Hallo zusammen,
durch die ganzen Diskussionen um Dieselfahrverbote, Feinstaub, NOX und co. ist die Mobilität in unseren Städten zu einem der beherrschenden Themen in den Medien und wahrscheinlich auch im persönlichen Alltag vieler Stadtbewohner geworden. Meiner Meinung nach gehen die meisten Maßnahmen, die im Moment diskutiert werden oder schon umgesetzt wurden, am eigentlichen Problem vorbei bzw. konzentrieren sich lediglich auf die Symptome und nicht auf die eigentlichen Ursachen. Was meine ich damit? Im Moment versucht meine Heimatstadt Stuttgart, die durch die ganze Thematik vermutlich schon bundesweite Berühmtheit erlangt hat, gegen die Probleme der Luftverschmutzung durch den Straßenverkehr anzukämpfen. Folgendes wird unter anderem konkret unternommen:
- Fahrverbote für ältere Diesel mit Euro 4 oder schlechter. Meiner Meinung nach sinnlos, da der reale Schadstoffausstoß, der auch in den Städten gemessen wird, bei Euro 5 und Euro 6 ähnlich hoch ist (Quelle: Umweltbundesamt). Vor allem im Winter, wenn die Luftbelastung am höchsten ist, schalten moderne Diesel ihre Abgasreinigung ab.
- Förderung von Fahrradverkehr in der Stadt. Meine Meinung dazu: ich fahre wirklich gerne Fahrrad, aber niemals in der Stadt, wo so viele Menschen unterwegs sind. Fahrräder erreichen im Stadtverkehr oft annährend die Geschwindigkeit von Autos. Aber praktisch ohne jede Sicherheitsvorkehrung. Im Auto sind Sicherheitsgurte Pflicht. Kein neues Auto darf mehr ohne ESP verkauft werden (Quelle) und nahezu 100% aller verkaufter Neuwagen in Deutschland sind mit einem Airbag ausgerüstet (Quelle). Nichts davon habe ich auf dem Fahrrad. Nennt mich übervorsichtigt, aber für mich ist das keine brauchbare Alternative in der Stadt.
- Ausbau der Öffentlichen Verkehrsmittel. Eigentlich eine gute Sache, aber zumindest in Stuttgart wird im Moment nur im Umland ausgebaut. Wahrscheinlich, weil es dort recht schnell und einfach geht. Dort, wo es aber am nötigsten wäre, nämlich in der Innenstadt, ist praktisch nichts zu sehen, außer ein paar neuen Alibi-Buslinien. Ein Ausbau der Stammstrecke der S-Bahn und der Konotenpunkte der U-Bahn wären dringend nötig, aber nach Stuttgart 21 hat wohl niemand in der Politk mehr den Mut ein solches Großprojekt anzugehen. Es könnte sich dem ja wieder ein Borkenkäfer in den Weg stellen (sorry für den Sarkasmus an dieser Stelle). Dazu kommen grüne (!) Politiker, die sich gegen den Ausbau von Bahnsteigen der U-Bahn wehren (Quelle).
Außerdem sehe ich im öffentlichen Nahverkehr noch ein generelles Problem: die hohen Kapazitäten werden nur zu sehr begrenzten Stoßzeiten benötigt. Was macht man damit den Rest des Tages? Im Moment fährt bei uns die U-Bahn von 6 bis 21 Uhr im selben Takt. Damit ist sie morgens und abends brechend voll, dazwischen ist die Auslastung eher überschaubar. Wirklich effizient ist das nicht, finde ich.
- Förderung von E-Autos. Im Moment wachsen an allen Ecken Ladesäulen aus dem Boden. Hier wird, zumindest nach meinem Gefühl, wirklich viel gemacht. Aber so lange noch nichtmal wirklich klar ist, ob ein E-Auto überhaupt umweltfreundlicher als ein herkömmlicher Diesel oder Benziner ist, bin ich von dieser Lösung auch wenig überzeugt (Quelle). Dazu kommt, dass es im Moment noch an bezahlbaren E-Autos unter 10.000€ mangelt.
Was wären jetzt meine Vorschläge bezüglich der zukünftigen Mobilität in unseren Städten? Wie oben schon geschrieben müsste viel mehr die eigentliche Ursache des Problems in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt werden. Das sind die Menschen, die morgens irgendwie in die Städte kommen müssen, da sich dort ihre Arbeitsplätze befinden. Und Abends natürlich wieder raus. Was könnte man dagegen tun? Ein paar Vorschläge, die gerne diskutiert werden dürfen:
- Unternehmen dazu verpflichten Homeoffice anzubieten. Denn wer nicht zur Arbeit fahren muss, belastet unsere Umwelt nicht. Natürlich nicht fünf Tage die Woche und natürlich gibt es auch Jobs, wo es keinen Sinn macht (siehe Postillion). Aber 2-3 Tage die Woche wäre in vielen Berufen, in denen man sowieso nur vor dem PC sitzt, bei entsprechender Organisation und Führung, problemlos möglich. Das würde unseren ÖPNV und unsere Straßen schon enorm entlasten. Sieht man schön während der Schulferien, wenn nur ein Teil der Bevölkerung Urlaub hat.
