 2: 75 mm Brennweite / 41,7 mm max. Eintrittspupille = Lichtstärke 1,8 oder 1:1,8​
Beispiel 3: 100 mm Brennweite / 17,8 mm max. Eintrittspupille = Lichtstärke 5,6 oder 1:5,6​
Lichtstarke Objektive sind hochpreisiger als Objektive mit weniger Lichtstärke. Die Lichtstärke wirkt sich darauf aus, wie viel Licht ein Objektiv zum Sensor weiter leiten kann. Allerdings addieren sich noch die Verluste durch Reflexionen und Spiegelungen der Linsen, durch die das Licht auch noch hindurch muss. Sind diese addiert, spricht man von sogenannten T-Stops. T steht dabei für Transmission.​
Für die Fotografie von Bedeutung ist aber: je Lichtstärker ein Objektiv ist, desto mehr Licht wird bei vollkommen geöffneter Blende am Sensor ankommen.​
Lichtstärken von 1:0,95 oder besser können durch große Eintrittspupillen erreicht werden. Das theoretische Maximum liegt bei 1:0,5. Fotografieren kann man damit aber nicht mehr.​
Ein sehr gutes Objektiv hat idR. eine Lichtstärke von 1:1,4 oder kleiner, ist dabei fast immer eine Festbrennweite, hat also keinen Zoom. Bei Kompaktkameras sind Anfangslichtstärken von 1:1,8 oder 1:2 sehr gute Werte.​
Bei Vario-Objektiven kann die Lichtstärke je nach gewählter Brennweite variieren. Dies ist erkennbar an den Aufschriften wie z.B.: 24-150 mm / 1:2,4 - 5,6. Das bedeutet, dieses Objektiv hat bei 24 mm Weitwinkel eine Lichtstärke von 1:2,4 und beim Tele von 150 mm nur noch eine Lichtstärke von 1:5,6. Es kommt also weniger als 1/5 des Lichts am Sensor an. Gute Lichtstärken bedeuten große Öffnungen und gute Optiken. Die Preise sind entsprechend hoch. Werte um 2,8 - 5,6 bei einem Vario-Objektiv sind akzeptabel. 1:2 - 4,5 sehr gut und wünschenswert. 1:3,6 - 6,5 eher schlechter Schnitt und alles was darüber liegt als Flaschenboden geeignet. Dies sind natürlich nur ungefähre Werte, denn es gibt so viele verschiedene Objektive mit den unterschiedlichsten Brennweiten und Zoom-Bereichen, dass man abwägen muss. Es gibt auch sehr hochwertige Objektive, die eine durchgehende Lichtstärke von z.B. 1:2.8 über den gesamten Zoomverlauf bieten.​
Aus der Lichtstärke und der Brennweite eines Objektivs errechnen sich nun die Blenden.​
Blende
Um die Lichtmenge regulieren zu können, die auf den Sensor gelangt, befindet sich im Objektiv eine Iris, welche den Durchmesser der Öffnung größer oder kleiner machen kann. Ähnlich dem Menschlichen Auge.​
Die Blende wird immer in Abhängigkeit zur Brennweite angegeben. f/2 bedeutet z.B., dass die Blende bei einem 50mm Objektiv 25mm Durchmesser beträgt.​
Eselsbrücke: Eine große Öffnung bedeutet eine kleine Blendenzahl, weil es nur wenig Fläche gibt, de Licht aufhalten würde. Eine kleine Öffnung hingegen hat eine große Blendenzahl, weil viel Fläche das Licht aufhält.​
Beispiel: Bei einem Objektiv mit Lichtstärke 1:2,8 bedeutet "Blende f/2,8, dass die Iris ganz offen ist und kein Licht abgewiesen wird.​
Bei Blende 22 ist die Iris beinahe geschlossen und das Licht kann nur noch durch eine kleine Öffnung gelangen.​
Durch die Größe der Blende kann aber nicht nur die Lichtmenge geregelt werden. Je nach Größe der Blende ändert man auch den Schärfebereich, die sogenannte Tiefenschärfe. Eine kleine Blende (große Öffnung) sorgt für eine geringe Tiefenschärfe, eine große Blende (kleine Öffnung) für eine große Tiefenschärfe. Dies ist wichtig für die Bildgestaltung. Dazu später mehr.​
Chromatische Aberration
Licht hat die unangenehme Eigenschaft sich in sein Farbspektrum aufzuteilen, wenn es gebrochen wird, da die Farben unterschiedliche Wellenlängen besitzen. Das beste Beispiel zur Veranschaulichung ist das Plattencover Dark side of the Moon von Pink Floyd.​
Während das Licht auf die Linsen eines Objektivs trifft, kann genau dies geschehen. Meist ist dies in den Randbereichen und bei starken Hell-Dunkel Kontrasten zu erkennen. Natürlich versuchen die Hersteller Ihre Optiken dahingehend zu berechnen, dass durch Kombination verschiedner Linsen am Ende wieder das Licht als komplette Einheit den Sensor trifft. Hier spricht man von sogenannten achromatischen, bzw. apochromatischen Objektiven. Erstere bringen Rot und Blau wieder zusammen, letztere kümmern sich auch noch um Grün. Hilfreich ist die Verwendung sogenannter asphärischer Linsen, die nicht Kugelförmig, sondern gewölbt sind und solche Abbildungsfehler reduzieren oder vermeiden. Doch das alles ist natürlich mit enormen Kosten verbunden, sodass sich solche APO- oder Aspherical-Lens-Objektive nur selten an preiswerten Kameras finden, bzw. nicht günstig zu erwerben sind.​
Man kann den CAs aber auch mit der elektronischen Bildbearbeitung entgegen wirken. Viele Programme bieten inzwischen eine Funktion an, um chromatische Aberrationen zu mildern oder gar ganz zu entfernen.​


Es ist also sehr schwierig ein Objektiv zu konstruieren, dass wenig verzeichnet, wenig vignettiert, viel Licht hindurch lässt, Lichtbrechung vermeidet und außerdem eine hohe Schärfe bietet. Da idR. nur ein begrenztes Budget zur Verfügung steht, schließlich wird für eine Kamera oder einzelnes Objektiv ein Verkaufspreis angesetzt, entscheidet man sich notwendigerweise für Kompromisse.
Mit einer Festbrennweite ist es einfacher die o.g. Ziele zu verwirklichen. Das Objektiv kann bei gleichen Preis gegenüber einem Vario von höherer Qualität und Güte sein. Es hat oft eine bessere Lichtstärke, verzeichnet weniger und hat geringere Probleme mit Lichtbrechungen.
Wird hingegen ein Zoom gewünscht, spiegelt sich das in der Güte der oben erwähnten Punkte negativ wieder. Und je größer der Zoombereich ist, desto schwieriger und kostspieliger ist die Vermeidung von Fehlerquellen. Außerdem sind Varios meist lichtschwächer. Weniger Lichtstärke benötigt aber für das gleiche Bildergebnis mehr Licht. Dies kann in dunkleren Situationen entscheidend sein. Daher sollte man sich seine eigenen Anforderungen gut überlegen: Was fotografiere ich? Möchte ich mehr Zoom bei geringerer Güte, oder weniger Zoom, bei besserer Güte? Kaufe ich lieber Festbrennweiten? Oder gebe ich schlicht mehr Geld aus?

Bedenke:

Der Mensch hat Füße, um zu seinem Motiv zu gelangen - doch nutzt ihm dies in einem Löwengehege wenig!


Der Sensor:

Er nimmt das Licht mit lichtempfindlichen Zellen, den Pixeln auf. Pixel können dabei nur die Helligkeit unterscheiden und keine Farbinformation weiter geben. Mit einem solchen Sensor würde also erst einmal nur ein Schwarzweißfoto entstehen. Solch eine Kamera gibt es dann auch von der Firma Leica, die Leica M Monochrom - für ca. 6500 Euro.
Gibt ein Hersteller die Pixel seiner Kamera z.B. mit 16, 24 oder 50 Megapixel an, bedeutet dies erst einmal nur, wie viele dieser lichtempfindlichen Zellen vorhanden sind und sagt noch nichts über das fertige Bild aus.

Ein Ausschnitt eines solchen Sensors sähe schematisch dargestellt dann so aus:

oooooooooo
oooooooooo
oooooooooo
oooooooooo

o= Pixel

Um nun ein Farbbild zu erhalten benötigt man noch Informationen über den Rot-, Blau- und Grünanteil im Licht.
Aus diesem Grund montiert man Farbfilter vor die einzelne Pixel, wobei je eine Farbe vor einem Pixel steht. Die Verteilung wird dabei in den meisten Fällen nach der sogenannten Bayer-Matrix vorgenommen: Da das menschliche Auge Grün besser wahrnimmt als Blau und Rot, gibt es 50% grüne und je 25% blaue und rote Farbfilter. Dies sähe dann so aus:

oooooooooo
o
ooooooooo
oooooooooo
o
ooooooooo

o = roter Farbfilter o = grüner Farbfilter o = blauer Farbfilter

Damit reduziert sich die Pixelzahl also eigentlich schon mal um den Faktor 3. Alle weiteren Informationen werden durch hinzurechnen (interpolieren) von Annäherungswerten zwischen den einzelnen Farbpixeln erzielt. Bereits an dieser Stelle greift also zum ersten mal die Elektronik und ein Rechenalgorithmus ein.

Die Bayer-Matrix birgt auch Nachteile. Durch die gleichmäßige Anordnung der Farbfilter sind diese Sensoren anfällig für den Moiré-Effekt. Ein vorgeschalteter Tiefpassfilter, der im Grunde nichts weiter macht als eine minimale Unschärfe zu erzeugen, soll dies mindern.
Die Firma Fujifilm wirkt dem Moiré-Effekt mit anderen Anordnungen der Farbfilter, wie z.B. der EXR-, oder der X-Trans Anordnung entgegen. Gerade letztere stellt eine starke Verbesserung für die Bildschärfe dar.

Einen anderen Weg geht die Firma SIGMA mit ihren Foveon X3 Sensoren. Hier liegen drei Bildsensoren hintereinander, wobei jeder nur eine Farbe aufnimmt. Man macht sich die Tatsache zu nutzen, dass jede Farbe eine unterschiedliche Wellenlänge hat und damit unterschiedlich tief in den Sensor eindringt. Dabei ergibt die Pixelanzahl aller Sensoren die Gesamtpixel der Kamera.

