Vorwort
Das Netzteil scheint allgemein eines der am wohlsten gehüteten Geheimnisse im PC zu sein - zumindest aus elektrischer und funktionsseitiger Sicht. Stets winden sich Sagen und Mythen um den Tauschzyklus, die nötige Wattzahl oder die Effizienzklassen. Was genau jedoch bezweckt das Netzteil neben dem langweiligen Bereitstellen des Stroms für die Komponenten? Kann mit der richtigen Wahl des Netzteils tatsächlich etwas gutes für den Geldbeutel und die Umwelt bewirkt werden? Kann tatsächlich Strom gespart werden? Und falls ja, wie viel und lohnt sich das, vor allem bei den Anschaffungs- aber auch den hohen Energiekosten? Dieser Artikel soll anhand von praxisnahen Beispielen auf diese Fragen eingehen und möglichst eindeutige Antworten liefern.
Index
1) Ausgangssituation
2) Zweck dieses Artikels
3) Die vorhandene Hardware
4) Testmethodik
5) Testergebnisse
6) Die Erkenntnis
7) Warum die Wahl auf das Corsair RMx 2021 650W fiel
8) Wieviel Netzteilleistung braucht ein Gaming-PC?
9) Abschließende Worte und ein Appell an die Vernunft
10) Teaser zum Folgeartikel
11) Spezielle Anfrage an die ComputerBase-Verantwortlichen (EDIT: Mit Update, siehe Ende des Artikels)
1) Ausgangssituation
Jeder kennt die Beiträge im Forum und vielleicht hat sich der eine oder andere Leser auch selbst schon - durchaus zurecht - dazu verleiten lassen, einem hilfesuchenden Fragensteller zu einem neuen Netzteil zu raten. Die Gründe dafür können viele sein. An erster Stelle sieht man oft das Alter des derzeit eingesetzten Netzteils, ohne jedoch näher auf die generellen Eigenschaften desselben einzugehen. Sicherlich altern elektrische Bauteile mit zunehmender Nutzung. Sofern im Netzteil jedoch hochwertige Komponenten wie z.B. spannungsfeste Kondensatoren und die gängigen Schutzmechanismen eingesetzt werden, gibt es nur gemessen am Alter eines Netzteils keine sachliche Handhabe zum Tausch.
Ein weiteres Buch mit sieben Siegeln scheinen die ATX-Standards bei Netzteilen zu sein, derer es alleine seit der Version 2.3 von 2007 genau sechs weitere "Minor Updates" gab, bis es nun mit Version 3.0 zum ersten Mal seit fast 20 Jahren einen Versionswechsel an erster Stelle der Versionsnummer gab. Dabei muss sich der ATX 3.0-"Standard" erst noch als solcher beweisen, denn derzeit sind solche Netzteile nicht nur rar gesäht (Stand: 02.01.2023), sondern auch unverhältnismäßig teuer und gleichzeitig aufgrund ihrer meist exorbitant hohen Leistung nicht unbedingt die beste Wahl für den Durchschnitts-Gaming-PC.
Auf die einzelnen ATX-Spezifinationen wird in diesem Artikel nicht näher eingegangen. Wer sich diesbezüglich näher informieren möchte, kann auf der englischen Wikipediaseite diesbezüglich recherchieren. Desweiteren hat der Autor dieses Leserartikels vor knapp einem Jahr bereits einen kleinen Artikel dazu, getarnt inmitten eines Threads im ComputerBase-Forum verfasst, wo auf die wichtigsten Punkte der ATX 2.x-Standards bei Netzteilen eingegangen wird.
Der Autor dieses Artikels besitzt einen durchschnittlichen Gaming-PC mit aktueller Hardware - mit Ausnahme des Netzteils. Das seit vielen Jahren gehegte und gepflegte Scythe Stronger Plug-In 700 Watt hat mittlerweile über 12 Jahre auf dem Buckel und darf zurecht als altes Eisen in diesem Segment bezeichnet werden. Kaum ein anderer ComputerBase-Leser wird ein solch altes Netzteil mit moderner (wenn auch nicht allzu leistungshungriger) Hardware paaren, die zuvor bereits erwähnten "Sagen und Mythen" schweben schließlich wie ein Damoklesschwert über jedem, der gedanklich auch nur in Erwägung zieht, sich z.B. eine neue Grafikkarte zu kaufen.
2) Zweck dieses Artikels
Das rüstige Scythe-Netzteil erfüllt mit ATX 2.3-Spezifikation die wichtigsten Anforderungen an einen modernen PC und ist aufgrund seiner Bauteilgüte auch in der Lage, erst lange danach erschienene Spezifikationen zu erfüllen. So werden z.B. auch diverse Deep Sleep Modi, die sogenannten C-States bzw. der Haswell-Standby im Selbsttest erfüllt, bei dem es erforderlich ist, einen äußerst geringen Stromfluss auf den einzelnen Spannungsschienen zu liefern. So gesehen besteht für den Autor - und auch sonst für einen Besitzer eines solchen Netzteils - auf den ersten Blick kein erkennbarer Grund, das Netzteil auszutauschen.
Wie jedoch steht es um Schutzschaltungen und die allgemeine Energieeffizienz? Mangels passenden Testequipments kann zumindest erstgenanntes nicht zufriedenstellend nachgeprüft werden. Auf Sperenzchen wie "Brücken wir mal +12V auf Masse und sehen, wie das Netzteil reagiert", wird daher bewusst verzichtet. Was jedoch hervorragend getestet werden kann, ist die Effizienz im Praxisbetrieb. Hier ist ein günstiges, aber für den geplanten Zweck vollkommen ausreichendes Energiekostenmessgerät vorhanden, ein Voltcraft Energy Check 3000, das gemeinsam mit zehn weiteren Geräten zur Energiekostenermittlung im Jahr 2014 von ComputerBase getestet wurde. Seinerzeit erhielt es keine Kaufempfehlung, was auf die Ungenauigkeit beim Messen niedrigster Stromflüsse zurückzuführen ist. Da dies aber keinen Einfluss auf die in diesem Artikel erhobenen Werte hat und es zudem das deutlich besser abzulesende Display gegenüber dem ebenfalls vorhandenen Brennenstuhl PM231E besitzt, wurde dennoch mit dem Voltcraft gemessen. Ein kleiner Gegentest mit besagtem Brennenstuhl-Netzteil zu Beginn der Testphase ermittelte lediglich eine Abweichung innerhalb der Messtoleranz.
Aber auch mit einem Energiekosten-Messgerät kann die Effizienz eines Netzteils nicht zu 100% beziffert werden, da der exakte Stromverbrauch des PCs nur vor dem Netzteil, nicht jedoch dahinter gemessen werden kann. Die Verlustleistung des Netzteils bleibt also eine gewisse Unbekannte, wenn nicht mit Laborequipment und exakt bezifferten Lasten gemessen wird.
Was jedoch passiert, wenn sich ein neues Netzteil hinzugesellt und die ermittelten Werte des Energiekosten-Messgeräts beider Netzteile gegenübergestellt werden?
Genau dieser Frage widmet sich der Artikel, zumal es sich um Tests handelt, die jeder mit einem solchen bzw. ähnlichen Energiekosten-Messgerät selbst nachstellen kann.
3) Die vorhandene Hardware
Getreu dem Motto "Kauf dir endlich ein neues Netzteil!" hat der Autor dieses Artikels genau das getan. Das zuvor erwähnte, altgediente Scythe-Netzteil muss sich einem sehr modernen und nach 80 Plus Gold zertifiziertem Gegner stellen: dem Corsair RMx 2021 Series mit 650 Watt. Der Grund, wieso die Wahl des Autors vorab auf dieses Netzteil fiel, ist in den teils hervorragenden Testergebnissen besonders im Niedriglast-Szenario zu suchen. In der näheren Auswahl befand sich auch das Fractal Design Ion+ 560P, das über das gesamte Leistungsspektrum hinweg mit Platinum-Spezifizierung zwar insgesamt einen Hauch effizienter arbeitet, gerade bei Lasten von deutlich unter 100 Watt aber den Kürzeren gegenüber der aktuellen Corsair RMx-Serie zieht. Warum das für den Autor so wichtig ist, wird im weiteren Verlauf des Artikels erklärt.
Neben den beiden nun bekannten Netzteilen befindet sich folgende Hardware im und am PC:
Um bereits vorab einen hypothetischen Gesamtwert zu errechnen, den das System maximal ziehen könnte, werden alle auf der rechten Seite stehenden Werte zusammenaddiert. Unter'm Strich muss das Netzteil im worst Case also eine maximale Leistung von ca. 450 Watt zur Verfügung stellen - hier wäre die Verlustleistung der VRMs sogar schon mit eingerechnet. Die in etwa benötigte Leistung abseits von Grafikkarte und Prozessor, den beiden Hauptstromfressern, beträgt ca. 70-95 Watt, je nach Auslastung der Mainboard-VRMs.
4) Testmethodik
Da kein entsprechendes Equipment vorhanden ist, kann keines der beiden Netzteile an seinen Lastgrenzen betrieben werden. Das ist auch gar nicht Sinn und Zweck dieses Artikels und zudem wird das von praktisch jedem renommierten Online-Magazin schon zu Genüge getan. Viel interessanter jedoch sollte der Wert sein, den der Nutzer tatsächlich an seiner Steckdose zu erwarten hat, wenn er den PC in den heimischen vier Wänden betreibt, wo spätestens einmal im Jahr auch die neue Abschlagzahlung des Stromanbieters hereingeflattert kommt.
Getestet werden daher verschiedene Lastszenarien des PCs, erst mit dem einen, dann mit dem anderen Netzteil. Die Testreihen werden in einer ausreichend langen Zeitdauer durchgeführt, sodass die erhobenen Messergebnisse möglichst genau und repräsentativ ausfallen.
Nachffolgend befinden sich die Lastszenarien aufgelistet, die getestet wurden.
1. Halb-Idle-Szenario (60 Minuten)
Tatsächlich ist dieser Lastbereich jener, der - sofern kein Spiel gespielt wird - nahezu bei jedem Privat-PC die meiste Zeit über anliegt. Das Betriebssystem ist vollständig geladen und neben einem Video, einem Stream oder einem Podcast wird ein wenig durch's Netz gesurft. Genau das wird in diesem Szenario simuliert:
2. CPU unter Volllast (10 Minuten)
Auch im Jahre2022 2023 lastet man Prozessoren immer noch am Besten mit Prime95 aus. Gewählt wird die zweite Einstellung "Small FFTs - Maximum Power/Heat".
3. Grafikkarte unter Volllast (10 Minuten)
Genauso wie beim Prozessor greifen wir hier auf simple Testmethoden zurück: FurMark in der Standard-Einstellung reicht vollkommen aus, um die Grafikkarte innerhalb einer Sekunde an die von nVidia vorgegebene TGP/TBP von 200 Watt zu treiben.
4. Gesamtsystem-Volllast-Szenario (10 Minuten)
Sowohl CPU als auch GPU werden in diesem Szenario mit den zuvor genannten Tools an ihr Limit gebracht - diesmal gleichzeitig. Hierbei handelt es sich tatsächlich um ein höchst ungewöhnliches Lastszenario, das so auch beim Spielen vermutlich niemals vorkommen kann, da Spiele in der Regel CPUs nicht auf allen Kernen gleichzeitig zu 100% auslasten können und falls dies der Fall wäre, so würde vermutlich die Grafikkarte ihrerseits keine 100% Auslastung erfahren können. Dennoch soll hiermit ein hoher Gesamtverbrauch eines Systems unter starker Belastung simuliert werden, der so bei anderen, mit stärkerer Hardware durchaus realistisch ist oder gar noch überschritten werden kann.