- Wohnungsbau in den Städten massiv vorantreiben und, soweit möglich, Büroräume und Geschäftsflächen in Wohnungen umwandeln. Diese Wohnung dann bevorzugt an Menschen verkaufen/vermieten, die ihren Arbeitsplatz in der Nähe haben. Wer in fußläufiger Umgebung seiner Arbeit wohnt, wird kaum mit dem Auto fahren.
- Einkaufszentrem, wie in Stuttgart Gerber und Milaneo, in Zukunft nicht mehr in der Innenstadt bauen, sondern irgendwo außerhalb mit vernünftiger Verkehrsanbindung. Gerade das Milaneo verschärft die sowieso schon angepannte Verkehrssituation in Stuttgart zusätzlich, da es auch Kunden von außerhalb anzieht.
- Unternehmen ab einer gewissen Größe dazu verpflichten Wohnraum in direkter Umgebung der Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen. Bestes Beispiel im Moment bei uns Daimler, die in ein Gewerbegebiet, welches verkehrstechnisch schon jetzt eine Katastrophe ist, einen Bürokomplex für tausende Mitarbeiter stellen. Zumindest für einen Teil der Angestellten hätte man dort auch entsprechenden Wohnraum zur Verfügung stellen müssen, um die Situation im Berufsverkehr zu entschärfen. Dann hätte zumindest ein Teil der Angestellten ihren Arbeitsplatz zu Fuß erreichen können.
- Unternehmen fördern, die Arbeitsplätze außerhalb der großen Städte schaffen möchten. Wenn dort schnelles Internet vorhanden ist, ist eine räumliche Nähe zu kooperierenden Unternehemen und Kunden oft nicht mehr so entscheidend.
- Förderung des Onlinehandels. Ja erzeugt auch Verkehr, aber ein paar Paketautos, die alle beliefern sind immer noch effizienter, als wenn sich jeder einzeln auf den Weg macht.
Zum Abschluss noch eine Bitte von mir um eine sinnvolle Diskussion gewährleisten: Lasst das Thema, das aktuell in den Medien hochkocht, ob Autoabgase überhaupt schädlich sind oder nicht, bitte außen vor. Selbst wenn sie es nicht wären, sind die ständigen Staus und überfüllten U- und S-Bahnen im Berufsverkehr Ärgernis genug, um an der derzeitigen Situation etwas zu ändern.
durch die ganzen Diskussionen um Dieselfahrverbote, Feinstaub, NOX und co. ist die Mobilität in unseren Städten zu einem der beherrschenden Themen in den Medien und wahrscheinlich auch im persönlichen Alltag vieler Stadtbewohner geworden. Meiner Meinung nach gehen die meisten Maßnahmen, die im Moment diskutiert werden oder schon umgesetzt wurden, am eigentlichen Problem vorbei bzw. konzentrieren sich lediglich auf die Symptome und nicht auf die eigentlichen Ursachen. Was meine ich damit? Im Moment versucht meine Heimatstadt Stuttgart, die durch die ganze Thematik vermutlich schon bundesweite Berühmtheit erlangt hat, gegen die Probleme der Luftverschmutzung durch den Straßenverkehr anzukämpfen. Folgendes wird unter anderem konkret unternommen:
- Fahrverbote für ältere Diesel mit Euro 4 oder schlechter. Meiner Meinung nach sinnlos, da der reale Schadstoffausstoß, der auch in den Städten gemessen wird, bei Euro 5 und Euro 6 ähnlich hoch ist (Quelle: Umweltbundesamt). Vor allem im Winter, wenn die Luftbelastung am höchsten ist, schalten moderne Diesel ihre Abgasreinigung ab.
- Förderung von Fahrradverkehr in der Stadt. Meine Meinung dazu: ich fahre wirklich gerne Fahrrad, aber niemals in der Stadt, wo so viele Menschen unterwegs sind. Fahrräder erreichen im Stadtverkehr oft annährend die Geschwindigkeit von Autos. Aber praktisch ohne jede Sicherheitsvorkehrung. Im Auto sind Sicherheitsgurte Pflicht. Kein neues Auto darf mehr ohne ESP verkauft werden (Quelle) und nahezu 100% aller verkaufter Neuwagen in Deutschland sind mit einem Airbag ausgerüstet (Quelle). Nichts davon habe ich auf dem Fahrrad. Nennt mich übervorsichtigt, aber für mich ist das keine brauchbare Alternative in der Stadt.
