Karriere vs. Freizeit

Defragger

Ensign
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Hallo zusammen,

ich arbeite jetzt seit knapp 7 1/2 Jahren nach meinem Wirtschaftsinformatikstudium und bin von einer kleinen Softwarebude über mehrere Wechsel in einen IGM-Konzern gekommen. D. h. 35h arbeiten bei Top-Gehalt, mittlerweile leider auch extrem viel Arbeit, sodass Überstunden quasi zur Regel werden. Die Verantwortung wird auch immer mehr, obwohl ich keine steile Karriere hinlege.

Alles in Allem stelle ich mir vermehrt die Frage, ob mehr Freizeit nicht wichtiger ist als eine Karriere. Bei einem 30h Vertrag nach 6h pro Tag oder alternativ einer 4 Tage Woche einfach den Laptop zuklappen und Feierabend machen ist schon sehr verlockend, zumal ich das vor einigen Jahren schon erleben durfte und es finanziell auch machbar ist, da ich mit meiner Freundin zusammen wohne und sie auch gut verdient.

Hinzu kommt, dass es in IGM-Konzernen mittlerweile extrem schwer ist, überhaupt in einen Karrierepfad zu kommen. Wenn ich an meine Uni-Zeit zurück denke, dann fällt mir oft auf, dass ich viel Freizeit hatte. Freundin, Zocken, Feiern, Freunde treffen und nebenbei arbeiten und lernen war alles möglich und ich hatte im Nebenjob dennoch Anerkennung und konnte eine kleine "Karriere" machen. Wenn ich daran denke, dass ich einfach mal meinen PC anmache und ne Runde Fallout zocke und am Abend mit meiner Freundin was gutes trinken gehe, dann kommen hier schon starke Emotionen hoch.

Natürlich muss man gewisse Sachen zurückfahren, wenn man das Arbeiten anfängt, aber mir drängt sich auch immer mehr die Frage auf, ob es das alles wert ist, wenn man den Karrierepfad zu 99% in die Tonne sowieso treten kann. Während man in kleineren Unternehmen am Jahresende hier und da seine ca. 10% heraushandeln kann (selbst geschafft), ist das im Konzern extrem schwierig bis unmöglich. Und Karriere heißt ja nichtmal mehr Geld, sondern auch dass man z. B. ein eigenes Team führt.

Jedenfalls würde mich eure Meinung extrem interessieren. Wie habt ihr das gemacht, wann habt ihr euch für oder gegen eine Karriere entschieden und wie viele Stunden arbeitet ihr? Ggf. Ehrenamt parallel oder Nebenjob in einer Bar abends um Leute kennenzulernen? Wie seht ihr die Chance, in der Softwareentwicklung in Deutschland in einem Nicht-SW-Konzern Karriere zu machen?
 
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Zu eigenen Erfahrungen kann ich leider nicht viel sagen, da ich bisher noch bei meinem ersten AG nach dem Studium stecke, aber ich würde an sich sagen: solang man gemeinsam genug verdient, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, ab und zu Urlaub machen kann und etwas für die Rentenzeit zurücklegt...dann feel free kürzer zu treten. Alles andere ist Luxus. Ich denke mal, dass ich zukünftig auch ein klein wenig kürzer treten möchte, aber da ich noch recht jung bin (<30) werd ich sicher noch ein paar Jährchen mit ein paar mehr Stunden mitnehmen. Mal sehen, was sich so ermöglichen lässt in den nächsten Bewerbungsgesprächen, die noch kommen werden :D
 
Ich arbeite aktuell auch nur 28h (4 Tage) in einem IGM Unternehmen. Aus ähnlichen Gründen. Mehr Verantwortung und damit mehr Stress und wollte das durch Freizeit kompensieren. Und nach fast zwei Jahren der Unterauslastung und Kurzarbeit wollte ich eigentlich auch nicht zurück zur "normalen" 35h Woche. Auch wenn selbst das für andere schon Luxus wäre. Finanziell kann ich es mir auch gut Leisten.

Das ganze erstmal begrenzt auf sechs Monate zum Testen (ging bei mir über die Option "Verkürze Vollzeit" im Tarifvertrag). Zum einen ist ein dreitägiges Wochenende super, aber aktuell nach drei Monaten bin ich mir trotzdem nicht sicher, ob ich weiterhin auf 28h bleiben will.

