Karriere vs. Freizeit

Schön, dass der Thread so groß geworden ist. Das Ding mit dem Gehalt ist, irgendwann hat man in seiner Bude alles was man braucht, macht den einen oder anderen schönen Urlaub im Jahr und leistet sich alles was man möchte - aber das sinkt mit der Zeit immer mehr, irgendwann hat man so gut wie alles was man braucht. Wenn dann Kinder dazukommen ist das wieder was anderes. Ich brauch jetzt nicht jedes Jahr die beste neue Grafikkarte und ein normales Auto reicht mir auch.

Da die Immobilienpreise so extrem hoch sind, bleibt das Geld dann halt einfach auf dem Konto und wird oft nicht investiert. Derzeit investiere ich in eine höhere Rente. Die staatliche Rente alleine ist selbst als Gutverdiener aus meiner Sicht zu gering. Das Maximum liegt bei etwa 2.600 Euro netto, damit wirds als Einzelperson in einer Großstadt wie München oder Hamburg schwierig, wenn man keine eigene Immobilie hat und nicht in einer Ein-Zimmer-Wohnung wohnen möchte. Und die staatliche Rente kann man leider nicht erhöhen, indem man mehr in die Rente einzahlt. Deswegen gehts eigentlich nur privat zusätzlich oder über Betriebsrenten.

Wie jemand über 100 Stunden pro Woche arbeiten kann verstehe ich nicht, es ist allerdings auch nicht so als ob es bei IGM-Konzernen ruhig abgeht, hier gibts auch viel zu tun. Ich denke das kommt auch immer stark auf den Job an. Bei IGM-Konzernen steigt man zudem hoch ein, aber dann gehts nur noch extrem zäh weiter. Bei Consulting-Unternehmen steigt man in der Regel niedriger ein, dafür kann man höhere Gehaltssteigerungen raushandeln.

Die sagenumwobenen 100k in der IT-Branche gibts aber meines Wissens extrem selten in Deutschland.
 
Defragger schrieb:
Das Ding mit dem Gehalt ist, irgendwann hat man in seiner Bude alles was man braucht, macht den einen oder anderen schönen Urlaub im Jahr und leistet sich alles was man möchte - aber das sinkt mit der Zeit immer mehr, irgendwann hat man so gut wie alles was man braucht.
Meine großen Ausgaben fürs Hobby sind erst mit 35-40 Jahren entstanden, und das bezieht sich nicht auf PC-Aussattung.

Defragger schrieb:
Derzeit investiere ich in eine höhere Rente. Die staatliche Rente alleine ist selbst als Gutverdiener aus meiner Sicht zu gering.
Dass Du überhaupt noch mit einer realen Rente oberhalb einer Grundrente rechnest, wundert mich schon. Ich erwarte schon in 15-20 Jahren nicht mehr wirklich viel. Egal, was mir meine Renteninformation heute prognostiziert.

Defragger schrieb:
Das Maximum liegt bei etwa 2.600 Euro netto, damit wirds als Einzelperson in einer Großstadt wie München oder Hamburg schwierig
Keine Ahnung, welchen Lebensstil Du zur Rente haben willst. Aber bei dieser Aussage würde ich meine Arbeiszeit nur verkürzen, um nebenberuflich eine Einnahmequelle aufzubauen mit der ich längerfristig mehr Geld verdiene wie ich mit der Reduzierung der Stunden im Hauptjob "verliere" (GRV wird damit auch geringer, die BAV und sonstige Zahlungen vom AG u.U. auch).

Mir ist es ein Rätsel, wie man mit heutiger Kaufkraft in München mit 2600€ Netto nicht gut leben kann. Aber klar, der Lambo und 3 Moante Urlaub im 5 Sterne Hotel sind damit nicht drin. Dafür hätte man etwas von dem, was >42 Jahre lang zu mind. 2 Rentenpunkten/Jahr geführt hat, zur Seite legen müssen.

