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Willkommen zu meinem Review des Lüfters „Arctic F12 PWM“. In den zurückliegenden Wochen konnte ich den F12 PWM ausgiebig auf dem MO-RA3-Radiator meiner Wasserkühlung testen und schauen, wie er sich gegen meine bisherigen 180mm Lüfter schlägt.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei der Firma Arctic bedanken, die mich mit den Lüftern versorgt hat.
I - Einleitende Worte
I.I - Ziel des Reviews
In diesem Review gehe ich der Frage nach, ob man mit dem F12 PWM auf einem Watercool MO-RA3 ein Silent-System aufbauen kann. Mein Ziel ist es, sowohl im Leerlauf als auch unter Last im Idealfall nichts von meinem System zu hören.
Die Geräuschbeurteilung erfolgt rein subjektiv, wenn ich vor meinem System sitze. Der Radiator mit den montierten Lüftern steht dabei unterhalb meines Schreibtischs:
Ich werde keine Lautstärkemessungen mit hochwertigem Messgerät durchführen. Auch besitze ich keinen schallisolierten Raum noch vermesse ich die Lüfter abstandsnormiert bzw. nach irgendwelchen Testprotokollen. Das Einzige, was bei mir zählt, ist, wie sich die Lüfter in Alltagsszenarien an meinem Arbeitsplatz bewähren. Dieses Vorgehen ist mir wichtig, denn für mich hat sich gezeigt, dass die Lautstärkemessungen von vielen Testberichten nicht auf mein System übertagbar sind, da die Geräuschcharakteristik nach der Montage eines Lüfters auf einem Radiator (bzw. einem Gehäuse) sich völlig anders darstellen kann. Trifft der Luftstrom eines Lüfters auf Radiatorlamellen, so kann dies das Geräusch deutlich verstärken. Ist der Lüfter an einem Gehäuse montiert, dann werden oftmals Nebengeräusche offensichtlich, da das Gehäuse in der Regel als Resonanzkörper dient.
Ich klassifiziere die wahrgenommenen Geräusche wie folgt:
- Silent: keine Geräusche wahrnehmbar
- Leise: Es ist ein leises Geräusch (Luftrauschen/Brummen/Pfeifen) wahrnehmbar, jedoch muss man sich darauf konzentrieren, um es wahrnehmen zu können. Für mich bedeutet das, dass ich ungestört am PC arbeiten kann.
- Wahrnehmbar: Man hört ein Geräusch. Ein konzentriertes Arbeiten am PC ist damit für mich nicht möglich. Beim Gaming wird es jedoch bereits von leiser Musik & Spielgeräuschen übertönt und stört damit nicht.
- Laut: Egal ob Arbeiten oder Spielen, man hört immer ein Geräusch.
I.II – Was macht den Arctic F12 PWM so besonders?
Bisher hatte ich auf meinem MO-RA3 ausschließlich 180mm Lüfter verbaut. Mit dem Arctic F12 PWM teste ich nun erstmals einen Lüfter mit 120mm Kantenlänge.
Der Lüftermarkt für Gehäuse- und Radiatorenlüfter ist dominiert von 120mm & 140mm Lüftern. Die 180er fristen eher ein Nischendasein, weshalb auch die Auswahl an verschiedenen Herstellern & Modellen sehr übersichtlich ist. In Preisvergleichsmaschinen konnte ich nicht mal 20 Modelle herausfiltern, während es bei 120mm Modellen über 500 Modelle auf dem Markt gibt, und auch von den 140mm Modellen hat man eine Auswahl von mehr als 250 Stück.
Meine Erwartung ist, dass aufgrund der Größe des Markts für 120mm Lüfter hier deutlich mehr Optimierungspotential bei der Lüftertechnik durch die Hersteller realisiert wurde, als bei den (wenigen) 180mm Lüftern.
Das Besondere des Arctic F12 PWM ist für mich dessen Preis. Während Arctic eine UVP von 7,98€ ausspricht, ist er in den Preissuchmaschinen bereits ab 4€ erhältlich.
II – Der Arctic F12 PWM
Der F12 PWM kommt in einer schlichten Verpackung daher. Während der Lüfterrahmen schwarz ist, sind die neun Blätter weiß. In der Mitte des Lüfters, auf der Motorabdeckung, prangt ein Aufkleber in den Arctic-typischen Farben: blau und weiß.