Der Rest der Welt dreht sich weiter, auch wenn man Freitag eigentlich frei hat. Meetings werden dorthin gelegt. Kunden warten auf Antwort und "da oben" ist nicht so wirklich angekommen, dass ich nur noch 4/5 der Stunden habe, weshalb ich an den vier Tagen, die ich da bin, mehr als das Soll arbeite. Das Projekt muss ja trotzdem rechtzeitig fertig werden.
Aber das kann in deiner Firma, bei deinem Chef in deinem Umfeld anders sein.
 
28h/Woche wären auch meine Idee gewesen. Ich sag mal ein paar Überstunden auf dem Konto haben ist ja völlig in Ordnung, aber ich würde bei einer 4 Tage Woche dann auch entsprechend auf lange Sicht hin auf eben die durchschnittlich 28h bestehen. Die Verantwortung dafür obliegt dann der Teamleitung, das wäre nicht meine Sache. So würde ich das an deiner Stelle auch sehen.

Konntest du deine Arbeitszeit für ein halbes Jahr verküzen und dann geht es automatisch wieder hoch auf 35h?
 
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4x8, also 32h wäre auch ein Option die ich mir überlege. Ändert aber nichts daran, dass alle Kollegen und Kunden trotzdem am Freitag arbeiten.
Klar. langfristig darf das Stundenkonto nicht zu groß werden. Aber wenn es hart auf hart kommt wird halt ausbezahlt statt abgefeiert, dann ist das mit der extra Freizeit auch für die Katz.

Ja, wenn ich den Antrag nicht neu stelle, geht die Zeit automatisch wieder auf 35h hoch.

Verkürzte Vollzeit ein halbes Jahr vorher beantragen​

Die verkürzte Vollzeit können alle Beschäftigten beantragen, die normale Vollzeit nach Tarif arbeiten – also 35 Stunden im Westen oder 38 Stunden im Osten – oder länger. Zudem müssen sie mindestens zwei Jahre im Betrieb sein. Auszubildende und Altersteilzeitler sind ausgenommen. Die verkürzte Vollzeit kann immer zum Quartalsbeginn spätestens sechs Monate vorher schriftlich beantragt werden. Wer zum Beispiel zum 1. Juli 2022 in verkürzte Vollzeit gehen will, muss sie bis zum 31. Dezember 2021 beantragen.

Den Antrag musst Du schriftlich stellen. Darin sollte enthalten sein: der Beginn der verkürzten Vollzeit, der Umfang der Absenkung – beispielsweise auf 28 Stunden, die Verteilung der reduzierten Arbeitszeit in vollen Stunden oder halben Tagen sowie die Laufzeit. Möglich sind 6 bis 24 Monate. Nach Ende der vereinbarten Laufzeit geht die Arbeitszeit wieder automatisch zurück auf normale Vollzeit. Der Beschäftigte kann aber auch einen Folgeantrag stellen und weiter in verkürzter Vollzeit arbeiten.

Der Arbeitgeber kann den Antrag nur in begründeten Fällen ablehnen, etwa wenn bereits 18 Prozent der Belegschaft in verkürzter Vollzeit und Teilzeit arbeiten.
https://www.igmetall.de/tarif/tarifrunden/metall-und-elektro/waehle-jetzt-deine-arbeitszeit
 
Ah okay danke, das wusste ich gar nicht.
Ist das mit der Karriere bei euch im Unternehmen auch so extrem schwierig geworden?
 
Grundsätzlich kann ich die Gedanken verstehen, aber ist dir bewusst, dass du mit 35-Stunden-Woche bei Top-Gehalt den Traum von vielen Millionen Menschen lebst?
Wie steht deine Freundin zu der Frage, ob du mit Mitte 30 weniger arbeiten solltest? Wie meine Frau dazu stehen würde, weiß ich. 😀
 
Es ist ja nicht so, als würde dir das Geld in einem IGM-Konzern hintergeworfen werden. Da steht einiges an Arbeit dahinter und ich habe jetzt mehr Verantwortung als in jedem Job vorher damals mit 40h Vetrag, obwohl ich in keiner Führungsposition bin. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich vorher immer dachte, dass es in den IGM-Jobs lässiger abgeht.

Meine Freundin findet das nicht so schön wie ich. :D
Die wünscht sich, dass wir zusammen ein Haus bauen und dafür ansparen.

