Lautstärke bei Audacity erhöhen

Blackspeed

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Bei YouTube lade ich mir des Öfteren Themenvorträge runter. Diese schneide ich (um z.B. Störgeräusche oder lange Wartezeiten zu entfernen) und speichere sie als mp3. Das mache ich bis lang mit DaVinci Resolve und kann dort eigentlich alle meine Anforderungen umsetzen. Ich exportiere dann nur Audio als Wave. Mit Audacity lade ich die Wave-Datei dann und exportiere sie als Mono 64-bit mp3.

Mir ist aufgefallen, dass Audacity von der Bedienung etwas weniger umständlich ist, wenn es darum geht, Bereiche zu markieren und diese zu entfernen. Bei DaVinci muss ich dazu in einen entsprechenden Modus gehen (Kurztaste 'b') und muss Anfang und Ende anklicken. Dann in den Standardmodus zurück gehen (Kurztaste 'A') um dann den ausgeschnittenen Bereich zu entfernen. Bei Audacity hingegen brauche ich ihn intuitiv markieren und entfernen; zudem geht es dort genauer und das rein- und rauszoomen geht auch mit STRG+Scrollrad sehr einfach, was bei DaVinci nicht geht.

Nun zu Audacity. Ich würde es gerne zum Schneiden benutzen, aber mein Problem ist, dass ich öfters die Lautstärke für einzelne Bereiche anpassen muss. Das ist mir in Audacity viel zu umständlich. In DaVinci brauche ich nur den Bereich markieren und kann dann mit der Maus die Linie verstellen und sehe direkt, wie viel stärker es geworden ist. In Audacity habe ich nur einen Dialog und sehe das Ergebnis nicht direkt. Geht das Verstellen der Lautstärke in Audacity auch einfacher als nur über das Menü Equalizer?
In den Vorträgen stellen manchmal Zuhörer Fragen, die ich dann bei DaVinci auf +30 db stelle (geht halt darum, dass man es hören kann; dass man ein lautes Rauschen mit hört ist mir klar).

Das Bild nur zur Veranschaulichung. Einfach mit dieser Linie das "Volume" für den Bereich verstellen. Ich hoffe, dass ich mich verständlich ausgedrückt habe.
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Generell sollte man Lautstärke und Lautheit unterscheiden. Wenn es um reine Sprache geht, wäre es sinnvoller, statt einer reinen Vorverstärkung auch eine Dynamikkompression durchzuführen. Sinnvollerweise sollte man dabei aber einen mehrbandigen Kompressor verwenden, um das Hintergrundrauschen nicht auch mit zu verstärken.

Allerdings ist diese Methode nicht ganz so einfach durchzuführen wie eine reine Vorverstärkung.
 
Über Audacity kann man die Dynamikkurve aktivieren und dann auch einfach über markieren und ziehen mit der Maus einzelne Bereiche verstellen. Geht oben bei den Werkzeugen:
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In Audacity kannst du übrigens ohne Umwege die Audiodatei des Videos extrahieren. Einfach die Datei ins Fenster ziehen, dann fügt es die Audiospur zum Bearbeiten ein.
 
Hi,
ich nutze Audacity auch recht häufig zum schneiden und benötige dabei auch oft das Erhöhen oder Reduzieren der Lautstärke.

Ich habe es mir einfach gemacht und mir auf die Effekte die ich am öftesten benötige, Tastenkürzel gesetzt. Zu finden unter Bearbeiten -> Einstellungen -> Tastatur. Es gibt auch eine praktische Suche dort, um die Effekte etc. schnell finden zu können.

Von daher muss ich dann den Abschnitt nur markieren wo ich etwas machen will, nutze dann (bei mir) das Tastenkürzel STRG+Shift+V (V für Verstärken) womit sich das Menü dafür öffnet und ich die Lautstärke vom markierten Bereich erhöhen order verringern kann.

Ebenso nutze ich bevor ich mit einzelnen Passagen beginne immer "normalisieren", damit zumindest einmal alles einen maximalen Pegel von -3 dB hat (übersteuert ansonsten auf den Geräten für die ich schneide)

Um Rauschen zu entfernen oder zu vermindern geh wie folgt vor. Normalisiere, verstärke etc zunächst alles, damit die Grundlautstärke auf dem Bereich ist den du benötigst.