- Ausbau der Öffentlichen Verkehrsmittel. Eigentlich eine gute Sache, aber zumindest in Stuttgart wird im Moment nur im Umland ausgebaut. Wahrscheinlich, weil es dort recht schnell und einfach geht. Dort, wo es aber am nötigsten wäre, nämlich in der Innenstadt, ist praktisch nichts zu sehen, außer ein paar neuen Alibi-Buslinien. Ein Ausbau der Stammstrecke der S-Bahn und der Konotenpunkte der U-Bahn wären dringend nötig, aber nach Stuttgart 21 hat wohl niemand in der Politk mehr den Mut ein solches Großprojekt anzugehen. Es könnte sich dem ja wieder ein Borkenkäfer in den Weg stellen (sorry für den Sarkasmus an dieser Stelle). Dazu kommen grüne (!) Politiker, die sich gegen den Ausbau von Bahnsteigen der U-Bahn wehren (Quelle).
Außerdem sehe ich im öffentlichen Nahverkehr noch ein generelles Problem: die hohen Kapazitäten werden nur zu sehr begrenzten Stoßzeiten benötigt. Was macht man damit den Rest des Tages? Im Moment fährt bei uns die U-Bahn von 6 bis 21 Uhr im selben Takt. Damit ist sie morgens und abends brechend voll, dazwischen ist die Auslastung eher überschaubar. Wirklich effizient ist das nicht, finde ich.
- Förderung von E-Autos. Im Moment wachsen an allen Ecken Ladesäulen aus dem Boden. Hier wird, zumindest nach meinem Gefühl, wirklich viel gemacht. Aber so lange noch nichtmal wirklich klar ist, ob ein E-Auto überhaupt umweltfreundlicher als ein herkömmlicher Diesel oder Benziner ist, bin ich von dieser Lösung auch wenig überzeugt (Quelle). Dazu kommt, dass es im Moment noch an bezahlbaren E-Autos unter 10.000€ mangelt.
Was wären jetzt meine Vorschläge bezüglich der zukünftigen Mobilität in unseren Städten? Wie oben schon geschrieben müsste viel mehr die eigentliche Ursache des Problems in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt werden. Das sind die Menschen, die morgens irgendwie in die Städte kommen müssen, da sich dort ihre Arbeitsplätze befinden. Und Abends natürlich wieder raus. Was könnte man dagegen tun? Ein paar Vorschläge, die gerne diskutiert werden dürfen:
- Unternehmen dazu verpflichten Homeoffice anzubieten. Denn wer nicht zur Arbeit fahren muss, belastet unsere Umwelt nicht. Natürlich nicht fünf Tage die Woche und natürlich gibt es auch Jobs, wo es keinen Sinn macht (siehe Postillion). Aber 2-3 Tage die Woche wäre in vielen Berufen, in denen man sowieso nur vor dem PC sitzt, bei entsprechender Organisation und Führung, problemlos möglich. Das würde unseren ÖPNV und unsere Straßen schon enorm entlasten. Sieht man schön während der Schulferien, wenn nur ein Teil der Bevölkerung Urlaub hat.
- Wohnungsbau in den Städten massiv vorantreiben und, soweit möglich, Büroräume und Geschäftsflächen in Wohnungen umwandeln. Diese Wohnung dann bevorzugt an Menschen verkaufen/vermieten, die ihren Arbeitsplatz in der Nähe haben. Wer in fußläufiger Umgebung seiner Arbeit wohnt, wird kaum mit dem Auto fahren.
- Einkaufszentrem, wie in Stuttgart Gerber und Milaneo, in Zukunft nicht mehr in der Innenstadt bauen, sondern irgendwo außerhalb mit vernünftiger Verkehrsanbindung. Gerade das Milaneo verschärft die sowieso schon angepannte Verkehrssituation in Stuttgart zusätzlich, da es auch Kunden von außerhalb anzieht.
- Unternehmen ab einer gewissen Größe dazu verpflichten Wohnraum in direkter Umgebung der Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen. Bestes Beispiel im Moment bei uns Daimler, die in ein Gewerbegebiet, welches verkehrstechnisch schon jetzt eine Katastrophe ist, einen Bürokomplex für tausende Mitarbeiter stellen. Zumindest für einen Teil der Angestellten hätte man dort auch entsprechenden Wohnraum zur Verfügung stellen müssen, um die Situation im Berufsverkehr zu entschärfen. Dann hätte zumindest ein Teil der Angestellten ihren Arbeitsplatz zu Fuß erreichen können.
- Unternehmen fördern, die Arbeitsplätze außerhalb der großen Städte schaffen möchten. Wenn dort schnelles Internet vorhanden ist, ist eine räumliche Nähe zu kooperierenden Unternehemen und Kunden oft nicht mehr so entscheidend.
- Förderung des Onlinehandels. Ja erzeugt auch Verkehr, aber ein paar Paketautos, die alle beliefern sind immer noch effizienter, als wenn sich jeder einzeln auf den Weg macht.
Zum Abschluss noch eine Bitte von mir um eine sinnvolle Diskussion gewährleisten: Lasst das Thema, das aktuell in den Medien hochkocht, ob Autoabgase überhaupt schädlich sind oder nicht, bitte außen vor. Selbst wenn sie es nicht wären, sind die ständigen Staus und überfüllten U- und S-Bahnen im Berufsverkehr Ärgernis genug, um an der derzeitigen Situation etwas zu ändern.