5. Gaming-Szenario #1 (15 Minuten)
Hierfür wurde ein wahrer Oldie but Goldie herangezogen: 3DMark06
Der Grund dafür ist recht einfach. Zum Einen lässt der 3DMark06 sich herrlich als Loop einrichten - es kann also immer ein exakt gleiches Lastszenario für beide Netzteile erstellt werden. Zum Anderen erwies sich der Benchmark über die vier ausgewählten 3D-Tests hinweg als lastwechselnd, was dem Spielen eines normalen Spiels ebenfalls sehr nahe kommt. Blickt man z.B. in einem beliebigen Spiel in einen Wald, der vor Bäumen mit lebendigem Laubwerk nur so strotzt, so wird die Grafiklast aufgrund der vielen Texturen, der Schatten, der Lichtbrechungen etc. bedeutend höher ausfallen, als blickt man einfach nur auf den Boden oder in den Himmel. Genau das konnte mit dem 3DMark06 reproduktiv erreicht werden.
Test-Einstellungen
Auflösung: 1920x1080
Anti-Aliasing: 8x
Anisotrope Filterung: 16x
Dauerhafter Testdurchlauf im Loop
VSync: Deaktiviert
Gewählte Testläufe
Die beiden CPU-Tests wurden bewusst nicht angewählt, da sie eher weniger spielerelevant sind und nahezu keinerlei GPU-Last erzeugen.
6. Gaming-Szenario #2, #3 und #4 (jeweils 15 Minuten)
Auch hier kommt wieder der 3DMark06 zum Einsatz. War es in Szenario #1 noch in Full HD-Auflösung bei unbegrenzter FPS, so werden nun Full HD mit 60 FPS Vsync, 4K UHD ohne FPS-Limit und letztlich 4K UHD mit 60 FPS Vsync getestet.
Letztlich haben besonders die Tests unter Punkt 6) keine allzu große Aussagekraft mehr zur Ermittlung des Effizienz-Unterschieds der beiden Netzteile. Diesbezüglich wurden zuvor bereits genug Informationen gesammelt, um die Gegenüberstellung eines ca. 12 Jahre alten 80 Plus Standard-Netzteils mit einem sehr modernen 80 Plus Gold-zertifizierten Kontrahenten zu verdeutlichen. Vielmehr dienen die zuletzt erwähnten Tests der Aussicht auf einen Folgeartikel, der am Ende dieses Artikels angeteasert wird.
5) Testergebnisse
Der Übersicht halber werden die Messwerte in einer Tabelle gegenübergestellt. Um dem Ganzen noch etwas mehr Aussagekraft mit auf den Weg zu geben, werden zugleich verschiedene Nutzungszeiträume auf das Jahr hochgerechnet und mit dem aktuellen Strompreis verrechnet, um letztendlich auch eine Differenz an der Stelle aufzuzeigen, die schließlich allen am Meisten schmerzt: dem Geldbeutel. Gerechnet wurde mit dem hoffentlich bald kommenden Strompreisdeckel von 40 ct per kWh.
1. Halb-Idle-Szenario (60 Minuten)
Auf den ersten Blick erscheint zumindest die finanzielle Ersparnis nicht allzu groß. Bei einer durchschnittlichen Nutzung von vier Stunden am Tag steht unter'm Strich bei 40 ct per kWh eine Stromkostenersparnis von ca. 5 Euro im Jahr. Dennoch sollte klar sein, dass man in der heutigen Zeit keine PC-Netzteile unterhalb der Gold-Zertifizierung einsetzen, bzw. neu anschaffen sollte.
Interessant ist auch die Beobachtung, dass der minimale und der maximale Strombedarf beider Netzteile teilweise stark voneinander abweicht. Sind es im minimalen Verbrauch gerade einmal drei Watt und somit ca. 5% mehr, die das Scythe-Netzteil benötigt, so sind es im Maximum bereits 18 Watt, knappe 9% mehr. Dies gibt eine Aussicht, wo die zu erzielende Ersparnis im weiteren Testverlauf hingehen wird.
2. Die CPU unter Volllast (10 Minuten)
Trotz seines Alters orientiert sich das Scythe-Netzteil doch näher am Corsair-Gegenspieler, als zuerst vermutet. Im Durchschnitt sowie beim Minimalverbrauch liegen beide Netzteile ca. 5% auseinander, beim ermittelten Maximalwert sind es sogar nur ca. 3%. Dennoch schlagen sich die etwa 12 Watt Mehrverbrauch beim Durchschnitt im Jahr bei einer vierstündigen Nutzung pro Tag bereits mit 7 Euro Differenz nieder. Auch das ist kein Betrag, der zum Bankrott führt, bei einer Neuanschaffung aber dennoch berücksichtigt werden darf.
3. Die GPU unter Volllast (10 Minuten)
Bei steigender Netzteilbelastung zeichnet sich langsam ein deutlicher werdendes Bild ab. Mit 312 Watt im Durchschnitt liegt das Scythe-Netzteil mittlerweile gute 10% hinter dem Gerät von Corsair. Bei nur zwei Stunden täglicher Nutzung ergibt dies bereits 9 Euro Unterschied pro Jahr. Power-User landen sogar bei 26 Euro pro Jahr.
4. Gesamtsystem-Volllast-Szenario (10 Minuten)
Vorweg: dieses Szenario ist in nahezu jedem Fall unrealistisch, wenn man es so sieht, wie es hier getestet wurde, nämlich mit gleichzeitiger und dauerhafter Vollauslastung der CPU sowie der GPU. Vielmehr geht es jedoch darum, möglichst viel Last auf dem Netzteil zu erzeugen, um leistungsstärkere Komponenten zu simulieren und dafür ist dieser Test wiederum geeignet. Geschätzt anhand der bekannten Leistungseffizienzkurve des Corsair RMx 2021 Series 650 Watt sowie der im Durchschnitt ermittelten Leistungsaufnahme ist davon auszugehen, dass das Netzteil ca. 430 Watt für die gesamte Computer-Hardware bereitstellt. Das erscheint auch realistisch, denn CPU und Grafikkarte nehmen sich gemeinsam bereits ca. 360 Watt, hinzu kommt die Verlustleistung an den VRMs des Mainboards sowie die restliche zuvor aufgelistete Hardware im und am PC. Geht man also von dieser Last um ca. 430 Watt aus, so landet man beim Corsair RMx bei etwa 93% Effizienz - das entspricht auch den Werten der Fachpresse bei dieser Leistungsaufnahme. Das Scythe Stronger ist hier - trotz seines Alters und lediglich "80 Plus"-Zertifizierung (ohne Bronze, etc.) - überraschend gut dabei und kommt immerhin noch auf eine Effizienz von knapp über 87%.
Da der Unterschied in der Leistungsaufnahme zwischen beiden Netzteilen wie auch schon beim vorherigen Test bei exakt 30 Watt liegt, gibt es auch keine neuen Erkenntnisse in Sachen Kosten auf das Jahr gerechnet. Die zu erreichende Ersparnis ist identisch: 9 Euro bei zwei Stunden täglicher Nutzung, ca. 18 bzw. 26 Euro bei vier und sechs Stunden.
5. Gaming-Szenario #1 (15 Minuten)
Die doch recht deutliche Fluktuation in der Leistungsaufnahme zwischen Minimum und Maximum zeigt, dass der Benchmark überraschend und durchaus repräsentativ für durchschnittliches Gaming herangezogen werden kann. Auch wird klar, dass die Minimum-Lasten keinesfalls nur bei den zwischendurch für ca. 4-5 Sekunden angezeigten Ladebildschirmen anliegt. Dafür liegt die durchschnittliche Leistungsaufnahme von 240 Wh respektive 232 Wh zu mittig bzw. sogar näher an der minimalen, als an der maximalen Stromaufnahme. Erneut wird deutlich: ein Ersparnis mit einem moderneren Netzteil ist vorhanden, bei nicht allzu exzessiver Nutzung aber nicht unbedingt ein Kaufgrund für ein neues Netzteil. Dafür ist die gesamte Ersparnis zu gering und das Scythe Stronger Plug-In bei etwa einem Viertel bis einem Drittel anliegender Last überraschend effizient.
6) Die Erkenntnis
Betrachtet man alle ermittelten Werte, so bleibt das Austausch-Thema beim Netzteil aufgrund des Alters weiterhin ein klassisches Streitthema für den Stammtisch. Die bessere Effizienz des Corsair-Netzteis ist zwar keinesfalls von der Hand zu weisen, unter'm Strich erweist sich das alte Eisen von Scythe jedoch zweifellos als überraschend effizient über die gesamte Leistungssparte hinweg. Das war auch der Grund, wieso der Autor dieses Artikels sich seinerzeit gegen Anfang 2011 für das Scythe-Netzteil entschieden hat, obwohl es nicht einmal eine Bronze-Zertifizierung besaß.
Sollte man also im Besitz eines älteren, jedoch ausreichend leistungsstarken Netzteils sein, so muss das Alter alleine kein Grund für den Austausch sein. Abhängig hiervon ist bezüglich der besseren Effizienz ganz klar das eigene Nutzungsszenario. Wird nur gelegentlich mit dem "durchschnittlich ausgestatteten PC" gespielt, womit keine dauerhafte und allzu hohe Leistung abgerufen wird, so beläuft sich die jährliche Ersparnis bei deutlich unter 10 Euro. Der Kaufpreis eines neuen Netzteils könnte sich über dessen Laufzeit hinweg vermutlich nicht amortisieren.
Betreibt man jedoch Folding@Home, GPU-Mining oder zockt einfach nur rund um die Uhr mit sehr leistungshungriger Hardware und leistungsintensiven Grafikeinstellungen, so kann die mögliche Ersparnis in einem Extremfall deutlich größer ausfallen: bleiben wir bei den in diesem Artikel ermittelten Werten, so könnte man bei 8 Stunden täglichem Gaming mit der abgerufenen Leistung aus Test #3 oder #4 im ersten Jahr bereits 35 Euro an Stromkosten einsparen. Erneut: das wäre ein Extrembeispiel und vermutlich schaffen es selbst die enthusiastischsten Gamer nicht, über 365 Tage hinweg eine solche Spielzeit zu erzeugen. Dennoch: Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ein damals durchgeführter Test des Scythe-Netzteils der Seite Technic3D zeigt aber auch die Defizite im Vergleich zu neueren Netzteilen und deren mittlerweile als Standard angesehenen, besseren Features. Zwar besitzt das Scythe-Netzteil bereits eine elektronisch geregelte Lüftersteuerung, einen echten Zero Fan-Mode gibt es aber noch nicht. Dennoch muss der Autor dem Netzteil zu Gute heißen, dass der Lüfter selbst nach 12 Jahren im nahezu täglichen, mehrstündigen Betrieb keinerlei wahrnehmbare Geräuschentwicklung produziert. Hut ab!