Die Immobilien bei uns sind aber sau teuer, da zahlst du in der Regel in der Renter weiter ab, sofern du auch nur ein kleines Haus am Stadtrand haben möchtest. Das haben wir beide leider auch schmerzlich erfahren müssen, selbst in den Dörfern ausserhalb ist es verdammt teuer. Ob die Renten sicher sind weiß auch kein Mensch, den Rentenhöchstsatz bekommt man nur zusammen, wenn man ca. 82.000 Euro direkt zum Berufsbeginn für 45 Jahre dauerhaft bekommt - das schaffe ich nicht. Ich investiere jetzt schon privat zusätzlich. Dann kommen die ganzen politischen Themen auf der Welt gerade auf uns zu und da denke ich mir dann schon immer öfter, ob ich denn nicht mal mehr "in mich" investieren soll anstatt immer weiter zu buckeln.

Ich war lange auf dem Karrierepfad. Wurde auch teilweise sehr gut von meinen Chefs gefördert, es hat Spaß gemacht. Aber in letzter Zeit wurden die Beförderungen bei uns im Konzern extrem reduziert und mittlerweile ist es nahezu unmöglich. Selbst mit überproportional viel Arbeits- und Zeitaufwand sowie guten Connections. Und da stellt sich die Frage eben nochmal mehr, ob man nichtmal ein Sabbatical einlegt und für ein halbes Jahr ein anderes Land anschaut und neue Kulturen kennenlernt. Ich denke da hat man auch einfach mehr davon, wenn man später mal zurückblickt.

Mein Ich vor 5 Jahren würde mich mit großen Augen angeglotzen und den Kopf schütteln, wenn ich ihm das jetzt sagen würde. Aber irgendwann muss man sich auch entscheiden, was einem wichtiger ist. Manchmal denke ich mir auch, wie es wäre, in einem warmen Land zu arbeiten. Gerne auch remote. Ich habe mich in meinem Studium schwerpunktmäßig auf die technische Informatik konzentriert (also kein Wirtschafts- oder Wirtschaftsinformatik-Schwerpunkt), im Job wurde es auch immer technischer. Ich habe also vieles von dem, was gerade gesucht wird.
 
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Wenn du mit dem derzeitigen Job nicht zufrieden bist, dann bring doch einfach dein LinkedIn/Xing Profil auf aktuellen Stand und lass dich abwerben, uns ITlern wird doch derzeit die Bude eingerannt. Nach über 7 Jahren kann/sollte man eh mal wieder wechseln, wenn man deutlich mehr verdienen möchte.
 
Setz dir doch ein Ziel, für welches du die volle Woche arbeitest - etwas, wodurch du auf lange Sicht einen Vorteil aus deinem momentanen Arbeitsprivileg ziehen kannst, das kann z.B. eine Anzahlung für ein Haus oder eine Wohnung sein, oder ein bestimmter Betrag in deinem Depot zur privaten Vorsorge. Wenn du dieses Ziel erreicht hast, kannst du immer noch auf 28h gehen, oder du setzt dir ein neues Ziel. Ob du so einen freien Freitag dann überhaupt genießen kannst, wenn deine Partnerin und deine Freunde eh den ganzen Tag auf der Arbeit sind, steht dann auf einem anderen Blatt.
 
Defragger schrieb:
Jedenfalls würde mich eure Meinung extrem interessieren. Wie habt ihr das gemacht, wann habt ihr euch für oder gegen eine Karriere entschieden und wie viele Stunden arbeitet ihr?
Nun viel entschieden habe ich da bis dato noch nicht, da ich noch bei meinen ersten Arbeitgeber bin. Kleine Softwarebude, die Lösungen für die Intralogistik herstellt. Am Ende sind die Finanzen eben immer das Thema.

Groß Karriere gibt es da auch nicht. Da gibt es an Rollen Mädchen für alles, sprich Softwareentwicklung/Projektleitung/Support/Systemintegration/Design, den Vertriebsleiter, Geschäftsführer und Vorstand etc.

Ich habe laut Vertrag eine 40 Stunden Woche. Allerdings kommt die Rufbereitschaft dazu, Crunch in heißen Projektphasen etc. so dass ich im Jahresdurchschnitt eher bei knapp 50 Stunden liege.

