GevatterTod schrieb:
Willst du etwa alle nöglichen politischen Gesinnungen, von einer liberalen über eine homophobe bis hin zu einer rechtsradikalen Grundeinstellung, auf eine Stufe stellen,
Vorallem vor der Verfassung der USA sind sie das. Und das ist was in einem demokratischen Rechtsstaat eigentlich zählen sollte. Und nicht eine sich ständige verändernde allgemeine Meinung/Vorstellung davon, was man noch öffentlich sagen darf und was nicht, weil es gerade nicht in den Zeitgeist passt.
Nimm es mir nicht übel, aber scheinbar verstehst du (wenn ich dich richtig verstehe
) den Sinn und Wert der freien Rede nicht, wenn du glaubst, dass die Meinung "Pro Homosexuellen-Ehe" und die Meinung "Contra Homosexuellen-Ehe" nicht auf einer Stufe stehen vor dem Hintergrund demokratisch und rechtsstatlich gesicherter freier Rede. Den Rücktritt eines CEOs zu fordern, weil er nicht die gleichen politischen Ansichten hat ist natürlich in einem freien demokratischen Staat legitim, aber alles in allem betrachtet auch ziemlich ambivalent (vorallem in diesem Fall).
Sicher, ein Unternehmen muss auf das eigene Image aufpassen und somit auch der CEO darauf, was er sagt und wie er sich gibt. Aber das Image ist in so einem Fall eigentlich nur in Gefahr, weil es leider zu viele Leute gibt, die glauben, dass ein "Contra Homosexuellen-Ehe"-CEO nicht tragbar ist. Somit ist das ganze eigentlich eine sich selbst in Gang haltende und unerbittliche Empörungs-Maschine, die auch keine "Fehler" aus der Vergangenheit verzeiht und auch kaum Meineungsänderungen zulässt.
Der Empörungs-Mob ist meiner Meinung nach moralisch-inhaltlich, in der Sache der Homosexuellen-Ehe, zwar auf der richtigen Seite, aber aus demokratisch, grundrechtlicher Sicht ist er auf der falschen Seite mit der Forderung und Erzwingung des Rücktritts per Shitstorm.
GevatterTod schrieb:
Dann betätige dich mal in einem Bewerbungsgespräch als Sarrazin-Anhänger. Vielleicht hast du Glück und eine solche Gesinnung fällt in dem fraglichen Unternehmen nicht weiter ins Gewicht, vielleicht aber auch nicht.
Warum sollte ich das tun? Meine politische Gesinnung hat nichts in einem Bewerbungsgespräch verloren. Genauso wenig wie private Spenden damit etwas zu tun haben sollten.
GevatterTod schrieb:
Wenn die Mouzilla Foundation die propagierten Werte tatsächlich lebt, dann kann man davon ausgehen, dass die Mozilla Foundation viele Mitarbeiter mit einer liberalen Einstellung und wahrscheinlich auch viele Homosexuelle beschäftigt. Was hätten diese Mitarbeiter deiner Meinung nach tun sollen? Die Kröte schlucken und hoffen, dass die Überzeugungen des neuen CEOs schon nicht auf das Arbeitsverhältnis einwirken werden? Wieviel Vetrauen hätte ein offen homosexueller Mitarbeiter wohl in die Führungsetage gehabt?
Nur weil jemand gegen die Homosexuellen-Ehe und einer generellen Gleichstellung ist, heißt das nicht, dass er etwas gegen homosexuelle Menschen hat. Vielleicht sieht er die Ehe als Christ, Jude oder Moslem als einen heiligen Bund zwischen Mann und Frau an und hat daher lediglich bedenken gegen die Gleichstellung von homo- und heterosexueller Ehe. Vielleicht glaubt er sogar, dass Homosexuelle Menschen sündigen und in der Hölle landen. Trotzdem kann er so tolerant sein, deren Lebensstil zu akzeptieren.
GevatterTod schrieb:
Um es nochmal in aller Deutlichkeit zu sagen: Homophobie sowie die konsequente Ablehnung der rechtlichen Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften kann man in der Nähe von Sexismus, Rassismus und Antisemitismus einordnen.
Nein, ich finde nicht, dass man Homophobie generell mit der Ablehnung der rechtlichen Gleichstellung homosexueller Ehen vergleichen / auf eine Stufe stellen kann. Das Ablehnen einer Gleichstellung muss nicht zwingend homophobe Gründe haben (s.o.).
GevatterTod schrieb:
Jetzt frage ich dich nochmal: Wäre es wirklich vollkommen wumpe, wenn Thilo Sarrazin plötzlich der Vorstand eines Unternehmens wäre, das für liberale Werte und Integration steht?
Wie schon mal angedeutet: Du vermischt hier Grundrechte mit persönlicher Meinung.
Und ich finde, deine persönliche Meinung zu der Aussage eines anderen Menschen sollte für diesen keine unmittelbaren Konsequenzen haben (noch sollte er diese berfürchten müssen).
Konkret geantwortet:
Ich würde es komisch/befremdlich finden, aber wenn das Unternehmen meint, dass das eine gute Sache ist, ist das deren Ding. Fängt das Unternehmen dann an, fremdenfeindlich (oder homophob) zu handeln, würde ich die Sache für mich neu bewerten.