Auch die ermittelte Spannungsstabilität und Restwelligkeit des verlinkten Tests zeigen für damalige Verhältnisse ausreichende Werte. Heute jedoch möchte man auch unter Vollast, egal ob auf einer Schiene oder im Crossload, keinen Spannungsabfall von knapp 5% hinnehmen.
Immerhin: die heute ebenfalls gängigen Schutzschaltungen bietet auch das Scythe-Netzteil schon. Einzig auf der Primärseite ist nicht bekannt, ob das Netzteil einen Über- bzw. Unterspannungsschutz besitzt, welcher aber auf der Sekundärseite vorhanden und so auch dokumentiert ist.
7) Warum die Wahl auf das Corsair RMx 2021 650W fiel
Generell gibt es viele gute Netzteile am Markt und viele unterscheiden sich unter'm Kleid kaum voneinander, da die meisten doch von den selben Auftragsfertigern mit denselben Bauteilgüten stammen. Selbstverständlich gibt es Ausreißer in beide Richtungen. Ziel war es, erneut ein Netzteil zu finden, das für die Belange des Autors geeignet ist und im Idealfall wieder 10-12 Jahre in seinem PC verweilen darf.
Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf der Niedriglast-Effizienz. Der PC des Autors wird mehrere Stunden täglich verwendet - dabei jedoch nur zum Teil fürs Gaming, womit auch nur selten größere Strommengen vom Netzteil abgerufen werden. Die meiste Zeit verbringt der PC daher im Niedriglast-Bereich. Dieser besteht aus dem unter Windows betriebenen Surfen via Chrome: ein wenig Recherche hier, ein wenig Shopping dort und wenn Zeit dafür bleibt, wird ganz gerne mal im ComputerBase-Forum gestänkert, damit auch wirklich jeder auf seine Kosten kommt
Für diese Aufgaben benötigt ein durchschnittlicher Desktop-PC verhältnismäßig wenig Strom. Selbst mit Youtube-Videos oder Twitch-Streaming im Hintergrund beläuft sich der aus der Steckdose bezogene Strom - wie man in der ersten Tabelle der Testergebnisse weiter oben schön sehen konnte - im Schnitt keine 80 Watt. Effizienzbereinigt werden von der Computerhardware also je nach Situation 5-10% des verbauten 650 Watt-Netzteils gefordert.
Wichtig war es also, ein Netzteil zu finden, das besonders in diesem Lastbereich, also bis maximal 20%, äußerst effizient arbeiten kann. Neben der RMx-Serie von Corsair wäre auch noch das Super Flower Leadex III Gold interessant gewesen, das ebenfalls eine hervorragende Niedriglast-Effizienz im ComputerBase-Test vorweisen konnte. Wie sagt man so schön: "Einen Tod mussm an sterben" und aufgrund der besseren Verfügbarkeit fiel die Wahl auf das Netzteil von Corsair.
Theoretisch hätte für den Autor sogar ein Netzteil mit 500 Watt maximaler Leistung ausgereicht, aber ein klein wenig Upgrademöglichkeit nach oben, auch wenn die allgemeine Effizienz weiterhin an erster Stelle steht, sollte gegeben bleiben. Diesbezüglich muss man fairerweise sogar eine RTX 4090 positiv hervorheben, die gemessen an ihrer Leistung pro Watt konkurrenzlos effizient ist. Diese wird sich der Autor aber gewiss nicht in seinem PC verbauen. Davon abgesehen ist ein Netzteil mit über 600 Watt vermutlich doch etwas repräsentativer für einen solchen Test, als eines mit im Vergleich zum Großteil der Community doch eher niedrigen Leistungsangaben.
8) Wieviel Netzteilleistung braucht ein Gaming-PC?
Selbstverständlich gibt es hierfür keine pauschale Aussage, denn primär ist die Wahl der richtigen Leistungsklasse natürlich davon abhängig, welche Komponenten im PC verbaut sind. Dennoch muss sich jeder Käufer und zweifelsfrei auch jeder Hilfesteller im ComputerBase-Forum immer wieder diese Frage stellen.
Da hier keine alleinige Antwort als Allheilmittel gegeben werden kann, sollen lediglich ein paar Denkanstöße zur sinnvollen Wahl des richtigen Leistungsspektrums gegeben werden.
Die zu erwartende, maximale Leistungsaufnahme der verbauten Komponenten sollte kein Geheimnis sein. Entweder, es werden zu Prozessoren und Grafikkarten umgehende Benchmarks nahezu sämtlicher IT-affinen Online-Magazine angefertigt, oder man verlässt sich auf die Herstellerangaben. Letztere sind zumindest bei Prozessoren in den letzten Jahren etwas wackelig geworden, da TDP und PPT nicht unbedingt Aufschluss über die tatsächlich zu erwartende Leistungsaufnahme geben. Im umfangreichen Artikel zu AMDs neuen Ryzen 7000-Prozessoren gibt es auch eine große Übersicht vieler gängiger CPUs und wie viel Strom sie maximal unter Volllast beziehen können. Im Extremfall kann eine Desktop-CPU in Form des Core i9-10900K sogar rund 300 Watt (wenn auch nur kurzzeitig) verbrauchen.
Noch vor der CPU ist die Grafikkarte der größte Stromfresser im Gaming-PC. Auch hier sind - nebst Benchmarks - die Leistungsaufnahmen hinlänglich bekannt und in der Regel stimmen sogar die Angaben der Hersteller. nVidias RTX 3090 Ti führt hier weiterhin das Feld mit über 460 Watt an - noch vor der RTX 4090 mit lediglich 432 Watt.
Im Worst Case bedeutet das also: 300 Watt CPU + 460 Watt GPU = 760 Watt
Selbstverständlich brauchen auch andere Komponenten im Computer ihren Strom, dieser hält sich jedoch sowohl einzeln betrachtet als auch im Gesamten aufgerechnet in Grenzen. Für eine SSD (egal, ob M.2 oder 2,5") kann man unter Last in etwa 5 Watt rechnen - Ausreißer gehen auch mal auf ca. 8 Watt rauf. Gleiches gilt übrigens auch für klassische HDDs im 2,5" und 3,5"-Format. Ein herkömmlicher Lüfter mit 92 bis 140 Millimeter braucht in der Regel zwischen 1 und 2 Watt - bei Maximaldrehzahl, wohlgemerkt. RAM-Riegel benötigen jeweils zwischen 1,5 Watt (JEDEC und leicht darüber) und 3 Watt (extrem hoher Takt, schärfste Timings) im vorgesehenen Betriebszustand. Je höher der Takt im XMP / DOCP-Profil ist und je schärfer die Timings werden, desto hungriger wird der Riegel. Eine AiO-Pumpe benötigt zwischen 5 und 10 Watt und eine Soundkarte begnügt sich, ebenso wie die meisten anderen Add-In-Karten, mit Werten von zumeist um die 5 Watt.
Jede Komponente mit RGB-Beleuchtung kann im Schnitt mit nochmals ca. einem Watt zusätzlich beziffert werden.
Jetzt bleibt nur noch die größte verbaute Komponente: das Mainboard
Tatsächlich benötigen Mainboards je nach Lastszenario und Featureset / verbauter Komponenten zwischen 10 und 30 Watt - unter starker CPU-Last kann dieser Wert um 10 bis 20 Watt ansteigen.
Alle getroffenen Angaben sind nicht in Stein gemeißelt, treffen aber auf praktisch 99% der am Markt befindlichen Komponenten zu. Sollte Overclocking zum Einsatz kommen, so kann sich die Leistungsaufnahme verschiedener Komponenten im Extremfall sogar verfielfachen - der tatsächliche Nutzen von Overclocking im Alltag darf aber zurecht seit einigen Jahren mehr als nur in Frage gestellt werden.
Was bedeutet das nun in Summe? Wie bereits in der zu Beginn des Artikels aufgeführten Tabelle können die für den eigenen PC ermittelten Werte schlichtweg addiert werden. Mehr als ca. 80 Watt - ohne CPU und GPU - werden nur die aller wenigsten privat genutzten PCs benötigen. Wenn wir also die zuvor erwähnten 760 Watt heranziehen, würde selbst ein 850 Watt-Netzteil praktisch in jeder Lebenslage ausreichend sein. Viele PCs, z.B. mit dem beliebten AMD Ryzen 7 5800X3D (mit ca. 175 Watt maximaler Leistungsaufnahme) und einer RX 6900 XT oder einer RTX 4080 würden sich sogar mit einem 650 Watt-Netzteil selbst unter extremen Lastszenarios mehr als begnügen.
Dennoch werden nur allzu gerne 750 Watt, 850 Watt oder gar Netzteile mit vierstelligen Wattzahlen empfohlen und vielfach gekauft. Die Nachteile eines zu groß dimensionierten Netzteils sind dabei nicht zu verachten.
1. Das Netzteil kann im "Halb-Idle-Szenario" nicht effizient arbeiten
Zwar haben viele moderne Netzteile mittlerweile - genauso wie das vom Autor gewählte Corsair RMx 2021 Series - automatisch Lastumschalter, die das Netzteil je nach Auslastung in einen passenden Effizienzmodus schalten, dennoch aber besteht - auch bei Titanium-Netzteilen - bei einer Last von unter 10% eine gewisse Verlustleistung. Wird ein 1000 Watt-Netzteil also nur mit ca. 75 Watt Last betrieben, so würden bei z.B. nur 80% Effizienz permanent 15 Watt für nichts verbraucht. Bei einem 750 Watt-Netzteil, das zugleich Titanium-zertifiziert ist, dürften hier die 7,5 Watt nicht überschritten werden.
Auf's Jahr gerechnet sind das in der Regel keine Unsummen und besonders Titanium-Netzteile sind sehr kostspielig, aber auch Gold- und Platinum-Netzteile können unterhalb von 10% Last sehr effizient sein. Wenn zudem die 1000 Watt (und mehr) niemals von der verbauten Hardware abgerufen werden können, ist eine solch horrende Netzteilleistung lediglich als Show-Off, nicht jedoch als sinnvoll gewählte Komponente zu bezeichnen.
2. Das Netzteil kostet verhältnismäßig viel Geld
Das günstigste Netzteil mit 1000 Watt und Platinum-Zertifizierung ist derzeit das EVGA SuperNOVA GT 1000, das mit mindestens 150 Euro zu Buche schlägt. Ein 850 Watt-Netzteil mit Platinum-Effizienz von Kolink gibt es beispielsweise für unter 130 Euro. Auch das bezeichnet manch einer vielleicht wieder als Peanuts - aber es sind Peanuts, die nicht sein müssen. Hinzu kommt, dass die meistgekauften Netzteile mit einer Leistung von mindestens 1000 Watt eher im Preisbereich um 200 Euro liegen - das verrät zum einen der Absatz bei Mindfactory, zum anderen aber auch die Bewertungen bei Geizhals.
3. Das Netzteil besitzt oftmals größere Abmessungen und erfordert viel Platz im Gehäuse
Das zuvor erwähnte EVGA-Netzteil ist ein positives Beispiel für platzsparende Kraftwerke, aber oftmals kommen Netzteile mit 1000 Watt und mehr mit einer Länge von 160-180 Millimeter daher. Das laut Geizhals-Bewertungen äußerst beliebte be quiet! Straight Power 11 Platinum 1000 hat eine Tiefe von 170 Millimetern. Die 1200 Watt Dark Power-Variante, die laut Mindfactory sogar schon annähernd 2000 mal über deren (Online-)Ladentheke wanderte, hat sogar wahnwitzige 200 Millimeter. Die Angaben sind zudem ohne Stecker/Kabel, die nochmal mindestens 2-3 Zentimeter für sich beanspruchen werden.
