Mehr direkte Demokratie für Deutschland?

Mehr direkte Demokratie für Deutschland?

  • Ja, mehr direkte Demokratie!

    Stimmen: 62 63,3%
  • Nein, brauchen wir nicht!

    Stimmen: 36 36,7%

  • Umfrageteilnehmer
    98
  • Umfrage geschlossen .

Alphamenpower61

Lt. Junior Grade
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Juni 2003
Beiträge
274
BessenOlli schrieb:
Was meint ihr? Sollte es mehr direkte Demokratie in Deutschland geben?



Falls ja: Inwiefern?


Geschworenengerichte?


Regelmäßige Volksabstimmungen?



Was fällt euch so ein, wie denkt ihr zu dem Thema?



@ Mods: Die Umfrage hatte im alten Topic, wo sie entfernt werden sollte, 20 Stimmer für mehr direkte Demokratie und 22 dagegen. Vielleicht könnt ihr Mods das ja auch anpassen hier? Soll ich die Beiträge zum Thema selber nun hier zitieren, oder könnt ihr die verschieben?

Ja, z.B. Politisches Streikrecht, wie z.B. in Frankreich.
Ja, z.B. Volksabstimmung in Sachen EU.

Edit
Da die Beiträge verschoben wurden sind sie durch das Datum an den Anfang gesetzt. Threaderöffner ist BessenOlli. Wurde in die Antwort von Alphamenpower61 herein editiert, sorry.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

BessenOlli schrieb:
Geschworenengerichte?

Schau dir an wie ein Gerichtsverfahren in den USA Aussieht! Wer da am besten die Geschworenen beeinflussen kann, der gewinnt den Prozess.
Die Urteilsfindung ist ein höchst komplexes Thema und warum sollte man Laien damit beauftragen?

Liberalere Waffengesetze oder vom Volk gewählte bewaffnete Milizen, die in Notfällen theoretisch die Bürgerrechte vertreten können?

Und wer kontrolliert wann welche Milizen zu den Waffen greifen dürfen?
Wer legt fest wie die Bürgerrecht durchgesetzt werden?
Wer lässt dann solche Notfallbestimmungen in Kraft treten?

Regelmäßige Volksabstimmungen?

Gibt es! Geht wählen verdammt ...
Alles andere ist unnötig teuer und bringt im Grunde nichts. Man kann immer nur über einen konkreten Punkt abstimmen, aber niemals über ganze Konzepte. Es wird den Politikern also nur noch schwerer gemacht ganze Konzepte umzusetzen, da dann in entscheidenen Punkten das unwissende Volk torpediert.
Beispiel Euro:
Eine Volksabstimmung hätte vermutlich ergeben "wollen wir nicht". Das Volk versteht nicht, was der Euro für Folgen für unser Land hat, es will nur die gute alte Mark behalten.
Das ganze Konzept der EU wäre damit unnötig gestört worden und Deutschland hätte schlussendlich schaden genommen.


Was fällt euch so ein, wie denkt ihr zu dem Thema?

Was du da forderst kommt in einigen Punkten einer Anarchie nahe.
Bis jetzt habe ich keinen Grund gelesen mehr Demokratie zu fordern.
 
AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

Ohne hier jetzt an der Abstimmung teil zu nehmen - bin ja schließlich kein Deutscher -, möcht ich sagen dass Volksabstimmungen in vielen Bereichen, vor allem unpopulären, aber leider auch notwendigen Reformen, nicht sinnvoll wären.

Warum das so ist? Man (das Volk) schneidet sich doch nicht ins eigene Fleisch.

Die Folgen davon:
Stillstand in vielen Entscheidungsfragen.
Einzelne Maßnahmen von Abstimmungen auszunehmen spielt wiederum Populisten politisches Kleingeld in die Hände.
Als Folge davon würden extreme Strömungen - sowohl rechts als auch links von der politischen Mitte - weiter an Einfluss gewinnen.
 
AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

Salut,

ich will dem Vorschreiber energisch widersprechen. Mehr direkte Demokratie in Deutschland wäre sehr sinnvoll, denn um seine Argumentation abgewandelt aufzugreifen:

Man (die Politiker) schneiden sich doch nicht ins eigene Fleisch
 
AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

Naja wäre das Volk wirklich gut informiert könnte eine direkte Demokratie theoretisch funktionieren. Im Moment würde es aber nur noch mehr Chaos und Stillstand bedeuten. Ich will damit nicht sagen, dass ich manche Politiker für fähiger halte, ich halte mehr Demokratie für schlichtweg nicht umsetzbar.
 
AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

Mehr direkte Demokratie würde die Entscheidungswege noch weiter verlängern und D-Land blockieren, bis jeder Punkt ausdiskutiert wurde. Man sieht das ja auch an unseren Parteien. Vielleicht wäre ein reines Mehrheitswahlrecht mit den daraus i.d.R. resultierenden eindeutigen Mehrheitsverhältnissen die bessere Wahl. Jedenfalls läßt mich das Parteiengezänk in D-Land vermuten.

Volksabstimmungen funktionieren meiner Meinung nach nur in kleineren Ländern und das nur bei grundlegenden Fragen. Anderseites hat der Durchschnittswähler meist nicht den Wissenshintergrund derart wichtige Entscheidungen zu treffen.

Auf lokaler Ebene würde ich mir mehr Bürgerdemokratie wünschen. Denn was bei mir im Landkreis abgeht geht imo auf keine Kuhhaut mehr. Da komme ich mir schon veräppelt vor.
 
AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

Muss dir zustimmen...das Volksentscheide woanders funktionieren heißt nicht das es auch in einem Land mit 80 Millionen Menschen wie Deutschland klappt. Dafür ist die Mehrheit der Menschen einfach zu wenig an der Politik interessiert und vor allem zu wenig bereit sich auch mal zu informieren. Bestes Beispiel EU Verfassungs-Vertrag...jeder hat ne Meinung aber kaum einer hat se überhaupt mal gelesen und weiß was drinsteht geschweige denn was sie bezwecken soll. Dabei ist es ne Sache von zehn Sekunde den vollständigen Text zu finden und so lang ist der auch nicht.
Auf kleiner Ebene kann ich mir das durchaus vorstellen, bei Fragen ob z.b ne neue Umgehungsstraße gebaut wird um den Ortskern zu entlasten oder ob n neuer Spielplatz gebaut wird...aber bundespolitische Entscheidungen sind dafür einfach zu groß und die Konsequenzen zu weitreichend als das Lieschen Müller die überblicken könnte.

Was Geschworenengerichte und die Milizen angeht...Der Daedalus hats schon gut zusammengefasst.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

lufkin schrieb:
Bestes Beispiel EU Verfassungs-Vertrag...jeder hat ne Meinung aber kaum einer hat se überhaupt mal gelesen und weiß was drinsteht geschweige denn was sie bezwecken soll. Dabei ist es ne Sache von zehn Sekunde den vollständigen Text zu finden und so lang ist der auch nicht.

Der EU-Verfassungsvertrag hat über 200 Seiten, das offozielle Dokument zum Download 485 Seiten. Wer das in 10 Sekunden lesen und verstehen kann muß schon ein ebesonderes Genie sein.

http://europa.eu.int/constitution/download/print_de.pdf

Daß kaum ein Bürger das lesen und verstehen will ist verständlich. Eine Verfassung hat einfach und verständlich zu sein und sich auf die Regelung der wesentlichen Grundlagen des politischen zusammenlebens zu beschränken. Die Verkomplizierung dient nur dazu, möglichst große Teile der Bevölkerung vom Verständnis der politischen Prozesse fernzuhalten und ist in der Essenz zutiefst undemokratisch. Sogar Verheugen als Komissar hat ja letztens kritisiert, daß in Brüssel die EU-BEamten versuchen vorbei an der Politik zu agieren und Gesetztesvorhaben im Beamtenapparat unter sich auszumachen. Daß da das "dumme" Volk stört ist ja klar.

