Microsoft sperrt willkürlich Konten - sind damit alle digital gekauften Games weg?

Acrylium

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Ich habe ein paar Artikel gefunden, in denen von völlig überraschenden und nicht nachvollziehbaren Sperrungen des Microsoft-Kontos berichtet wird:

https://www.drwindows.de/news/wird-die-nutzung-eines-microsoft-kontos-zum-unkalkulierbaren-risiko

https://www.golem.de/news/microsoft...llkuerliche-kontensperrungen-2008-150217.html

https://www.drwindows.de/news/microsoft-konto-gesperrt-und-der-support-stellt-sich-tot

Was ist da bei Microsoft los? Oder handelt es sich bei den Artikeln um übertriebene Panikmache und Microsoft-Bashing?

Da ich selber schon seit Anfang der 2000er-Jahre ein Microsoft-Konto besitze (die ersten registrierten Zahlungen stammen von 2006, damlas noch vom MSN-Messenger um darüber SMS zu verschicken), und praktisch seit 2008 alle meine Spiele auf der Xbox digital kaufe, habe ich grob geschätzt eine Spielebibliothek von rund 7.000 € mit dem Account verknüpft. Dazu kommt noch ein kleinerer Anteil an Office-Software, die allerdings outdatet sein dürfte. Dementsprechend bin ich aufgrund dieser Artikel nun verunsichert wie kritisch das alles ist. Kann Micorosoft tatsächlich ohne, dass man etwas dagegen unternehmen kann, einem einfach automatisiert das Konto sperren, weil irgendwelche Bots und Automatismen meinen einen Verstoß gegen den Servicevertrag festgestellt zu haben, und dann hat man nicht einmal juristische Mittel dagegen, nur weil die keinen Grund für die Kontosperrung nennen? So wird es ja in dem Golem-Artikel beschrieben.
Dass sogar Abos kostenpflichtig weiterlaufen obwohl das Konto gesperrt ist, ist ja völlig irre dabei. Man soll anscheinend die Abos nicht kündigen können, da man nicht mehr in das eigene Konto kommt, und trotzdem werden Zahlungen dafür abgebucht. Wenn man diese z.B. per Kreditkartenrückbuchung zurück holt, gibt man damit Micorosoft erst recht einen Grund, das Konto zu sperren. Eine bizarre und beängstigende Situation.

Zwar gab es mal ein deutsches Urteil gegen Amazon, welches besagt, dass der Zugang gekaufter digitaler Inhalte auch nach einer Konto-Sperre gewährt werden muss (AZ: OLG Köln 6 U 90/15). Doch ich nehme an, Redmont in den USA wird sich kaum um deutsche Urteile kümmern?

Hat eventuell schon mal jemand in so einem Fall gegen Microsoft erfolgreich geklagt und zumindest Zugang zu seiner Games- und Softwarebibliothek zurückerhalten?

Klar, es kann natürlich auch sein, dass die gesperrten User tatsächlich alle ganz böse Typen sind die gegen den Servicevertrag verstoßen haben, aber ich fürchte aufgrund der zahlreichen Artikel, dass es da auch ganz unbescholtene User trifft die gar nichts falsches gemacht haben. Gibt es hier User die betroffen sind und von ihren Erfahrungen berichten können?
 
Acrylium schrieb:
Was ist da bei Microsoft los? Oder handelt es sich bei den Artikeln um übertriebene Panikmache und Microsoft-Bashing?
Weder noch. Das Probem ist in Wahrheit viel größer. Die Artikel beschreiben schlicht die Unart, Nutzerkonten ohne Angabe von Gründen zu sperren. Das betrifft aber nicht nur MS, sondern alle US-basierten Anbieter von Onlinediensten. Es wird einfach abstrakt auf einen Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen verwiesen und zack, ist das Konto dicht.
 