9) Abschließende Worte und ein Appell an die Vernunft
Die in diesem Test ermittelten Werte und Erkenntnisse sind keinesfalls auf alle älteren (und auch nicht auf alle neuen) Netzteile übertragbar. Das Scythe Stronger Plug-In erwies sich damals als ein sehr gutes Netzteil und die zumindest auf der Hand liegenden, bzw. einfach zu ermittelnden Werte erweisen sich auch heute noch als brauchbar. Geht man ausschließlich von einer möglichen Kostenersparnis aufgrund besserer Leistungseffizienz eines neuen Netzteils aus, so ist ein Tausch - insbesondere für das Nutzungsszenario des Autors - keinesfalls notwendig. Besitzt ein älteres Netzteil die gängigen Schutzschaltungen gegen Über- und Unterspannung, Kurzschluss bzw. Überstrom, Überlast und idealerweise auch eine Hitzeabschaltung, so kann man auch diesbezüglich erst einmal "entspannt" (no pun intended) bleiben.
Letztlich bleibt es eine individuelle Entscheidung und bevor man schlaflose Nächte erleidet, sollte man im Zweifelsfall doch lieber den Kauf eines neuen Netzteils in der passenden Leistungsklasse in Erwägung ziehen. Voraussetzung sollte jedoch auch sein, dass das alte Netzteil einer ordentlichen Wiederverwertung oder aber einem noch sinnvollen Zweck der Weiternutzung zugeführt wird.
Auch auf die zuvor angesprochene Leistungsklasse des eigenen Netzteils soll mit diesen Zeilen noch einmal an die Vernunft des jeweiligen (zukünftigen) Besitzers bzw. Käufers appelliert werden.
Von den über 6100 Teilnehmern der diesjährigen Community-Umfrage von ComputerBase, die Angaben zu ihrem Netzteil gemacht haben, gaben sage und schreibe 30%, also fast 1850 Personen an, ein Netzteil mit mehr als 750 Watt zu verwenden. Die Annahme, dass 30% der ComputerBase-Community tatsächlich eine Grafikkarte und einen Prozessor verwenden, die zusammen gut 650 Watt verbrauchen (sodass die zuvor erwähnten und sowieso sehr hoch gegriffenen ca. 80-100 Watt "Overhead" für Mainboard und co. noch übrig sind), darf mehr als angezweifelt werden. Es ist in Ordnung, sich gewisse Optionen für zukünftige Upgrades offen zu lassen, aber diese doch sehr hohe Anzahl von Nutzern mit einem derart leistungsstarken Netzteil für vermutlich viel weniger Strom benötigende Hardware ist durchaus mit einem Naserümpfen zu betrachten.
Jeder einzelne PC-Besitzer, Gamer, Enthusiast, Aufrüster, etc. ist daher ernsthaft dazu angehalten, das Kaufverhalten diesbezüglich wenigstens selbstkritisch zu hinterfragen.
10) Teaser zum Folgeartikel
Da war doch noch etwas. Einerseits wurde das Follow-up nun schon mehrfach genannt, andererseits fehlen doch noch drei Test-Szenarios aus dem "Gaming"-Bereich.
Zu erst folgen die noch fehlenden Testergebnisse.
6. Gaming-Szenario #2 -> 1920x1080 mit VSync auf 60 FPS
7. Gaming-Szenario #3 -> 3840x2160 ohne VSync
8. Gaming-Szenario #3 -> 3840x2160 mit VSync auf 60 FPS
Tests #6, #7 und #8 wurden, wie zuvor schon in der Testmethodik erwähnt, ebenfalls mit 3DMark06 durchgeführt. Der aufmerksame Leser sieht hier schnell den teils immensen Unterschied in der Leistungsaufnahme zwischen aktiviertem und deaktiviertem VSync.
Im Folgeartikel soll daher ermittelt werden, welche Grafikeinstellungen tatsächlich wie viel Strom benötigen. Mittels Vergleichs-Screenshots soll auch aufgezeigt werden, ob qualitativ Unterschiede bestehen, die das Spielerlebnis negativ beeinflussen.
Gleichzeitig wird der noch ausstehende Artikel keine Tests mehr mit einem alten 3DMark, sondern aus mehr oder weniger aktuellen bzw. repräsentativen Spielen beinhalten. Die Tests werden dann nur noch mit dem Corsair RMx Series 2021 650W-Netzteil durchgeführt. Ausserdem erfolgen die Messungen im Folgeartikel nicht mehr mit einem externen Energiekosten-Messgerät, sondern direkt auf Sensor-Ebene der Hardware mittels CapFrameX.
Sobald der Folgeartikel fertiggestellt ist, wird er an dieser Stelle verlinkt. Geplant ist eine Veröffentlichung in den nächsten zwei bis drei Tagen.
11) Spezielle Anfrage an die ComputerBase-Verantwortlichen
@Hibble aka Netzteil-Guru Nico (und stellvertretend an die Chefabteilung @Frank @Jan @Steffen )
Bestünde denn Interesse daran, mein Scythe-Netzteil durch euren sehr modernen und deutlich fordernderen Netzteil-Testparcours zu schicken? Mir ist selbstverständlich klar, dass ihr neben der nötigen Zeit dafür auch einen gewissen Nutzen für ComputerBase daraus erzielen müsst. Vielleicht bestünde bei der Leserschaft ja Interesse an einem solchen Test eines altgedienten aber auf den ersten Blick recht ordentlich wirkenden Netzteils.
Selbstverständlich würde ich euch das Netzteil auf meine Kosten zusenden und - sofern ihr es beim Test nicht zerstört - auch auf meine Kosten wieder zurückschicken lassen. Sollte das Netzteil tatsächlich bei einem Test eurerseits das Zeitliche segnen, so trete ich es euch selbstverständlich unentgeltlich ab. Über eine Rückmeldung welcher Art auch immer freue ich mich sehr.
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UPDATE 03.01.2023, 8:32 Uhr:
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Eine Einsendung des Scythe-Netzteils zum Retro-Test bei ComputerBase erübrigt sich weitestgehend. @Hibble hat in den Kommentaren auf einen im Jahre 2013 von ComputerBase durchgeführten Test verwiesen, in dem genau diese Thematik, nämlich verhältnismäßig alte Netzteile in einem neuen PC weiterzubetreiben, bereits beleuchtet wurde. Die zum Teil sehr interessanten Erkenntnisse wurden in gewohnt übersichtlichen Tabellen und Diagrammverläufen festgehalten.
Besonderes Augenmerk sollte der Tatsache gewidmet werden, dass eines der von der Community eingesendeten Netzteile bereits einen altersbedingten Teildefekt durch aufgeblähte und ausgelaufene Kondensatoren erlitt. Tückisch: auf den ersten Blick bemerkt man als Anwender diesen Defekt nicht, das Netzteil verrichtet unbehelligt weiterhin seinen Dienst, liefert aber gleichzeitig in gewissen Szenarien sehr unsaubere und für die angeschlossenen Komponenten gefährliche Spannungswerte.
Derartige Defekte können selbst mit hochwertigem Messequipment nicht von aussen auf einzelne Komponenten eingegrenzt werden, weshalb hier lediglich die Sichtprüfung - wie auch im Test von Coputerbase - und im schlimmsten Fall sogar erst das selektive Auslöten und Durchtesten einzelner Bauteile Gewissheit verschafft.
Von solchen Arbeiten ist besonders Laien selbstverständlich abzuraten, da vor Allem die großen Kondensatoren eine für den Menschen potenziell gefährliche Strommenge zwischenspeichern und bei Kurzschluss abgeben können.
Unter'm Strich bleibt es also weiterhin eine Gretchenfrage, ob der Tausch des Netzteils bei einem neuen PC zwanghaft durchgeführt werden muss.
Das Netzteil scheint allgemein eines der am wohlsten gehüteten Geheimnisse im PC zu sein - zumindest aus elektrischer und funktionsseitiger Sicht. Stets winden sich Sagen und Mythen um den Tauschzyklus, die nötige Wattzahl oder die Effizienzklassen. Was genau jedoch bezweckt das Netzteil neben dem langweiligen Bereitstellen des Stroms für die Komponenten? Kann mit der richtigen Wahl des Netzteils tatsächlich etwas gutes für den Geldbeutel und die Umwelt bewirkt werden? Kann tatsächlich Strom gespart werden? Und falls ja, wie viel und lohnt sich das, vor allem bei den Anschaffungs- aber auch den hohen Energiekosten? Dieser Artikel soll anhand von praxisnahen Beispielen auf diese Fragen eingehen und möglichst eindeutige Antworten liefern.
Index
1) Ausgangssituation
2) Zweck dieses Artikels
3) Die vorhandene Hardware
4) Testmethodik
5) Testergebnisse
6) Die Erkenntnis
7) Warum die Wahl auf das Corsair RMx 2021 650W fiel
8) Wieviel Netzteilleistung braucht ein Gaming-PC?
9) Abschließende Worte und ein Appell an die Vernunft
10) Teaser zum Folgeartikel
11) Spezielle Anfrage an die ComputerBase-Verantwortlichen (EDIT: Mit Update, siehe Ende des Artikels)
1) Ausgangssituation
Jeder kennt die Beiträge im Forum und vielleicht hat sich der eine oder andere Leser auch selbst schon - durchaus zurecht - dazu verleiten lassen, einem hilfesuchenden Fragensteller zu einem neuen Netzteil zu raten. Die Gründe dafür können viele sein. An erster Stelle sieht man oft das Alter des derzeit eingesetzten Netzteils, ohne jedoch näher auf die generellen Eigenschaften desselben einzugehen. Sicherlich altern elektrische Bauteile mit zunehmender Nutzung. Sofern im Netzteil jedoch hochwertige Komponenten wie z.B. spannungsfeste Kondensatoren und die gängigen Schutzmechanismen eingesetzt werden, gibt es nur gemessen am Alter eines Netzteils keine sachliche Handhabe zum Tausch.
Ein weiteres Buch mit sieben Siegeln scheinen die ATX-Standards bei Netzteilen zu sein, derer es alleine seit der Version 2.3 von 2007 genau sechs weitere "Minor Updates" gab, bis es nun mit Version 3.0 zum ersten Mal seit fast 20 Jahren einen Versionswechsel an erster Stelle der Versionsnummer gab. Dabei muss sich der ATX 3.0-"Standard" erst noch als solcher beweisen, denn derzeit sind solche Netzteile nicht nur rar gesäht (Stand: 02.01.2023), sondern auch unverhältnismäßig teuer und gleichzeitig aufgrund ihrer meist exorbitant hohen Leistung nicht unbedingt die beste Wahl für den Durchschnitts-Gaming-PC.
Auf die einzelnen ATX-Spezifinationen wird in diesem Artikel nicht näher eingegangen. Wer sich diesbezüglich näher informieren möchte, kann auf der englischen Wikipediaseite diesbezüglich recherchieren. Desweiteren hat der Autor dieses Leserartikels vor knapp einem Jahr bereits einen kleinen Artikel dazu, getarnt inmitten eines Threads im ComputerBase-Forum verfasst, wo auf die wichtigsten Punkte der ATX 2.x-Standards bei Netzteilen eingegangen wird.