Über den Farbfiltern befinden sich dann idR. noch diverse UV- oder IR-Filter sowie ein Schutzglas. Um Staub- und Schmutzpartikel zu entfernen ist seit einigen Jahren eine Ultraschallreinigung des Schutzglases Bestandteil vieler moderner Systemkameras.

CCD
Charge-Coupled-Device Sensoren sind sehr günstig in der Herstellung. Die lichtempfindliche Zellen bauen besonders Kompakt, weshalb man sehr viele Zellen auf eine kleine Fläche bekommt - ob dies von Vorteil ist, klären wir gleich. Das Auslesen der Signale erfolgt Zeilenweise, nacheinander. Sie spielen bei heutigen Kameras eigentlich nur noch selten eine Rolle. Insbesondere, da sie für Videoaufzeichnungen eher ungeeignet sind, da sie bei Lichtquellen zu senkrechten hellen Streifen, dem sogenannten Smearing-Effekt, neigen.​
CMOS
Complementary Metal Oxide Semiconductor Sensoren haben zu jeder lichtempfindlichen Zelle einen kleinen Kondensator als Energiespeicher geschaltet. Dadurch lassen sich Signale einzeln auslesen, was deutlich schneller ist, als das Zeilenverfahren von CCD-Sensoren. Der Nachteil: die Konstruktion benötigt viel Platz und die lichtempfindlichen Flächen der Zellen liegen hinter der Verdrahtung der Elektronik und Kondensatoren, weshalb bei zu enger Bauweise zu wenig Licht ankommt, denn es muss erst durch die Verdrahtungsschicht hindurch. Daher fanden CMOS Sensoren lange zeit nur in teuren DSLR-, oder hochpreisigen Bridgekameras ihren Platz, da in ihren Gehäusen genug Raum für große Bildsensoren und somit größere Pixel zur Verfügung steht.​
BSI-CMOS
BackSide Illuminated - zu Deutsch: rückseitig belichtet. Um CMOS Sensoren kleiner zu machen und damit auch in Kompaktkameras einsetzen zu können, bzw. die Pixeldichte und somit die Auflösung zu vergrößern, wurden die lichtempfindlichen Zellen an die Oberseite des Sensors verlagert und die Elektronik nach Unten. Die Hersteller sagen nun, sie hätten die Sensoren umgedreht, daher also rückwärtig bzw. backside.​
Der Vorteil: Die Sensoren bauen nun ebenso klein wie CCDs und es können viele Pixel auf kleinen Flächen unter gebracht werden. Außerdem arbeiten diese Sensoren sehr schnell und bieten gute Videoeigenschaften. Nutzt man diese Eigenschaften gemeinsam sind Hochgeschwindigkeitsaufnahmen von mehr als 200 Bildern/s möglich.​


Sensorformate:

Je nach Typ und Preis einer Kamera sind unterschiedlich große Sensoren verbaut. Es gibt gewisse Normen, die in unterschiedlichen Typenklassen resultieren.

Mittelformat
Diese Sensoren messen überwiegend 46x36mm und sind sehr exklusiv. Man findet sie in und an Mittelformat-Kameras, wie sie z.B. die Firma Mamiya, Hasselblad und Pentax herstellen. An, weil es überwiegend austauschbare Rückteile gibt, die von Kamera zu Kamera wandern, und analoge Systeme zu Digitalen umrüsten können. Ihre Pixelzahl- und Dichte variiert bei bis zu 80 Megapixeln.​
Noch größer ist das Großformat, welches ich hier aber nicht weiter behandle, da es zu exotisch und selten ist.​
Kleinbild / Vollformat / FX
Sensoren im Kleinbildformat sind so groß wie die Bildfläche eines 35mm Kleinbildfilms. Nämlich 36x24 mm. Da sie die volle Größe des Kleinbild-Pendants nutzen wird auch von Vollformat gesprochen. Wo hingehen die meisten anderen Sensoren kleiner sind. Nikon nennt es wiederum FX-Format. Das Seitenverhältnis ist 3:2. Zu finden sind diese Sensoren in den Top-Modellen der DSLR Hersteller.​
Diese Sensorgröße bietet (vom Mittelformat abgesehen) die wohl beste Bildqualität. Aktuell liegen diese Sensoren bei einer Auflösung von über 50 Megapixeln (Stand 2018).​
APS-H / APS-C / DX
APS-Sensoren sind aufgrund des kleineren Formats gegenüber Kleinbild an den gleichnamigen APS-Film angelehnt, welcher diesen, mit mehr Funktionen ausgestattet, ablösen sollte. Er konnte sich aber gegen die aufkommende Digitaltechnik nie richtig durchzusetzen. Ähnlich wie es die Mini-Disk als Nachfolger der Compact-Cassette nicht gegenüber MP3 konnte.​
APS Steht für Advanced Photo System und der Film bietet bei 24 mm Filmhöhe eine Aufnahmefläche von 30,2x16,7 mm bei einem Seitenverhältnis von 16:9. Meist waren es Kompaktkameras, die diesen Film nutzten. Durch vorschalten zweier Rahmenblenden, welche den Bildausschnitt beschnitten, konnte man in drei Formaten fotografieren:​
  • In 16:9 als APS-High Definition
  • In 3:2 als APS-Classic
  • In 3:1 als APS-Panorama
Canon übernahm diese Bezeichnungen später für seine digitalen APS-H und APS-C Sensoren, wobei man sich allerdings nicht auf die Seitenverhältnisse, sonder eher die gedachte Anwendung bezog: High Definition für Profis, Classic für Konsumerprodukte.​
APS-H Sensoren sind 28,1 x 18,7 mm groß bei einem Seitenverhältnis von 3:2. Dies ergibt gegenüber dem Kleinbild einen Crop-Factor von etwa 1:1,3. Diese Sensorgröße wird inzwischen nicht mehr in neuen Produkten eingesetzt.​
APS-C-Sensoren sind sehr verbreitetet in digitalen Spiegelreflex-, als auch diversen spiegellosen Systemkameras. Ihre Größe ist je nach Hersteller ein wenig unterschiedlich, liegt aber meist bei 22,5x15 mm. Das Seitenverhätnis ist 3:2 und der Crop-Faktor liegt etwa bei 1:1,6. Sie liefern idR. hervorragende Bildergebnisse und bieten aktuell bis zu 44,4 Megapixel (Sigma sd Quattro H).​

DX
Das Pendant der Firma Nikon zu APS-C Sensoren. Die Größe liegt bei etwa 23,5 × 15,6 mm (+/- einige mm, je nach Modell). Das Seitenverhältnis ist 3:2 und der Crop-Faktor liegt etwa bei 1:1,5.​
Four Thirds (FT) / micro Four Thirds (mFT)
Seit 2003 von Olympus eingesetzt, entsprechen sie bei halber Bilddiagonale des Kleinbildfilms einem Crop-Faktor von 1:2, was knapp 22 mm sind. Als Seitenverhältnis wird oft, aber nicht ausschließlich, 4:3 genutzt. Das hat aber nichts mit der Namensgebung zu tun. Dieser leitet sich von 4/3" Vidicon-Röhren ab. Mehr zu Zollangaben und Vidicon-Röhren gibt weiter unten.​
Four Thirds Sensoren sind idR. 17,3 x 13 mm groß. Bei Multi-Aspect-Ratio Sensoren 18,9 × 14,5 mm. Sie bieten eine ähnlich gute Bildqualität wie APS-C Sensoren bei aktuell bis zu 20 Megapixeln (Panasonic Lumix GX8 / GX9 / G9 / GH5, Olympus OM-D E-M1 Mark II, PEN-F).​
micro Four Thirds bezeichnet bei Olympus und Panasonic vor allen Dingen das System der spiegellosen Systemkameras, welche wiederum Four Thirds Sensoren einsetzen. micro bezieht sich dabei auf das kleinere Auflagemaß - dem Maß zwischen Auflagefläche des Objektivs und dem Bildsensor, sowie den im Vergleich zum FT-System kleineren Kameras und Objektiven.​

CX / 1"
Dieses Format bezeichnet einen Sensor mit 13,2 x 8,8 mm. Er kam in den Nikon 1 (One) Systemen als CX und bei Sony als 1" Sensor zum Einsatz. Das Seitenverhältnis beträgt 3:2. Der Crop-Faktor ist 1:2,7.​

An dieser Stelle sei angemerkt, dass APS-C/DX Sensoren nicht unbedingt bessere Aufnahmen machen als FT Sensoren, nur weil sie physikalisch größer sind. Auch die Güte des Sensors und der nachgelagerten Bildwandler spielen eine wichtige Rolle. Eine preiswerte APS-C Kamera wird nicht zwangsläufig die technisch bessere Fotos liefern, als ein hochwertiges mFT System.


Sensoren mit Zoll-Angaben

Woher stammt die Zoll-Angabe und wie ist sie zu bewerten? Die heutige Zoll-Angabe für die Sensorgröße einer Kamera stammt ursprünglich aus den 50er Jahren und bezeichnet die Diagonale einer Vidicon Bildaufnahmeröhre und sind ein genialer Marketing-Schachzug der Elektronik-Industrie. Bei der Vidicon Bildaufnahmeröhre wurden ca. 2/3 des inneren Durchmessers für die tatsächliche Aufnahme des Bildes genutzt. Dies kann man sich ähnlich, wie bei einem Röhrenmonitor vorstellen: ein 19" Monitor z.B. wies nämlich idR. nur ein sichtbares Bild von 17" auf. Und genau so berechnen sich die reale Sensorgrößen einer digitalen Kamera. Besonders häufig anzutreffen, bei der Größenangabe von Superzoomern, Bridge- und Kompaktkameras. Auch der 4/3" Standard (Four Thirds) basiert auf dieser Angabe.

Meistens sind Sensoren im Zoll-Format mit einem Seitenverhältnis von 4:3 anzutreffen.