Generell ist mir das auch viel zu viel, gerade in den heißen Phasen aber dick sind die Gehälter hier ohnehin nicht. Ich komme zwar mit wenig klar und würde Freizeit auch vorziehen. Das Einzige was bleibt ist eben der Gedanke bzgl. dem Alter bzw. der Rente.

Ich mein wenn ich mein Grundgehalt nehme und dann auf eine 4-Tage Woche gehe (nicht dass das beim aktuellen AG möglich wäre), statt 5-Tage, dann kommt eben nur 28k p.a. rum. Damit würde ich hier und jetzt super klar kommen aber ich denke mit der Rente sieht es dann mau aus, da müssen ich eher heute noch ein paar Tage drauflegen. Und mich bewusst dafür entscheiden mich zur Rente von anderen finanzieren zu lassen möchte ich nun nicht.

Generell ist mir Freizeit aber am Wichtigsten. Status in Sinne einer Karriere brauch ich nicht und auch keinen Ferrari oder goldene Wasserhähne. Brauche Geld um mein Leben jetzt zu finanzieren (da komme ich mit gut 1.300 Euro bestens hin) und im Alter nicht abhängig zu sein ab dem Punkt geht für mich maximale Freizeit vor. Wobei Freizeit für mich auch die Softwareentwicklung ist aber eben Hobbyprojekte, ohne den Ballast einer Firma ala kurzsichtige Entscheidungen für aktuelle Boni, Deadlines, Budgets etc. pp. Also die Tätigkeit würde ich am Ende vermutlich gar nicht weniger ausüben.

Klar in einer Partnerschaft ist dann eben auch die Frage, was man gemeinsam finanziell an Zielen und Ansprüchen hat bzgl. Nachwuchs, Urlaube, Eigenheim usw. da muss man Kompromisse finden oder im besten Fall an einen Strang ziehen. Ich müsste da auf keinen Rücksicht nehmen.

Aber mal die Freundin ausgenommen, wäre ich in einem IGM-Konzern, wo die Gehälter ja meist doch am oberen Ende sind, dann würde ich vermutlich 3 Tage arbeiten oder gar weniger.
 
Mir ist/wäre Freizeit lieber als Karriere. Natürlich sollte man durch mehr Freizeit nicht gleich "verarmen" aber ich denke wenn man bei der IGM gut verdient, dann ist es auch etwas weniger immer noch "gut".

In der Kiste liegste hinterher sowieso..

Als ich jünger war, hatte ich auch eine 37h Woche, allerdings 3 Schicht mit einer de Fakto 7 Tage Woche ohne wirklichen Ausgleich. Verdienst war sehr gut, und Freizeit ging auch einigermaßen man musste sich halt an die Schicht anpassen.

Dann gewechselt zu einem anderen AG mit normaler AZ für weniger Geld, da kam dann irgendwann 40h und (welt)weiter Außendienst dazu..

Mittlerweile habe ich 39h und 1- 2 Tage Homeoffice pro Woche und mit Gleitzeit ca. 40 Tage Urlaub im Jahr.

"Freizeit" wie früher zu Schulzeiten oder als man mal kurzzeitig arbeitslos war gibt es natürlich nicht mehr. Aber für ein bisschen zocken usw. reicht es. Und für den Rest gibt es das Wochenende. Ehrenamt Feuerwehr, wobei das schon ein zweiter Job ist bei uns.
 
Nilson schrieb:
Klar. langfristig darf das Stundenkonto nicht zu groß werden. Aber wenn es hart auf hart kommt wird halt ausbezahlt statt abgefeiert, dann ist das mit der extra Freizeit auch für die Katz.
Wird bei euch mit Zulage ausgezahlt?
Bei uns wird ab 200h ausgezahlt, aber sofern die Mehrarbeit nicht offiziell angeordnet wurde, nur zum normalen Stundensatz. So kann man am Ende eine 40h Woche leisten und bekommt die Sonderzahlungen nur für eine 35h Woche.
Schlumpfbert schrieb:
Wenn du mit dem derzeitigen Job nicht zufrieden bist, dann bring doch einfach dein LinkedIn/Xing Profil auf aktuellen Stand und lass dich abwerben, uns ITlern wird doch derzeit die Bude eingerannt. Nach über 7 Jahren kann/sollte man eh mal wieder wechseln, wenn man deutlich mehr verdienen möchte.
Mein Postfach explodiert auch, aber bei 95% der Anfragen gibt es nur ein "bis zu" Gehalt für eine 40h Woche, welches unter meinem aktuellen Gehalt für die 35h Woche liegt.
Defragger schrieb:
Ist das mit der Karriere bei euch im Unternehmen auch so extrem schwierig geworden?
Bei uns kommt es darauf an, was man unter Karriere versteht. Stellen in der letzten Tarifstufe, die im Unternehmen vergeben wird, gibt es einige. Ich bin selbst von Extern auf eine solche Stufe eingestiegen.
Die Tariftabelle hat noch zwei weitere Stufen, die gibt es aber quasi nicht und sind auch nicht zu erreichen. Das nächste wäre also AT, die AT Fachstellen soll es war geben, ich habe aber noch keine gesehen. Damit würde bei mir nur die Teamleitung bleiben, dazu muss man aber doch etwas zusätzlichen Aufwand betreiben und AT heißt dann bei uns dann auch, dass die Überstunden abgegolten sind. Alle ATler in meinem Umfeld arbeiten dafür auch deutlich mehr als 40h die Woche. Und haben noch dazu weit weniger Homeoffice, da auf der Ebene viele Präsenzmeetings stattfinden.
 