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Das betrifft alle entsprechenden Anbieter und ist ein großer Kritikpunkt an zb Cloud-Diensten - seit Jahren

Amazon, Google, Facebook, Apple .... überall gibts „willkürliche“ Sperrungen mit denselben Verweisen ohne weitere Details und ohne direkte Widerspruchsmöglichkeit mit vergleichbaren oder gravierenderen Folgen. Warum man sich jetzt MS rauspickt... 🤷🏼‍♂️
Vor allem bei der abartig hohen Zahl von 40 (vierzig) Fällen 🤪
 
Am witzigsten (mit dem entsprechenden galgenhumor) fand ich in dem Zusammenhang dann doch den Herrn "Sexl" der einfach umbenannt wurde :D

Das beim schliessen der Konten kein Grund angegeben wird duerfte damit zu tun haben dass die Anbieter keine Angriffsflaeche darbieten wollen. Solches Verhalten ist dort ja auch zB auf dem Arbeitsmarkt in den meisten US-Staaten der Normalfall. "At-will employment", man ist jederzeit auf der Abschussliste, ohne Begruendung. Denn wenn man eine Begruendung abgibt kann der Arbeitgeber moeglicherweise wegen Diskriminierung belangt werden.

Man kann daraus eigendlich nur einen Schluss ziehen: Nicht alle Eier in einen Korb legen. Das wird auch, fuerchte ich, in aktueller Zeit, so mancher Firmenkunde merken der vielleicht nicht mehr die Knete fuer die ganzen Cloud Accounts hat...
 
Wie es so schoen heisst: Recht haben und Recht bekommen ;)
Grade Privatpersonen braeuchten wohl einen langen finanziellen Atem um gegen einen der grossen Cloud Provider zu bestehen. Rechtsschutzversicherungen stellen sich ja leider auch oefter mal an wenn es um Internetangelegenheiten geht.
Und kommt es oft genug zu solchen Kontoschliessungen dass ich zB der Verbraucherschutz wirklich dafuer interessiert? Das glaube ich tatsaechlich eher nicht.
 
Ach was. Da habe ich nur Schmerzen, wenn das Unternehmen keine Präsenz in Deutschland oder der EU hat. :)
 
Für Verbraucher gilt in der Regel deutsches Recht und das zuständige Gericht am Wohnort des Verbrauchers. Dankt der EU.
 
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Wie soll man in der Praxis denn so ein Urteil denn vollstrecken, wenn Microsoft Deutschland sagt, dass sie auf die Sperrungen keinen Einfluß nehmen können, da diese in einer abgeschotteten Abteilung in Redmond, USA, getroffen werden. So steht es ja auch im eingangs verlinkten Artikel.

Selbst wenn der deutsche Zweig von Microsoft sich einem solchen deutschen Urteil beugen wollen würde, könnte er nichts machen. Wie will das Gericht die denn zwingen, diese abgeschottete Abteilung in Redmond dazu zu bringen, einen Account wieder frei zu geben?
 
Wenn es hart auf hart kommt, dann können die natürlich Einfluss nehmen. Facebook beugt sich ja mittlerweile auch deutschem Datenschutz, obwohl es jahrelang hieß, dass das technisch gar nicht machbar sei.

Natürlich ist die first line of defense erstmal ein "lol, nein, fuck off". Das schreckt viele Leute ab und spart damit extrem viel Geld und Ärger.
 
Wieso sollst du gegen Microsoft USA nicht vollstrecken können? Musst nur Vermögen im Inland finden. Zb Geschäftsanteile an Microsoft Deutschland, unterstellt die haben hier ihren Sitz. Kriegst halt politische Probleme und löst wohl eine diplomatische Krise aus.
 
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Dass die Nutzungsbedingungen und die "Haltbarkeit" bei Digitalkonten zum Problem werden könnte, war damals schon abzusehen. Es ist ungemein praktisch nicht zig Bluerays stapeln zu müssen. Auf der anderen Seite kann auch einfach mal ein Anbieter Pleite sein.. .
Die EU hätte die Macht da ordentliche Maßstäbe zu definieren. Machen sie leider nicht.
 