Der Autor dieses Artikels besitzt einen durchschnittlichen Gaming-PC mit aktueller Hardware - mit Ausnahme des Netzteils. Das seit vielen Jahren gehegte und gepflegte Scythe Stronger Plug-In 700 Watt hat mittlerweile über 12 Jahre auf dem Buckel und darf zurecht als altes Eisen in diesem Segment bezeichnet werden. Kaum ein anderer ComputerBase-Leser wird ein solch altes Netzteil mit moderner (wenn auch nicht allzu leistungshungriger) Hardware paaren, die zuvor bereits erwähnten "Sagen und Mythen" schweben schließlich wie ein Damoklesschwert über jedem, der gedanklich auch nur in Erwägung zieht, sich z.B. eine neue Grafikkarte zu kaufen.
2) Zweck dieses Artikels
Das rüstige Scythe-Netzteil erfüllt mit ATX 2.3-Spezifikation die wichtigsten Anforderungen an einen modernen PC und ist aufgrund seiner Bauteilgüte auch in der Lage, erst lange danach erschienene Spezifikationen zu erfüllen. So werden z.B. auch diverse Deep Sleep Modi, die sogenannten C-States bzw. der Haswell-Standby im Selbsttest erfüllt, bei dem es erforderlich ist, einen äußerst geringen Stromfluss auf den einzelnen Spannungsschienen zu liefern. So gesehen besteht für den Autor - und auch sonst für einen Besitzer eines solchen Netzteils - auf den ersten Blick kein erkennbarer Grund, das Netzteil auszutauschen.
Wie jedoch steht es um Schutzschaltungen und die allgemeine Energieeffizienz? Mangels passenden Testequipments kann zumindest erstgenanntes nicht zufriedenstellend nachgeprüft werden. Auf Sperenzchen wie "Brücken wir mal +12V auf Masse und sehen, wie das Netzteil reagiert", wird daher bewusst verzichtet. Was jedoch hervorragend getestet werden kann, ist die Effizienz im Praxisbetrieb. Hier ist ein günstiges, aber für den geplanten Zweck vollkommen ausreichendes Energiekostenmessgerät vorhanden, ein Voltcraft Energy Check 3000, das gemeinsam mit zehn weiteren Geräten zur Energiekostenermittlung im Jahr 2014 von ComputerBase getestet wurde. Seinerzeit erhielt es keine Kaufempfehlung, was auf die Ungenauigkeit beim Messen niedrigster Stromflüsse zurückzuführen ist. Da dies aber keinen Einfluss auf die in diesem Artikel erhobenen Werte hat und es zudem das deutlich besser abzulesende Display gegenüber dem ebenfalls vorhandenen Brennenstuhl PM231E besitzt, wurde dennoch mit dem Voltcraft gemessen. Ein kleiner Gegentest mit besagtem Brennenstuhl-Netzteil zu Beginn der Testphase ermittelte lediglich eine Abweichung innerhalb der Messtoleranz.
Aber auch mit einem Energiekosten-Messgerät kann die Effizienz eines Netzteils nicht zu 100% beziffert werden, da der exakte Stromverbrauch des PCs nur vor dem Netzteil, nicht jedoch dahinter gemessen werden kann. Die Verlustleistung des Netzteils bleibt also eine gewisse Unbekannte, wenn nicht mit Laborequipment und exakt bezifferten Lasten gemessen wird.
Was jedoch passiert, wenn sich ein neues Netzteil hinzugesellt und die ermittelten Werte des Energiekosten-Messgeräts beider Netzteile gegenübergestellt werden?
Genau dieser Frage widmet sich der Artikel, zumal es sich um Tests handelt, die jeder mit einem solchen bzw. ähnlichen Energiekosten-Messgerät selbst nachstellen kann.
3) Die vorhandene Hardware
Getreu dem Motto "Kauf dir endlich ein neues Netzteil!" hat der Autor dieses Artikels genau das getan. Das zuvor erwähnte, altgediente Scythe-Netzteil muss sich einem sehr modernen und nach 80 Plus Gold zertifiziertem Gegner stellen: dem Corsair RMx 2021 Series mit 650 Watt. Der Grund, wieso die Wahl des Autors vorab auf dieses Netzteil fiel, ist in den teils hervorragenden Testergebnissen besonders im Niedriglast-Szenario zu suchen. In der näheren Auswahl befand sich auch das Fractal Design Ion+ 560P, das über das gesamte Leistungsspektrum hinweg mit Platinum-Spezifizierung zwar insgesamt einen Hauch effizienter arbeitet, gerade bei Lasten von deutlich unter 100 Watt aber den Kürzeren gegenüber der aktuellen Corsair RMx-Serie zieht. Warum das für den Autor so wichtig ist, wird im weiteren Verlauf des Artikels erklärt.
Neben den beiden nun bekannten Netzteilen befindet sich folgende Hardware im und am PC:
Komponente | Stromverbrauch |
---|---|
Intel Core i5-12600K | Maximal 156 Watt Package Power (lt. HWiNFO64) |
MSI MAG Z690 Tomahawk WiFi DDR4 | Ca. 30 Watt im Idle (lt. Tomshardware ca. 53 Watt im Betrieb - inkl. CPU, RAM und restlicher Peripherie) |
G.Skill Trident Z Neo 32GB, DDR4-4000, CL16-16-16-36 (betrieben mit 3600, CL14-14-14-34) | Ca. 2,5 Watt je Riegel unter Last (gesamt max. 5 Watt, Beleuchtung deaktiviert, Wert geschätzt) |
Scythe Fuma 2 Rev. A (separat nachgekauftes LGA1700-Kit) | 1,56 Watt + 0,96 Watt (Herstellerangabe) |
Palit GeForce RTX 3060 Ti Dual V1 | 200 Watt TGP/TBP (lt. nVidia, verifiziert mit HWiNFO64, GPUZ, etc.) |
Lian Li Lancool II Mesh Performance, 2x 140mm Stock Fans, 1x 120mm Stock Fan, kein RGB | Strombedarf für die PWM-Lüftersteuerung sowie die drei Lüfter: geschätzt 5 Watt bei maximaler Drehzahl |
Samsung 960 EVO 250 GB (Systemlaufwerk) | Herstellerangabe: 5,3 Watt im Betrieb |
Sabrent Rocket 1 TB PCIe 3.0 | Herstellerangabe: 5,4 Watt im Betrieb |
2x Toshiba OCZ Trion TR150 480 GB im Kamikaze-RAID | Herstellerangabe: je 4,8 Watt im Betrieb |
An semi-aktivem USB 2.0-Hub: Maus, Tastatur, USB-Headset | Zusammen geschätzt ca. 5 Watt |
Maximaler Gesamtverbrauch ohne / mit GPU und CPU | ca. 95 / 450 Watt |
Um bereits vorab einen hypothetischen Gesamtwert zu errechnen, den das System maximal ziehen könnte, werden alle auf der rechten Seite stehenden Werte zusammenaddiert. Unter'm Strich muss das Netzteil im worst Case also eine maximale Leistung von ca. 450 Watt zur Verfügung stellen - hier wäre die Verlustleistung der VRMs sogar schon mit eingerechnet. Die in etwa benötigte Leistung abseits von Grafikkarte und Prozessor, den beiden Hauptstromfressern, beträgt ca. 70-95 Watt, je nach Auslastung der Mainboard-VRMs.
4) Testmethodik
Da kein entsprechendes Equipment vorhanden ist, kann keines der beiden Netzteile an seinen Lastgrenzen betrieben werden. Das ist auch gar nicht Sinn und Zweck dieses Artikels und zudem wird das von praktisch jedem renommierten Online-Magazin schon zu Genüge getan. Viel interessanter jedoch sollte der Wert sein, den der Nutzer tatsächlich an seiner Steckdose zu erwarten hat, wenn er den PC in den heimischen vier Wänden betreibt, wo spätestens einmal im Jahr auch die neue Abschlagzahlung des Stromanbieters hereingeflattert kommt.
Getestet werden daher verschiedene Lastszenarien des PCs, erst mit dem einen, dann mit dem anderen Netzteil. Die Testreihen werden in einer ausreichend langen Zeitdauer durchgeführt, sodass die erhobenen Messergebnisse möglichst genau und repräsentativ ausfallen.
Nachffolgend befinden sich die Lastszenarien aufgelistet, die getestet wurden.
1. Halb-Idle-Szenario (60 Minuten)
Tatsächlich ist dieser Lastbereich jener, der - sofern kein Spiel gespielt wird - nahezu bei jedem Privat-PC die meiste Zeit über anliegt. Das Betriebssystem ist vollständig geladen und neben einem Video, einem Stream oder einem Podcast wird ein wenig durch's Netz gesurft. Genau das wird in diesem Szenario simuliert:
- der PC ist vollständig in Windows 11 gebootet
- Game-Launcher sind deaktiviert bzw. geschlossen, um ungewollte Downloads/Updates zu verhindern
- Chrome ist mit mehrerem Tabs geöffnet
- Einer davon ist der 2022er Jahresrückblick von ComputerBase - der Podcast von Jan und Fabian läuft dabei
- Ein weiterer Tab hat Youtube geöffnet, es wird das Costa Rica 4K60p-Video wiedergegeben in jener höchsten Auflösung
- Ein weiterer Tab hat die Amazon-Startseite geöffnet, ein Script aktualisiert die Seite alle 10 Sekunden, um Surfen zu simulieren
2. CPU unter Volllast (10 Minuten)
Auch im Jahre
3. Grafikkarte unter Volllast (10 Minuten)
Genauso wie beim Prozessor greifen wir hier auf simple Testmethoden zurück: FurMark in der Standard-Einstellung reicht vollkommen aus, um die Grafikkarte innerhalb einer Sekunde an die von nVidia vorgegebene TGP/TBP von 200 Watt zu treiben.
4. Gesamtsystem-Volllast-Szenario (10 Minuten)
Sowohl CPU als auch GPU werden in diesem Szenario mit den zuvor genannten Tools an ihr Limit gebracht - diesmal gleichzeitig. Hierbei handelt es sich tatsächlich um ein höchst ungewöhnliches Lastszenario, das so auch beim Spielen vermutlich niemals vorkommen kann, da Spiele in der Regel CPUs nicht auf allen Kernen gleichzeitig zu 100% auslasten können und falls dies der Fall wäre, so würde vermutlich die Grafikkarte ihrerseits keine 100% Auslastung erfahren können. Dennoch soll hiermit ein hoher Gesamtverbrauch eines Systems unter starker Belastung simuliert werden, der so bei anderen, mit stärkerer Hardware durchaus realistisch ist oder gar noch überschritten werden kann.
5. Gaming-Szenario #1 (15 Minuten)
Hierfür wurde ein wahrer Oldie but Goldie herangezogen: 3DMark06
Der Grund dafür ist recht einfach. Zum Einen lässt der 3DMark06 sich herrlich als Loop einrichten - es kann also immer ein exakt gleiches Lastszenario für beide Netzteile erstellt werden. Zum Anderen erwies sich der Benchmark über die vier ausgewählten 3D-Tests hinweg als lastwechselnd, was dem Spielen eines normalen Spiels ebenfalls sehr nahe kommt. Blickt man z.B. in einem beliebigen Spiel in einen Wald, der vor Bäumen mit lebendigem Laubwerk nur so strotzt, so wird die Grafiklast aufgrund der vielen Texturen, der Schatten, der Lichtbrechungen etc. bedeutend höher ausfallen, als blickt man einfach nur auf den Boden oder in den Himmel. Genau das konnte mit dem 3DMark06 reproduktiv erreicht werden.