Im Lieferumfang befinden sich außerdem vier silberne Schrauben zur Montage:
Zu den Spezifikationen:
- Regelbereich von 600 – 1350 RPM
- 126 m³/h Luftfördermenge
- PWM-Regelung
- 0,3 Sone
- Stromaufnahme in Höhe von 0,25 Ampere bei 12 Volt
- FDB-Lagerung
- sechs Jahre Garantie
Mit dem großen Drehzahlband und der FDB-Lagerung bringt der F12 PWM sehr gute Voraussetzungen für einen leisen Betrieb mit.
Aufgrund des geringen Preises von 4€ muss man gewisse Einschränkungen hinnehmen. Das Anschlusskabel ist nicht gesleeved und man hat einen bunten Mix an Farben: schwarz, gelb, grün und blau. Der 4-polige Anschlussstecker ist weiß.
Auch findet man rund um den Lüfter keinerlei Entkopplungsmaßnahmen - höherpreisige Lüfter bieten teilweise gedämpfte Auflageflächen des Lüftergehäuses aus Silikon und/oder Schrauben bzw. Unterlegscheiben aus Plastik. Auch Spannungsadapter, um die standardmäßigen 12 Volt auf 5 oder 7 Volt herunterzuregeln, sucht man vergebens. Allerdings sind dies Ausstattungsmerkmale von Lüftern im Preisbereich von 15 bis 25€.
Hier ein Bild, welches den simplen Aufbau des F12 PWM zeigt:
Die Rückseite des F12 PWM:
Montiert auf meinem MO-RA3 sieht das dann so aus:
Nochmals in der Großansicht:
III – Abgrenzung zu den 180mm Lüftern
Wie bereits erwähnt, hatte ich bisher nur 180mm Lüfter auf meinem MO-RA3 im Einsatz. Dies waren Phobya LED Red und Phobya Slim Black. Hier ein paar Vergleichsbilder dazu. Zuerst die Lüfter von vorne:
Von der Seite:
Ganz links ist der mit 32mm außergewöhnlich dicke Phobya LED Red, in der Mitte der Phobya Slim Black mit der typischen Lüfterdicke von 25mm und ganz rechts der Arctic F12 PWM, welcher ebenfalls 25mm dick ist.
IV – Test
IV.I – Drehzahlband
Entgegen der Spezifikation kann man den Lüfter sogar weit unterhalb der 600 RPM betreiben. Arctic zeigt auf seiner Website folgendes Bild zum Drehzahlbereich bei den Spannungen 5, 7 und 12 Volt:
In meinen Tests konnte ich dies voll bestätigen. Somit lässt sich der Lüfter per 30% PWM-Signal mit 5 Volt auf die minimale Drehzahl von 350 RPM herunterregeln.
IV.II – Bewährung auf dem MO-RA3 meines Systems
Kommen wir nun zum Kern dieses Tests: Lässt sich eine Einstellung finden, bei der die neun Arctic F12 PWM Lüfter mein System unter Last ausreichend kühlen, ohne hörbar zu werden?
Zu Beginn habe ich die Lüfter auf 12 Volt mit 100% PWM laufen lassen. Erwartungsgemäß waren die Lüfter sehr deutlich hörbar. Auch im Betrieb von 7 Volt mit 100% PWM waren diese hörbar. Nach dem Wechsel der Versorgungsspannung auf 5 Volt (und 100% PWM-Signal) waren sie jedoch nicht mehr zu hören, zumindest solange ich nicht meinen Kopf unter den Schreibtisch gesteckt habe. Gelangt der Schall innerhalb eines Meters direkt vom Lüfter zum Ohr, so sind die Lüfter in stiller Umgebung hörbar (dabei drehen sie sich mit knapp über 600 RPM). Gibt es jedoch keinen direkten Weg für den Schall (in meinem Fall ist die Schreibtischplatte dazwischen), so reicht dies bereits aus, dass man kein Geräusch mehr wahrnimmt. Damit war die für mich ideale Einstellung gefunden: 5 Volt mit 100%.