Nimm dann einen Abschnitt deines Files her (je länger desto besser), indem NICHT gesprochen wird, keine Musik etc zu hören ist, quasi einfach nur das Rauschen/die Hintergrundgeräusche. Markier diesen Abschnitt und gehe über die Effekte auf Rausch-Verminderung. Hier führst du als erstes "Rauschprofil ermitteln" aus, wodurch sich das Fenster dann wieder schließt.
Jetzt markierst du deine GANZE Tonspur, gehst nochmal auf "Rausch-Verminderung" und wählst jetzt einfach nur noch OK, um das davor von Audacity automatisch ermittelte Rauschprofil anzuwenden.

Der Vorgang kann auch nochmals wiederholt werden, wenn das Rauschen deiner Meinung nach noch zu stark ist. Hör dir aber natürlich danach den Rest deiner Tonspur an, dass diese noch normal klingt und gute Qualität aufweist.


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Ebenso kann ich in Audacity noch die Tasten F1, F2 und F5 empfehlen.

Mit F1 aktivierst du das Auswahlwerkzeug
Mit F2 das Hohlkurvenwerkzeug (um bestimmte Bereiche gleichmäßig leiser/lauter zu ziehen).
Mit F5 um Bereiche einfach zu verschieben.

Hoffe das Hilft dir :)

LG
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ghecko schrieb:

Genau das meinte ich mit der Taste F2 :)
 
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Auf jeden Fall schon einmal einen herzlichsten Dank für die Mühe! Das ist schon einmal sehr hilfreich. 👍👈 Es sind auf jeden Fall so einige nette Dinge/Spielzeuge dabei, die ich mir jetzt gerne noch einmal näher anschauen möchte.

Wenn ich den Kompressor richtig verstanden habe, würde es keinen Sinn machen, diesen auf die ganze Tonspur anzuwenden oder? Die Passagen, wo im Normalzustand fast nichts zu verstehen ist, weil jemand ohne Mikrofon spricht (man es aber verstärkt versteht), würden sicher das Ergebnis "stören", oder (ich nehme das an, weil diese Passagen Extremstellen in der Audiospur darstellen)?
Aber ich habe den Kompressor und die Rauschunterdrückung mal gemeinsam auf die einzelne Passagen angewendet und bin sehr zufrieden.

Die Normalisierung scheint mir für eine geeignete Grundlautstärke zu finden, geeignet zu sein. Vielen Dank für die Tipps.

Das Hohlkurvenwerkzeug verstehe ich selber noch nicht so ganz. Das muss ich mir noch näher anschauen.
 
Der Kompressor dient in erster Linie (als Limiter eingesetzt) dazu, die entsprechenden Passagen in der Lautstärke anzugleichen bzw. Alles, was über einen eingestellten Schwellenwert (bei entsprechender Ansprechzeit) hinausgeht, abzuschwächen. Nutzt man dazu noch eine Vorverstärkung, ist es möglich, z.B. Sprachpassagen eine gleichmässige Lautstärke zu verpassen, auch wenn der Redner die Angewohnheit hat, sich gerne mal vom Mikro halb wegzudrehen oder auch mal hineinzuschreien (wobei natürlich Verzerrungen durch eine übersteuerte Mikrofonmembran nicht mehr ausgeglichen werden können).

Du kannst somit eine Tonspur auch regelrecht normalisieren.

Anwendung findet sowas auch ganz gerne mal im Rundfunk (-> Sendekompressoren) oder bei Veranstaltungen. Von zeitgenössischer "Musik" will ich mal nicht reden, hier wird auch ganz gerne mal ein Kompressor zum "pumpen" gebracht, um ganz bestimmte Effekte zu erzielen.
 
Hey,

@Hohlkurfen sieht das in etwa so aus bei mir:

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Ich habe hier eine Warteschleife die für Telefone genutzt wird. Am Anfang wird beim Einstieg Musik in normaler Lautstärke gespielt und anschließend soll eine gesprochene Aufnahme mit weiteren Informationen während der Wartezeit zu hören sein.

Damit die Musik in der Zeit nicht zu Laut ist und man den gesprochen Text dann nicht verstehen würde, setzte ich mit einer gleichmäßigen Kurve die Lautstärke der Musik nach unten und später wenn der Sprechtext zu ende ist, wieder nach oben.

Ob das für deine Zwecke geeignet ist, kann ich dir leider nicht beantworten :)

LG
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich komme mittlerweile ganz gut damit zurecht und bearbeite die Vorträge mit Audacity.

