@ Hayda Ministral
PoC steht für People of Color und ist der momentan politisch akzeptierte Begriff für die Teilgruppe, die Diskriminiert wird. Afroamerikaner ist ein Begriff, der von vielen, ua. von Black Lifes Matter, aus verschiedenen Gründen abgelehnt wird. Einer der Gründe ist, dass People of Color alles einschließt, was nicht das ist, was von amerikanischen Medien und Gesellschaftswissenschaftlern oft als Caucasian und auch ion deutscher Fachliteratur gelegentlich aus dem Amerikanischen entlehnt als "kaukasisch"
(nicht gleichbedeutend mit kaukasisch im Sinne von aus dem Kaukasus - bescheuerte Ethymologie, aber das Wort ist etabliert) bezeichnet wird und quasi alle umfasst, die nicht aussehen, wie "ein weißer Europäer". Der Inder in Big bang Theory gehört zu People of Color, die Native American Frau, die regelmäßig von White Anglo-Saxon Protestant Männern auf deren Sauftouren durch Indianerreservate vergewaltigt wird gehört dazu, der aus dem Irak vor irgendwelchen Kriegsgruppen geflohene Neu-Amerikaner mit einem Nachnamen wie Al-Hussein oä. gehört dazu, George Foreman gehört dazu, der vor dem Rumble in the Jungle eine Verbindung seiner Person mit Afrika ablehnte und sagte, er sei kein Afroamerikaner sondern Amerikaner, und im Gegensatz zu anderen Begriffen tut People of Color nur wenigen der damit bezeichneten Personen weh. Black ist definitiv unumstößlich im Amerikanischen Englisch, vielleicht in Englisch allgemein, ein Schimpfwort und trägt diesen Schimpfwortcharakter auch in der Selbstbezeichnung Black Lifes Matter. Diese eine Bewegung weist damit darauf hin, dass sie einen Gesellschaftsteil repräsentiert der heute noch von vielen WASPs (White Anglo-Saxon-Protestants) routinemäßig und ohne sich böses dabei zu denken mit einem Schimpfwort bezeichnet wird.
Black Lifes Matter rechtfertigt seinen eigenen Begriff als Vertretung aller PoC, also auch der Inder, Araber und Amerikaureinwohner, damit, dass tatsächlich in Amerika vor 100-150 Jahren viele Araber und Inder als "black" bezeichnet wurden. Aber wie andere schon gesagt haben, Black Lifes Matter
möchte Anliegen von People of Color repräsentieren. Das heißt nicht, dass sie das in den Augen jedes Individuums, das zu People of Color gezählt werden kann, sich von dieser Bewegung repräsentiert wird. Der Bürgermeister New Orleans' während der Hurricane-Katrina-Kathastrophe, Ray Nagin, ist beispielsweise People of Color und widersprach den Vorwürfen von Black Lifes Matter, seine Behörden würden rassistisch agieren damit, seiner Meinung sei in den USA und auch in seiner damaligen Situation in erster Linie ein massives Klassenproblem und nicht ein Rassenproblem vorhanden. Das Rassenunterschiedsphänomen sei in erster Linie dadurch erklärbar, dass in den USA
Klasse vererbt wird und die Vorfahren heutiger Opfer eines angemahnten "Institutionellen Rassismus" quasi die Opfer einer vergangenen Rassendiskriminierung sind, deren Auswirkungen sich aufgrund der andauernden Klassendiskriminierung in den USA und der Vererbung von Klasse auch heute noch manifestieren. Wenn sie lange nachdenken meinen beide, Ray Nagin und die meisten Mitglieder von Black Lifes Matter, etwas sehr ähnliches und daswegen ist Ray Nagin heute auch immernoch Bürgermeister von New Orleans.
Sorry für die umschweifenden Worte, aber mir war das wichtig, den Umfang nicht nur zu nennen, sondern zu veranschaulichen.
Bei der Polizeigewalt in den USA würde ich aber nicht nur von wenigen schwarzen Schafen sprechen, auch wenn Minneapolis seit langem fest "liberal" regiert wird. Der aktuelle Fall dreht sich um einen Polizisten, der kein unbeschriebenes Blatt ist. Auf CNN hatten sie glaube ich gesagt, er hatte vorher schon 14 interne Ermittlungen wegen Polizeigewalt gegen PoC gegen sich laufen und war schon zwei mal deswegen bestraft worden. Dazu kommt, dass seine Kameraden daneben standen und Passanten davon abhielten, dem Sterbenden zu helfen. In vielen solcher Fälle der letzten Jahre wirkt es so, dass die Polizisten eine Chortreue verfolgen, die sie davon abhält, Straftaten der Kameraden selbst zu melden. Da ist ein Problem, das ich für Deutschland nicht unbedingt ausschließen würde (siehe
Ouri Jalloh) und wenn sich Jahrzehnte lang trotz großer Proteste an einer solchen Wiederkehr und dem Misstand, dass People of Color von Kindesjahren an mit Racial profiling leben müssen, nichts ändert, ist es für mich völlig klar, dass die Proteste irgendwann immer aggressiver werden.
1968
hat die Westberliner Polizei
sich grundsaniert, weg von einer Schlägermiliz hin zu einer demokratischen Polizei. Das ist in der BRD erst wirklich umgesetzt worden, mit völlig neuer Ausbildung ua., nachdem ein Demonstrant erschossen wurde und
nachdem die Proteste aggressiv aus dem Ruder gelaufen waren. Es mag traurig sein, dass sowas in manchen Ländern, wie damals in der BRD, erst nötig ist, damit sich etwas ändert. Aber in meinen Augen spricht es weniger gegen die Demonstranten als gegen die Behörden bzw. ihren Unwillen Dinge zu verändern.
Es geht gar nicht darum, wie viele oder vielleicht auch sehr wenige der Polizisten solche Problemfälle sind, sondern darum, wie institutionell es den Rekruten von anfang an klar ist, dass jemand, der sich so verhält, im Corps nicht geduldet wird. Wenn das diesen Einzelfällen nicht klar ist und sie glauben, sie können ihre Kollegen wissen lassen, was für Mist sie bauen, dann ist es nicht nur ein individuelles sondern ein institutionelles Problem. Und in Minneapolis ist ja auch eine Untersuchung zur Veränderung der Polizeiausbildung angedacht.