Test-Einstellungen
Auflösung: 1920x1080
Anti-Aliasing: 8x
Anisotrope Filterung: 16x
Dauerhafter Testdurchlauf im Loop
VSync: Deaktiviert
Gewählte Testläufe
- GT1 - Return to Proxycon
- GT2 - Firefly Forest
- HDR1 - Canyon Flight
- HDR2 - Deep Freeze
Die beiden CPU-Tests wurden bewusst nicht angewählt, da sie eher weniger spielerelevant sind und nahezu keinerlei GPU-Last erzeugen.
6. Gaming-Szenario #2, #3 und #4 (jeweils 15 Minuten)
Auch hier kommt wieder der 3DMark06 zum Einsatz. War es in Szenario #1 noch in Full HD-Auflösung bei unbegrenzter FPS, so werden nun Full HD mit 60 FPS Vsync, 4K UHD ohne FPS-Limit und letztlich 4K UHD mit 60 FPS Vsync getestet.
Letztlich haben besonders die Tests unter Punkt 6) keine allzu große Aussagekraft mehr zur Ermittlung des Effizienz-Unterschieds der beiden Netzteile. Diesbezüglich wurden zuvor bereits genug Informationen gesammelt, um die Gegenüberstellung eines ca. 12 Jahre alten 80 Plus Standard-Netzteils mit einem sehr modernen 80 Plus Gold-zertifizierten Kontrahenten zu verdeutlichen. Vielmehr dienen die zuletzt erwähnten Tests der Aussicht auf einen Folgeartikel, der am Ende dieses Artikels angeteasert wird.
5) Testergebnisse
Der Übersicht halber werden die Messwerte in einer Tabelle gegenübergestellt. Um dem Ganzen noch etwas mehr Aussagekraft mit auf den Weg zu geben, werden zugleich verschiedene Nutzungszeiträume auf das Jahr hochgerechnet und mit dem aktuellen Strompreis verrechnet, um letztendlich auch eine Differenz an der Stelle aufzuzeigen, die schließlich allen am Meisten schmerzt: dem Geldbeutel. Gerechnet wurde mit dem hoffentlich bald kommenden Strompreisdeckel von 40 ct per kWh.
1. Halb-Idle-Szenario (60 Minuten)
Netzteil | Durchschnitt | Minimum | Maximum | 2h am Tag/Jahr | 4h am Tag/Jahr | 6h am Tag/Jahr |
---|---|---|---|---|---|---|
Scythe Stronger Plug-In 700W | 86 Wh | 61 Watt | 146 Watt | 25,11 EUR | 50,22 EUR | 75,34 EUR |
Corsair RMx 2021 Series 650W | 78 Wh | 58 Watt | 128 Watt | 22,78 EUR | 45,55 EUR | 68,33 EUR |
Auf den ersten Blick erscheint zumindest die finanzielle Ersparnis nicht allzu groß. Bei einer durchschnittlichen Nutzung von vier Stunden am Tag steht unter'm Strich bei 40 ct per kWh eine Stromkostenersparnis von ca. 5 Euro im Jahr. Dennoch sollte klar sein, dass man in der heutigen Zeit keine PC-Netzteile unterhalb der Gold-Zertifizierung einsetzen, bzw. neu anschaffen sollte.
Interessant ist auch die Beobachtung, dass der minimale und der maximale Strombedarf beider Netzteile teilweise stark voneinander abweicht. Sind es im minimalen Verbrauch gerade einmal drei Watt und somit ca. 5% mehr, die das Scythe-Netzteil benötigt, so sind es im Maximum bereits 18 Watt, knappe 9% mehr. Dies gibt eine Aussicht, wo die zu erzielende Ersparnis im weiteren Testverlauf hingehen wird.
2. Die CPU unter Volllast (10 Minuten)
Netzteil | Durchschnitt | Minimum | Maximum | 2h am Tag/Jahr | 4h am Tag/Jahr | 6h am Tag/Jahr |
---|---|---|---|---|---|---|
Scythe Stronger Plug-In 700W | 258 Wh | 247 Watt | 268 Watt | 75,34 EUR | 150,67 EUR | 226,01 EUR |
Corsair RMx 2021 Series 650W | 246 Wh | 236 Watt | 260 Watt | 71,83 EUR | 143,66 EUR | 215,50 EUR |
Trotz seines Alters orientiert sich das Scythe-Netzteil doch näher am Corsair-Gegenspieler, als zuerst vermutet. Im Durchschnitt sowie beim Minimalverbrauch liegen beide Netzteile ca. 5% auseinander, beim ermittelten Maximalwert sind es sogar nur ca. 3%. Dennoch schlagen sich die etwa 12 Watt Mehrverbrauch beim Durchschnitt im Jahr bei einer vierstündigen Nutzung pro Tag bereits mit 7 Euro Differenz nieder. Auch das ist kein Betrag, der zum Bankrott führt, bei einer Neuanschaffung aber dennoch berücksichtigt werden darf.
3. Die GPU unter Volllast (10 Minuten)
Netzteil | Durchschnitt | Minimum | Maximum | 2h am Tag/Jahr | 4h am Tag/Jahr | 6h am Tag/Jahr |
---|---|---|---|---|---|---|
Scythe Stronger Plug-In 700W | 312 Wh | 307 Watt | 314 Watt | 91,10 EUR | 182,21 EUR | 273,31 EUR |
Corsair RMx 2021 Series 650W | 282 Wh | 272 Watt | 302 Watt | 82,34 EUR | 164,69 EUR | 247,03 EUR |
Bei steigender Netzteilbelastung zeichnet sich langsam ein deutlicher werdendes Bild ab. Mit 312 Watt im Durchschnitt liegt das Scythe-Netzteil mittlerweile gute 10% hinter dem Gerät von Corsair. Bei nur zwei Stunden täglicher Nutzung ergibt dies bereits 9 Euro Unterschied pro Jahr. Power-User landen sogar bei 26 Euro pro Jahr.
4. Gesamtsystem-Volllast-Szenario (10 Minuten)
Netzteil | Durchschnitt | Minimum | Maximum | 2h am Tag/Jahr | 4h am Tag/Jahr | 6h am Tag/Jahr |
---|---|---|---|---|---|---|
Scythe Stronger Plug-In 700W | 492 Wh | 477 Watt | 504 Watt | 143,66 EUR | 287,33 EUR | 430,99 EUR |
Corsair RMx 2021 Series 650W | 462 Wh | 449 Watt | 472 Watt | 134,90 EUR | 269,81 EUR | 404,71 EUR |
Vorweg: dieses Szenario ist in nahezu jedem Fall unrealistisch, wenn man es so sieht, wie es hier getestet wurde, nämlich mit gleichzeitiger und dauerhafter Vollauslastung der CPU sowie der GPU. Vielmehr geht es jedoch darum, möglichst viel Last auf dem Netzteil zu erzeugen, um leistungsstärkere Komponenten zu simulieren und dafür ist dieser Test wiederum geeignet. Geschätzt anhand der bekannten Leistungseffizienzkurve des Corsair RMx 2021 Series 650 Watt sowie der im Durchschnitt ermittelten Leistungsaufnahme ist davon auszugehen, dass das Netzteil ca. 430 Watt für die gesamte Computer-Hardware bereitstellt. Das erscheint auch realistisch, denn CPU und Grafikkarte nehmen sich gemeinsam bereits ca. 360 Watt, hinzu kommt die Verlustleistung an den VRMs des Mainboards sowie die restliche zuvor aufgelistete Hardware im und am PC. Geht man also von dieser Last um ca. 430 Watt aus, so landet man beim Corsair RMx bei etwa 93% Effizienz - das entspricht auch den Werten der Fachpresse bei dieser Leistungsaufnahme. Das Scythe Stronger ist hier - trotz seines Alters und lediglich "80 Plus"-Zertifizierung (ohne Bronze, etc.) - überraschend gut dabei und kommt immerhin noch auf eine Effizienz von knapp über 87%.
Da der Unterschied in der Leistungsaufnahme zwischen beiden Netzteilen wie auch schon beim vorherigen Test bei exakt 30 Watt liegt, gibt es auch keine neuen Erkenntnisse in Sachen Kosten auf das Jahr gerechnet. Die zu erreichende Ersparnis ist identisch: 9 Euro bei zwei Stunden täglicher Nutzung, ca. 18 bzw. 26 Euro bei vier und sechs Stunden.
5. Gaming-Szenario #1 (15 Minuten)
Netzteil | Durchschnitt | Minimum | Maximum | 2h am Tag/Jahr | 4h am Tag/Jahr | 6h am Tag/Jahr |
---|---|---|---|---|---|---|
Scythe Stronger Plug-In 700W | 240 Wh | 178 Watt | 335 Watt | 70,08 EUR | 140,16 EUR | 210,24 EUR |
Corsair RMx 2021 Series 650W | 232 Wh | 169 Watt | 320 Watt | 67,74 EUR | 135,49 EUR | 203,23 EUR |
Die doch recht deutliche Fluktuation in der Leistungsaufnahme zwischen Minimum und Maximum zeigt, dass der Benchmark überraschend und durchaus repräsentativ für durchschnittliches Gaming herangezogen werden kann. Auch wird klar, dass die Minimum-Lasten keinesfalls nur bei den zwischendurch für ca. 4-5 Sekunden angezeigten Ladebildschirmen anliegt. Dafür liegt die durchschnittliche Leistungsaufnahme von 240 Wh respektive 232 Wh zu mittig bzw. sogar näher an der minimalen, als an der maximalen Stromaufnahme. Erneut wird deutlich: ein Ersparnis mit einem moderneren Netzteil ist vorhanden, bei nicht allzu exzessiver Nutzung aber nicht unbedingt ein Kaufgrund für ein neues Netzteil. Dafür ist die gesamte Ersparnis zu gering und das Scythe Stronger Plug-In bei etwa einem Viertel bis einem Drittel anliegender Last überraschend effizient.
6) Die Erkenntnis
Betrachtet man alle ermittelten Werte, so bleibt das Austausch-Thema beim Netzteil aufgrund des Alters weiterhin ein klassisches Streitthema für den Stammtisch. Die bessere Effizienz des Corsair-Netzteis ist zwar keinesfalls von der Hand zu weisen, unter'm Strich erweist sich das alte Eisen von Scythe jedoch zweifellos als überraschend effizient über die gesamte Leistungssparte hinweg. Das war auch der Grund, wieso der Autor dieses Artikels sich seinerzeit gegen Anfang 2011 für das Scythe-Netzteil entschieden hat, obwohl es nicht einmal eine Bronze-Zertifizierung besaß.