---

Mehr direkte Deomokratie hat natürlich Vor- und Nachteile. Prinzipiell bin ich ein Verfehrter der indirekten Demokratie. Allerdings erscheinen mir Volksabstimmungen über große Themen sinnvoll, da dann die Politik sich vermehrt darum kümmern müßte, bestimmte Inhalte den Bürgern aktiv zu vermitteln und für ihre Anliegen zu werben anstatt sie von oben zu dekretieren. Daß in Deutschland über etwas Grundlegendes wie den Verfassungsvertrag nicht abgestimmt werden durfte, ist meines Erachtens ein großer Fehler. Schließlich geht es darin auch um die Abtretung von Souveränitätsrechten etc..

Ein ähnlicher Fall ist der europäische Haftbefehl. 50 Jahre stand im Grundgesetz daß Deutsche nicht ins Ausland ausgeliefert werden dürfen. Mittlerweile wurde diese grundgesetzlich verbriefte Recht dahingehend aufgeweicht, daß eine Auslieferung in EU-Staaten möglich ist. Viel Spaß bei nächsten Prozeß im EU-Neumitlglied Bulgarien / Rumänien oder irgendwannmal Türkei.
 
AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

Ich schrieb ja auch innerhalb von zehn Sekunden finden...nicht lesen;)
Aber auch das lesen dauert nicht so lange und der Text ist durchaus leicht verständlich und die Seiten ja nicht so voll gestopft wie bei nem Roman. Zu Not gibts bei der BPB n kleines Buch (110 Seiten) "Die europäische Verfassung verstehen" von Werner Weidenfeld, Direktor des Zentrums für angewandte Politikforschung der LMU München.
Kostet glaub ich 1,50€

was die Auslieferung von Straftätern angeht...es kann ja wohl kaum richtig sein das jemand, der in einem anderen Land ein Verbrechen begeht, nicht bestraft wird weil es es geschafft sich wieder nach Deutschland abzusetzen.
 
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AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

lufkin schrieb:
was die Auslieferung von Straftätern angeht...es kann ja wohl kaum richtig sein das jemand, der in einem anderen Land ein Verbrechen begeht, nicht bestraft wird weil es es geschafft sich wieder nach Deutschland abzusetzen.

Es besteht durchaus die Möglichkeit im Ausland begangene Straftaten in Deutschland zu verfolgen. Ein Sextourist der Kinder mißbraucht kann z.B. in Deutschland belangt werden, ohne daß er an Thailand ausgeliefert wurde (was auch jetzt rechtlich nicht möglich ist).

Wie gesagt, für mich ist das ein Beispiel einer gravierenden Einschränkung von Rechten, die 50 Jahre durch das Grundgesetz garantiert wurden, und die nun abgeschafft wurden, ohne daß es hierzu a) eine breite Diskussion und b) eine Möglichkeit der Mitsprache durch einen Volksentscheid gab.

Und zur Verfassung: Sorry mit den 10 Sekunden, das habe ich falsch gelesen. Die EU-Verfassung lehne ich in der aktuelllen Form übrigens deswegen ab, weil ich sie gelesen habe ;)

Meiner Meinung nach hat in einer Verfassung nciht geregelt zu sein, wie der Datenschutz gehandhabt wird. Dazu gibt es Gesetze. Auch finde ich es abenteuerlich das Recht auf bezahlten Jahresurlaub und einen unentgeltichen Arbeitsvermittlungsdienst in die Verfassung aufzunehmen. Alles Dinge, die besser in einem Gesetz geregelt werde können.
Mich wundert, daß die Krümmung der Gurken und Bananen nicht für verfassungswürdig erachtet wurde.

Also nochmals als Fazit: Ich halte einen Volksentscheid für die EU-Verfassung für unabdingbar. Die EU-Verfassung nimmt für sich in Anspruch höher als nationales Recht inklusive nationaler Verfassungen zu stehen. Eine solche Entwertung des Grundgesetzes sollte nur durch einen Volksentscheid möglich sein.
 
AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

Equest schrieb:
Wie gesagt, für mich ist das ein Beispiel einer gravierenden Einschränkung von Rechten, die 50 Jahre durch das Grundgesetz garantiert wurden, und die nun abgeschafft wurden

Eben einer jener Kommentare die zeigen, dass die meisten Deutschen garnicht genug über Gesetze, die EU und vor allem ihre eigenen Rechte wissen und somit nicht qualifiziert sind um in Volksentscheiden über Dinge abzustimmen die für die Entwicklung unserer Nation entscheidend sind.

Es kann kein EU Gesetz Rechte beschneiden die durch das Grundgesetz garantiert werden! Sollte dies doch der Fall sein, so kannst du vor dem Bundesverfassungsgericht dagegen eine Klage erwirken. Das ist das Recht jedes Bürgers!
 
AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

Übrigens gibt es keine EU-Verfassung...kann es auch gar nicht geben.
Es gibt einen Vertrag über eine Verfassung für Europa. Solange Europa nicht ein Staat ist kann Europa keine Verfassung haben. Es handelt sich lediglich um einen Vertrag mit Verfassungscharakter...und ja das ist ein himmelweiter Unterschied.
 
AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

@Daeda... willst du dich aufschwingen und anderen Vorschreiben was sie wissen oder nicht :-((((!
Was soll das, andere Länder machen es doch vor daß es geht.
Das einzige was sich ändern würde wäre mehr Transparenz, aber die ist ja in unserer "Demokratie" nicht gefragt.
Unsere werten Politikheinis in den siogenannten großen Volksparteien, die nur noch von etwa 30-40% der Bevölkerung unterstützt werden müßten eben dann umdenken und sich wieder daran erinnern daß nicht nur die Vorstände der großen Kapitalgesellschaften ihre Wähler sind.
Und was bitte soll es bringen wenn ich eine dieser Parteien wähle, die mich in keiner Weise
vertreten ?
Das Problem mit der niedrigen Wahlbeteiligung ist eben nicht durch dummes Labern wegzukriegen, sondern duch mehr Demokratie.
Wenn sich die Menschen vertreten fühlen gehen sie auch wählen.
Aber darüber diskutieren wir in dem Land noch in 100 Jahrem ohne das sich was ändert, denn wie schon erwähnt, auch der Politiker schneidet sich nicht ins eigene Fleisch.
 
AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

Ich bin gegen mehr direkte Demokratie, weil die Mehrheit der Leute schlichtweg zu dumm und uninformiert ist, bzw. den direkten eigenen Vorteil sucht,
auch wenn damit Deutschland innerhalb kürzester Zeit implodiert.

Das ist die traurige Realität. Wie sagte nicht Churchill schon: "Demokratie ist schlecht, aber das Beste, was wir haben."
 
AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

Nostromo33 schrieb:
@Daeda... willst du dich aufschwingen und anderen Vorschreiben was sie wissen oder nicht :-((((!

Was hat das erkennen von Tatsachen denn bitte mit "etwas vorschreiben" zu tun?

Was soll das, andere Länder machen es doch vor daß es geht.

Welche Länder denn? Dann versuch mal die Unterschiede heraus zu finden zwischen diesen Ländern und Deutschland.

Das einzige was sich ändern würde wäre mehr Transparenz, aber die ist ja in unserer "Demokratie" nicht gefragt.
Unsere werten Politikheinis in den siogenannten großen Volksparteien, die nur noch von etwa 30-40% der Bevölkerung unterstützt werden müßten eben dann umdenken und sich wieder daran erinnern daß nicht nur die Vorstände der großen Kapitalgesellschaften ihre Wähler sind.

Man dieses linke Gelaber immer.
Die Politiker wissen sehr wohl wer ihre Wähler sind! Und das erkennt man auch jedes Mal wenn man sieht wie viel Angst die großen Parteien vor notwendigen aber leider unpopulären Reformmaßnahmen haben.

Und was bitte soll es bringen wenn ich eine dieser Parteien wähle, die mich in keiner Weise
vertreten ?

Dann gründe eine Partei!
Was du da bringst ist das Standartargument eines jeden Nichtwählers.