Ein Sensor hat angeblich 1/1,7"​
1 / 1,7 = 0,587
Davon nehmen wir nun 2/3​
0,587 / 3 *2 = 0,39"
Das macht umgerechnet 9,9 mm Diagonale.​
Nun nutzen wir ein wenig Phytagoras: http://de.wikipedia.org/wiki/Bildschirmdiagonale
Die Sensoren von Kompaktkameras sind meist im Seitenverhältnis 4:3 anzutreffen.​
Demnach folgt​
4 / 5 * 9,9 mm = 7,92 mm Breite​
3 / 5 * 9,9 mm = 5,94 mm Höhe​
Ich habe hier bewusst mit etwas abgerundeten Werten gerechnet, denn in der Realität fallen die Sensoren sogar noch etwas kleiner aus, als die exakte Berechnung.​
Auf diese Art kann man nun auch die Größen anderer typischer Sensoren errechnen:​
1/2,3" bedeuten ca. 5,9 mm Breite und 4,4 mm Höhe​
1/2,6" bedeuten ca. 5,1 mm Breite und 3,8 mm Höhe​
Ein Handy hat meist einen noch deutlich kleineren Sensor.​

4/3" Sensoren bezeichnen das Four Thirds Format, sind meist 17,3 x 13 mm groß und in spiegellosen Systemkameras von Olympus und Panasonic zuhause. Ausdrucke in DIN A2 stellen unter normalen Bedingungen kein Problem dar.​
1" Sensoren trifft ma in den besseren Edelkompaktkameras, wie der Sony DSC-RX100 (Mark I,II,II,IV,V,VI), oder Bridgekameras wie der Panasonic FZ1000, FZ2000. Dort sorgen sie für exzellente Aufnahmen, die sich vor einem Ausdruck in DIN A3+ auch bei etwas schlechteren Lichtverhältnissen nicht zu verstecken brauchen. In Nikons 1 (one) System kam 1" als CX Format zum Einsatz.​
2/3" Sensoren findet man aktuell nur in Kameras der Firma Fujifilm, wie in der Finepix XF1, X20 oder der Bridge-Kamera X-S1. Auch für sie sind A3+ Ausdrucke nichts, worüber man sich Sorgen sollte. Vor einigen Jahren nutzten besonders Bridge-Kameras (nicht Superzoomer) dieses Sensorformat. U.a. Sony DSC-F828, Olympus E-20P, Minolta Dimage 7.​
1/1,7" Sensoren wurden besonders häufig in den gehobenen Kopaktkameras eingesetzt. Z.B: in Panasonic Lumix LX-, Olympus XZ- / Stylus 1s, Canon S- und G-, sowie einigen Nikon P-Modellen. Sie bieten den besten Kompromiss aus geringer Größe, um kleine Kameras herzustellen, sowie brauchbarer Bildqualität für den gehobenen Anspruch. Ihre Leistung ist besser, als bei den meisten Kompaktkameras und bei guten Lichtverhältnissen ist ein DIN A3+ Ausdruck kein Problem. Bei dunkleren Momenten sind die Reserven allerdings schnell aufgebraucht. Inzwischen aber durch 1" und größere Sensoren verdrängt.​
1/2,3" Sensoren bilden das Groß der Kompaktkameras und Superzoomer. Sie sind klein, bieten aber eine noch vergleichsweise brauchbare Bildqualität. Bei ausgesprochen guten Lichtbedingungen können mit manchen Modellen ebenfalls Aufnahmen für DIN A3 gelingen. Doch weniger Licht resultiert schnell in weniger Bildqualität. Hohe Pixeldichten verschärfen dieses Problem zusätzlich und so sind es in der Regel dann doch schlicht Schönwetterkameras für den durchschnittlichen Anspruch, die besonders für Ausdrucke in 10x15 bis 13x18 cm gut und in manchen Fällen auch DIN A4 geeignet sind.​
Gerade in Superzoomern ist der 1/2,3" Sensor vertreten, denn er stellt den besten Kompromiss für die Hersteller dar eine kompakte, aber sehr Zoomstarke Kamera zu bauen. Schon ein 1/1,7" Sensor würde ein deutlich größeres Objektiv und somit mehr Gewicht, sowie Produktionskosten bedeuten. Darum sind Bridge-Kameras mit 2/3" oder 1" Sensor auch deutlich größer, schwerer und teurer.​
 
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Fortsetzung von Post 2

Pixelpitch


Sensoren sind teuer und der Preis einer Kamera steigt deutlich je größer der verbaute Sensor ist. Daher gibt es besonders im Konsumermarkt das Bestreben der Hersteller möglichst kleine Sensoren zu nutzen um Kosten zu sparen. Kleinere Sensoren bieten den Vorteil, dass man kleinere Objektive mit einem geringerem Abbildungskreis verwenden kann, was ebenfalls Kosten und Gewicht reduziert.
Andererseits steigern die Hersteller aber auch beständig bei vielen Modellen die Auflösung, also die Anzahl der verwendeten Pixel. Eine höhere Auflösung resultiert in der Theorie zwar in einer deutlicheren Abbildung des Motivs durch eine größere und feinere Darstellung, doch geht diese Rechnung nicht immer auf und es birgt einige Nachteile:

Wo eine höhere Pixelanzahl mit einem größeren und im Endeffekt feiner aufgelöstem Bild einhergeht verringert sich auf der anderen Seite der sogenannte Pixelpitch - das ist der Abstand zwischen den einzelnen Pixeln. Außerdem reduziert sich die Größe der lichtempfindlichen Zellen. Baut man nun sehr viele Pixel zu eng aneinander können sie die Lichtinformationen durch die Enge und geringe Größe nicht mehr sauber voneinander trennen, da die Lichtstrahlen tatsächlich größer sind, als die Abstände zwischen den Pixeln. Dies führt zu Fehlinformationen, Unschärfe, Matschbildung, Bildrauschen. Alles, was man eigentlich nicht auf einem Bild sehen möchte. Die Lichtempfindlichkeit nimmt zudem deutlich ab. Kleine Sensoren mit vielen Megapixeln neigen zu Matscheffekten und Bildrauschen. Dem wird dann versucht mit viel Elektronik in der internen Kamera-Nachbearbeitung entgegen zu wirken. Aber dies gelingt zum einen nur selten und ist zum anderen natürlich auch nur wenig Zielführend.


Teil 3: Zielsetzung

Wir haben nun gelernt, dass gute Objektive und gute Sensoren auch gutes Geld kosten. Und, dass man mit weniger Pixeln auf kleinen Sensoren bessere Bildergebnisse erzielen könnte. Trotzdem bauen die Hersteller immer mehr Megapixel in die Kameras für Konsumenten ein ... und nach der bisherigen lektüre dürfte man sich fragen:

Warum in aller Welt tun die Hersteller das?


Marketing

Man kann nur vermuten, dass viele Megapixel, ähnlich dem Megaherz-Wahn bei Computern, als Verkaufsargument dienen sollen. So lange die Sensoren groß genug sind, dass die Lichtstrahlen sauber voneinander getrennt eingefangen werden, funktioniert dies auch. Doch wie bereits bei den Objektiven erwähnt: Es gibt einen Preis für eine Kamera, den die Marketingabteilung vorgibt und dieser darf nicht überschritten werden.
Dennoch will man natürlich mit etwas besonderem aus der Masse heraus stechen und die anderen Hersteller übertrumpfen. Oder mit den großen Systemkameras aus eigenem Hause mithalten um dem Käufer zu suggerieren er erwerbe ähnliches. Denn, wenn die teure DSLR eines Herstellers 28 Megapixel besitzt, warum sollte der Kunde einer Kompaktkamera ein Modell mit nur 12 Megapixel kaufen wollen? Viele Käufer entscheiden sich lieber für das Modell mit der größeren Zahl, da ihnen die technischen Hintergründe unbekannt sind. Sowohl der Kunde als auch der Hersteller gehen somit Kompromisse ein. Der Kunde oft unbewusst, den Herstellern unterstelle ich an dieser Stelle Absicht. Sei es aus Zugzwang oder Eigeninitiative.
Die meisten Hersteller haben inzwischen erkannt, dass nicht jeder Kunde dies wünscht, dennoch nicht bereit ist gleich zu einer DSLR/DSLM oder ähnlichem zu greifen. Auf diese Weise konnten Oberklasse-Modelle mit größeren Sensoren und kleinerer Pixelanzahl etabliert werden - auch eine Idee neue Produktlinien zu platzieren.


Fazit für den Suchenden

Neben der Größe des Sensors ist also auch die Anzahl der Pixel entscheidend, denn je mehr Pixel auf einer Fläche untergebracht werden, desto enger liegen sie beieinander und desto kleiner fallen die lichtempfindlichen Zellen aus. Der Abstand zwischen den Pixeln, der Pixelpitch, schrumpft und das Resultat ist eine höhere Anfälligkeit für Bildrauschen und Fehlinformationen. Darüber hinaus ist die Verwendete Sensortechnologie entscheidend. Es nutzt nichts einen alten Sensor mit wenig Megapixeln zu nehmen, wenn neuere Technologien trotz höherer Packdichte bessere Resultate erzielen (CCD vs. BSI CMOS).

Dies gilt ebenso für große mFT, APS- und Kleinbildsensoren, wie für die, der Kompaktkameras. Es ist immer die Entscheidung zwischen dem besten Kompromiss, oder der größtmöglichen Leistung.
Doch wo bei großen Sensoren noch ein gewisser Spielraum herrscht, ist das Thema im Kompaktkameramarkt inzwischen besonders relevant, denn hier sind bereits seit einiger Zeit die physikalischen Grenzen überschritten.

Wenn man sich überlegt, dass mancher Hersteller auf einen 1/2,3" Sensor inzwischen 20 Megapixel, also 20.000.000 lichtempfindliche Zellen quetscht, kann man nachvollziehen, warum die Bildqualität des sehr kleinen, vollkommen überladenen Sensors nicht an einen größeren heran kommt. Und es leuchtet auch ein warum weniger Megapixel durchaus mehr sein kann.

Als Faustregel gilt: Kameras mit größerem Sensor bieten idR. die bessere Bildqualität. Je kompakter eine Kamera und je größer ihr Zoombereich sein soll, desto kleiner muss auch der verwendete Sensor werden. Bei großen Brennweiten, also starkem Tele, wird das Licht stark gebündelt und kann nur auf einen kleinen Sensor treffen. Andernfalls müsste das Objektiv und auch meist die Kamera wieder größer ausfallen.

Die Crux der Hersteller: Viel Zoom bei annehmbaren Preis und Baugröße sind sehr beliebte Produkte, aber es bedeutet auch einen kleinen Sensor zu verbauen. Ein großer Sensor hingegen bedeutet entweder wenig Zoom oder eine größere Kamera. Dies spiegelt sich dann natürlich in den Kosten wieder.

Will man sich eine Kamera mit kleinem Sensor kaufen, sollte man auf die Auflösung achten und diese nicht zu hoch wählen. Gerade bei Kompaktkameras sollte man versuchen einen Sensor mit nicht mehr als 12 bis 14 Megapixel zu erwischen. Optimaler sind Modelle mit 1" Sensor - wenn es das Budget her gibt.

