Guter Beginn, mieses naives Ende.
Die (vermeintlich vielen) Raubkopierer dafür verantwortlich machen ist natürlich einfacher, als der Spieleindustrie die Aufgabe zu geben, Spiele zu entwickeln die man gerne kauft. Dazu wundere ich mich immer, woher die die Zahlen haben wollen. Das ist dasselbe wie bei der Musik-Industrie, wo jeder verkaufte Rohling eine Musik-CD-Kopie war - eine komplett hirnrissige Schlußfolgerung.
Als Beispiel GTA IV. Die Fangemeinde ist riesig, das Potential des Spieles grenzenlos, die Umsetzung aber einfach katastrophal. Ich hab mich auch ewig auf das Spiel gefreut, habe es aber immer noch nicht da ich wegen der ganzen Probleme einfach abgeschreckt bin. Dazu liest man noch von Spielezeitungen, die ohne Kopierschutz gespielt haben, das alles wunderbar war. Da komme ich mir als potentieller ehrlicher Käufer vereimert vor, daher hab ich es bisher nicht gekauft und werde es diese Woche nur machen, wenn mir der Laden eine Umtauschgarantie bei Nichtfunktion gibt. Gibt es diese nicht, sieht Rockstar mein Geld nicht.
Es wurde ja im Artikel angeschnitten, einen bestimmten Bodensatz gibt es immer, gab es immer, die nicht kaufen sondern kopieren. Das war schon immer so und ist kein neues Phänomen. Die heutigen Möglichkeiten mit Internet und leistungsfähigen PCs verstärkt das Problem, aber die Lösung ist nicht, den Herstellern in die Karten zu spielen und die bösen bösen Raubkopierer zu verteufeln. Sicher ist das Verhalten derer nicht gutzuheißen, aber ich denke, ein großer Teil der Kopierer würde nichtmals für 1eur kaufen, auf der anderen Seite werden es aber immer mehr, die z.B. für GTA IV auch 50eur ausgegeben hätten, sofern es denn a) vernünftig laufen würde und b) den ehrlichen Käufer nicht mit SecuROM und zwei sinnlosen Online-Accounts gängeln würde.
Eines ist doch offensichtlich, Kopierschutze hindern niemanden daran sich das Spiel illegal zu besorgen, einzig die ehrlichen Käufer werden verärgert.
Das System des derzeitigen Kopierschutzes ist falsch. Früher, als Counterstrike aufkam, schoss Half-Life in den Verkaufscharts nach oben, da jeder einen funktionierenden Key brauchte um zu spielen. Das war ein brauchbares System, gängelte es den ehrlichen Käufer doch quasi überhaupt nicht. Sein System wurde nicht verseucht, er musste sich nicht irgendeinem "Club" anschließen, den er nicht braucht usw. usf. Heute bekommt man unfertige Programme vorgesetzt, die sauteuer sind und die ein Kopierschutzsystem haben, wo keiner weiß was es alles anstellt.
Heute müssen ehrliche Käufer entscheiden, will ich spielen und mein System verseuchen oder spiel ich nicht? Selbst die ehrlichen Käufer laden sich teils den Crack runter, weil sie auf die Gängelung keine Lust haben, warum auch, sie haben ja bezahlt! Das ist doch schizophren, wenn jemand bereit ist Geld dafür zu bezahlen, sich aber trotzdem strafbar macht, weil er ohne Gängelung spielen will.
Ich wage zu behaupten, das sich GTA IV ohne Kopierschutz (trotz der Bugs) besser verkauft hätte, als mit, von einer Version ohne Bugs nicht zu sprechen. Aber wenn selbst Spielezeitungen (PCGames) davor warnen, sich ein Spiel zu kaufen, braucht sich Rockstar nicht zu beschweren, warum es so schlecht verkauft wurde (aber das werden sie mit Sicherheit trotzdem machen).
davediehose schrieb:
Im Großen und Ganzen stimme ich den inhaltlichen Feststellungen zu, möchte aber doch darauf hinweisen, dass vollständig online verfügbaren Portal-Systemen wie Steam wohl die Zukunft gehört. Was brauche ich eine Schachtel, was brauche ich eine DVD, was brauche ich einen zusätzlichen Software-Kopierschutz.
Ich hab gerne eine Schachtel im Schrank stehen und mit einer CD die einfache Möglichkeit nochmal neu zu installieren. Daneben bietet die Steam-Version von GTA4 genau dieselben Kopierschutzmechanismen. Dazu will ich mir 15GB sicher nicht aus dem Netz ziehen. Da geh ich lieber in einen Laden (an dem ich sowieso vorbeikomme), habe danach eine schöne Schachtel, DVDs und ein gutes Spiel.
Direkt online bezogener Inhalt wird auch im Bereich PC-Spiele durch die direkte Abwicklung ähnlich wie im Bereich HD-Filme - Sony selbst, als Bluray-Mutter, fürchtet sich vor immer schneller werdenen Netzen und IPTV
Nur warum fürchten sie sich? Wohl auch, weil das Produkt teils einfach schlecht ist.
Zusätzlich erwachsen auch zusätzliche Chancen aus Systemen wie Steam. Spielinhalt kann quasi MMORPG-typisch nachträglich kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, wodurch bei richtiger Herangehensweise auch für viele Jahre die Verkaufszahlen konstant hoch gehalten werden können. Als Positivbeispiel dient hierfür ganz klar Team Fortress 2, das eine erstklassige Produktpflege seitens des Herstellers erfährt.
Wozu hat denn bei den Spieleherstellern das Internet geführt, zu zusätzlichem Content der nachgereicht wurde? Nein, doch ganz und gar nicht, auf der einen Seite zu immer verbuggteren Spielen, weil man die Patches ja nun leicht aus dem Netz runterladen kann und zum zweiten zu immer schlechteren Spielen, weil die Innovation ja von der Modding-Szene gemacht werden kann.