60-70qm für 1200-1300€ warm scheint aktuell im München nicht unrealistisch, rechne ich nochmal 300€ für höhere Nebenkosten lande ich bei ca. 1500€ warm. Bleiben mind. 1000€ für den Rest.

Defragger schrieb:
Die sagenumwobenen 100k in der IT-Branche gibts aber meines Wissens extrem selten in Deutschland.
In der reinen IT-Branche mag das sein, aber es gibt auch IT-Jobs in anderen Bereichen. Selbst mit "nur" E12 und 6 Jahren Berufserfahrung ist man in einem IG BCE Betrieb in BaWü schon sehr nahe an den 100k€. Je nachdem, was man an Sonderleistungen des AG alles dazu rechnet.

Master-Jobs sind meist E11/E12 ausgeschrieben, da hängt es dann von der eigenen Erfahrung und/oder dem Verhandlungsgeschick ab, ob man in E11, E12 oder E13 eingruppiert wird.

Aber das ist dann ein 40h Job, die man auch realistisch im Jahresmittel einhält.
 
Ich bin kein klassicher Karrieretyp - heißt für mich, dass ich nicht die Intention habe weitestgehend in meinem Unternehmen aufzusteigen. Ich habe gar nicht vor Teamleiter/Manager oder sonstige hohe Positionen zu besetzen weil ich nicht viel arbeiten möchte. Da ist mir meine Freizeit viel kostbarer als das zusätzliche Geld welches ich verdienen würde. Mehr Geld aber dafür mehr Stress und weniger Zeit mit Familie/Freunden, weniger Zeit für Sport etc? Nein danke.

Aktuell arbeite ich 40h die Woche und das wurde auch nie überschritten. Zudem ist die Arbeit an sich (für mich) auch eher entspannt als stressig - ich "acker" also nicht täglich 8 Stunden voll konzentriert durch sondern arbeite eher entspannt. Kernarbeitszeiten gibt es nicht und ich kann von überall aus arbeiten.
Ich habe genug Zeit und auch Kraft/Nerven nach der Arbeit unter der Woche was zu unternehmen. Ich kenne einige Freunde von mir die täglich bis 19 Uhr arbeiten und danach K.O sind und deswegen unter der Woche eigentlich nichts machen als nur zu arbeiten...das könnte ich nicht.

Mein Motto: So viel wie nötig, so wenig wie möglich arbeiten um mir einfach meinen eigenen Lifestyle leisten zu können und das kann ich jetzt schon locker - mein Gehalt steigt zudem noch für ein paar Jahre jährlich. Darum kann es ruhig erstmal so bleiben bzw. weitergehen :)
 
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Idealbild Konzernbeamter heißt für mich Arbeitspensum von ca. 2-3 Stunden am Tag und Langeweile. So ist es bei mir nicht. Darum würde ich das so nicht sagen.
 
flashbox schrieb:
Ich bin kein klassicher Karrieretyp - heißt für mich, dass ich nicht die Intention habe weitestgehend in meinem Unternehmen aufzusteigen. Ich habe gar nicht vor Teamleiter/Manager oder sonstige hohe Positionen zu besetzen weil ich nicht viel arbeiten möchte. Da ist mir meine Freizeit viel kostbarer als das zusätzliche Geld welches ich verdienen würde. Mehr Geld aber dafür mehr Stress und weniger Zeit mit Familie/Freunden, weniger Zeit für Sport etc? Nein danke.
Genau so ticke ich auch. Bin zwar nicht im ÖD, kann mittlerweile aber meine Arbeit bei einem 40h Vertrag in ca. 10 Stunden/Woche erledigen und das in 4 von 5 Tagen im Homeoffice. Ich könnte sicherlich in einem anderen Job einiges mehr verdienen, das wäre aber wieder mit deutlich mehr Arbeit verbunden. So habe ich tagsüber Zeit für Hobbies, Familie, Sport und alles andere. Die Firma ist sehr zufrieden mit meiner Leistung, von daher alles gut. Ich könnte mich zwar noch in andere Bereiche einarbeiten, sehe aber in einem Job keine wirkliche Erfüllung meiner Lebenszeit, da sind mir andere Dinge viel wichtiger. Ich verdiene ganz gut im Job + nebenbei selbstständig an Projekten im Netz, die mir Spaß machen und auch ein bisschen was abwerfen, aber eher als Nebeneffekt, AG weiß Bescheid und hat dies approved. Ich habe keine teuren Ausgaben neben den üblichen Verdächtigen wie Miete & Co und investiere das Meiste, um dann in einigen Jahren davon leben zu können. Dennoch wird sich ab und an mal etwas gegönnt, was mir wirklich einen echten Nutzen bringt im Bereich der Hobbies, wie ein Frugalist möchte ich aber nicht leben.