Fast alle meine Freunde machen zwische 28-32h die Woche. Das Plus an Lebensqualität ist gigantisch. Flexibel 3 Tage Wochenende oder mal unter der Woche bisschen länger machen etc.

Sobald ich mit Promotion durch bin hab ich erstmal nicht mehr vor 40h++ zu arbeiten. Nie wieder.

Ist halt die Frage was man mit dem Geld anfangen will. Immobilie eh unerreichbar/nicht gewünscht? Dann nehm ich lieber weniger ETF Sparrate für deutlich mehr Freizeit.
 
Ich finds schon witzig, wie jeder immer weniger arbeiten will, aber dann auf die Strasse geht, weil die (voraussichtliche¨) Rente nicht reicht…
 
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Hat hier niemand gesagt. Und bei dem (mutmaßlichen) Verdienst vom TE sollte dann auch noch genug übrig bleiben wenn er nicht ohnehin vorgesorgt hat (was man eh tun sollte)


Davon hat hier niemand gesprochen, und das ist sicher ein Punkt den man mit einbeziehen muss wenn man das macht. Und der TE wirkt nicht so naiv als hätte er das nciht beachtet.
 
@Pinabuzz wir sind eben in einer Situation, wo teilweise bei gut ausgebildeten Fachkräften die Rente vorn und hinten nicht reicht und die in Altersarmut landen, was in einigen Ländern um uns herum nicht der Fall ist. Da läuft nun einmal etwas falsch, da kann man sich durchaus beschweren.

Ob man dann mit einem vernünftigen Verhältnis von Gehalt/Rente sagt, man kommt mit weniger aus, ist dann eben die persönliche Entscheidung. Gerade in so einer Situation ala IT, dazu noch im IGM kann man da schon mal überlegen.

Davon ab, warum auch nicht? Die Produktivität geht hoch. Immer wieder gibt es mal Diskussionen ala wir werden in X Jahren gar nicht genug Arbeit für alle haben oder nur noch X Stunden arbeiten usw. Wie läuft es in der Realität? Die Arbeit bleibt gleich, das Plus an Produktivität landet in den ein oder anderen Zentimeter Yacht oder einen Porsche weiter oben und die Leute buckeln immer noch.

Viele die sich weniger wünschen wurden vorher ggf. auch verheizt, da kippt es eben ins andere Extrem. Ggf. wäre ich ganz glücklich mit 40 Stunden, hätte ich die denn immer gehabt. Ich habe aber durchaus auch schon 100 Stunden Wochen erlebt, All-Nighter usw. Irgendwann sagt man sich halt, man hat kein Bock mehr auf die Sche.. Oder eben man gibt sich das weiter, weil die Rente eben bescheiden ist und selbst damit kaum reichen wird. Oder man sagt sich eben, es gibt eh Grundsicherung, ob ich mich nun davor kaputt mache oder nicht ist auch egal. In der Regel sind das eben keine faulen Leute, sondern Leute denen man vorher ein wenig zu viel abverlangt hat, die den Sinn hinterfragen.

Und so geht das vielen, bei denen mal Überstunden dazu kommen usw. Ist alles ganz normal, der AG brauch ein wenig mehr Arbeitsleistung also gibt es die eben oder der Urlaub wird verschoben usw. Ich kann ja mal meinen AG fragen ob ich den Monat mal ein wenig mehr Kohle kriege, einfach weil ich sie gebrauchen kann.

