Konti schrieb:
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Allerdings nervt es auch wieder ein wenig, daß nun jeder Depp meint, mit ein bisschen Retro-Grafik ein Stück vom Kuchen ab zu bekommen. Viele der Indie/Retro-Titel sind ziemlicher Schrott, die nur versuchen, auf der Hype-Welle mit zu schwimmen.
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Eigentlich spiegelt das ziemlich genau die Situation wieder, die in den 80ern und frühen 90ern noch herrschte, als das, was heute Retro ist, noch State of the Art war. Also die Zeit, in der in der Computerspielebranche noch nicht alles in eingefahrenen Schienen lief und unzählige neue, bis heute Genre-definierende Spielideen entwickelt und in oft genialer Weise umgesetzt wurden.
Was wir heute in romatisch verklärten Rückblicken in diese goldenen Zeiten der Computerspiele nicht mehr sehen, ist der riesige Berg von Müll, in dem die unvergessenen Perlen versteckt waren. Die vielen unsäglich schlechten Spiele tut sich heute nur noch der Angry Video Game Nerd an. Der Durchschnittsgamer hat das alles verdrängt und sieht nur noch die guten Seiten.
Das kommt eben dabei heraus, wenn experementiert wird. In 9 von 10 Fällen bekommt man eher enttäuschende Ergebnisse oder totalen Mist. Aber dafür halt auch immer wieder mal eine richtig geniale Innovation.
Genau wie jetzt bei Kickstarter-Projekten, gab es auch damals keine Abhängigkeit der Entwickler von großen Publishern. Spiele wurde "in Garagen" mit wenig Personal und Zeitaufwand entwickelt. Wenn eines floppte, dann versuchte man es halt einfach nochmal.
Bei den heute üblichen, von den großen Publishern vertriebenen AAA-Titeln läuft das ganz anders. Da werden viele Millionen und Jahre Entwicklungszeit investiert und da kann man sich nicht allzuviele Flops leisten. Also minimiert man das Risiko, indem man auf bewährte Spielkonzepte und am besten Fortsetzungen von vorher schon erfolgreichen Titeln setzt.
Ich hoffe, dass die Leute sich diesen Tatsachen bewusst sind und Kickstarter bzw. sonstiges Crowdfunding nicht für gescheitert erklären, wenn dadurch 90% Müll produziert wird. Das ist einfach unvermeidlich. Es gibt auch heute kein Geheimrezept für geniale Innovationen. Es gibt nur Versuch und Irrtum.
Wäre das anders, hätten die großen Publisher auch eine andere Produktpolitik. Die sind ja nicht aus reiner Menschenfeindlichkeit so wie sie sind, sondern weil sie im Interesse ihrer Anteilseigner zum kontinuierlichen finanziellen Erfolg verdammt sind.