@ News
Ich finde es schön, dass ihr den Leser nicht mit unnötiger Information nerven wollt, aber dass Mandriva Mandriva heißt, weil es eine Fusion der Distributoren (wenn auch nicht der Distributionen)
Mandrakesoft und Connect
iva ist, hätte man ruhig erwähnen können. Connectiva-Software ist zwar kaum in Mandriva eingeflossen, aber in den ersten zwei Jahren nach der Fusion wurden fast alle französischen, angestellten Entwickler entlassen (waren zwar eh nie viele, aber immerhin), sodass definitiv mehr Kreativpower von Connectiva am Projekt weitergewirkt hat, als Mandrakesoft-Kreativpower.
Connectiva ist deshalb historisch interessant, weil Connectiva der mit großem Abstand größte lateinamerikanische Distributor war und auch viele PCs in der brasilianischen verwaltung ausstattete - bevor das Krebsgeschwür Canonical kam und mit seinen Dumpingpreisen den Linux-Support-Markt platt gemacht hat.
Aber nichtsdestotrotz ein großes
Dankeschön von einem Mandrakelinux-Fan, dass ihr überhaupt eine News zu dieser untergegangenen Distro bringt.
Tumbleweed schrieb:
Was bleibt OpenMandriva denn als USP gegenüber Fedora? ...
Gegenüber Fedora bleiben hier vor allem die DrakTools. Die DrakTools sind im Prinzip sowas ähnliches wie Yast bei Suse. Wenn du dir auf Mandriva (oder Mageia) den X-Server egal warum zerschießt, weil du vielleicht ein inkompatibles, proprietäres Grafiktreiberpaket in den Kernel dengeln wolltest oder oder, startest du in der Konsole "XFdrake" und kannst dann mit Pfeiltasten und Enter und Delete in einer Art "konsolgrafischer" Obefläche ohne spezielle Konfigkenntnisse einen Standardtreiber auswählen, und schwubbs funktioniert dein X-Server wieder, ohne dass du genau wissen musst, an welchen Stellen in welchen Config-Dateien du welche Werte wie ändern musst, um das gleiche zu bewerkstelligen. Im Gegensatz zu YAST waren die Draktools auch schon immer vollkommen freie, in einer geläufigen Programmiersprache geschriebene Software. Suse Yast ist "erst" wirklich freie Software und in einer geläufigen programmiersprache geschrieben, seit es irgendwann vor Äonen mal von Novell übernommen worden war. Ist aber nur noch historisch relevant, weil Yast glaube ich mittlerweile mehr Jahre als freie Software erlebt hat, als vorher.
Ich persönlich finde die Draktools logischer "sortiert" als Yast, aber das scheint Geschmackssache zu sein.
Das Totschlagagument für Mandrakelinux vor über zehn Jahren waren aber nicht die Draktools, sondern Urpm - die erste mit apt-get konkurrenzfähige Paketverwaltung im RPM-Bereich, lange vor Connectivas apt4rpm und Yellow Dogs YUM. Heutzutage hat jede halbwegs populäre Distro etwas vergleichbares, insofern spielt das keine Rolle mehr. Wobei man als Pluspunkt anmerken muss, dass "urpmi" ungefähr das gleiche macht wie "apt-get install" oder "zypper install" oder "yum install", aber wesentlich schneller getippt ist. Das gleiche gilt für alle Urpm-Befehle (urpmi, urpmf, urpme usw.).
Was es ggü. Fedora bietet, bleibt natürlich klar: die Draktools. Im Vergleich zu OpenSuse ist das aber wenig - denn OpenSuse hat sowas mit Yast ja auch.
Ob OpenMandriva für mich jemals wieder eine Wahl werden wird, weiß ich noch nicht. Ich erwarte, ähnlich wie bei OpenOffice/LibreOffice, nicht, dass viele vom Original verjagte Entwickler zum Original zurückkehren werden. Mageia wurde nicht nur aus akuter Verärgerung nach einer einmaligen Krise gegründet, sondern nach Jahren, in denen das Unternehmen wiederholt die Community enttäuscht hat. Es scheint auch massive Falschinformationen innerhalb der Organisation gegeben zu haben, aufgrund derer bspw. der ehemalige Webmaster von MandrivaUser.de (WoBo) ziemlich verärgert das Handtuch geworfen hat.
Mandriva schafft hier ein Projekt, das es eigentlich nicht braucht, weil es ja mit Mageia schon lange existiert. Das Design ist schon total schnieke und viel hübscher, als bei Mageia, aber ich weiß nicht, ob eine Distro, die, das machen ja die DrakTools aus,
einsteigerfreundlich sein will, sich auf eine Desktop-Umgebung beschränken sollte. Weniger Wahl ist für Einsteiger nicht mehr, auch wenn dass manche glauben. Einsteiger wollen nur weniger Wahlzwang - eine Standardvoreinstellung ist also gefragt, aber keine Einschränkung der Wahlfreiheit, indem man einfach das Angebot aller anderen Desktops streicht.
Wenn das Projekt wider Erwarten doch noch Fahrt aufnehmen sollte, kehre ich vielleicht zu Mandriva zurück. Es sieht halt hübscher aus, als Mageia und der Name ist auch wesentlich besser.
P.S.
Kurze Anmerkung zu meiner Wortwahl beim Krebsgeschwür Canonical: Canonical bietet die mit Abstand günstigsten Supportverträge, sodass es schwierig ist, mit Canonical um Supportverträge zu konkurrieren. Eigentlich schafft man das nur dort, wo die vom Kunden eingesetzte Software zwingend eine RPM basierte Distro erfordert (ja, das gibts). Canonical bietet die günstigsten Preise, hat es aber seit seiner Gründung bis heute nie geschafft, aus eigener Kraft, ohne Privateinlagen von Shuttleworth zu überleben. Canonical existiert seit grob geschätzt acht Jahren und seit grob geschätzt sechs Jahren bieten sie professionellen Support - sechs Jahre Support zu Preisen, von denen das Unternehmen nicht eigenständig überleben kann. Es gibt Leute, die Shuttleworth's Finanzspritzen gut finden, ich gehöre nicht dazu.