Sollte man also im Besitz eines älteren, jedoch ausreichend leistungsstarken Netzteils sein, so muss das Alter alleine kein Grund für den Austausch sein. Abhängig hiervon ist bezüglich der besseren Effizienz ganz klar das eigene Nutzungsszenario. Wird nur gelegentlich mit dem "durchschnittlich ausgestatteten PC" gespielt, womit keine dauerhafte und allzu hohe Leistung abgerufen wird, so beläuft sich die jährliche Ersparnis bei deutlich unter 10 Euro. Der Kaufpreis eines neuen Netzteils könnte sich über dessen Laufzeit hinweg vermutlich nicht amortisieren.
Betreibt man jedoch Folding@Home, GPU-Mining oder zockt einfach nur rund um die Uhr mit sehr leistungshungriger Hardware und leistungsintensiven Grafikeinstellungen, so kann die mögliche Ersparnis in einem Extremfall deutlich größer ausfallen: bleiben wir bei den in diesem Artikel ermittelten Werten, so könnte man bei 8 Stunden täglichem Gaming mit der abgerufenen Leistung aus Test #3 oder #4 im ersten Jahr bereits 35 Euro an Stromkosten einsparen. Erneut: das wäre ein Extrembeispiel und vermutlich schaffen es selbst die enthusiastischsten Gamer nicht, über 365 Tage hinweg eine solche Spielzeit zu erzeugen. Dennoch: Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ein damals durchgeführter Test des Scythe-Netzteils der Seite Technic3D zeigt aber auch die Defizite im Vergleich zu neueren Netzteilen und deren mittlerweile als Standard angesehenen, besseren Features. Zwar besitzt das Scythe-Netzteil bereits eine elektronisch geregelte Lüftersteuerung, einen echten Zero Fan-Mode gibt es aber noch nicht. Dennoch muss der Autor dem Netzteil zu Gute heißen, dass der Lüfter selbst nach 12 Jahren im nahezu täglichen, mehrstündigen Betrieb keinerlei wahrnehmbare Geräuschentwicklung produziert. Hut ab!
Auch die ermittelte Spannungsstabilität und Restwelligkeit des verlinkten Tests zeigen für damalige Verhältnisse ausreichende Werte. Heute jedoch möchte man auch unter Vollast, egal ob auf einer Schiene oder im Crossload, keinen Spannungsabfall von knapp 5% hinnehmen.
Immerhin: die heute ebenfalls gängigen Schutzschaltungen bietet auch das Scythe-Netzteil schon. Einzig auf der Primärseite ist nicht bekannt, ob das Netzteil einen Über- bzw. Unterspannungsschutz besitzt, welcher aber auf der Sekundärseite vorhanden und so auch dokumentiert ist.
7) Warum die Wahl auf das Corsair RMx 2021 650W fiel
Generell gibt es viele gute Netzteile am Markt und viele unterscheiden sich unter'm Kleid kaum voneinander, da die meisten doch von den selben Auftragsfertigern mit denselben Bauteilgüten stammen. Selbstverständlich gibt es Ausreißer in beide Richtungen. Ziel war es, erneut ein Netzteil zu finden, das für die Belange des Autors geeignet ist und im Idealfall wieder 10-12 Jahre in seinem PC verweilen darf.
Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf der Niedriglast-Effizienz. Der PC des Autors wird mehrere Stunden täglich verwendet - dabei jedoch nur zum Teil fürs Gaming, womit auch nur selten größere Strommengen vom Netzteil abgerufen werden. Die meiste Zeit verbringt der PC daher im Niedriglast-Bereich. Dieser besteht aus dem unter Windows betriebenen Surfen via Chrome: ein wenig Recherche hier, ein wenig Shopping dort und wenn Zeit dafür bleibt, wird ganz gerne mal im ComputerBase-Forum gestänkert, damit auch wirklich jeder auf seine Kosten kommt
Für diese Aufgaben benötigt ein durchschnittlicher Desktop-PC verhältnismäßig wenig Strom. Selbst mit Youtube-Videos oder Twitch-Streaming im Hintergrund beläuft sich der aus der Steckdose bezogene Strom - wie man in der ersten Tabelle der Testergebnisse weiter oben schön sehen konnte - im Schnitt keine 80 Watt. Effizienzbereinigt werden von der Computerhardware also je nach Situation 5-10% des verbauten 650 Watt-Netzteils gefordert.
Wichtig war es also, ein Netzteil zu finden, das besonders in diesem Lastbereich, also bis maximal 20%, äußerst effizient arbeiten kann. Neben der RMx-Serie von Corsair wäre auch noch das Super Flower Leadex III Gold interessant gewesen, das ebenfalls eine hervorragende Niedriglast-Effizienz im ComputerBase-Test vorweisen konnte. Wie sagt man so schön: "Einen Tod mussm an sterben" und aufgrund der besseren Verfügbarkeit fiel die Wahl auf das Netzteil von Corsair.
Theoretisch hätte für den Autor sogar ein Netzteil mit 500 Watt maximaler Leistung ausgereicht, aber ein klein wenig Upgrademöglichkeit nach oben, auch wenn die allgemeine Effizienz weiterhin an erster Stelle steht, sollte gegeben bleiben. Diesbezüglich muss man fairerweise sogar eine RTX 4090 positiv hervorheben, die gemessen an ihrer Leistung pro Watt konkurrenzlos effizient ist. Diese wird sich der Autor aber gewiss nicht in seinem PC verbauen. Davon abgesehen ist ein Netzteil mit über 600 Watt vermutlich doch etwas repräsentativer für einen solchen Test, als eines mit im Vergleich zum Großteil der Community doch eher niedrigen Leistungsangaben.
8) Wieviel Netzteilleistung braucht ein Gaming-PC?
Selbstverständlich gibt es hierfür keine pauschale Aussage, denn primär ist die Wahl der richtigen Leistungsklasse natürlich davon abhängig, welche Komponenten im PC verbaut sind. Dennoch muss sich jeder Käufer und zweifelsfrei auch jeder Hilfesteller im ComputerBase-Forum immer wieder diese Frage stellen.
Da hier keine alleinige Antwort als Allheilmittel gegeben werden kann, sollen lediglich ein paar Denkanstöße zur sinnvollen Wahl des richtigen Leistungsspektrums gegeben werden.
Die zu erwartende, maximale Leistungsaufnahme der verbauten Komponenten sollte kein Geheimnis sein. Entweder, es werden zu Prozessoren und Grafikkarten umgehende Benchmarks nahezu sämtlicher IT-affinen Online-Magazine angefertigt, oder man verlässt sich auf die Herstellerangaben. Letztere sind zumindest bei Prozessoren in den letzten Jahren etwas wackelig geworden, da TDP und PPT nicht unbedingt Aufschluss über die tatsächlich zu erwartende Leistungsaufnahme geben. Im umfangreichen Artikel zu AMDs neuen Ryzen 7000-Prozessoren gibt es auch eine große Übersicht vieler gängiger CPUs und wie viel Strom sie maximal unter Volllast beziehen können. Im Extremfall kann eine Desktop-CPU in Form des Core i9-10900K sogar rund 300 Watt (wenn auch nur kurzzeitig) verbrauchen.
Noch vor der CPU ist die Grafikkarte der größte Stromfresser im Gaming-PC. Auch hier sind - nebst Benchmarks - die Leistungsaufnahmen hinlänglich bekannt und in der Regel stimmen sogar die Angaben der Hersteller. nVidias RTX 3090 Ti führt hier weiterhin das Feld mit über 460 Watt an - noch vor der RTX 4090 mit lediglich 432 Watt.
Im Worst Case bedeutet das also: 300 Watt CPU + 460 Watt GPU = 760 Watt
Selbstverständlich brauchen auch andere Komponenten im Computer ihren Strom, dieser hält sich jedoch sowohl einzeln betrachtet als auch im Gesamten aufgerechnet in Grenzen. Für eine SSD (egal, ob M.2 oder 2,5") kann man unter Last in etwa 5 Watt rechnen - Ausreißer gehen auch mal auf ca. 8 Watt rauf. Gleiches gilt übrigens auch für klassische HDDs im 2,5" und 3,5"-Format. Ein herkömmlicher Lüfter mit 92 bis 140 Millimeter braucht in der Regel zwischen 1 und 2 Watt - bei Maximaldrehzahl, wohlgemerkt. RAM-Riegel benötigen jeweils zwischen 1,5 Watt (JEDEC und leicht darüber) und 3 Watt (extrem hoher Takt, schärfste Timings) im vorgesehenen Betriebszustand. Je höher der Takt im XMP / DOCP-Profil ist und je schärfer die Timings werden, desto hungriger wird der Riegel. Eine AiO-Pumpe benötigt zwischen 5 und 10 Watt und eine Soundkarte begnügt sich, ebenso wie die meisten anderen Add-In-Karten, mit Werten von zumeist um die 5 Watt.
Jede Komponente mit RGB-Beleuchtung kann im Schnitt mit nochmals ca. einem Watt zusätzlich beziffert werden.
Jetzt bleibt nur noch die größte verbaute Komponente: das Mainboard
Tatsächlich benötigen Mainboards je nach Lastszenario und Featureset / verbauter Komponenten zwischen 10 und 30 Watt - unter starker CPU-Last kann dieser Wert um 10 bis 20 Watt ansteigen.
Alle getroffenen Angaben sind nicht in Stein gemeißelt, treffen aber auf praktisch 99% der am Markt befindlichen Komponenten zu. Sollte Overclocking zum Einsatz kommen, so kann sich die Leistungsaufnahme verschiedener Komponenten im Extremfall sogar verfielfachen - der tatsächliche Nutzen von Overclocking im Alltag darf aber zurecht seit einigen Jahren mehr als nur in Frage gestellt werden.
Was bedeutet das nun in Summe? Wie bereits in der zu Beginn des Artikels aufgeführten Tabelle können die für den eigenen PC ermittelten Werte schlichtweg addiert werden. Mehr als ca. 80 Watt - ohne CPU und GPU - werden nur die aller wenigsten privat genutzten PCs benötigen. Wenn wir also die zuvor erwähnten 760 Watt heranziehen, würde selbst ein 850 Watt-Netzteil praktisch in jeder Lebenslage ausreichend sein. Viele PCs, z.B. mit dem beliebten AMD Ryzen 7 5800X3D (mit ca. 175 Watt maximaler Leistungsaufnahme) und einer RX 6900 XT oder einer RTX 4080 würden sich sogar mit einem 650 Watt-Netzteil selbst unter extremen Lastszenarios mehr als begnügen.
Dennoch werden nur allzu gerne 750 Watt, 850 Watt oder gar Netzteile mit vierstelligen Wattzahlen empfohlen und vielfach gekauft. Die Nachteile eines zu groß dimensionierten Netzteils sind dabei nicht zu verachten.
1. Das Netzteil kann im "Halb-Idle-Szenario" nicht effizient arbeiten
Zwar haben viele moderne Netzteile mittlerweile - genauso wie das vom Autor gewählte Corsair RMx 2021 Series - automatisch Lastumschalter, die das Netzteil je nach Auslastung in einen passenden Effizienzmodus schalten, dennoch aber besteht - auch bei Titanium-Netzteilen - bei einer Last von unter 10% eine gewisse Verlustleistung. Wird ein 1000 Watt-Netzteil also nur mit ca. 75 Watt Last betrieben, so würden bei z.B. nur 80% Effizienz permanent 15 Watt für nichts verbraucht. Bei einem 750 Watt-Netzteil, das zugleich Titanium-zertifiziert ist, dürften hier die 7,5 Watt nicht überschritten werden.
