Kühlschrank zur Datenrettung

Kowa

Captain
Registriert
Dez. 2008
Beiträge
3.165
Es wird oft empfohlen, eine defekte HDD im Kühlschrank zu reaktivieren, also genau das Gegenteil vom Grafikkarten-Backen.

Hat jemand damit schon konkrete Erfahrungen gemacht oder ist das alles nur Hörensagen und esoterischer Natur?

Ich habe eine 320gb-Samsung-Notebook-HDD bekommen. Da das Gerät im laufenden Betrieb vom Tisch fiel, ging ich von einem Headcrash mit begrenztem Schaden aus. Beim HD-Tune wurden ca. 10% der Oberfläche (etwas zw. 10-40gb) als defekt angezeigt.

HDTune war leider eine Dummheit, die wertvolle Restlebenszeit kostete. Mit ddrecover konnte ich nach mehreren Anläufen nur noch 37gb retten. Die stoppt mittlerweile das gesamte Systeem dauerhaft, nachdem sie angesprochen wird.

Die Vermutung ist nun, dass neben einem Headcrash auch das Lager der Platte einen Schaden erlitt und die HDD unrund läuft. Dadurch wird das Lager immer weiter beschädigt.
Wenn ich die Platte im Gefrierschrank betreibe und die Kabel aus der Türdichtung zum PC führe, hoffe ich, dass sich das Lager zusammenzieht und wieder eine Weile funktioniert. Da die HDD sich erwärmt, wird da auch kein Kondenswasser entstehen.

Also nochmal, hat jemand konkrete Erfolge mit diesem Verfahren? Und wenn ja, bei welchen Temperaturen und über welchen Zeitraum und bei welchem Versuchsaufbau?
 
Hab ich noch nie gehoert derartiges, wuerde also eher sagen das bringt nichts.
 
Das sollte nicht viel bringen. Lagerschäden bedeuten in der Regel unwucht im Lauf und eine höhere Stromaufnahme. Damit kannst Du nur der Controllerchip der HD kühlen.
Kühlschrank +7°C, Raumtemperatur +21°C macht 14 K Temepraturdifferenz. Das ist nicht viel.
Besser Chip mit Kältespray einsprühen. Da kommst Du locker auf -40°C.
Unter Linux kann man die HD 1:1 kopieren. Es gibt Einstellungen, das bei nicht lesbaren Sektoren diese übersprungen werden. Damit sollte viel zu retten sein.
 
Selbst wenn sich durch die Kälte das Lager zusammenzieht, dann passiert das für das Lager gleichmäßig. Eine Unwucht lässt sich damit auch nicht beheben.

Ausserdem bildet sich im Eisfach das Kondenswasser im Inneren der Festplatte ja gerade weil die Aussenhülle eiskalt wird und im Inneren die Plattenmechanik Wärme erzeugt. Der Wassergehalt im Inneren der Festplatte dürfte zwar sehr gering sein, weil Festplatten im Inneren Luftarm sind, aber dennoch hat es schon seine Gründe, warum Plattenhersteller als Temperaturbereich im Betrieb nur Temperaturen über 0 angeben und unter 0 nur eine Lagerung spezifiziert ist.
 
@Atkatla

In der HD befindet sich kein Wasser. Es geht um das in der Luft gelöste Wasser. Dies Kondensiert und kann zum verkleben der Schreib-/Leseköpfe führen, sowie Korrosion. Im inneren der HD ist der gleiche Luftdruck wie außen. Durckunterschiede werden durch Mikrofilter (ahnlich Zigarettenfilter) ausgeglichen. Sonst dürfte man sein Notebook im Flieger oder im Gebirge nicht einschalten.
 
Ich beziehe mich z.B. auf diesen Beitrag (ja ich habe vorher die Forensuche bemüht ;) )
https://www.computerbase.de/forum/t...-schreib-lesekopf-kaputt.285526/#post-2800445

CPU-Bastler schrieb:
Lagerschäden bedeuten in der Regel unwucht im Lauf und eine höhere Stromaufnahme. Damit kannst Du nur der Controllerchip der HD kühlen.
Kühlschrank +7°C, Raumtemperatur +21°C macht 14 K Temepraturdifferenz. Das ist nicht viel.
Besser Chip mit Kältespray einsprühen. Da kommst Du locker auf -40°C.
Unter Linux kann man die HD 1:1 kopieren. Es gibt Einstellungen, das bei nicht lesbaren Sektoren diese übersprungen werden. Damit sollte viel zu retten sein.
ddrescue ist ein Linux-Tool. Leider habe ich nur noch ca. 20gb von 60 kopieren können. Der Rechner reagierte dann überhaupt nicht mehr.
Atkatla schrieb:
Selbst wenn sich durch die Kälte das Lager zusammenzieht, dann passiert das für das Lager gleichmäßig. Eine Unwucht lässt sich damit auch nicht beheben.