Aber diese Konstellation gehört schon zur gehobenen bzw. Premium-Klasse. Die Regel sind inzwischen 16 bis 20 Megapixel bei 1/2,3". Leider.


Orientieren am Ergebnis

Es stellt sich natürlich die Frage - was mache ich eigentlich mit den fertigen Bildern? Sind wir doch ehrlich - was nutzt einem ein Vollformat-Sensor und die teuersten Objektive, wenn man seine Bilder nur am heimischen FullHD TV (1920 x 1080 Pixel = 2,1 Megapixel!) betrachtet, oder sich vielleicht Abzüge auf 10 x 13 cm vom Drogeriemarkt gönnt?
Richtig, nicht viel!

Dank dem Einzug von 4K Bildschirmen sind wir inzwischen schon bei 8,3 MPx angekommen. Das ist aber noch immer von 20 MPx weit entfernt.

Andererseits gibt es die Fraktion, die mit einer günstigen Kompaktkamera fotografieren und dann das Bild bei 200% Vergrößerung auf dem 27" Monitor begutachten - und schockiert sind. Auch hier stimmt das Verhältnis von Erwartung zu Ausrüstung nicht.

Es gilt also zunächst einmal die eigenen Erwartungen zu überlegen und was man gedenkt mit den Bildern zu tun und daran die Kamera bzw. Ausrüstung anzupassen.
Ich kann ohne schlechtem Gewissen behaupten, dass man ein bei Tageslicht fotografiertes Bild einer guten Kompaktkamera mit 1/2,3" Sensor und 12 bis 14 Megapixeln gut auf DIN A3 ausdrucken kann, ohne enttäuscht zu werden. Jede dunklere Lichtsituation, wie Innenräume oder Dämmerung sind aber zum Scheitern verurteilt und dürften nur noch für 10x13 Ausdrucke reichen.

Es gilt sich zu überlegen, ob man oftmals so fotografiert, dass man Ausschnitte eines Bildes benutzen wird. Wer seine Bilder oft beschneidet sollte in Sensoren mit mehr Megapixeln, also höherer Auflösung investieren. Natürlich entsprechend der oben genannten Problematik, ist dann auf die Sensorgröße zu achten. Je mehr Auflösung, gewünscht ist, desto größer sollte der Sensor sein.

Werden die Bilder in dunkleren Lichtsituationen erzeugt, kann nur ein großer Sensor mit einer nicht zu hohen Auflösung die Wahl sein. Denn nur so wird er viel Lichtempfindlichkeit besitzen. Eine Kamera mit 1" Sensor kann schon gut für leichtes Dämmerlicht eingesetzt werden.

Wo Bridgekameras mit 2/3" bzw. 1" eine gute Kompromisslösung bieten, haben die heutigen Superzoomer, also Modelle mit sehr viel Zoombereich, in der Regel leider auch nur kleine 1/2,3" Sensoren, um die großen Brennweiten der Teleobjektive realisieren zu können. Die qualitativen Unterschiede fallen dabei zwischen manchen Herstellern durchaus schichtbar aus, doch kann keiner über den kleinen Sensor hinwegtäuschen.
Wer also eine alles-in-einer-Kamera Losung anstrebt, sollte sich möglichst an Bridgemodellen wie Panasonic FZ2000 oder Sony RX10 III orientieren, wenn er eine ansprechende Bildqualität erwartet und seine Fotos auch mal größer als DIN A3 ausdrucken will.

Entscheidet man sich dafür großartige Momente ebenso großartig festhalten zu wollen, um sie vielleicht einmal in DIN A2 oder A1 als Poster zu drucken, in größerer Dämmerung oder sogar bei Dunkelheit fotografieren zu wollen, oder einfach eine deutlich bessere Qualität zu erhalten, bleibt nur der Griff zu den spiegellosen Systemkameras ab dem 4/3" mFT Sensor und darüber hinaus zu APS- oder Kleinbildformat-Kameras.

Bedenke:

Ein Bild wirkt für den Betrachter nur in seiner Gesamtheit. Und dies entspricht einem Betrachtungswinkel von ca. 30°. Dies bedeutet also Abstand zu haben und nicht in das Bild zu kriechen. Auch wenn es noch so viel Spaß macht Pixel zu zählen.



Künstlerische Gestaltung

Will man bestimmte gestalterische Freiheiten nutzen können, hat dies direkte Auswirkungen auf die zu nutzenden Kameras und Komponenten.

Tiefenschärfe
Oft sieht man diese Bilder, auf denen das Motiv sehr scharf, aber der Hintergrund stark verschwommen wirkt. Oder der Vordergrund unscharf, ein Mittelbereich scharf und der Hintergrund wieder unscharf dargestellt ist.​
Der scharfe Bereich nennt sich Tiefenschärfe. Manche bestehen auch auf die Bezeichnung Schärfentiefe. Beides ist richtig und Wortklauberei, was nun "richtiger" ist. Damit kann man ganze Foren füllen. Ich sage jedenfalls Tiefenschärfe dazu. Der verschwommene Effekt mit Zerstreuungskreisen wird "Bokeh" genannt. Das Bokeh wird durch die Optik bestimmt, die Tiefenschärfe wiederum ist von Sensor, Brennweite, Blende und Abstand zum Motiv abhängig. Die Art ein Motiv so heraus zu stellen nennt sich freistellen.​
Der Trick eines solchen Bildes besteht darin, den Schärfebereich auf einen sehr kurzen Bereich zu reduzieren und somit eine sehr geringe Tiefenschärfe zu haben - wo hingegen bei hoher Tiefenschärfe ein großer Bereich scharf abgebildet wird.​
Wie erreicht man eine geringe Tiefenschärfe?
Drei Dinge sind dazu notwendig:​
  • möglichst kurzer Abstand zu dem scharf abzubildendem Motiv
  • eine hohe Brennweite, am besten ab 85mm KB
  • eine möglichst große Blendenöffnung (kleine Blendenzahl und lichtstarkes Objektiv)
Der Effekt der Unschärfe ist außerdem noch von der Sensorgröße abhängig. Je größer der Sensor, desto deutlicher der Unschärfe-Effekt durch eine kürzere Tiefenschärfe. Mit Kompaktkameras ist es schwierig solch eine Foto zu erzeugen. Insbesondere, weil viele Kompaktkameras keine Möglichkeit bieten, selber eine Blende auszuwählen und in den höheren Brennweiten nicht sonderlich lichtstark sind. Manche bieten immerhin ein Portrait-Motiv-Programm.​
Mit den besseren Kompakten ab 1" Sensor und lichtstarken Objektiven kann man schon erste sichtbare Ergebnisse erzielen, doch überzeugend wird es erst mit größeren Sensoren, wie z.B. von spiegellosen Systemkameras und DSLRs, oder besonderen Edel- und Luxuskompakten mit großen mFT/APS-C Sensoren.​
Belichtungszeit
Während mit der Blende die Tiefenschärfe beeinflusst werden kann, ist die Aufnahmedauer, die Belichtungszeit, ausschlaggebend um Bewegungen in einem Bild einzufrieren, oder auszuprägen.​
Die Wirkung ein und des selben Motivs kann so völlig unterschiedlich sein.​
Eine lange Belichtungszeit lässt Bewegungen fließend wirken. Regen zieht z.B. Striche auf dem Foto, weil sich die Wassertropfen während der Belichtung des Sensors bewegen. Oder die Bewegungen der Gezeiten werden zu einem Nebel, der über den Strand gleitet.​
Eine kurze Belichtungszeit hingegen lässt die Regentropfen quasi in der Luft eingefroren stehen bleiben, da sie sich in der kurzen Zeit der Belichtung nicht weit bewegt haben. Oder man erkennt nun jede Welle des Meeres und die Schaukronen.​
Kurze Belichtungszeiten sind besonders wichtig für die Sportfotografie, bei dem sich schnell bewegende Objekte festgehalten werden. Autorennen, Fußball, Luftakrobatik z.B. Aber auch hier kann man variieren und z.B. längere Belichtungszeiten mit Nachziehen der Kamera auf dem Motiv nutzen, was das Motiv einfriert, aber den Hintergrund in Bewegung versetzt. Doch Vorsicht - je kürzer die Belichtungszeit, desto weniger Licht fällt auf den Sensor! Wird es zu dunkel, muss eine kleinere Blende, oder ein lichtstärkeres Objektiv gewählt werden.​


Um also einen Tiefenschärfeeffekt und Bewegung im Motiv steuern zu können, ist beim Kamerakauf also darauf zu achten, dass man Blende und Belichtungszeit manuell vorgeben kann, oder passende Motivprogramme für Sport, Portrait und Langzeit vorhanden sind. Besser ist aber in die manuelle Kontrolle, statt einer Automatik.

Wenn Sportfotografie ein Thema ist, müssen hohe Kosten eingeplant werden, denn um die kurzen Verschlusszeiten auch in Sporthallen zu garantieren sind große Sensoren und lichtstarke Teleobjektive gefragt. Teleobjektive, weil sich der Fotograf meist vom Geschehen weiter weg befindet. Professionelle Sportfotografie verschlingt schnell mehrere tausende Euro.


Die Bedienung und die Mitnahme-Bereitschaft

Die tollste Kamera ist Nutzlos, wenn es keinen Spaß macht sie zu benutzen, oder mit zu nehmen.
Wenn sie nicht gut in der Hand liegt, Funktionen nur schwer erreichbar sind, nimm die Lust die Kamera zu benutzen ab.
Schon viele Kameras sind im Schrank zu Staub verfallen, weil der Käufer zwar auf die vielen tollen Funktionen, aber nicht auf die persönliche Benutzerfreundlichekeit geachtet hat. Man sollte also nicht nur die technischen Fähigkeiten einer Kamera vor dem Kauf in Erfahrung bringen, sondern sie auf jeden Fall auch in der Hand halten und in Ruhe ausprobieren, um heraus zu finden, ob einem die Form und Bedienung zusagt. Die Kamera sollte in jedem Fall über mehrere Minuten gut in der Hand liegen, die Bedienung schnell und intuitiv klar sein.

Man kann sich überlegen, welche Situationen man schon einmal fotografiert hat und sich in dem Moment vielleicht eine Funktion dazu gewünscht hat, weil das letzte Ergebnis nicht überzeugte.
Manche Kameras bringen diverse Spaß-Programme mit, welche einmal benutzt zu immer neuen Möglichkeiten reizen. Vieles, was anfangs Unnötig erscheint, macht später doch noch Freude, wenn man Experimentierfreudig wird.