Imo hat das bei mir schon in meinem ersten Job angefangen, der mir zwar auch etwas Spaß gemacht hat, aber ich fragte mich immer: das kann es doch nicht sein, dass man 40h oder mehr die Woche relativ fremdbestimmt für jemand anderen arbeitet? Da kann ich meine Lebenszeit doch sicherlich besser verbringen. Auch Bücher wie "Ich bin raus!" (https://www.idealo.de/preisvergleic...r-verzweiflung-robert-wringham-paperback.html) habe zu meiner Einstellung beigetragen. Stelle auch im Freundes- und Bekanntenkreis, dass immer mehr Leute ähnlich drauf sind. Imo stirbt die klassische 40h Woche in nicht allzu ferner Zukunft aus.

Naja, evtl. findet mich "mein" Traumjob ja doch irgendwann, wer weiß...
 
Einige Beiträge hier kann ich problemlos auf mich übertragen.

Als ich die Uni abgeschlossen hab, war ich 33. Da ich vor dem Studium schon gearbeitet hatte, hatte ich mir im Studium Zeit gelassen, u.a. um auch mal längere Auslandsaufenthalte verbringen zu können. Dann kam das 2. Arbeitsleben, Familie, Kind, Anschaffung der ganzen Wohnungseinrichtung - eben ein stabiles normales Leben. Die Zeit rast vorbei. Mit einem Fingerschnipp ist schon wieder ein Jahr vergangen.

Gemessen an meiner Arbeitsleistung (IT-Bereich) verdiene ich zuviel - viel zu viel. Wenn ich Berufe im sozialen Bereich (Altenpfleger, Krankenschwestern, usw) sehe, fühl ich mich immer etwas schlecht. Meiner Meinung nach sollten diese Berufe durch eine wesentlich höhere Bezahlung aufgewertet werden.

Die Immobilienpreise der Region, in der ich lebe, sind (wie oben schon mal genannt) so hoch, dass mir auch mein überdurchschnittliches Gehalt nichts nützt. Ich hab mal durchkalkuliert, dass ich bei einer Kreditrate in Höhe meiner aktuellen Miete bei einem Hauskauf mit Abzahlen fertig wäre, wenn ich 110 Jahre alt werden würde.

Aktuell fließt das Geld sowohl in Urlaube (ca. 2 Fernreisen/Jahr + ein paar Kurzreisen), die Wohnungsausstattung und ins Aktiendepot (läuft aktuell nicht so prickelnd).

Im Job wird gerade die Abteilung in eine technische Richtung entwickelt (Azure), die mir überhaupt nicht schmeckt. Die Motivation ist aktuell nicht sonderlich hoch. Vermutlich werd ich mir das noch ein paar Monate mit ansehen und dann die Abteilung wechseln.
 
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Pummeluff schrieb:
Meiner Meinung nach sollten diese Berufe durch eine wesentlich höhere Bezahlung aufgewertet werden
Ist immer die Frage.... eine Aufwertung der Berufe oder vll eher eine Abwertung der anderen Berufe? Z.B. IT? Da wäre die Bereitschaft vieler wsl nicht so hoch....

