Wenn ich meinem alten Herren die Technik kaufen muss, dann ist er so alt, dass er es nicht mehr selber kann.
Wenn mein alter Herr es kapiert, kann er es auch selber kaufen. Egal.
Ich lese es immer wieder. Leute, die die Einmesssysteme Jahre lang genutzt haben und dann irgendwann mal zufällig auf den Direct Button gekommen sind und dann nie wieder zurückgeschaltet haben.
Ein Lautsprecher reproduziert Schwingungen, so gut wie er kann. Ein Einmesssystem kann die Lautstärke ändern, die Phase bzw. Delay - beides in Abhängigkeit von der Frequenz. Der Schall kommt als erstes als Direktschall am Ohr an, sprich auf dem kürzesten Weg. Ich denke es sollte klar sein, dass der Direktschall erstmal bestmöglich ist, wenn er unverändert ankommt, also so wie der LS abgestimmt ist. Wenn ich jetzt an der Hörposition eine ungünstige Überhöhung (vom Raum verursacht) habe und dann durch den Verstärker am Lautsprecher dementsprechend gegensteuere, indem ich die Lautstärke in dem Frequenzbereich entzerre, dann kommt vom Direktschall genau diese Anpassung auch als erstes am Ohr an, sprich erstmal der fehlende Schalldruck. Soweit ich weiß ist unser Gehör so beschaffen, dass der Direktschall insbesonders für die Lokalisierung des Schalles tragend ist. Der Raumschall, der die eigentlichen Probleme verursacht, trägt meist zur Hörqualität bei. Das Korrektursystem versucht meistens den Raumschall zu korrigieren, korrigiert damit aber immer auch zwangsläufig den Direktschall.
Mit zwei Lautsprechern kann man die Position des Problems verschieben. Timingunterschiede verhindert man durch die grundlegende Stereo-Regel des gleichseitigen Dreiecks. Das macht ein Einmesssystem für Stereo erstmal unnötig. Höchstens zum Verändern der Klangcharakteristik, aber das ist ja nicht die Aufgabe. Jedenfalls kann man das alles aber auch durch reales Verschieben und andere Maßnahmen erreichen, die für den Direktschall immer das bessere Ergebnis liefern werden.
Bei 6 Lautsprechern im Heimkino ist das Einmesssystem relevant, da i.d.R. nie die gleichen Abstände zu allen Lautsprechern an allen Sitzpositionen gehalten werden können und der Raum bezüglich den einzelnen Kanälen meist auch nicht symmetrisch ausgerichtet ist.
Um mal ein praktisches Beispiel zu bringen: Ich kann einen Subwoofer an eine freie und wandferne Position stellen, an er an meiner Hörposition in seinem Frequenzbereich einen linearen Frequenzgang bringt, also so arbeitet, wie vom Konstrukteur gedacht.
Ich kann den Subwoofer aber auch direkt wandnah in eine Raumecke stellen und die entstehenden Verstärkungen mit einem Einmesssystem rausfiltern, sodass wieder ein an der Hörposition rein technisch linearer Frequenzgang entsteht.
Wenn jetzt aber einer diskutiert, dass gemessen (nichts anderes macht das Einmesssystem!) beide Ergebnisse gleich sind, mit dem diskutiert ich nicht. Gerade bei den unteren Frequenzen ist der Unterschied zwischen Direkt und Raumklang immens.
Es wird jedenfalls i.d.R. der erste Fall deutlich besser klingen (es gibt Szenarien, da kann man die Effekte nutzen, oder man hat spezielle Subwoofer, die das ausnutzen). Man will vom LS den Direktschall haben und nicht den Raumschall. Und das kann dir jeder bestätigen, der das schonmal zu Hause probiert hat.
Ich bin Einmesssystemen nicht komplett abgeneigt. Aber wenn schon denn schon, dann sollte man das händisch machen oder machen lassen. Und bei Stereo ist es einfach Unfug. Bei Stereo gilt: Stereodreieck einhalten, Lautsprecher umrücken, Lautsprecher akustisch passend zum Raum kaufen. Diese Maßnahmen bringen deutlich bessere Ergebnisse, als ein Einmesssystem.
Die Behauptung ein AVR biete einen schlechteren Klang ist auch völlig daneben.
Schreibt derjenige, der einen X1000 für ein Stereo System empfiehlt ..
Ich stimme dir da zu, dass aktuelle Verstärker
theoretisch keinen Unterschied machen sollten.
Aber praktisch kann jeder Anfänger einen deutlichen Unterschied zwischen einem 250€ AVR und einem 250€ Stereo Verstärker feststellen.
Dafür leg ich meine Hand ins Feuer (nicht für Schwerhörige oder Taube
).
Wenn man das nie im Direktvergleich gehört hat, kann ich mich da kaum aufregen.
Es gibt aber sehrwohl Verstärker, die einfach langweilig klingen, denen das gewisse Etwas fehlt, obwohl sie in etwa gleich klingen, wie vergleichbare Verstärker.
Ich weiß nicht, ob man das messen kann (ich kann es sicherlich nicht). Aber wenn es diesen Effekt nicht gäbe, dann würde es nicht x verschiedene Verstärker von verschiedenen Anbietern im selben Preissegment geben.
Nicht zuletzt macht sich auch die Leistungsfähigkeit der Verstärker bemerkbar. Wenn man da mal eben ein wenig lauter macht, fängt es an zu klirren. Was mich zum X-1000 bringt: Die Leistungsangaben von dem sind kaum realistisch. Soweit ich das sehe, hat der bei 5 aktiven Kanälen irgendwas um die 50-80W Dauerleistung, die auch der NAD bringt. Der NAD hat dabei aber einen Klirrfaktor, der um eine 10er Potenz niedriger ist.
Unterschied macht z.B. auch die Kanaltrennung oder das Netzteil.
In diesem Preisbereich (sprich 250€) ist ein Stereoverstärker jedenfalls definitiv hörbar besser, als ein neuwertiger AVR der selben Preisklasse. Wer was anderes behauptet hat es entweder noch nie im Vergleich gehört oder Dreck in den Ohren.