Außerdem sollte man bereit sein, sie samt Zubehör zu allen Anlässen mit zu nehmen.
Eine DSLR, samt Tasche, Wechselobjektiven von Weitwinkel bis Tele und Stativ ist z.B. im vollen Stadion, oder im Sea-Life eher unangebracht. Die 50 Euro Knipse hingegen in beiden Fällen eher Nutzlos.



Die Empfehlung:

Es hängt alles sehr, sehr stark davon ab, was man mit seiner Kamera machen möchte.

Zusammengefasst in:

  • Was
  • Wo
  • Wie
  • Wann
man fotografiert.

Zum Glück nicht warum? ;)

Aber schon die Beantwortung dieser vier Fragen hilft einem, die richtige Entscheidung zu treffen!

Was will ich fotografieren? Tante Erna, das Auto, Haus, Frau, Kind, Pferd und Boot, Tiger im Zoo, die Augen eins Insekts?
Wo will ich fotografieren? In einem Gebäude, unter Wasser, in der Wüste?
Wie will ich fotografieren? Mit Stativ, einer Hand oder beiden, an einem Seil hängend, beim laufen, fahren, segeln?
Wann will ich fotografieren? Morgens, mittags, abends, nachts und zwischendurch auch?

Und manches mal stellt sich heraus, dass dies nicht Kompromisslos mit einer Kamera möglich ist. Entweder geht man also die entsprechenden Kompromisse ein, oder entscheidet sich dazu mehrere Systeme zu nutzen.

Auch mit Kompaktkameras kann man gute Fotos machen. Es ist alles eine Frage der Ansprüche und dem, was man am Ende damit machen möchte. Richtig starke Freistellung lässt sich mit preiswerten Kompaktkameras nur ungenügend erreichen. Dafür muss man nicht immer so viel mit sich herum tragen. Hochwertige Kompaktkameras bieten einen guten Kompromiss in der Bildqualität und Größe. Aber auf große Zoombereiche muss man hier verzichten. Das ist die Stärke der Reisezooms und Superzoomern. Während Erste vor allem durch eine kleine Bauform punkten, bieten Zweite oft mehr Brennweiten, manuelle Funktionen und eine DSLR-ähnliche Form, was vielen Nutzern gefällt. Doch ihre Sensoren sind nicht größer, als die, der üblichen Kompaktklasse.

Sony RX100 Mark III, IV, V, VI
Fuji X20, X30 XF10
Panasonic Lumix DC-TZ202
Panasonic Lumix LX-100II
Canon G X7 II

Bridgekameras sind zeitweise selten geworden, doch inzwischen besinnen sich einige Hersteller auf deren optimalen Kompromiss aus Größe und Leistung und bieten wieder Modelle an. Da sie einen größeren Sensor als die meisten Kompakt-, Reise- und Superzoomkameras haben, bieten sie auch mehr Reserven für dunklere Situationen und bessere Bildqualität. Sie sehen oft wie DSLR Kameras aus und ihre Handhabung ist ähnlich. Sie bieten viele Funktionen, sowie einen, meist elektronischen, Sucher. Jedoch fehlt die Möglichkeit das Objektiv wechseln zu können, was dank des großen Zoombereichs aber nicht notwendig ist. Bridgekameras sind in jedem Fall Kompromisslösungen! Sie können vieles gut, dafür meist nichts davon professionell. Jedoch sind sie dafür eine sehr attraktive all-in-one-Lösung.

Sony RX10 II, RX 10 III, IV
Panasonic FZ1000, FZ2000, FZ400

Spiegellose Systemkameras und DSLRs bieten mit Wechselobjektiven und großen Sensoren deutlich mehr Flexibilität bei höherer Qualität. Man kann sich seinen Ansprüchen entsprechend ausstatten. Man muss, je nach Geldbeutel, nicht einmal die Kompromisse von Kompakt- oder Bridgekameras eingehen. Die großen Sensoren bieten sehr gute Bildergebnisse, auch bei wenig Licht. Man ist aber gezwungen mehr Material mit sich herum zu tragen, insbesondere dann, wenn man große Zoombereiche abbilden möchte, wie sie z.B. eine Bridgekamera bietet.

MILC/EVIL
Fujifilm X-T3 / X-E3 / X-T30
Olympus OM-D E-M10 Mark II / III / E-M1 Mark II
Panasonic G90 / GX9 / G9
Sony A6500 / A7 II, A 7 III
Canon EOS M50
Nikon Z6

DSLR
Nikon D7500
Canon EOS 800D
Pentax K70

Und was kommt dann?

Wenn Du Deine Kamera gekauft hast, geht es hier weiter:

Ratgeber für Einsteiger -> Du hast also eine Digitalkamera gekauft - und nun?



Ich hoffe es war Hilfreich und danke fürs Lesen.
 
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Historie

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Version 2.3, Dezember 2018
Kameramodelle den aktuellen Marktsituationen angepasst

Version 2.2, August 2015
Kameramodelle den aktuellen Marktsituationen angepasst

Version 2.1, Juli 2014
Bridgekameras der aktuellen Marktsituation angepasst.

Version 2.0, Juni 2013
Stark erweitert und komplett überarbeitet, Fotos hinzu gefügt, Podcast erstellt

Version 1.3, August 2012
Korrekturen, Erweiterung und Zusammenfassung APS

Version 1.2, Juli 2012
Superzoomer überarbeitet

Version 1.1, Juni 2012
Empfehlungen, Lichtstärke korrigiert

Version 1.0, Mai 2012
Artikel erstellt


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Spezialartikel DSLMs

Als Ergänzung hier noch eine ausführlichere Information zum Thema "spiegellose Systemkameras", welche seit 2009 den Markt immer mehr erobern und in Deutschland inzwischen knapp 1/4 der Gesamtverkäufe digitaler Systemkameras ausmachen. Quelle

Stand: Oktober 2014



Warum spiegellose Systemkameras?

Die Idee hinter den spiegellosen Systemkameras - im Folgenden nur DSLM (Digital Singe Lens Mirrorless) genannt - war es, einen Fotoapparat mit geringerem Gewicht und kompakterer Bauweise, aber ähnlich hoher Bildqualität und der Flexibilität einer digitalen Spiegelreflex Kamera - im Folgenden nur DSLR (Digital Singe Lens Reflex) genannt - zu konzipieren. Sie sollen einerseits für Aufsteiger aus dem Kompaktkamera-Segment dienen, andererseits jene DSLR Nutzer entlasten, die weniger Gewicht und Volumen herumtragen möchten.

Viele Nutzer von Kompakt- oder Bridgekameras wünschen sich oft eine bessere Bildqualität, was jedoch einen größeren Sensor bedingt, als er idR. in Kompakten und Superzoom-Modellen zu finden ist.
Größere Sensoren waren bis zum Jahr 2008 fast ausschließlich in DSLRs zu finden. DSLRs bauen jedoch ziemlich groß. Ihre Objektive sind, je nach Modell, ebenfalls nicht immer kompakt. Man war also gezwungen deutlich mehr Gewicht und Volumen mit sich herum zu tragen, wollte man bis dato eine bessere Bildqualität haben.
Alternativ konnte man zu Bridge-Kameras greifen, welche größere Sensoren als bei den Kompakten boten, aber noch immer nicht an die der DSLRs heran reichten. Dazu sei gesagt, dass der Bridge-Markt derzeit ein Revival erlebt und auch dort wieder interessante Modelle mit 1" und sogar APS-C Sensoren auf Kundenfang gehen. Bei Bridgekameras sind aber die Objektive nicht austauschbar, weshalb man relativ unflexibel ist. Lediglich durch Zusatzaufsätze kann man dieses Problem zu Lasten der Lichtstärke und/oder Bildqualität etwas entschärfen. Speziallinsen wie 1:1 Makros, Ultra-Weitwinkel oder Fischaugen (Fisheye) realisiert man damit aber meist nicht ansprechend. Somit war DSLR Benutzern, welche kleinere und leichtere Systeme nutzen wollten, nur durch Einbußen in der Bildqualität und Flexibilität zu helfen.

Hier setzen nun die DSLMs an und positionieren sich zwischen Kompakt/Bridge und DSLR.


Was ist eine DSLM genau?

Betrachten wir zunächst den offensichtlichsten Unterschied einer DSLM zur DSLR - die Größe. In einer DSLR Kamera befindet sich ein Schwingspiegel, welcher das analoge Bild des Objektivs über ein Prisma zum Sucher überträgt. Dort sieht der Fotograf also analog in etwa, was später auf den Sensor gelangt. Zudem lenkt der Spiegel das Bild auf die Autofokus-Sensoren, welche das Motiv scharf einstellen. Löst der Fotograf aus, klappt der Spiegel idR. nach Oben weg und gibt den Weg für das Licht durch den dahinter liegenden Verschluss auf den Sensor frei. Das benötigt natürlich eine Menge Platz im Kameragehäuse, damit der Spiegel bewegt werden kann. Dadurch sind DSLRs recht dick, da Sensor, Verschluss und Schwingspiegel Platz benötigen.

Im Jahr 2008 stellten Olympus und Panasonic nun ein Kameraformat vor, in dem genau dieser Schwingspiegel fehlt. Genannt wurde es - analog zum bereits existierendem FourThirds (FT) Standard - microFourThirds (mFT). Der mFT-Standard ist ein Konsortium aus mehreren Kamera- und Objektivherstellen, sodass es für dieses System Kameras von mehreren Herstellern gibt. In der Welt digitaler Consumer-Kameras ein Novum*.
* Zu analogen Zeiten gab es Ähnliches mit dem Pentax K und M42 Bajonett.

Durch das Nichtvorhandensein des Schwingspiegels bauen diese spiegellosen Systemkameras deutlich schmaler als eine DSLR. Das sogenannte Auflagemaß, das Maß zwischen Befestigungsfläche des Objektivs und dem Sensor, wurde deutlich verkürzt. Dadurch können neben den Kameragehäusen auch erheblich kleinere Bauformen bei den Objektiven erzielt werden.

Ohne den Spiegel gibt es aber kein analoges Bild für einen Sucher. Um dies zu kompensieren sieht der Fotograf das Live-Bild des Sensors entweder nur auf dem Kameradisplay oder optional in einem elektronischem Sucher, dem EVF (Electronic Viewfinder).


