Leserartikel Mainboard Bios durch externen Flasher flashen

Hallo zusammen,

aus gegebenem Anlass (siehe diesen Thread ) musste ich das BIOS meines MSI X370 Gaming Plus durch einen externen Flasher neu flashen.
Hier erstmal vielen Dank @Ned Flanders , für die gute Anleitung und Unterstützung im Ernstfall.

Präambel: (Hinweis von @Opa Hermie )
Wichtig ist bei dieser Methode, dass ein funktionierendes SPI-Image eingespielt wird. Nicht jedes BIOS-Abbild, welches vom Hersteller bereitgestellt wird, kann auf diese Methode funktionsfähig eingespielt werden.

Hierzu benötigt man:
1.) ch341a EEPROM Flasher mit Testclip für EEPROM 25XX / 24XX (ich hab diesen bestellt)
20211212_152052.jpg

2.) Mainboard, welches geflasht werden will (Grafikkarten, etc. können auch geflasht werden)
3.) flashrom (für neuere AM4 Mainboards ist ggf. eine eigene Version notwendig, siehe oben verlinkten Thread. Für Linux gibt es ein bereits modifiziertes Repository von tolga9009 , hier kann man sich die Version selbst builden)
4.) Ruhe und viel Geduld!


Vorbereitung:
Abhängig vom BIOS Chip (25XX oder 24XX) muss der Testclip entweder in die vordere oder hintere Reihe des Flashersockels gesteckt werden.
20211212_155451.jpg

Hier: 25XX. Pin 1 ist der, mit dem kleinen Punkt bzw. der Einkerbung auf dem Chip bzw. der violette Streifen auf dem Kabel.
20211212_155441.jpg




Zum eigentlichen Procedere:


1.) Stromversorgung des Rechners trennen (!)
2.) BIOS Chip auf dem Mainboard ausfindig machen.
Beispiel: Winbond 25Q128FWS0 (128 MBit-Flash)
20211212_152012.jpg


3.) Den Flasher auf den Chip aufsetzen.
Hierbei ist wichtig, dass Pin 1 (violetter Streifen / Kerbe) übereinander stimmen und der Flasher komplett auf das Mainboard aufgesetzt wird. (Der Flasher hat "Bodenkontakt")
20211212_152204.jpg

20211212_155131.jpg

Achtung, man kann recht schnell irgendwelche Header-Pins mit dem Flasher verbiegen, da es auf den Mainboards teilweise sehr eng zu geht...

Ob die Messer des Flashers korrekt sitzen (Pinkontakt haben), sieht man leider erst, wenn man einen Flashversuch startet.
Hier sollte zunächst das originale Bios ausgelesen werden. (Backup)

4.) Dazu steckt man den Flasher in den USB-Port des Rechners und führt dort folgenden Befehl aus:
Linux: (wenn root-User, dann ggf. ohne sudo)
Code:
sudo flashrom -p ch341a_spi -r bios.bin
MSDOS:
Code:
flashrom.exe -p ch341a_spi -r bios.bin
1639323502653.png

Sollte danach folgender Fehler auftreten:
1639323581826.png

wurde der Flasher nicht korrekt aufgesetzt oder flashrom unterstützt den Chip nicht.
Ist ersteres der Fall muss hier einige male der Flasher neu angesetzt werden, bis der Fehler nach erneutem ausführen von Flashrom nicht mehr kommt.
Ich selbst habe beim 1. Flashvorgang 8 Versuche und beim zweiten Vorgang über 20 Versuche benötigt...)

Der erfolgreiche Vorgang sieht dann folgendermaßen aus:
1639323730105.png

Hierdurch erhält man ein Backup des bereits geflashten BIOS. Der Vorgang dauert mehrere Minuten.