Gibt es eine Möglichkeit mit dem Hohlkurvenwerkzeug (F2) einen Bereich runterzuziehen (leiser zumachen) ohne links und rechts vorher den Stand abzustecken?
Mein Problem: Der Sprecher betont manche Silben/Wörter (gerade am Satzanfang) viel zu stark, was ich korrigieren möchte (manchmal "schreit" er förmlich, was mich sehr stört). Das kommt vereinzelnt kurz aber doch öfters vor. Ich muss dann F2 drücken und am Anfang und am Ende auf die Linie klicken, damit der Bereich vorher und nachher nicht mit runtergeht und dann den eigentlichen Bereich noch einmal abstecken und runterziehen. Ich dachte vielleicht, dass ich den gewünschten Bereich markieren kann und komplett runterziehen kann - dies hat aber keine Auswirkung. Eine stufenweises leiser werden benötige ich in den meisten Fällen nicht.
Das, was mich bei der Mehrarbeit am Meisten stört, ist, dass beim Anklicken am Bereich vorher die Linie oft etwas mit nach unten geht, weil ich nicht pixel-genau am obersten Punkt klicke. Dann muss ich den Punkt wieder manuell an die alte Position verschieben.

Geht das einfacher? Ich hoffe, dass es einiger Maßen klar verständlich war.
 
Blackspeed schrieb:
Mein Problem: Der Sprecher betont manche Silben/Wörter (gerade am Satzanfang) viel zu stark, was ich korrigieren möchte (manchmal "schreit" er förmlich, was mich sehr stört).

Klassische Aufgabe eines Limiters (Kompressor).
 
Dort bleibt allerdings das Verhältnis zwischen den Bestandteilen gleich. Mir ist bei dem Kompressor noch nicht aufgefallen, dass die leiseren Teile unangetastet bleiben und der Peak (der nicht immer übersteuert ist) an den normalen Bereich leiser gemacht wird.
Ich habe beobachtet, dass das Verhältnis der Lautstärke bei den Teilen ungefähr gleich bleibt.
 
Ein Kompressor hat mehrere Parameter. Üblich sind (grundlegende Parameter):

Threshold (Schwellwert): Lässt sich am Besten beschreiben als gewünschter durchschnittspegel. Man kann auch sagen, daß ab diesem Wert der Kompressor anfangen sollte, zu arbeiten. Beides ist nicht wirklich korrekt, liefert aber eine erste Idee, wofür dieser Parameter ist.

Attack (Ansprechzeit): In etwa die Reaktionszeit des Kompressors, also die Verzögerung, mit der er anspricht.

Release (Abklingzeit): Die Zeit, die der Kompressor braucht, um nach Ansprechen wieder auf den Ursprungswert zurückzukehren (Halten der Dämpfung).

Ratio (Verhältnis): Stärke des Effektes. Beschreibt die Höhe der Abschwächung (im Verhältnis zum Eingangssignal) ab Schwellwert. Setzt man einen Kompressor als Limiter ein, arbeitet man mit Verhältnissen >20:1.

Gain (Nachverstärkung): Hebt das Signal um den eingestellten Wert an.

Hard Knee/Soft Knee (Kantenglättung): Beschreibt, wie der Kompressor arbeitet. Je nach EInstellung regelt er ab dem Schwellwert hart nach Verhältnis ab oder nähert sich graduell an.

Blackspeed schrieb:
Mir ist bei dem Kompressor noch nicht aufgefallen, dass die leiseren Teile unangetastet bleiben und der Peak (der nicht immer übersteuert ist) an den normalen Bereich leiser gemacht wird.

Bemerkst Du, daß der Kompressor nichts macht, ist er nicht eingestellt. Einen guten Einstieg in Kompressoren bietet u.A. auch der Thomann-Ratgeber zu diesem Thema.
 
Danke für die Mühe.
Das ganze sieht ja sehr komplex aus und ich verstehe zumindest, wieso man so etwas studieren muss, wenn man diese Arbeit professionell macht.

Ich werde mal versuchen, mich da reinzuarbeiten.
 
Och, so schwer ist das nicht. Letztlich kannst Du auch durch trial&error schon ein Gefühl dafür kriegen, wie Du den Kompressor am geschicktesten einstellen solltest. Du kannst das Ganze ja erst einmal live ausprobieren, bis die Einstellungen passen, und es dann übernehmen.