Heise berichtet nun von einem richtig krassen Fall, bei dem dem Nutzer der MS Konto inklusive aller digital erworbener XBox-Spiele und Inhalte gesperrt wurde. Die Sperrung sei wohl auch trotz anwaltlicher Hilfe nicht mehr rückgängig zu machen, da es sich um einen "schwerwiegenden Verstoß" gegen die Nutzungsbedinungen handeln würde.

Artikel bei Heise

Mich wundert dabei insbesondere, dass in so einem Fall auch trotz erwiesener Unschuld der User seinen Account bzw. seine digital erworbenen Güter nicht zurück erhält. Das verstehe ich tatsächlich nicht warum da trotz Anwälten nichts zu machen ist.
 
Acrylium schrieb:
Mich wundert dabei insbesondere, dass in so einem Fall auch trotz erwiesener Unschuld der User seinen Account bzw. seine digital erworbenen Güter nicht zurück erhält. Das verstehe ich tatsächlich nicht warum da trotz Anwälten nichts zu machen ist.
Unschuldig ist er in dem Sinne, sich nicht der Nutzung und Verbreitung von kinderpornografischen Inhalten strafbar gemacht zu haben.
Was bleibt, ist aber das Hochladen von Nacktfotos auf den Server. Ob das jetzt Nacktfotos seines Neffen waren und die Handlung im Grunde als belanglsos angesehen werden kann, spielt in Bezug auf die Nutzungsbestimmungen keine Rolle.
Es handelt sich um einen Verstoß gegen die Nutzungsbestimmungen, die man irgendwann einmal anerkannt hat.

Für mich ergibt sich daraus nur eine einzige Konsequenz: Diese Dienste einfach nicht nutzen.
 
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Acrylium schrieb:
Das verstehe ich tatsächlich nicht warum da trotz Anwälten nichts zu machen ist.

Du hast den Artikel nicht richtig gelesen. Es steht dort, dass es schon möglich ist. Manchmal reicht schon eine Abmahnung. Aber wenn es vor Gericht geht, dann geht es oft zum BGH. Das kostet viel Zeit und Geld. Da Microsoft den Hauptsitz in Irland hat, kann es zusätzlich Zeit kosten, bis der Schriftverkehr da ankommt, wo er hin muss.

Ansonsten Stimme ich @NotNerdNotDau und Heise zu. Dienst nicht nutzen oder seine Daten möglichst breit streuen und nicht alle Daten bei einem Anbieter sammeln. Ich empfehle Nextcloud, da bestimme ich nämlich selber über die Nutzungsbedingungen ;).
 
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NotNerdNotDau schrieb:
Diese Dienste einfach nicht nutzen.
Das ist aber grade bei Microsoft heutzutage garnicht mehr so einfach.
Erstmal gibt es offziell kein Windows mehr ohne Microsoft Account. Ja, es gibt noch Tricks, aber wieviele kennen die und setzen die ein, wenns mehr braucht als den Netzwerkstecker wahrend der Installation zu ziehen?

Da ich nie einen MS Account fuer Windows verwendet habe bin ich mir nicht ganz sicher wie die OneDrive-Integration tatsaechlich ist. Aber spaetestens wenn man ein M365 Konto, mit OneDrive-Platz inbegriffen, verwendet, ist man sogar ohne MS-Windows Account nur einen Klick davon entfernt seine Dokumentenordner mit OneDrive zu syncen. Das duerfte schnell versehentlich passieren, denn erstens sind die Prompts dazu angelegt tendenziell eher zuzustimmen, zweitens liest eh kaum jemand aufpoppende Meldungen, und drittens ist sich dann auch kaum jemand der Konsequenzen bewusst.
So sind dann schnell Sachen auf dem OneDrive gelandet, mit denen MS nicht einverstanden ist. Und Zack, kann man sich eines Tages nicht mehr auf seinem Rechner anmelden.
Hat man dann kein Offline-Konto (wer legt tatsaechlich ein zweites Windows Konto an?), und ist die Kiste womoeglich auch noch Bitlockerverschluesselt, tja, dann sind nicht nur die online Daten weg, sondern auch die offline Daten.
 

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