Davon ab ist man dafür ja im Zweifel auch bereit auf Sachen zu verzichten. Habe z.B. kein Auto, fahre nirgends teuer in den Urlaub, rauche und saufe nicht, koche selbst gerne und muss nicht teuer auswärts essen etc. Ergo komme ich im Schnitt mit 1.300 Euro oder weniger hin, gibt wohl Monate, da gebe ich nur 1.000 Euro aus.

Darüber hinaus sollte eine Diskussion darum erlaubt sein, ob es richtig ist, dass wir den Großteil unserer Lebenszeit für die Arbeit aufwenden. Imo ist das Verhältnis einfach daneben und das nicht, weil wir es brauchen. Wir sind eine Werkwerfgesellschaft die immer mehr kurzweiligen Müll produziert, woran sich dann einige Wenige bereichern. Den Großteil seiner Lebenszeit für Lohnarbeit zu opfern ist generell, auch wenn es für uns heute die Normalität ist, ein sehr, sehr junges Konzept.
 
Elchfarmer schrieb:
So kann man am Ende eine 40h Woche leisten und bekommt die Sonderzahlungen nur für eine 35h Woche.
Naja dann mach ich halt die Stunden auch nicht? Also sorry, aber da bin ich mittlerweile relativ hart. Ich hab in meiner letzten Firma mit über 200 Überstunden gekündigt, hatte schon über 300 Ausbezahlt über die 4 Jahre da. Wenn die Zeit nicht reicht, dann ist das nicht allein meine Aufgabe Arbeit für 2 oder 3 MItarbeiter zu machen. Hab ich gemacht, meine Psyche dankt.
 
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Reaktionen: Marko50, Skysnake und Nero1
Defragger schrieb:
Alles in Allem stelle ich mir vermehrt die Frage, ob mehr Freizeit nicht wichtiger ist als eine Karriere. Bei einem 30h Vertrag nach 6h pro Tag oder alternativ einer 4 Tage Woche einfach den Laptop zuklappen und Feierabend machen ist schon sehr verlockend, zumal ich das vor einigen Jahren schon erleben durfte und es finanziell auch machbar ist, da ich mit meiner Freundin zusammen wohne und sie auch gut verdient.
In dem Fall würde ich die gemeinsame Zukunft planen und durchrechnen, ob ich mir das ganze bis zur (und während der) Rente auch leisten kann. Da mag man dann längerfristig auch Erbschaften mit einrechnen, aber genauso einen evtl. bestehenden Kinderwunsch, die Betriebsrente und den vermutlich extremen Wertverlust der gesetzlichen Rente.

Was nützt es Dir, wenn Deine Freundin das ganze nicht mitmacht. Willst Du dann alleine zu Hause sitzen (mit jüngeren Kindern mag das eine sehr gute Option sein) oder durch die Welt reisen?

Defragger schrieb:
Natürlich muss man gewisse Sachen zurückfahren, wenn man das Arbeiten anfängt, aber mir drängt sich auch immer mehr die Frage auf, ob es das alles wert ist, wenn man den Karrierepfad zu 99% in die Tonne sowieso treten kann. Während man in kleineren Unternehmen am Jahresende hier und da seine ca. 10% heraushandeln kann (selbst geschafft), ist das im Konzern extrem schwierig bis unmöglich.
Kannst Du abschätzen, wie es in dem Betrieb in 10-25 Jahren aussehen wird, falls Du derzeit planst, so lange dort zu bleiben. Bei uns war das die letzten 15 Jahre ein ständiges Auf und Ab im Bezug auf Karrierechancen oder interne Jobwechsel (sowohl am Standort wie aber auch standortübergreifend).

Ich konnte beim Wechsel in den Konzern nicht abschätzen, dass ich 3 Jahre später (für 2,5 Jahre) ins Ausland gehen durfte und dass sie ca. 10 Jahre später damit angefangen haben, auch Fachkarrieren ohne Personalführung (im AT Bereich) massiv auszubauen.

Ich bin heilfroh, dass ich mich seit 17 Jahren Dank der IG-BCE nicht mehr um das Thema Gehaltsverhandlungen kümmern muss. Das Gehalt, zusammen mit allen möglichen Benefits (im Tarifbereich) sind mir da lieber, obwohl die Steigerungen im oberen Tarifbereich nur dann oberhalb der inflation liegen, wenn man alle "Sachleistungen" mit einbeziehen würde.