Pummeluff schrieb:
dass ich bei einer Kreditrate in Höhe meiner aktuellen Miete
Dass das nicht funktioniert ist aber auch keine Überraschung. Ansonsten würde ja jeder Hansdampf ein Haus kaufen wenn man keinen € mehr als vorher für die Miete ausgeben müsste^^
gymfan schrieb:
60-70qm für 1200-1300€ warm scheint aktuell im München nicht unrealistisch, rechne ich nochmal 300€ für höhere Nebenkosten lande ich bei ca. 1500€ warm. Bleiben mind. 1000€ für den Rest.
Was aber nichts desto trotz immernoch über 50% für Miete sind. Das ist halt auch nicht gesund (für die Finanzplanung).
Wer sich an der Grenze von ca. 30-max. 40% orientieren will, muss schon zu Kompromissen in Ausstattung, Lage und Größe bereit sein um damit in München was zu finden.
 
Khaotik schrieb:
Ist immer die Frage.... eine Aufwertung der Berufe oder vll eher eine Abwertung der anderen Berufe? Z.B. IT? Da wäre die Bereitschaft vieler wsl nicht so hoch....
Die Bereitschaft wäre wohl sehr gering, wenn nicht parallel die Lebenshaltungskosten auch sinken würden.

Wenn Du im Folgenden schon schreibst, dass 2600€ Netto in München aktuell als Singles zu wenig/ungesund sind, dann bringt es nichts, wenn alle Einkommen auf 2000-4000€ Brutto gedeckelt werden. Nur deshalb werden die Mieten, Nebenkosten oder Lebensmittel auch nicht schlagartig günstiger.

Khaotik schrieb:
Was aber nichts desto trotz immernoch über 50% für Miete sind. Das ist halt auch nicht gesund (für die Finanzplanung).
Es ging in dem von mir zitierten Beitrag um die Frage, ob man es mit 2600€ Netto-Rente bei aktueller Kaufkraft und Lebenshaltungskosten in Hamburg/München schwer hätte. Wenn ich zur Rente nach Abzug der Warmmiete+Strom 1100€ Netto übrig habe, dann ist das für mich kein Betrag, von dem ich dort nur schwer leben kann. Selbst wenn ich zu dem Zeitpunt einen neuen Mietvertrag zu den genannten Konditionen abschließen muss.

Wer natürlich ohne jegliche Wohnungssaustattung und sonstiges Eigentum zu Rentenbeginn unbedingt nach München ziehen will, der wird es damit schwer haben. Der hat aber m.M.n., wenn er vorher 35-40 Jahren je 2 Rentenpunkte erworben hat, irgendwas "seltsames" mit seinem Einkommen gemacht.

Aber vermutlich bin ich der einzige, der mit Rentenbeginn keine großartige Finanzplanung zum Vermögensaufbau mehr betreiben wird. Wenn die regelmäßige Rente meine kompletten Lebenshaltungskosten deckt (was auch in München mit 2600€ Netto für mich locker drin wäre), dann genügt mir das. Dann stelle ich mir allenfalls die Ausgangsfrage des Threads, warum ich 35-40 Jahre soviel gearbeitet/verdient habe anstatt kürzer zu treten und einen Teil meiner Rente durch private Ansparungen finanziere.
 
Zuletzt bearbeitet:
gymfan schrieb:
Es ging in dem von mir zitierten Beitrag um die Frage, ob man es mit 2600€ Netto-Rente bei aktueller Kaufkraft und Lebenshaltungskosten in Hamburg/München schwer hätte.
Ok, das ging teils teils etwas unter. Geht es tatsächlich nur ums Thema Rente bin ich bei den 2600€ bei dir. Selbst als Single. Wer einen Anspruch auf 2600€Nettorente hat sollte in jedem Fall soviel Vermögen haben, dass er selbst mit deutlich weniger auskommen sollte. Ein Vermögensaufbau ist in der Rente natürlich nicht mehr das absolute Ziel.