Wie steht es nun um die Wassertemperatur? Bei einer Umgebungstemperatur von ~19°C messe ich im Leerlauf meines Systems 23,6°C und unter Last 34°C. Mit dieser Temperatur unter Last kann ich sehr zufrieden sein, und die Kühlleistung des F12 PWM ist damit vollkommen ausreichend.
Anmerkung: Die Temperatur des Wassers wurde an der wärmsten Stelle im Kreislauf gemessen, d.h. direkt nach den zu kühlenden Komponenten und bevor das Wasser schließlich den Radiator erreicht. Den Lasttest hatte ich mit dem Spiel Assassins Creed Unity durchgeführt. Dabei verbraucht mein System (Intel i7-5930k CPU, wassergekühlte VRMs des Mainboards, 2 x R9 290 Grafikkarten) ca. 500-550 Watt.
Als Abschluss dieses Tests möchte ich noch ein paar Worte zum Lüftergeräusch im Vergleich mit dem der bisher verwendeten 180mm Lüfter schreiben. Mit Hilfe einer Schallaufzeichnung und anschließender Frequenzanalyse am PC wollte ich bis ins Detail analysieren, wo genau die Unterschiede liegen. Hier ist mein Ergebnis:
- Bei circa 30 cm Abstand zwischen Ohr und MO-RA3 ließ sich Folgendes feststellen: Die 630 RPM des F12 PWM sind lauter als die 350 RPM des Phobya, aber das Geräusch des Phobya enthält einen tiefen Brummton (Klackern des Lüfters, welches durch die Montage auf dem MO-RA3-Gehäuse verstärkt wird). Demgegenüber ist das Geräusch des F12 PWM lediglich ein Luftrauschen.
- Vor dem Computer sitzend: Der F12 PWM ist nicht mehr hörbar. Dagegen sind jedoch die tiefen Tonanteile des Phobya wahrnehmbar.
- Die Frequenzanalyse bestätigt: Phobya hat eine Lautstärkespitze im Bereich 800-1000 Hz, d. h. man hört einen tiefen Ton, der auch noch in größerer Entfernung zu hören ist. Demgegenüber sind die höherfrequenten Töne (was dem Luftrauschen entspricht) des F12 PWM in größerer Entfernung nicht mehr hörbar, obwohl sie ja bei 30cm stärker wahrnehmbar sind als die des Phobya.
V – Hinweise zum PWM-Betrieb
Wer sich die Grafik mit den realisierbaren Drehzahlen in Abhängigkeit von der PWM-Frequenz aufmerksam angesehen hat, wird festgestellt haben, dass bei 5 Volt der PWM-Bereich nur bis 30% reicht. Darunter stellt der Lüfter seinen Betrieb ein. Dieses Verhalten kann ich durch meine Tests bestätigen.
Dies ist auch deshalb wichtig zu wissen, weil Mainboards oft keine individuelle Regelung der PWM-Frequenz zulassen, sondern nur wenige diskrete Werte. Bei meinem MSI Mainboard ist beispielsweise im manuellen Modus nur 25, 50, 75 und 100% einstellbar. Daher wären in meinem Fall nur 50, 75 und 100% möglich.
Wer sich seine Lüftersteuerung mit einem Arduino aufbaut, dem möchte ich noch mitteilen, dass sich die Standard-PWM-Frequenz nicht zur Regelung des F12 PWM eignet. Die PWM-Ausgänge des Arduino arbeiten mit 490 bzw. 980 Hz. Demgegenüber verlangt Intel's PWM-Spezifikation 25 kHz (mit einem weiten Toleranzbereich von 21 bis 28 kHz), die zum Betrieb des F12 PWM dringend eingehalten werden müssen. Auch eine Drehzahlmessung mit einem Arduino ist erst dann zuverlässig möglich, wenn die Trägerfrequenz im Spezifikationsbereich liegt.
VI – Fazit
Der Arctic F12 PWM ist ein solider Lüfter mit einem weiten Regelungsbereich der Drehzahl. Mit seiner geringen Lautstärkeentwicklung und der guten Kühlleistung eignet er sich als Silent-Lüfter, sofern der PC nicht gerade direkt auf dem Schreibtisch steht.
Aus Preis-Leistungssicht kann man mit 4€ pro Stück hier eigentlich nichts falsch machen.
Letztlich bleibt mir nichts anderes übrig, als eine Kaufempfehlung auszusprechen.