Aber darüber diskutieren wir in dem Land noch in 100 Jahrem ohne das sich was ändert, denn wie schon erwähnt, auch der Politiker schneidet sich nicht ins eigene Fleisch.

Genau! In unserem Land soll sich was bewegen! Und das geht eben nicht mit Volksentscheiden! Denkst du so etwas wie Harz IV wäre jemals gekommen, wenn es per Volksentscheid hätte kommen müssen? Denkst du das Volk ist bereit Einschnitte zu akzeptieren, wenn es die (vordergründige) Wahl hat?
Denkst du das Volk ist kompetent genug um die Notwendigkeit von sowas wie den Harz IV Gesetzen zu erkennen?
 
AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

Der Daedalus schrieb:
Eben einer jener Kommentare die zeigen, dass die meisten Deutschen garnicht genug über Gesetze, die EU und vor allem ihre eigenen Rechte wissen und somit nicht qualifiziert sind um in Volksentscheiden über Dinge abzustimmen die für die Entwicklung unserer Nation entscheidend sind.

Es kann kein EU Gesetz Rechte beschneiden die durch das Grundgesetz garantiert werden! Sollte dies doch der Fall sein, so kannst du vor dem Bundesverfassungsgericht dagegen eine Klage erwirken. Das ist das Recht jedes Bürgers!

Sorry lieber Daedalus, dann lese doch bitte mal den EU-Verfassungsvertrag:

Dort steht in Artikel I-6 explizit:

"Die Verfassung und das von den Organen der Union in Ausübung der ihnen zugewiesenen Zuständigkeiten gesetzte Recht haben Vorrang vor dem Recht der Mitgliedstaaten"

Einer Person, die ins EU-Ausland ausgeliefert wurde und dort aufgrund einer Regelung verurteilt wird, die in Deutschland nicht vom GG gedeckt wäre, hilft es wenig, daß sie vor dem BVerfG klagen kann.

Das BVerfG hat sich in der Tat mehrfach mit verschiedenen Europäischen Regelungen, wie z.B. dem Europäischen Haftbefehl beschäftigt. Die erste Fassung wurde sogleich als grundgesetzwidrig abgelehnt. Eine geänderte Variante (inklusive GG-Änderung) wurde danach umgesetzt und gilt momentan, obwohl es durchaus Zweifel gibt daß diese neue Regelung verfassungskonform ist.

Die zunehmende Dominierung des nationalen Rechtes inklusive des Grundgesetzes ist ein Dauerbrenner beim BVerfG. Kollisionen zwischen dem Bundesverfassungsgericht und z.B. dem EuGH oder dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte sind durchaus denkbar. Wenn man dann noch bedenkt, daß die rechtliche Entwicklung innerhalb der EU zunehmend dahin geht, "dass das BVerfG keine Kompetenz besitze, Vorschriften des Gemeinschaftsrechts am Maßstab des Grundgesetzes, insbesondere seines Grundrechtsteils zu prüfen" (Minderheitenvotum in Solange I) sieht man wohin die Reise geht. Im Solange II Urteil wurde dies dann auch so (unter der Prämisse, daß der EuGH einen gewissen Standard im Grundrechtsschutz einhält) umgesetzt. Fragt sich wie ein Solange III aussehen wird. (Wenn es der bisherigen Tendenz folgt, so wird das BVerfG zukünftig eine Überprüfung des EU-Rechts an im deutschen GG vorgesehen Grundrechtskatalog als überflüsig ansehen.)

http://de.wikipedia.org/wiki/Urteil_des_Bundesverfassungsgerichts_zum_Europäischen_Haftbefehl

Generell halte ich zudem für einen äußerst gefährlichen Gedanken, Bürgen die Qualifizierung abzusprechen, über Dineg entscheiden zu dürfen, die sie mittelbar oder unmittelbar betreffen, da dies die Grundlage für eine "wohlwollende Diktatur" ist, die die Freiheit der Menschen, nur zu ihrem Besten natürlich, einschränkt.