Ich war wieder eher bei dem Punkte 2600€ netto als Normalverdiener in den 30er, 40ern. Da wird es dann mMn tatsächlich etwas Eng was das angeht.
 
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NedFlanders schrieb:
Die Firma ist sehr zufrieden mit meiner Leistung, von daher alles gut. Ich könnte mich zwar noch in andere Bereiche einarbeiten, sehe aber in einem Job keine wirkliche Erfüllung meiner Lebenszeit, da sind mir andere Dinge viel wichtiger. Ich verdiene ganz gut im Job + nebenbei selbstständig an Projekten im Netz, die mir Spaß machen und auch ein bisschen was abwerfen, aber eher als Nebeneffekt, AG weiß Bescheid und hat dies approved.
Ich beobachte in diesem Thema einen Schwerpunkt IT-Fachkräfte mit überdurchschnittlichen Einkommen, die aber anscheinend nicht mehr die Grundlagen decken (Eigenheim, Führerschein, Neuwagen, auskömmliche Rente), die für einen Bandarbeiter mit Hauptschulabschluß im Bundesrepublik des Jahres 1955 selbstverständlich waren. Da liegt irgendwas gewaltig schief.

NedFlanders schrieb:
Imo hat das bei mir schon in meinem ersten Job angefangen, der mir zwar auch etwas Spaß gemacht hat, aber ich fragte mich immer: das kann es doch nicht sein, dass man 40h oder mehr die Woche relativ fremdbestimmt für jemand anderen arbeitet? Da kann ich meine Lebenszeit doch sicherlich besser verbringen.
Solche Fragen "Wofür gehe ich überhaupt Vollzeit arbeiten?" tauchen immer dann auf, wenn die gezahlten Entgelte absolut (am Weltstandard gemessen) zu niedrig sind. Dann hat man zwar jede Menge Währungseinheiten zur Verfügung kann aber nichts Sinnvolles damit kaufen. In Folge sinken Arbeitsleistung und Produktivität auf das notwendigste Minimum.

Ein ähnliches Problem gab es übrigens in der DDR und führte schließlich zum kompletten Zusammenbruch.
 
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Wechsler schrieb:
Ich beobachte in diesem Thema einen Schwerpunkt IT-Fachkräfte mit überdurchschnittlichen Einkommen, die aber anscheinend nicht mehr die Grundlagen decken (Eigenheim, Führerschein, Neuwagen, auskömmliche Rente), die für einen Bandarbeiter mit Hauptschulabschluß im Bundesrepublik des Jahres 1955 selbstverständlich waren. Da liegt irgendwas gewaltig schief.
So etwas sehe ich hier eher weniger. Es ist nicht so, dass die Einkommen die Grundlagen und einiges darber hinaus decken würden, sondern eher, dass Geld nicht mehr das Entscheidende ist, zumindest bei mir.
Wechsler schrieb:
Solche Fragen "Wofür gehe ich überhaupt Vollzeit arbeiten?" tauchen immer dann auf, wenn die gezahlten Entgelte absolut (am Weltstandard gemessen) zu niedrig sind. Dann hat man zwar jede Menge Währungseinheiten zur Verfügung kann aber nichts Sinnvolles damit kaufen.
Auch das ist hier im Thread (so habe ich das Gefühl) eher nicht der Fall, siehe oben. Ich weiß was du meinst, nämlich dass viele argumentieren, dass sich arbeiten nicht mehr lohnt. Meine Aussage bezog sich eher darauf hin, dass immer mehr die Sinnfrage stellen, weshalb man (noch) mehr Geld haben sollte, wenn man dafür einen Großteile seiner Lebenszeit dafür eintauscht.