Dieses Prinzip, schmale, handliche Kameras anbieten zu können wurde schon Bald von anderen Herstellern übernommen und so bekommt man derzeit DSLMs von Blackmagic*, Canon, Fujifilm, Kodak*, Leica*, Nikon, Olympus*, Panasonic*, Pentax, Richo, Samsung und Sony. Manche Hersteller wenden sich inzwischen komplett vom Spiegel und den DSLRs ab und bieten nur noch DSLMs an.
* Mitglied des mFT-Konsortiums

Wie bereits erwähnt unterscheidet man bei den DSLMs zwischen zwei Bauformen: Kameras mit und ohne EVF. Während die erste Kategorie starke Ähnlichkeiten mit Kompaktkameras haben, da sie idR. nur ein großes Display für den Live-View auf der Rückseite besitzen, erinnert die zweite Art an verkleinerte DSLRs. Über dem Display, bei einigen Modellen auch zur Seite versetzt, befindet sich der hochauflösende EVF. Er ist eine miniaturisierte Version des Displays und zeigt neben dem digitalen Live-Bild ebenso alle Informationen zu Blende und Belichtung, Histogramm, auf Wunsch Hilfslinien und vieles mehr an. Inzwischen beträgt die Auflösung dieser Sucher meist 2 MPx (RGB Auflösung 1024*768) und mehr. Sie zeigen eine 100% Darstellung des Motivs, was die wenigsten DSLRs bieten, welche meist einen kleineren Bildausschnitt darstellen, als er am Ende auf dem fertigen Bild zu sehen ist.

Mittels Display und EVF lässt sich bereits eine Vorschau des Motivs nebst Tiefenschärfe, Weißabgleich, Effekten und Filter anzeigen, noch bevor das eigentliche Foto gemacht wird, was die Bildkomposition dramatisch vereinfacht. EVFs und Live-View funktionieren auch noch bei Dämmerung gut und können dem Fotografen auch dann noch ein brauchbares Bild anzeigen, da sie das Motiv elektronisch langzeitbelichtet bzw. aufgehellt darstellen können. DSLR Nutzer müssen beim Sucher mit dem Licht auskommen, das durch das Objektiv fällt oder auf das Display und Live-View umschalten.


EVF und Display können aber noch mehr. Für den manuellen Fokus oder die Fokuskontrolle vergrößern die meisten Systeme den Bildausschnitt um das 5 bis 14-Fache und bieten teils auch das sogenannte Fokus-Peaking, bei dem die Schärfeebene mit einer Kontrastfarbe dargestellt wird, wodurch eine sehr genaue Möglichkeit besteht den Fokuspunkt exakt zu bestimmen.

Viele Aufsteiger von Kompaktkameras kaufen in der Regel eine DSLM ohne EVF, da diese zum einen günstiger sind, zum anderen kennen sie die Bedienung mittels Display von den Kompaktkameras und sind dies gewohnt. Besitzer einer Bridgekamera werden wohl zu einem Modell mit EVF greifen, da sie diesen bereits von ihren Kameras kennen. Wer Sport-, oder Actionfotografie betreiben will, sollte sich möglichst um einen EVF bemühen. Bei manchen Modellen der "kompakten" Kategorie kann solch ein elektronischer Sucher über einen entsprechenden Anschluss nachgerüstet werden. Olympus und Panasonic bieten beispielsweise Aufsteck-EVFs, welche sogar stufenlos im Winkel verstellt werden können. (Ein von Olympus zeitweise vertriebener rein optischen Sucher kann vernachlässigt werden, da er zu speziell war).

Es wird in diesem Zusammenhang gerne angeführt, dass das Live-Bild des Sensors verzögert angezeigt wird, was bei Modellen der ersten Generationen aus den Anfangszeiten bis um 2011 sicherlich negativ auffällt, aber durch stete Weiterentwicklung auf heutige Generationen nicht mehr zutrifft. Derzeit beträgt die Verzögerung des EVF einer Olympus OM-D E-M1 mit Firmware 2.0 nur noch 16ms, was nicht mehr verzögernd wahrgenommen werden dürfte.


MILC & EVIL

Diese beiden Begriffe stehen für die zuvor besprochenen zwei Kategorien der DSLMs.
MILC steht für Mirrorles Intechangeable Lens Camera und bezeichnet die Modelle ohne EVF.
EVIL für Electronic Viefinder Interchangeable Lens und dementsprechend für Kameras mit EVF.


Thermisches Rauschen und Live-View

Sensoren werden durch lange Benutzung warm, was zu erhöhtem Bildrauschen führt. Dies gilt für Kompaktkameras ebenso wie für die Live-View Funktion von DSLRs. Dort war dieses Verhalten zuerst auffällig, denn lange Zeit wurden in DSLRs nur CCD Sensoren eingesetzt, welche deutlich anfälliger für thermisches Rauschen sind.
In den heutigen DSLMs und ebenso bei vielen DSLRs kommen inzwischen CMOS und auch BSI CMOS Sensoren zum Einsatz, welche weniger anfällig für diesen Effekt sind. Gleiches gilt für Kompaktkameras die ja auch einen permanenten Live-View nutzen. Deren sehr kleine Sensoren müssten dafür noch deutlich empfänglicher sein.
Da viele Kameras inzwischen auch eine Videofunktion beinhalten und Aufnahmen von bis zu 29 Minuten ermöglichen, kann davon ausgegangen werden, dass sich dieser Effekt bei normalen Anwendungen kaum noch auf die Bildqualität auswirkt.

Ebenfalls haben sich die modernen Rauschfilter weiter entwickelt. Lediglich bei hohen ISO Werten und sehr langen Belichtungszeiten tritt Sensorrauschen noch störend in Erscheinung. Dabei aber unerheblich, ob es sich um eine DSLR oder EVIL handelt. Bei hohen Lichtempfindlichkeiten werden die Rauschfilter stark zurück genommen und die Empfindlichkeit für Störungen steigt stark an. Wer auf "Nummer Sicher" gehen will, z.B. in der Makro-Fotografie, welche oft sehr lange Einstellungszeiten benötigt, kann aber einfach die Kamera einige Minuten ruhen lassen, bevor er das Foto aufnimmt, denn dabei kommt es idR. nicht auf ein paar Minuten an.
Moderne Kameras arbeiten bei Langzeitbelichtungen auf Wunsch nach dem Foto noch einmal über die gleiche Belichtungszeit den Sensor ab, um das Rauschen zu identifizieren und aus der Langzeitbelichtung heraus zu rechnen. Für die Langzeit-Sternenfotografie sollte diese Funktion abgeschaltet werden um Wartezeiten und somit Unterbrechungen der Sternenbahnen zu vermeiden. Aber auch hier hat der erste Hersteller ein neues Verfahren entwickelt um dem Problem zu begegnen. Mit Live Composite von Olympus wird zunächst die Grund-Belichtungszeit festgelegt die für ein richtig belichtetes Bild notwendig ist und sofort eine Schwarzaufnahme über diese Zeit erstellt um das Rauschen zu identifizieren. Dann kann man das eigentliche Foto machen. Auf dieses Bild setzt man im nächsten Schritt auf. Um Sternenspuren zu erzeugen werden nach der Grundbelichtung beliebig viele Wiederholungen über die gleiche Belichtungszeit gemacht. Der Clou: es werden nun nur noch die helleren Bildpunkte als bei der Grundbelichtung aufgezeichnet. Heller überschriebt also dunkler und alles andere wird verworfen. Bewegt sich ein Stern wandert er zu einem Pixel, der vorher dunkel war. Dieser wird nun als "heller" in die Belichtung übernommen. Da sonst keine Informationen aufgezeichnet werden, weil nichts anderes heller als zuvor war, entsteht auch kein weiteres Bildrauschen.
Außerdem haben Kameras heutzutage idR. auch eine Auto-Off-Funktion, mit der Sensor und Displays nach einer bestimmten Zeit abgeschaltet werden, um Batteriestrom zu sparen. Beim antippen des Auslösers wird der Sensor dann wieder aktiviert. Es ist davon auszugehen, dass die wenigsten Fotografen mit durchgehend eingeschalteter Kamera umherlaufen und dabei permanent auf das Display oder durch den Sucher blicken.


Bildqualität

Ebenso wie es bei den DSLRs Einsteiger-, Amateur-, Semi-Pro- und Profi-Modelle gibt, sind eine Vielzahl verschiedener DSLMs für unterschiedliche Ansprüche erhältlich. Die meisten Modelle positionieren sich im Consumer Markt. Oft ist die Bildqualität jeder Kategorie vergleichbar mit der entsprechenden DSLR Sparte.
In den DSLMs von Fujifilm, Samsung, Sony und Canon arbeiten die gleichen Sensoren, wie sie in DSLRs zu finden sind.
Ausnahmen bestätigten natürlich diese Regel. Olympus und Panasonic vertrauen auf den 4/3" Sensor im Format von ca. 17,5x13mm und setzen die aktuellen Generationen meist flächendeckend über alle Modelle ein. Somit bekommt man dort die gleiche Bildqualität über eine Modellpallette hinweg. Unterschiede gibt es dann nur noch in Haptik und Ausstattung.
Nikon setzt wiederum auf 1" Sensoren mit dem relativ kleinem Format 13,2 x 8,8mm und nennt dies dann CX. Diesem muss man leichte Abstriche bei der Bildqualität gegenüber den größeren Sensoren bescheinigen. Aber nur weil ein Sensor etwas kleiner ausfällt, heißt dies nicht, dass die Bildqualität eklatant schlechter sein muss. Andere Faktoren, wie die Pixeldichte (Pixelpitch), der Signalprozessor, die Güte des Sensors, als auch des eingesetzten Objektivs spielen allesamt eine Rolle.
Dann gibt es noch die besonders klein ausfallenden DSLMs von Pentax, die Q-Serie, welche nur einen 1/2,3" Sensor einsetzen, wie er in Kompaktkameras steckt. Das hier keine Verbesserung der Bildqualität zu Kompaktkameras mit gleichem Sensor zu erwarten ist, dürfte einleuchten. Hier besteht der einzige Vorteil darin Objektive tauschen zu können.

Aber auch die Auswahl an Semiprofessionellen Modellen steigt ständig. Beispiele sind hier die Olympus OM-D E-M1, Panasonic Lumix GH4, Samsung NX1, und Sony A7.