Der Spruch, daß die Sennerin auf der Alm unmöglich über die großen Lebensfragen eines Volkes entscheiden kann, stammt nicht von ungefähr von einem gewissen A.H. .
 
AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

Der Vergleich mit kleinen Ländern hinkt aber etwas. Ich behaupte: der prozentuale Anteil der Wahlberechtigten Ignoranten (nenne ich jetzt einfach mal so) ist in allen Ländern gleich groß, entsprechend gibt es im Ergebnis keine Unterschiede.

Für grundsätzliche Entscheidungen, und die EU-Verfassung wäre so eine, befürworte ich die direkte Demokratie. Viele andere Sachverhalte sind zu komplex; aber es geht ja auch nicht darum, jedwede Entscheidung erst durch eine Wahl zur Abstimmung zu bringen.
 
AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

Equest schrieb:
"Die Verfassung und das von den Organen der Union in Ausübung der ihnen zugewiesenen Zuständigkeiten gesetzte Recht haben Vorrang vor dem Recht der Mitgliedstaaten"

Richtig vor dem Recht.
Aber nicht vor der Verfassung ... wie du ja selbst durch das von dir genannte Urteil des Verfassungsgerichtes belegt hast.

Generell halte ich zudem für einen äußerst gefährlichen Gedanken, Bürgen die Qualifizierung abzusprechen, über Dineg entscheiden zu dürfen, die sie mittelbar oder unmittelbar betreffen, da dies die Grundlage für eine "wohlwollende Diktatur" ist, die die Freiheit der Menschen, nur zu ihrem Besten natürlich, einschränkt.

Es ist aber nunmal so, dass die Qualifizierung fehlt!
Das ist bei mir so und das wird bei dir vermutlich nicht anders sein! Keiner von uns beiden wird die nötige Qualifikation haben um so komplexe Themen wie z.B. die Hartz IV Reformen in ihrer Gesamtheit zu erfassen.
Das Zusammenleben in einem komplexen Staatssystem macht es nun mal erforderlich, dass Menschen die auf die speziellen Themen spezialisiert sind und gemeinsam ihre Kompetenzen bündeln Entscheidungen treffen. Und diese Kompetenz kann nun mal nicht jeder Bürger haben, das ist schlichtweg unmöglich.
Wenn wir wieder alle in unsere Hütten zurückkehren wollen und unser Zusammenleben im föderalen System Deutschland über Bord werfen möchten, dann soll wegen meiner wieder jeder entscheiden können was das beste für die Gemeinschaft ist in der er lebt (das wären dann ja die Leute in der Hütte).
Doch ich lege lieber diese wichtigen Aufgaben Menschen in die Hände die bei weitem mehr Ahnung vom Thema haben als ich. Und wenn mir deren Aktionen nicht passen, dann wähl ich nächstes mal halt anders.


Ferner bleibt oben bereits erwähntes Problem der popularitätspolitik bestehen. Diese würde nämlich durch Volksentscheide nur gefördert werden.
 
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AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

Direkte Demokratie? Au ja, lassen wir die ungebildete Masse entscheiden. :rolleyes:
Und jetzt die Abstimmung über die EU-Verfassung als Beispiel zu bringen, ist ja wohl ein Schuss nach hinten, siehe die Volksabstimmung darüber in Frankreich und die Gründe für das Nein-Votum. :freaky:
 
AW: Mehr direkte Demokratie in Deutschland?

Das Volk soll entscheiden, wo es lang geht? Niemals! Die sind doch viel zu dumm!

Dieses arbeitsscheue, ungebildete, schmutzige, stinkende Gesindel hat sich gefälligst nur darum zu kümmern, neuen Nachwuchs in die Welt zu setzen und diesen zu ernähren. Was geht die Politik an? Wir, die genetische und geistige Elite, wir entscheiden, was für den Gemeinen gut ist!

---

Jungejunge, einige von Euch segeln ganz schön hart am Wind. Ihr solltet besser beidrehen. Sonst endet das ziemlich bös.

Gruß
Morgoth
 
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