Mehr Geld ist natürlich immer gut, wenn ich allerdings für sagen wir mal 20% mehr Gehalt meinen Job wechseln würde, um dann in einem "richtigen" 40h (oder mehr) zu arbeiten und ich dann 4x so viel arbeiten muss wie aktuell, dann ist das nunmal ein sehr schlechter Deal.
 
Ich bin kein Karrieretyp. Von Beruf Sozialarbeiter, was ja auch von vornherein kein Karriereberuf ist, und dann in einer Behörde im ÖD, wo die überschaubaren Karriereleitern eher nur für Verwaltungsleute betretbar sind und ab einer bestimmten Sprossenhöhe nur noch für Parteifreunde.
Anfänglich habe ich berufsbegleitend eine mehrjährige Beratungsausbildung gemacht. Die hat mir geholfen, eine schwierige Tätigkeit mit hoher Verantwortung ergreifen zu können, bei der man tatsächlich ähnlich gut verdient wie eine Abteilungsleitung im Verwaltungsbereich. Ich bin Mitte 40, lebe gut, bin sehr zufrieden mit meinem Job, aber das wars eben auch. Mehr kommt beruflich nicht mehr außer eben das, was die Tarifrunden einbringen. Während die Arbeit so vor sich hinplätschert, liegt mein Fokus ganz klar auf Familie und Freizeit. Und das ist in Ordnung so.
 
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Wechsler schrieb:
Ich beobachte in diesem Thema einen Schwerpunkt IT-Fachkräfte mit überdurchschnittlichen Einkommen, die aber anscheinend nicht mehr die Grundlagen decken (Eigenheim, Führerschein, Neuwagen, auskömmliche Rente), die für einen Bandarbeiter mit Hauptschulabschluß im Bundesrepublik des Jahres 1955 selbstverständlich waren. Da liegt irgendwas gewaltig schief.
Die Wahrnehmung ist falsch.

Ich kann mir heute mit 4 oder 5 Nettogehältern ein Auto kaufen. Das war in den 50-er und 60-er Jahren nicht der Fall. Beim Eigenheim dürfte die Zeit grob gleichgeblieben sein, bis die Immobilie abgezahlt ist.

Die Wahrnehmung ist deswegen eine andere, da wir heute für viel mehr Konsumgüter und Dienstleistungen Geld ausgeben.
 
Ich glaube, die Einstellung, gerade bei gesuchten Berufen hängt stark von der Perspektive ab.
Ich kann zum Beispiel nicht verstehen, warum man weniger arbeitet, sich dafür aber selbst dazu verdonnert bis 67 einer geregelten Arbeit nachzugehen. Selbst wenn's dann nur 20 oder 30 Stunden pro Woche ist. Die Abhängigkeit zum Arbeitgeber wird man damit nicht los.
Warum nicht, so lang man jung und relativ unabhängig ist, ordentlich klotzen und das ganze nutzen um sich in eine Position zu bringen, aus der man dann 20 Jahre früher den Ruhestand antreten kann?
Aber generell tut der Personalmangel in der IT vielen scheinbar nicht gut, wie man auch in anderen Threads sehen kann. "Bewerben? Mach ich nicht... Wer mich will, soll sich bei mir vorstellen"
Tja, die coolen Stellen, bei interessanten Firmen kriegt man so sicher nicht, wenn man sich nicht innerhalb der Branche ein Standing erarbeitet hat und sowieso bekannt ist.
FAANG & Co. sind nicht wirklich auf Recruiter angewiesen, die kriegen genug Bewerbungen und höhere Stellen, auch in anderen Firmen, werden sowieso nicht mit Hilfe von Recruitern besetzt, die Massenmails per Xing oder LinkedIn verschicken. Dafür gibt es Headhunter und persönliche Netzwerke.
 
Pummeluff schrieb:
Die Wahrnehmung ist falsch.Ich kann mir heute mit 4 oder 5 Nettogehältern ein Auto kaufen.
Gehen wir mal davon aus, dass du zu den privilegierten Leuten gehörst die 3000 Euro netto verdienen (lässt sich leicht rechnen) - damit gehörst du in Deutschland zu den Topverdienern.
Mit 5 Nettogehältern liegst du bei 15.000 Euro.