Defragger schrieb:
Jedenfalls würde mich eure Meinung extrem interessieren. Wie habt ihr das gemacht, wann habt ihr euch für oder gegen eine Karriere entschieden und wie viele Stunden arbeitet ihr?
Jeder muss für sich selber wissen, was Karriere für ihn bedeutet. Ich bin sowohl mit meinem Gehalt/der Eingruppierung, den damit am Standort bisher ausgeübten Positionen und auch den Randbedingungen so zufrieden, dass ich bisher noch nicht an eine Reduzieren der Arbeitszeit gedacht habe. Ihc arbeite seit dem Beginn meines Arbietslebens 40h/Woche, könnte sofort auf 37,5h/Woche verkürzen und vermutlich mit etwas Diskussion mit dem Chef auch kurzfristig noch weiter.

Bisher versuche ich eher, die Möglichkeiten zu nutzen, um erheblich vor 65/67 in den Vorruhestand gehen zu können ohne dabei auf viel Einkommen verzichten zu müssen.

Mir ist meine vermutete finanzielle Sicherheit (sowohl derzeit wie auch zur Rente) mehr wert wie heute weniger zu arbeiten und zu hoffen, dass ich passend erbe oder im Lotto gewinne, um spätestens in Rente meinen Lebensstadard nicht runter fahren zu müssen. Vermutlich geht das (auch Dank der Politik) zwar nach hinten los und am Ende des Lebens ist noch viel zu viel Geld übrig. Aber lieber so wie anders herum.

Defragger schrieb:
28h/Woche wären auch meine Idee gewesen. Ich sag mal ein paar Überstunden auf dem Konto haben ist ja völlig in Ordnung, aber ich würde bei einer 4 Tage Woche dann auch entsprechend auf lange Sicht hin auf eben die durchschnittlich 28h bestehen.
Das klingt für mich irgendwie seltsam. Du schaffst es nicht, beim 35h Job auf 35h/Woche zu "bestehen", erwartest aber, dass diese im selben Betrieb bei einem 28h Job möglich sein muss/wird?

Defragger schrieb:
Ich war lange auf dem Karrierepfad.
Interessant, was man heute als "lange" bezeichnet, wenn Du wohl erst seit 7,5 Jahren einen Vollzeit-Job hast. Für mich hat etwa nach der Zeit im Berufsleben erst der Gedanke so richtig angefangen, welchen Karriereweg ich einschlagen wollte. Vorher gab es u.A. zwei (mehrmonatliche) Arbeitslosigkeiten, insg. 3 AG Wechsel und einen Wohnortwechsel. Erst beim 4. AG hätte ich die "klassische" Karriere mit Führungsposition und Personalverantwortung überhaupt in Erwägung ziehen können, habe aber nach ein paar weiteren Jahren beim selben AG gemerkt, dass Personalführung für mich nichts ist.

Defragger schrieb:
Und da stellt sich die Frage eben nochmal mehr, ob man nichtmal ein Sabbatical einlegt und für ein halbes Jahr ein anderes Land anschaut und neue Kulturen kennenlernt.
Ok, es geht also wohl "nur" um ein Jahr oder eine temporäre Verkürzung der Arbeitszeit, vermutlich Dank IGM mit garantierter Rückkehr zum 35h Modell, wenn gewünscht.

In dem Fall würde ich sagen: sofort machen, wenn es finanziebar ist und die Beziehung dadurch nicht in die Brüche geht. Bei allen zuvor geschriebenen bin ich von einer dauerhaften Verkürzung des Arbeitsvertrages auf 30h/Woche ausgegangen

Pinabuzz schrieb:
Ich finds schon witzig, wie jeder immer weniger arbeiten will, aber dann auf die Strasse geht, weil die (voraussichtliche¨) Rente nicht reicht…
Die gesetzliche Rente wird auch mit 40h nicht reichen, Das ist schon seit mind. 20 Jahren bekannt und jeder, der nicht zusätzlich vorsorgt, muss mit massiven Einschnitten leben.

Die Frage ist eher, wann oder wo jemals in D jemand für eine besser Rente (oder gar den nötigen Komplett-Umbau) auf die Strasse gegangen ist?
 
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