5.) Um danach das Wunsch-BIOS einzuspielen, muss man folgenden Befehl eingeben:
Code:
 sudo flashrom -p ch341a_spi -w <zielbios>
bzw.
Code:
flashrom -p ch341a_spi -w <zielbios>
1639323854020.png


Dies wird mit "Erasing and writing Flash chip" quittiert bzw. endet mit einer (hoffentlich erfolgreichen) Verifikation

Hierdurch konnte mein "zerflashtes" X370-Mainboard erfolgreich wiederbelebt werden.


Sollte der Flashvorgang fehlschlagen, dann so lange probieren, bis er erfolgreich abgeschlossen wurde.

Hinweis: Es findet keine Verifikation statt, ob das zu flashende BIOS zu dem vorhandenen Mainboard passt.

Hinweis 2: Ich übernehme keine Haftung für irgendwelche Schäden oder Folgeschäden an der Hardware. Jeder, der diese Anleitung befolgt, sollte sich bewusst sein, dass er dadurch ggf. seine Hardware unwiederbringlich zerstören kann.


Viele Grüße

mm
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: NMA, Rhoxx, SVΞN und 10 andere
Hab vor zwei Jahren auch mal drüber nachgedacht ein Leserartikel über Flashrom zu machen, hab es dann aber wegen durchwachsener Ergebnisse gelassen.

Insbesondere die Spannungsversorgung über die Klemme ist problematisch, da auf der 3,3V Schiene oft mehr hängt und das die USB-Spannungsversorgung und den Regler auf dem CH341A überfordert. Dagegen hilft dann nur auslöten vom Chip und das ist für die meisten hier keine Option.

Nichtsdesto trotz, danke für den Artikel. Wird einigen sicher helfen.

DSC05024.JPG
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: SVΞN, Ned Flanders, coxon und eine weitere Person
Danke für den Artikel. Ganz interessant das mal zu lesen. :)

Aber das Board hättest du ja für die Zurschaustellung ruhig mal ein wenig putzen können. ^^
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: mm060488
Tramizu schrieb:
Aber das Board hättest du ja für die Zurschaustellung ruhig mal ein wenig putzen können. ^^
Ich war ehrlich gesagt ganz erschrocken, als ich den Staub auf den Fotos gesehen habe. Den sieht man tatsächlich nur bei Lichteinfall und von ganz nahem. Als ich regulär daran geschraubt habe, hat man das gar nicht gesehen...
 
Ach passt schon, solange man noch die Farbe des Motherboards erkennt.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: mm060488
Bevor bei Laien der Eindruck aufkommt, das ist so einfach wie es aussieht: Das Wichtigste ist ein funktionierendes SPI-Abbild, das man da raufschiebt. Bei Erweiterungskarten ist das noch relativ einfach, weil die Dateien oft komplette Abbilder sind und keine individuellen Daten enthalten (Ausnahme: Netzwerkkarten), beim BIOS eines Rechners sind die Update-Files des Herstellers oft nicht für den SPI-Flash geeignet, außerdem sind im Speicher individuelle Daten enthalten (Seriennummer, MAC-Adresse, Windows-Key,...), die beibehalten werden müssen.

SPI ist halt der letzte Weg, wenn ein BIOS so beschädigt ist, dass der Rechner nicht startet (Henne-Ei-Prinzip) oder ein gemoddetes BIOS dank Herstellersperren/Flash-Descriptor-Lock nicht mit normalen Methoden in den Speicher geschrieben werden kann.

Statt sich mit Flashrom und Konsoleneingaben abzuquälen, gibt es zum CH341 kompatible Tools, die unter Windows laufen; neben dem Tool vom Hersteller funktionieren z.B. NeoProgrammer und AsProgrammer.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Fabian_otto, NMA, SVΞN und 2 andere
Opa Hermie schrieb:
Bevor bei Laien der Eindruck aufkommt, das ist so einfach wie es aussieht: Das Wichtigste ist ein funktionierendes SPI-Abbild, das man da raufschiebt.
Danke für den Hinweis, ich werde es mit integrieren
 
Perfekt, ich verlinke dann noch deinen Bericht in meinem. Die gehören ja nicht nur rein chronologisch zusammen. :-)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: SVΞN und mm060488
Zurück
Oben