Ausserdem bildet sich im Eisfach das Kondenswasser im Inneren der Festplatte ja gerade weil die Aussenhülle eiskalt wird und im Inneren die Plattenmechanik Wärme erzeugt. Der Wassergehalt im Inneren der Festplatte dürfte zwar sehr gering sein, weil Festplatten im Inneren Luftarm sind, aber dennoch hat es schon seine Gründe, warum Plattenhersteller als Temperaturbereich im Betrieb nur Temperaturen über 0 angeben und unter 0 nur eine Lagerung spezifiziert ist.
Ich hoffe, dass sich das Kondenswasser zuerst auf der metallischen Innenwand niederschlägt. Das Luftvolumen ist, speziell bei 2,5" sehr gering und somit die absolute Wassermenge.
Was bedeutet "luftarm"? Die Platten haben ein Luftloch mit Feinstaubfilter um Luftdruckschwankungen auszugleichen. Dort wird ein wenig Kühlschrankluft bei der Abkühlung angesaugt, diese müßte aber eigentlich sehr trocken sein und nicht zusätzlich Feuchtigkeit einbringen.
Also das mit dem zusammenziehen des Lagers wäre für mich verständlich gewesen. Ich such mal den Temperaturbereich der HDD raus.
 
Die Vermutung ist nun, dass neben einem Headcrash auch das Lager der Platte einen Schaden erlitt und die HDD unrund läuft. Dadurch wird das Lager immer weiter beschädigt.
Eine eher haltlose Vermutung.
Es wird eher der herumfliegende Dreck des Headcrashes die fortschreitende Unlesbarkeit verursachen, wie es sonst üblicherweise zu beobachten ist.
HDTune war leider eine Dummheit, die wertvolle Restlebenszeit kostete.
Damit konntest Du aber wenigstens quantitativ abschätzen, was gerettet hätte werden können, wenn Du es nicht laufen gelassen hättest.
Nach den nunmehr auftretenden Symptomen machen weitere Versuche nur mehr in der Mülltonne Sinn.
 
CPU-Bastler schrieb:
Versuch mal gddrescue.
Das ist eine Weiterentwicklung von dd_rescue.
Ja, genau das habe ich verwendet. Mit gParted gebootet, dann mit "apt-get install gddrescue" installiert. Immerhin habe ich so 37gb Rohdaten (davon ca. 20gb der Systemplatte) lesen können.
Dabei hatte ich aber den 2. Fehler. Die Zielpartition war NTFS. gParted/Linux kann scheinbar nur 32gb darauf schreiben. Damit war wieder eine Nacht verloren. Am nächsten Tag waren noch 5 gb zu gewinnen.

Naja, wieder was gelernt. Mit dem Kühlschrank probiere ich noch.
 
Derartige Rettungsversuche führt man sinnvollerweise auf eine vorher vorbereitete Platte mit einer 1:1 Kopie aus, um mit den ausgelesenen Datenfetzen überhaupt eine sinnvolle Nachbearbeitung durchführen zu können. Ist da die $MFT der NTFS-Partition gar nicht dabei, lässt sich damit kaum noch was anfangen.
 
Ein paar Worte zur Kühlschrank-Methode:

Kurz: je kühler die Elektronik, desto größer der Signal-Rausch-Abstand.

Ausführlicher:
In jedem (Halb-)Leiter gibt es eine Vielzahl von Rauschquellen, vor allem treten das Wärmerauschen mit zunehmender Temperatur sowie das Stromrauschen hervor. Eigentlich ist das Rauschen, absolut gesehen, bei Raumtemperatur ziemlich konstant, aber wenn das Nutzsignal schwächer wird, geht dieses oft sprichwörtlich im Rauschen unter.
Nun ist das Wärmerauschen, wie der Name schon sagt, eine Funktion der Temperatur, d.h. je kälter die Elektronik ist, desto weniger rauscht es. Oder anders gesagt: je kühler die Elektronik, desto größer der Signal-Rausch-Abstand.

Wenn jetzt z.B. die Hochfrequenzbauteile einer Festplatte aufgrund eines sich anbahnenden Defekts gerade noch so funktionieren, kann man durch Kühlung (z.B. Gefrierschrank oder Kältespray) das Rauschen ein wenig verringern, und so z.B. den Start einer Festplatte vorübergehend ermöglichen.

Bei heruntergefallenen Platten wird dieser Trick nichts bringen, hier kommt man üblicherweise nur mit einem Tausch der Schreib- / Lesekopfbaugruppe weiter. Solange, bis die neuen Köpfe dann wieder abgeraspelt sind, und wieder getausch werden müssen...
 
Zuletzt bearbeitet:
Falls es noch jemand interessiert: Es hat nicht funktioniert. Ich habe die HDD mit langem SATA+Stromkabel ins Tiefkühlfach verlegt und nach 15min mit dem Test begonnen. Es hat sich rein garnichts am Verhalten der HDD geändert.
Ich hätte echt erwartet, dass das Gleitlager sich unterschiedlich zusammenzieht. Außen kreisfürmit und innen radial. Das Läger müßte so enger werden. Ich habe die HDD auch mal geöffnet, man sieht keine Spuren eines Headcrashes, sowas hatte ich vor Jahrzehnten mal gesehen (schmaler Ring auf der Oberfläche). Der Arm ließ sich bewegen.