Ich war gerade auf der VW-Seite - die absolute Basisausstattung eines GOLF (also alles andere als Luxus) kostet EUR 29560,- => Das wären 10 Nettogehälter. Real wirst du bei einem neuen Auto eigentlich immer mindestens um die EUR 35000,- liegen es sei denn du kaufst dir irgendeine Plastikchinakarre die dir in 5 Jahren unterm Popo wegbricht.

Die Realität ist doch so, dass selbst der privilegierte Sparer, der 500 Euro pro Monat zurücklegen kann fast 6 Jahre sparen muss für ein neues Auto - und da darf dann keine größere Reparatur oder Neuanschaffung dazwischenkommen um das zu bremsen.

Wir sind zudem in 2022. Zu meiner Zeit - in den 80-90er Jahren hat man ein Auto min.10-20 Jahre gefahren. Die Realität ist doch inzwischen so, dass die Autos heute nach 5-6 Jahren bereits Kinderkrankheiten kriegen und technisch total überholt sind. Zudem die Unsicherheit über die Zukunft der Verbrenner etc.

Also Nein - wenn eine Wahrnehmung nicht stimmt, dann deine.
 
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Wer redet bitteschön von einem Golf? Ein Dacia Duster dürfte einem Golf in Grundausstattung in nichts nachstehen, kostet aber weniger als die Hälfte und hat dabei die wichtigsten Dinge schon an Board:
https://www.dacia.de/modelle/duster.html

Zudem sind 3k für einen ITler (je nach Region) eher das Einstiegsgehalt denn Gehalt mit BE.
Ich denke aber eher, dass @Pummeluff nicht von einem Neuwagen, sondern einem gepflegten Gebrauchtwagen ausgegangen ist.
 
@Niyu Naja, das kann man schon differenzierter sehen.
Einerseits gibts einen neuen Dacia um ~10k. Einen neuen Seat Ibiza in der Grundvariante bekommt man um 15.990 - beide nicht aus China. Der Golf ist schon lange kein "günstiges" Auto mehr und es gibt auch noch Franzosen und Ford (Focus ab 18.700). Das alles UVP - also günstiger möglich.

Zurück zu den 80ern und 90ern. Im Vergleich zum Gehalt waren die Autos damals mMn nicht teurer. Aber es gab trotzdem viele Neuheiten bei den Autos. Bremskraftverstärker, Servolenkung, ABS, Airbags, Radios (Kasette, CD), Klimaanlagen, elektrische Fensterheber usw.
Ein neues Auto nach 10 Jahren, war damals wirklich eine Neuheit. Heute fällt mir nicht so viel Unterschied auf ob ich ein Auto aus dem Jahre 2002, 2012 oder 2022 fahre. Klar, es gibt allerhand neuen Komfort, aber beim fahren und der Sicherheit ist wenig Unterschied - das war früher anders.

Und das wichtigste, es wurde mit den 50ern und 60ern Verglichen. Autos waren damals in Mitteleuropa eine Seltenheit und mit Sicherheit teurer als heute. Ich weiß noch, dass mein Opa der erste in meinem Dorf war der überhaupt ein Auto hatte - war ein Käfer glaub ich. Asphaltiert war damals auch nur die Hauptstraße.

Klar, früher hatte man meist nur 1 Auto in der Familie, andererseits gab es auch öfter nur 1 Einkommen. Das ist schwer zu vergleichen. Auch sind 3000€ netto in München/Frankfurt etwas anderes als in Sachsen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich fahr keinen Dacia, aber einen 13 Jahre alten Landrover.
Ich brauch kein Auto zum repräsentieren, allerdings für 90% meiner Fahrten ein geländetaugliches. Zählt das?
 
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