Fazit: Eine Endgültige Aussage über die Bildqualität kann nur eine Messung und der Bildvergleich in einem Portal, wie z.B dpreview.com (en), dkamera.de, digitalkmara.de etc. sowie der Selbstversuch bieten. Pauschalaussagen gelten hier also nicht!

In diesem Zusammenhang sollte sich ein jeder Fotograf bewusst werden, wie er seine Bilder weiterverarbeiten und ausgeben möchte.


Objektive und Adapter

Jedes noch nicht etablierte System kämpft in der ersten Zeit mit einer recht geringen Anzahl verfügbarer Objektive. Jedoch sind DSLMs inzwischen voll am Markt angekommen und den Herstellern ist bewusst, dass sich der Benutzer nicht mit einem Standard-Kit-Objektiv zufrieden gibt. Die Pioniere der DSLM-Generation bieten inzwischen eine Fülle an Objektiven zu ihren Systemen an.
Während Panasonic und Olympus zusammen für das mFT System 42* hauseigene Objektive anbieten, sind es bei Sony für das E-Bajonett derzeit 22* inklusive Zeiss Gläsern. Fujifilm hat 16* hauseigene Objektive im Angebot und bei Nikon sind es 13* für das "1" System.
Die Zahl wächst stetig und der Dritthersteller-Markt kommt auch allmählich in Fahrt. Voigtländer, Sigma, Walimex, SLR Magic und Tokina bieten 18* weitere Objektive für das mFT System an.
* stand Oktober 2014

Aber es gibt noch eine Besonderheit, welche Systemkameras letztendlich außerordentlich attraktiv macht: Durch das geringe Auflagemaß gibt es reichlich Platz um einen Objektiv-Adapter zu benutzen - und damit ist die Wahl von Objektiven nahezu grenzenlos! Allein für das mFT System gibt es u.a. folgende Adapter, um die Objektive der genannten Systeme zu benutzen: FT, OM, Canon, Nikon, Pentax K, M42, M39 Leica, T2, Minolta-AF, uvm.
Bei Verwendung eines Adapters muss der Benutzer allerdings je nach Kombination von Objektiv und Adapter Abstriche beim Komfort hinnehmen. Nicht immer werden alle Funktionen wie z.B. der Auto-Fokus unterstützt, oder es muss auf die Springblende alter Objektive geachtet werden.
Olympus bietet in all seinen Kameras einen stabilisierenden Sensor (Sensor-Shift), was einen erhöhten Schutz vor Verwackeln für jedes angesetzte Objektiv mit sich bringt. Dadurch werden Linsen kleiner, leichter und es kann jede beliebige Linse an der Kamera verwendet werden, ohne auf die Bildstabilisierung verzichten zu müssen. Auch Panasonic hat dazu inzwischen Modelle im Portfolio. Wer also Altglas mit längeren Brennweiten nutzen möchte tut gut daran sich eine Kamera mit Sensor-Shift zu kaufen.

Zur Güte der Objektive sei angemerkt, dass die meisten DSLR Kameras im Consumer Markt genauso mit günstigen KIT-Linsen angeboten werden, wie Systemkameras. Deren Qualität schwankt von unterem Durchschnitt, bis gut nutzbar. Während Olympus mit dem 14-42 IIR eine sehr gelungene Linse auf dem Markt hat, welche durchgehend brauchbare Ergebnisse liefert und dem normalen Nutzer sicherlich vollauf genügen wird, kann man dies nicht von jedem KIT-Objektiv im DSLR Markt behaupten. Auch hier hilft wieder nur die gezielte Information im Vorfeld. Hochkarätige, besonders Lichtstarke Objektive sind aber auch im DSLM Markt vorhanden.



Tiefenschärfe

Den Bereich vor und hinter dem Schärfepunkt eines Motivs möglichst unscharf abzubilden ist eine Kunstform der Fotografie. Die verschwimmende Unschärfe mit Kreisbildung nennt sich Bokeh (aus dem Japanischen, ぼけ味). Das Bokeh selbst wird durch die Optik bestimmt. Der abereich der Schärfe, die Tiefenschärfe ist von den Faktoren Brennweite, Lichtstärke, Blendenöffnung und der Sensorgrose abhängig. Es ist mit Kleinbild Sensoren einfacher möglich eine kleine Tiefenschärfe zu erzeugen. Wie oben bereits erläutert nutzen manche Hersteller ebenso große Sensoren wie sie in DSLRs anzutreffen sind. Aber auch mit den etwas kleineren mFT Sensoren ist der Unschärfeeffekt mit kurzer Tefenscharfe problemlos zu erzielen.
Einen besonders schönen Unschärfe-Effekt erzielt man mit hohen Brennweiten und großen Lichtstärken bei entsprechend geöffneter Blende (kleine Blendenzahl).
Durch den etwas kleineren Sensor des mFT-Systems ist die Tiefenschärfe bei gleicher Brennweite und Lichtstärke etwas geringer ausgeprägt, als bei den größeren APS-C oder Kleinbild Sensoren, aber noch immer sehr deutlich und als Stilmittel problemlos einsetzbar. Außerdem läßt sich der "Größen-Nachteil" durch eine größere Brennweite und/oder größere Lichtstärke kompensieren. Bei Nikons 1 Modellen ist es durch den in Relation zu den anderen Sensoren dann doch eher kleinen Sensor schwieriger, den gewünschten Effekt entsprechend ausgeprägt zu erzielen. Das Q-System von Pentax kann mit seinen kleinen 1/2,3" Sensoren nicht mehr punkten.



Akkus und Stromverbrauch

Bei einer DSLR braucht man für die Motivfindung über den Sucher die Kamera nicht einzuschalten. Und auch während des operativen Betriebs kann sehr Stromsparend agiert werden. Der Sensor und die Displays der DSLMs benötigen hingegen Strom in Zeiten, wo eine DSLR keinen, oder nur sehr wenig verbraucht. Das Kräfteverhältnis liegt im reinen Sucherbetrieb daher bei ungefähr 5:1 für die DSLRs. Sobald man aber das Display der DSLR hinzu schaltet, verringert sich der Abstand und bei Live-View oder Videoaufnahmen tun sich beide Varianten am Ende nichts mehr. Ersatz Akkus sind je nach Hersteller sehr unterschiedlich zu betrachten und die Kosten variieren deutlich. Während es für Olympus preiswerten Dritthersteller-Ersatz an jeder Ecke gibt, verbauen Hersteller wie Panasonic und Sony Chips in ihre Akkus und Kameras, um ihre teuren Original Akkus an den Mann zu bringen. Es dauert meist einige Monate, dann sind aber auch hier die ersten günstigen Alternativen auf dem Markt. Man sollte allerdings genau schauen, welchen Hersteller man bevorzugt. Leistung und Qualität variieren bei den Drittherstellen teils sehr deutlich.


Autofokus und Auslösezeiten

DSLMs unterscheiden sich von DSLRs durch zwei unterschiedliche Messverfahren. Während die meisten DSLMs den Fokus per Kontrastmessung einstellen, nutzen DSLRs den Phasenvergleich für die Ermittlung.
Allerdings gibt es inzwischen auch DSLMs mit Hybridtechnik, welche beide Verfahren auf dem Sensor realisieren.

Bei der Kontrastmessung wird bei jedem Niederdrücken des Auslösers eine Defokussierung und anschließend zwei, oder mehrere Fokussierungen vorgenommen, bis der Sensor den maximalen Kontrast des Fokuspunktes erreicht hat. Dies hat viel Motorarbeit und einen hohen Rechenaufwand zur Folge. Sich auf der Objektivachse bewegende Objekte stellen ein Problem bei dieser Methode dar. Kommen Objekte auf den Fotografen zu, oder bewegen sich von ihm weg, ist eine fehlerhafte Fokussierung bei der Kontrastmessung nicht selten. Bei sich seitlich bewegenden Objekten funktioniert diese Technik dafür ausgesprochen gut. Gibt es keinerlei Kontrast, wird auch kein Fokus gefunden. Gerade wenn es dunkler wird versagt die Kontrastmessung und es muss mit einem Hilfslicht gearbeitet werden. Moderne DSLMs bringen diese in Form einer roten LED, Lasergittern oder durch auslösen von Messblitzen mit.

Beim Phasenvergleich von DSLRs triangulieren zwei Sensoren die Lage zweier Halbbilder zueinander. Schon in analogen SLR Kameras wurde dies über sogenannte Schnittbildindikatoren vom Fotografen erledigt. Zwei auseinander liegende Bildteile werden übereinander geschoben. Ist das Bild des anvisierten Motivs komplett, stimmt der Fokus. Heute können Sensoren dies schnell und mit einer einmaligen Messung vornehmen. Vorteil: ist der Fokus einmal vorgenommen, muss die Fokussierung nicht bei jedem Niederdrücken das Auslösers erneut von vorn beginnen. Bei Objekten, die sich auf der Objektivachse zum Fotografen oder von ihm weg bewegen, ist diese Methode der Kontrastmessung überlegen und deutlich schneller. Jedoch werden für diese Methode immer zwei Sensoren benötigt.

Als Olympus im Jahr 2008 die PEN E-P1 vorstellte war diese sehr langsam und nicht besonders Treffsicher. Der Autofokus brauchte bis zu 1,25s bis das Bild erstellt wurde. Mehr als 3 Bilder/s waren ebenfalls nicht machbar. Das dies nicht sonderlich tauglich für Sportfotografie ist, erklärt sich quasi von selbst. Eine Hilfs-LED für Dämmerlicht fehlte ebenfalls.

Eine modernere Olympus OM-D E-M5 aus dem Jahr 2012 hingegen löst schon nach 0,2s scharf fokussiert aus und steht einer modernen DSLR mit gleichwertigem Objektiv somit in nichts nach. Bei Dämmerung sind es noch immer sehr gute 0,32s. 8 Bilder/s sind bei voller Auflösung möglich. Inkl. AF-Verfolgung immerhin noch 4/s. 15 Stück davon direkt hintereinander, bis eine Pause eingelegt werden muss, um den internen Pufferspeicher zu leeren.

Im Jahr 2014 wurden diese Werte noch einmal gesteigert. So haben neue Hybridtechniken, welche die Kontrast- und Phasenmessung auf dem Sensor einer DSLM vereinen zu Verbesserungen der Fokussierung auf Objekte welche sich zur Kamera oder von ihr weg bewegen erbracht. Fast jedes neue DSLM Modell auf dem Markt kann mit DSLRs gut mithalten, oder stellt diese gar in den Schatten. Kameras wie Olympus OM-D E-M1, Panasonic Lumix GH4 und die Sony alpha 6000 bieten Auslösezeiten unter 0,2s und erreichen Serienbildgeschwindigkeiten von bis zu 15 Bildern pro Sekunde. Je nach Modell über 20 bis nahezu 70 Bilder hinweg.