Audacitys eigener Kompressor ist jetzt ehrlich gesagt auch nicht so der Brüller, ich würde ggf. eher einen anderen, z.B. aus den Calf-Plugins nutzen, der feinere Einstellungen ermöglicht. Abklingzeiten von einer Sekunde mögen für Sprache noch gehen, aber auch sonst überzeugt der audacity-eigene Kompressor mich nicht wirklich, allerdings bin ich auch eher derjenige, der das Ganze in Hardware einsetzt.

Du kannst übrigens auch entsprechende Werte für Attack und Release berechnen, wenn Du weißt, in welchem Spektrum sich die Tonlage des Sprechers befindet. Ich tendiere jedoch eher dazu, nach Gefühl einzustellen. Die Berechnungen nutze ich nur als Anfangspunkt.

Wenn Du vermehrt Zisch- und Poplaute in der Aufnahme hast, kannst Du auch mal mit einem EQ in der sidechain arbeiten, damit kannst Du den Kompressor auf bestimmte, schmalbandige Spektren einschießen und diese Störlaute auch eindämmen. Das allerdings sollte in einem eigenen Arbeitsschritt erfolgen.
 
kurze Frage:
Was ist besser um die Lautstärke einer Aufnahme zu erhöhen?
Normalisieren oder Verstärken?
Bzw. wo ist der Unterschied?
 
larska schrieb:
wo ist der Unterschied?

Beim konventionellen Verstärken bleibt der Dynamikumfang der Quelle erhalten, beim Normalisieren nicht.
Normalisieren ist in etwa so, als würde Dein Kompressor Amok laufen. Auf Drogen. Kann man mal machen, empfiehlt sich aber eher nicht, zumindest nicht für Musikstücke oder allgemein breitbandige Aufnahmen.

larska schrieb:

Kommt auf Deine Zielsetzung an, siehe oben. Willst Du vor Allem Krach, normalisierst Du. Willst Du die Aussagekraft der Aufnahme erhalten, verstärkst Du. In beiden Fällen empfiehlt es sich, mit einem sanften Limiter am Ende der Signalkette zu arbeiten, um Übersteuerungen zu vermeiden.

Auch solltest Du nicht auf die 0dBu aussteuern, sondern eher als mittleren Pegel etwa -3dBu oder -6dBu anpeilen, um genug Reserve für plötzliche Spitzen wie etwa Schlagzeug oder Bass zu haben. Gerade bei digitalen Aufnahmen (oder digitalisierten Aufnahmen) ist ein Übersteuern tödlich. Ein guter Mittelwert für eine hochwertige Aufnahme liegt bei -10dBV.
 
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Twostone schrieb:
mit einem sanften Limiter am Ende der Signalkette zu arbeiten, um Übersteuerungen zu vermeiden.
geht das auch mit audacity oder besser eine DAW wie Cubase dafür nutzen?
bei audacity kann man ja nicht verschiedene Effekte hinteinander schalten, sondern nur ausführen...
Twostone schrieb:
sondern eher als mittleren Pegel etwa -3dBu oder -6dBu anpeilen
Twostone schrieb:
Ein guter Mittelwert für eine hochwertige Aufnahme liegt bei -10dBV.
wo stelle ich das dann genau ein?
 
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Ok, Korrektur: "Normalisieren" ist bei Audacity tatsächlich eine berechnete Verstärkung, entweder nach Spitzenwert oder nach Effektivwert (einstellbar). Der Dynamikumfang bleibt erhalten.

Gerade selber ausprobiert.

Hat sich in den letzten Jahrzehnten doch noch etwas getan.

larska schrieb:
aber dann nicht mehr rückgängig zu machen, richtig?

Warum nicht? Audacity hat eine Änderungs-Historie und kann mehr als nur einen Arbeitsschritt zurücknehmen.
 
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Twostone schrieb:
Warum nicht? Audacity hat eine Änderungs-Historie und kann mehr als nur einen Arbeitsschritt zurücknehmen.
Aber es ist nicht so komfortabel, wie z.B. Cubase. Dort kann man ja mehrere Effekte auf eine Spur legen und dann getrennt voneinander abschalten bzw. verändern.
Das geht so in audacity nicht, oder ?
Twostone schrieb:
Ok, Korrektur: "Normalisieren" ist bei Audacity tatsächlich eine berechnete Verstärkung, entweder nach Spitzenwert oder nach Effektivwert (einstellbar). Der Dynamikumfang bleibt erhalten.
dachte schon ich hätte Tomaten auf Augen und Ohren... :confused_alt:
 
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