Zur Erinnerung: es gab ein Backup und der "verlorene Monat" konnte durch Redundanz wieder zusammengesucht werden. Deshalb konnte ich die HDD skrupellos öffnen :) .

Generell denke ich, dass andere womöglich Glück mit dem Verfahren haben, insbesondere bei großen Lagern. In meinem Fall handelte es sich jedoch um eine 2,5"-HDD.
 
Bei einem Head Crash hilft kein Herunterkühlen, das stand vorher schon fest. Was die Kühlung am Flüssigkeitslager verändern bzw. verbessen sollte, ist mir nicht ganz klar. Ok, das Ganze zieht sich ein wenig zusammen, aber mehr auch nicht. Ein etwaiges "Eiern" gleicht in gewissen Grenzen die Spurnachführung aus.

Der Abstand zwischen Köpfen und Plattenoberfläche beträgt lt. neueren Literaturquellen unter 10 nm - da reicht schon ein nicht sichtbarer Kratzer, um die Köpfe dauerhaft zu beschädigen. Zur Erinnerung: die Wellenlänge des sichtbaren Lichtes liegt zwischen etwa 380 (violett) und 780 nm (rot).
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe hier eine Hitachi 500GB, 7200upm.
Und nichts wo es sich lohnt eine Datenrettung machen zu lassen. Es aber trotzdem noch interessant wäre sie zu retten (wenn man z.B. Spielfilmaufnahmen etc. drauf hat).
Die hat im Betrieb wenn man das Ohr dran hält leicht piepende Geräusche gemacht. Wie ein fehlerhaftes anlaufen.
Einmal lief sie dann kurz, danach auch nach verfachen Versuchen nicht.
Sie wurde im Gerätemanager auch nicht mehr erkannt.
Obwohl man keine Elkos (altersdefekte Elkos funktionieren ja oft noch bis sie warm sind) sieht, und wohl nicht verbaut sind, half es sie für ein paar Stunden in den Kühlschrank (nicht Eisfach) zu legen. An der Oberfläche hatte sie ca. 8°C (IR). Fühlte sich recht kalt an.
Ich wartete noch etwas. Obwohl sie da schon wieder ca. 17°C hatte, läuft sie jetzt beim umkopieren bei ca. 30°C (hat auch die andere 2TB-Platte auf die es umkopiert wird).

Erst wurde sie nicht erkannt. Da aber im Gegensatz zu vorher keine Anlauf"piep"-Geräusche zu hören waren, startete ich schnell Windows neu.
Dann war die HDD im Explorer.

Und wenn man kopiert, idealerweise hintereinander, und nicht parallel.
Besonders bei großen Dateien bricht es sonst noch ab, bevor auch nur eine Datei fertig ist.
Wenn große Dateien wichtig sind (Heimvideos...), erst mal gezielt diese einzeln verschieben.
Oder eine Sammlung vieler kleiner Dokumente (allgemein klein), das geht ja schnell.

Ist evtl. besser als eine Software zufällig entscheiden zu lassen womit sie beginnt.


Wenn sie gar nicht erst erkannt wird, ist ja die Wahrscheinlichkeit auf einen elektronischen Defekt vorhanden.
Könnte man nicht auch nur die Platine anschließen, und es müsste erkannt werden? Nicht dass es einen Nutzen hätte, es geht darum dass die Erkennung der Platte ja auch ohne die Mechanik auskommen müsste.


Sind da wirklich wichtige Daten drauf, kauft man eventuell eine identische Platte, schraubt deren Platine an die defekte HDD, und kopiert so um.
Andererseits sehe ich aber auch kein großes Risiko es erst mal mit Kühlen der HDD zu versuchen.
Muss ja nicht gleich ins Gefrierfach.
Bei Tausch der Platine kann man dann ja auch gleich mal testen, ob die Oberfläche der alten Platte nicht evtl. besser ist als die der Nachgekauften.
Könnte ja sein.
Und entscheiden/prüfen ob die noch eingesetzt werden kann.

Wenn man wüsste welche Teile ausfallen können, könnte man die auch austauschen.
Evtl. mit einem LCR-Meter.



Übrigens:
"Mit Kabel ins Batteriefach" ;-) .
Das habe ich bisher nur mit einem 12V-Blei-Ctek-Lade-Gerät gemacht. Die Smart-Lader für Autobatterien und Gel-Batterien werden trotz ihrer "Intelligenz" schon mal heiß bei Batterien die einen "Hau weg" haben, und können trotz ihres Preises durchbrennen. Angeblich sollte so etwas ja nicht passieren (dass sie den Mangel erkennen und sich weigern).
 
Zurück
Oben