Einen anderen Ansatz verfolgt Nikon mit den "1"-Modellen, welche bereits anfangen Bilder in voller Auflösung zu verarbeiten, während der Fotograf den Auslöser zum fokussieren herunter drückt. Die Auslöseverzögerung beträgt somit 0s. Die schnellste Bildfolge beträgt bei einer 1 V3 60 Bilder/s bei 40 Bildern in Folge. (Übrigens ist diese Technik nicht neu. Bereits im Jahr 2000 stellte Olympus mit der Camedia E-100RS eine Kamera vor, die 15 Bilder/s aufnehmen konnte und bereits beim niederdrücken des Auslösers damit begann. Die kürzeste Verschlusszeit betrug 1/10.000s. Die Auflösung jedoch noch magere 1,5 MPx.)

Die Einschaltzeiten von Systemkameras liegt heutzutage bei etwa 1 Sekunde. Die Panasonic Lumix G3 aus dem Jahr 2011 benötigt nur 0,8s. Bis zum fertigen Bild verstreichen inklusive Fokus mit dieser Kamera nur 1,1s Sekunden.


Zusammenfassung:

Systemkameras können inzwischen fast alles genau so gut wie DSLRs. Je nach Modell können sie Manches sogar besser, bei Manchem haben sie aber auch das Nachsehen.
Dies ist besonders vom Modell abhängig. Gute Recherche und Vorabinformation hilft, hier die richtige Wahl zu treffen.
Dabei bleiben Systemkameras aber stets handlicher und oftmals auch leichter als DSLRs. Die Mitnahmebereitschaft steigt deutlich. Klein wie eine Bridge, je nach Modell sogar so klein wie eine kleine Kompaktkamera (Panasonic Lumix GM5), dabei dennoch eine sehr ansprechende, den Consumer DSLRs ebenbürtige Bildqualität (je nach System). In einigen Fällen können Systemkameras auch Semiprofessionellen DSLRs das Wasser reichen. (Olympus OM-D E-M1, Panasonic Lumix GH4), oder mit spezialisierten Anwendungsbereichen aufwarten (Sony A7s). Durch Adapter steht eine fast unerschöpfliche Quelle von Objektiven zur Wahl. Aber auch passende Linsen stehen in immer breiterer Palette zur Verfügung.
Akkulaufzeiten sind die Achillesverse von DSLMs und müssen mit genügend Ersatz Akkus kompensiert werden.


Fazit:

Wer den Gedanken scheut sich eine DSLR zuzulegen - sei es auf Grund der Größe, oder des Gewichts, oder weil er einfach lieber über ein Display fotografiert, weil er es von seiner Kompaktkamera her gewohnt ist und diese Art zu fotografieren beherrscht - ist mit einer DSLM bestens aufgehoben.

Am Ende ist es wie immer der Fotograf, der das Motiv bestimmt. Die Kamera das passende Werkzeug.
 
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Reaktionen: RaptorTP, DJMadMax, H3llF15H und 2 andere
Leserartikel auf Startseite erwähnt!

Glückwunsch, dieser Leserartikel hat es auf die Startseite von ComputerBase geschafft! :)
 
Danke, liest sich sehr gut. :cool_alt:
 
Artikel ließt sich super...aber ich sehe leider kein einziges Foto/Bild der Beispiele in beiden Beiträgen.
Ansonsten echt ein Top Beitrag, zu selten leider solche informativen Beiträge.

EDIT: nehme alles zurück...lag am AdBlocker. Passt also doch alles!
 
Schöner Artikel, aber was wäre mit einer Erwähnung bezüglich dem gebraucht Kaufen? Besonders bei Kameras mit Wechselobjektiven macht das mMn Sinn.
 
Vielen Dank für diesen wirklich sehr guten Artikel.
Habe die letzten Wochen die ganze Zeit überlegt, ob ich in einen Anfänger Foto Kurs gehe.
Jetzt versuche ich aber erst Mal diese Infos umzusetzen.
Hat jemand von euch die Canon 5D Mark3? Hat da jemand die ultimativen Einstellungen für Hochzeiten, oder Familienaufnahmen?
Ist die Kamera von meiner Frau, die ich so langsam versuche zu verstehen. (Die Kamera, nicht meine Frau. :))

Dieser Artikel hilft aber auf jeden Fall dabei.
 
Zunächst: Für mich als angehender Hobbyfotograf ist dein Artikel (auch die Weiterführenden) eine regelrechte Offenbarung. Für solch Lektüre würde ich draussen Geld bezahlen um an solche Informationen zu kommen. Aus diesem Grund hast du wirklich mein Respekt dass du das auch für alle zugänglich machst und dein Wissen und deine Erfahrungen mit uns teilst. Allein schon wegen dem mega Umfang. Dafür möchte ich dir herzlich danken :-)

Nun meine Frage(n): Handysensoren :-) was sind das in der Regel für welche? Z.B. Sonys Xperia Z Reihe hat inzwischen ca. 20 Megapixel ohne Sensor und fX/X Angabe als Beispiel und machen aber recht gute Bilder (für ein Phone). Oder Nokias Lumia Handys. Könntest du uns in der Richtung auch etwas erhellen?

Zweite Frage: Empfehlungen für Kompakte digital Cameras so um 150 bis 250 teuro, je nach Preis/Leistung auch mehr falls du Eins besonders empfehlen kannst das aussergewöhnlich für die Klasse ist und gerne auch ältere Modelle die ich gebraucht finden kann. Marke eher egal und Zoom ist (wegen Qualität zwangsweise u.a.) mir nicht ganz so wichtig muss keine 10x haben. Allrounder wo ich ein See genau so gut knipsen kann wie einen Käfer z.B.

Wäre dir sehr Dankbar :-)

L.G. ilker
 
Danke für das Lob.
Zu den Smartphones sei gesagt, dass man das nicht pauschal sagen kann und ich hier nicht weiß, was Sony oder Nokia da verbauen. Da muss man mal die Tech-Specs durchforsten.
Eine Kaufberatung gibt es im Forum, fülle dazu den Kaufberatung Fragebogen aus. Man wird Dir sicher gerne helfen :)
 
Daumen hoch für diesen wunderbaren Artikel. Vielen Dank.

Es wäre vielleicht noch charmant, wenn du eine PDF Version bereitstellen könntest.
 
pcpanik schrieb:
Zu den Smartphones sei gesagt, dass man das nicht pauschal sagen kann und ich hier nicht weiß, was Sony oder Nokia da verbauen. Da muss man mal die Tech-Specs durchforsten.

Wenn man denn überhaupt offizielle Angaben dazu findet, wird auch aus Gründen des Marketings gerne unter den Tisch gekehrt. Wenn sie die Größe des Sensors angeben, hat der Kunde ja die Möglichkeit direkt mit "richtigen" Kameras zu vergleichen und das sieht dann auf dem Papier vielleicht nicht so schick aus wenn der Sensor eines 600€ Smartphones kleiner ist als in einer 100€ Kompaktkamera.
 
Top Artikel, mit das Beste, was ich für Einsteiger so bisher gelesen habe! Ich würde vllt. noch den X-Trans Sensor und die Frage AA-Filter Pro/Contra reinnehmen, da das durchaus für den ein oder anderen sein könnte (insb. da der X-Trans kein AA-Filter braucht).

Diamond schrieb:
Daumen hoch für diesen wunderbaren Artikel. Vielen Dank.

Es wäre vielleicht noch charmant, wenn du eine PDF Version bereitstellen könntest.

Dem Wunsch schließe ich mich an.
 
Danke erst mal. :-)
X-Trans ist doch drin

Die Firma Fujifilm wirkt dem Moiré-Effekt mit anderen Anordnungen der Farbfilter, wie z.B. der EXR-, oder der X-Trans Anordnung entgegen. Gerade letztere stellt eine starke Verbesserung für die Bildschärfe dar.

PDF werde ich mal drüber nachdenken als Komplettpaket.
 
Toller Artikel! Vielen Dank für die Mühe.
Die Grundlagen werden wirklich schön und verständlich erklärt!
 
Respekt - Top Info - Inhaltlich, übersichtlich, informativ. Besten Dank dafür
 
Ich habe den Artikel zu DSLMs komplett überarbeitet und nun hier als Special dran gehängt.

Die fehlenden Bilder folgen noch!
 
Andy_O schrieb:
Hat jemand von euch die Canon 5D Mark3? Hat da jemand die ultimativen Einstellungen für Hochzeiten, oder Familienaufnahmen?
Ist die Kamera von meiner Frau, die ich so langsam versuche zu verstehen. (Die Kamera, nicht meine Frau. :))

Auch wenn die Frage jetzt etwas älter ist und den Fragesteller nicht mehr direkt interessiert / erreicht. Es dürfte unter diesem Thread durchaus den ein oder anderen User geben der etwas weiter liest nacht dem tollen Artikel und so möchte ich das einmal grob beantworten.

Unabhängig von der 5D3, es gibt ausser den bei dieser Preis- & Leitungsklasse von Kamera bei erfahrenen Anwendern unbeliebten Automatikmodus keine allgemein gültige, ultimative Einstellung für eine Begebenheit. Um speziell das Thema Familienaufnahmen aufzugreifen: Es kann hier draussen bei praller Sonne sein oder im Inneren am späten Abend & Kunstlicht. Beidesmal benötigt man komplett andere Settings was ISO, Blende, Belichtungszeit anbelangt. Im Außenbereich bei viel Sonne wird man eher mit wenig ISO und kleiner (geschlossener) Blende und kurzen Belichtungszeiten fotografieren um nicht überzubelichten. Im Inneren bei weniger Licht mit großer (offener) Blende und hoher ISO um nicht unterzubelichten.

Was man allgmein sagen kann: Hat man viel Licht zur Verfügung, so wählt man eine eher kleine (geschlossene) Blende, niedrige ISO und kurze Verschlusszeit. Ist das Licht eher begrenz, so ist die Blende groß (offen), hohe ISO und Verschlusszeit lang. Das ist jetzt sehr allgemein und im Detail kann man hier mindestens so lange Artikel verfassen wie der Eröffnungspost hier.
 
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