Auf's Jahr gerechnet sind das in der Regel keine Unsummen und besonders Titanium-Netzteile sind sehr kostspielig, aber auch Gold- und Platinum-Netzteile können unterhalb von 10% Last sehr effizient sein. Wenn zudem die 1000 Watt (und mehr) niemals von der verbauten Hardware abgerufen werden können, ist eine solch horrende Netzteilleistung lediglich als Show-Off, nicht jedoch als sinnvoll gewählte Komponente zu bezeichnen.
2. Das Netzteil kostet verhältnismäßig viel Geld
Das günstigste Netzteil mit 1000 Watt und Platinum-Zertifizierung ist derzeit das EVGA SuperNOVA GT 1000, das mit mindestens 150 Euro zu Buche schlägt. Ein 850 Watt-Netzteil mit Platinum-Effizienz von Kolink gibt es beispielsweise für unter 130 Euro. Auch das bezeichnet manch einer vielleicht wieder als Peanuts - aber es sind Peanuts, die nicht sein müssen. Hinzu kommt, dass die meistgekauften Netzteile mit einer Leistung von mindestens 1000 Watt eher im Preisbereich um 200 Euro liegen - das verrät zum einen der Absatz bei Mindfactory, zum anderen aber auch die Bewertungen bei Geizhals.
3. Das Netzteil besitzt oftmals größere Abmessungen und erfordert viel Platz im Gehäuse
Das zuvor erwähnte EVGA-Netzteil ist ein positives Beispiel für platzsparende Kraftwerke, aber oftmals kommen Netzteile mit 1000 Watt und mehr mit einer Länge von 160-180 Millimeter daher. Das laut Geizhals-Bewertungen äußerst beliebte be quiet! Straight Power 11 Platinum 1000 hat eine Tiefe von 170 Millimetern. Die 1200 Watt Dark Power-Variante, die laut Mindfactory sogar schon annähernd 2000 mal über deren (Online-)Ladentheke wanderte, hat sogar wahnwitzige 200 Millimeter. Die Angaben sind zudem ohne Stecker/Kabel, die nochmal mindestens 2-3 Zentimeter für sich beanspruchen werden.
9) Abschließende Worte und ein Appell an die Vernunft
Die in diesem Test ermittelten Werte und Erkenntnisse sind keinesfalls auf alle älteren (und auch nicht auf alle neuen) Netzteile übertragbar. Das Scythe Stronger Plug-In erwies sich damals als ein sehr gutes Netzteil und die zumindest auf der Hand liegenden, bzw. einfach zu ermittelnden Werte erweisen sich auch heute noch als brauchbar. Geht man ausschließlich von einer möglichen Kostenersparnis aufgrund besserer Leistungseffizienz eines neuen Netzteils aus, so ist ein Tausch - insbesondere für das Nutzungsszenario des Autors - keinesfalls notwendig. Besitzt ein älteres Netzteil die gängigen Schutzschaltungen gegen Über- und Unterspannung, Kurzschluss bzw. Überstrom, Überlast und idealerweise auch eine Hitzeabschaltung, so kann man auch diesbezüglich erst einmal "entspannt" (no pun intended) bleiben.
Letztlich bleibt es eine individuelle Entscheidung und bevor man schlaflose Nächte erleidet, sollte man im Zweifelsfall doch lieber den Kauf eines neuen Netzteils in der passenden Leistungsklasse in Erwägung ziehen. Voraussetzung sollte jedoch auch sein, dass das alte Netzteil einer ordentlichen Wiederverwertung oder aber einem noch sinnvollen Zweck der Weiternutzung zugeführt wird.
Auch auf die zuvor angesprochene Leistungsklasse des eigenen Netzteils soll mit diesen Zeilen noch einmal an die Vernunft des jeweiligen (zukünftigen) Besitzers bzw. Käufers appelliert werden.
Von den über 6100 Teilnehmern der diesjährigen Community-Umfrage von ComputerBase, die Angaben zu ihrem Netzteil gemacht haben, gaben sage und schreibe 30%, also fast 1850 Personen an, ein Netzteil mit mehr als 750 Watt zu verwenden. Die Annahme, dass 30% der ComputerBase-Community tatsächlich eine Grafikkarte und einen Prozessor verwenden, die zusammen gut 650 Watt verbrauchen (sodass die zuvor erwähnten und sowieso sehr hoch gegriffenen ca. 80-100 Watt "Overhead" für Mainboard und co. noch übrig sind), darf mehr als angezweifelt werden. Es ist in Ordnung, sich gewisse Optionen für zukünftige Upgrades offen zu lassen, aber diese doch sehr hohe Anzahl von Nutzern mit einem derart leistungsstarken Netzteil für vermutlich viel weniger Strom benötigende Hardware ist durchaus mit einem Naserümpfen zu betrachten.
Jeder einzelne PC-Besitzer, Gamer, Enthusiast, Aufrüster, etc. ist daher ernsthaft dazu angehalten, das Kaufverhalten diesbezüglich wenigstens selbstkritisch zu hinterfragen.
10) Teaser zum Folgeartikel
Da war doch noch etwas. Einerseits wurde das Follow-up nun schon mehrfach genannt, andererseits fehlen doch noch drei Test-Szenarios aus dem "Gaming"-Bereich.
Zu erst folgen die noch fehlenden Testergebnisse.
6. Gaming-Szenario #2 -> 1920x1080 mit VSync auf 60 FPS
Netzteil | Durchschnitt | Minimum | Maximum | 2h am Tag/Jahr | 4h am Tag/Jahr | 6h am Tag/Jahr |
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Scythe Stronger Plug-In 700W | 148 Wh | 104 Watt | 183 Watt | 43,22 EUR | 86,43 EUR | 129,65 EUR |
Corsair RMx 2021 Series 650W | 140 Wh | 102 Watt | 181 Watt | 40,88 EUR | 81,76 EUR | 122,64 EUR |
7. Gaming-Szenario #3 -> 3840x2160 ohne VSync
Netzteil | Durchschnitt | Minimum | Maximum | 2h am Tag/Jahr | 4h am Tag/Jahr | 6h am Tag/Jahr |
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Scythe Stronger Plug-In 700W | 288 Wh | 164 Watt | 334 Watt | 84,10 EUR | 168,19 EUR | 252,29 EUR |
Corsair RMx 2021 Series 650W | 276 Wh | 166 Watt | 315 Watt | 80,59 EUR | 161,18 EUR | 241,78 EUR |
8. Gaming-Szenario #3 -> 3840x2160 mit VSync auf 60 FPS
Netzteil | Durchschnitt | Minimum | Maximum | 2h am Tag/Jahr | 4h am Tag/Jahr | 6h am Tag/Jahr |
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Scythe Stronger Plug-In 700W | 188 Wh | 108 Watt | 294 Watt | 54,90 EUR | 109,79 EUR | 164,69 EUR |
Corsair RMx 2021 Series 650W | 172 Wh | 105 Watt | 284 Watt | 50,22 EUR | 100,45 EUR | 150,67 EUR |
Tests #6, #7 und #8 wurden, wie zuvor schon in der Testmethodik erwähnt, ebenfalls mit 3DMark06 durchgeführt. Der aufmerksame Leser sieht hier schnell den teils immensen Unterschied in der Leistungsaufnahme zwischen aktiviertem und deaktiviertem VSync.
Im Folgeartikel soll daher ermittelt werden, welche Grafikeinstellungen tatsächlich wie viel Strom benötigen. Mittels Vergleichs-Screenshots soll auch aufgezeigt werden, ob qualitativ Unterschiede bestehen, die das Spielerlebnis negativ beeinflussen.
Gleichzeitig wird der noch ausstehende Artikel keine Tests mehr mit einem alten 3DMark, sondern aus mehr oder weniger aktuellen bzw. repräsentativen Spielen beinhalten. Die Tests werden dann nur noch mit dem Corsair RMx Series 2021 650W-Netzteil durchgeführt. Ausserdem erfolgen die Messungen im Folgeartikel nicht mehr mit einem externen Energiekosten-Messgerät, sondern direkt auf Sensor-Ebene der Hardware mittels CapFrameX.
Sobald der Folgeartikel fertiggestellt ist, wird er an dieser Stelle verlinkt. Geplant ist eine Veröffentlichung in den nächsten zwei bis drei Tagen.
11) Spezielle Anfrage an die ComputerBase-Verantwortlichen
@Hibble aka Netzteil-Guru Nico (und stellvertretend an die Chefabteilung @Frank @Jan @Steffen )
Bestünde denn Interesse daran, mein Scythe-Netzteil durch euren sehr modernen und deutlich fordernderen Netzteil-Testparcours zu schicken? Mir ist selbstverständlich klar, dass ihr neben der nötigen Zeit dafür auch einen gewissen Nutzen für ComputerBase daraus erzielen müsst. Vielleicht bestünde bei der Leserschaft ja Interesse an einem solchen Test eines altgedienten aber auf den ersten Blick recht ordentlich wirkenden Netzteils.
Selbstverständlich würde ich euch das Netzteil auf meine Kosten zusenden und - sofern ihr es beim Test nicht zerstört - auch auf meine Kosten wieder zurückschicken lassen. Sollte das Netzteil tatsächlich bei einem Test eurerseits das Zeitliche segnen, so trete ich es euch selbstverständlich unentgeltlich ab. Über eine Rückmeldung welcher Art auch immer freue ich mich sehr.
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UPDATE 03.01.2023, 8:32 Uhr:
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Eine Einsendung des Scythe-Netzteils zum Retro-Test bei ComputerBase erübrigt sich weitestgehend. @Hibble hat in den Kommentaren auf einen im Jahre 2013 von ComputerBase durchgeführten Test verwiesen, in dem genau diese Thematik, nämlich verhältnismäßig alte Netzteile in einem neuen PC weiterzubetreiben, bereits beleuchtet wurde. Die zum Teil sehr interessanten Erkenntnisse wurden in gewohnt übersichtlichen Tabellen und Diagrammverläufen festgehalten.
Besonderes Augenmerk sollte der Tatsache gewidmet werden, dass eines der von der Community eingesendeten Netzteile bereits einen altersbedingten Teildefekt durch aufgeblähte und ausgelaufene Kondensatoren erlitt. Tückisch: auf den ersten Blick bemerkt man als Anwender diesen Defekt nicht, das Netzteil verrichtet unbehelligt weiterhin seinen Dienst, liefert aber gleichzeitig in gewissen Szenarien sehr unsaubere und für die angeschlossenen Komponenten gefährliche Spannungswerte.
Derartige Defekte können selbst mit hochwertigem Messequipment nicht von aussen auf einzelne Komponenten eingegrenzt werden, weshalb hier lediglich die Sichtprüfung - wie auch im Test von Coputerbase - und im schlimmsten Fall sogar erst das selektive Auslöten und Durchtesten einzelner Bauteile Gewissheit verschafft.
Von solchen Arbeiten ist besonders Laien selbstverständlich abzuraten, da vor Allem die großen Kondensatoren eine für den Menschen potenziell gefährliche Strommenge zwischenspeichern und bei Kurzschluss abgeben können.
Unter'm Strich bleibt es also weiterhin eine Gretchenfrage, ob der Tausch des Netzteils bei einem neuen PC zwanghaft durchgeführt werden muss.
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