Wichtig wäre erstmal zu wissen, was du vorher für einen Rechner (bzw welchen Mac) du hattest (bitte auch genaue CPU-Option angeben). Das Audiointerface wäre auch wichtig.
Selbstverständlich besteht auch die Möglichkeit den selbstkonfigurierten Rechner so aufzubauen (dann auf Basis einer Intel-CPU), dass hinterher MacOS darauf läuft. Allerdings wird dir hier niemand öffentlich Infos dazu geben, weil das Thema Hackintosh auf dem Index steht, wenn dann privat. Zur Zuverlässigkeit kann ich nur sagen, dass alle von mir im Bekanntenkreis konfigurierten DAW-MacOS Rechner tendenziell weniger Ärger machen als die im selben Bekanntenkreis verbreitete Orignal-Apple Hardware (diverse Macbooks und Imacs). Auch Updates klappen, zumindest wenn man nur Updates innerhalb der jeweiligen Major-MacOS Version macht. Aber das nur vorweg bzw nebenbei. Denn es ist halt so, dass wenn du vom Mac kommst, deine Projekte nicht mehr 1:1 unter Windows laufen. Falls du AU-Plugins verwendet hast, werden diese unter Windows nicht auf die VST Version umgesetzt. Das gilt selbst für einige VSTs unter MacOS, die dort andere intere IDs haben als unter Windows. Ich selber hatte in der Vergangenheit z.B. Probleme mit Fabfilter Plugs.
Ab jetzt mal zur Konfiguration falls nur Windows in Frage kommt:
Bei einem Musikproduktions-Rechner ist erstmal ganz wichtig, zu schauen welche Anforderungen durch die eigenen Projekte entstehen. Das sieht bei jedem unterschiedlich aus:
Der eine braucht extrem viel RAM (zb mehr als 128GB) für Orchester-Samples bei Filmmusik, dem anderen reichen 8GB aus. Da solltest du einfach mal schauen wieviel deine anspruchsvollsten, bisherigen Projekte belegen.
Noch wichtiger ist die Frage nach der richtigen CPU, denn RAM kann man ggf leicht nachrüsten. Hier gilt es zu klären, ob die eigenen Projekte eher Singlethread- oder Multithread-Leistung benötigen. Die von dir genannten DAWs können prinzipiell von vielen CPU-Kernen profitieren, wenn man mal von diversen Bugs im Zusammenspiel mit der Windows-Thread-Verteilung absieht. Allerdings gilt das nicht für jedes Projekt.
Parallele, unabhängige Spuren und deren Plugins kann die DAW auf verschiedene Kerne verteilen. Sobald aber Verknüpfungen im Signalflow durch Routings oder Sidechains bestehen, ist das nicht mehr der Fall.
Verarbeitet ein VST-Plugin das berechnete Signal eines vorangehenden Plugins, müssen diese zeitlich nacheinander berechnet werden. Wie lang und aufwendig diese Plugin-Ketten sein können, wird durch die Singlecoreleistung der CPU limitiert. Dafür ist aber nicht die maximale Leistung bei Auslastung auf einem Kern entscheidend, sondern die Leistung des am niedrigsten taktenden Kerns (weil es diesen statistisch irgendwann trifft) und das zu jeder Zeit.
Wichtig ist also nicht ein kurzzeitiger Singlethread-Turbo auf einem Kern, sondern der Allcore-Turbo-Takt einer CPU, der unter allen Umständen gehalten werden kann.
Von daher ist die Frage (die nur du dir selber beantworten kannst), ob der 3900X die richtige CPU ist. Ob deine Projekte wirklich von den 24 Threads profitieren. Oder ob du den Fokus auf Singlecore-Leistung legen solltest. CPUs die weniger Kerne haben, erreichen in der Regel einen höheren Allcore-Turbo. Und da ist wahrscheinlich (konnte das noch nicht selber im 1:1 testen) ein 9900K immer noch das Maß der Dinge. Da spielt dann auch keine Rolle, dass die CPU eigentlich überteuert ist und eine schlechtere Energie-Effizienz hat. Meiner Einschätzung nach liegt der Sweetspot, der die meisten Projekte bei den meisten Leuten optimal abdeckt derzeit bei 6-8 Kernen.
Bei meiner persönlichen Arbeitsweise (damit du verstehen kannst aus welchem Blickwinkel ich das betrachte) komme ich mit 4 Kernen halbwegs hin, der Takt dürfte aber durchaus höher sein. Nutze übrigens einen 7700K@5GHz als Hackintosh konfiguriert, arbeite meistens mit Cubase (tw auch Logic und Ableton) und produziere ebenfalls kommerziell und professionell.
Der 3900X bringt im Gegensatz zu meinem 7700K aber auch im Vergleich zum ähnlich tueren 9900K in hochparallelen Projekten eine extrem gute Leistung. Der Dawbench ist ein synthetisches Szanario mit vielen unabhängigen Spuren, wo diese CPU glänzt.
Übrigens sieht es so aus, dass mit schnellem RAM noch einiges geht. Allerdings ist noch nicht klar mit welchem RAM sich das Maximum rausholen läßt und wo unter Preisleistungsgesichtspunkten der Sweetspot liegt. Da gibt es vermutlich noch neue Erkenntnisse bis zu deinem geplanten Kauf.
In diesem Thread auf Gearslutz kannst du diesbezüglich auf dem Laufenden bleiben und Pete Kaine der für Scanproaudio/3XS den Dawbench macht postet dort auch seine Erkenntnisse.
Im Übrigen scheint Cubase auch noch so seine Mucken in der Threadverteilung auf dem 3900X zu haben, die etwas Leistung kostet. Wie das bei Ableton und Pro Tools aussieht ist mir nicht bekannt, unter Reaper läuft laut dem Link aber alles geschmeidig. Ist eben eine neue Plattform mit ihren Eigenheiten und da harmonieren eben CPU, Agesa, BIOS, Windows und Cubase noch nicht perfekt. Ob in dem Fall Steinberg sofort einen Fix dafür mit einem der kommenden Updates nach der 10.0.30 anbietet bzw dies überhaupt so einfach kann, ist aktuell nicht bekannt.
Bevor du dich endgültig bei der CPU festlegst, solltest also erstmal rausfinden wie bzgl. der CPU die eigenen Anforderungen sind.
Testen kannst du das, indem du entweder
die Auslastung des Cubase ASIO-Meters mit der Auslastung des Taskmanagers vergleichst. Ist das ASIO-Meter hoch ausgelastet und besteht im Windows-Taskmanager deutlich mehr freie Reserve, limitiert die Singlecore-Leistung. Ist beides ähnlich stark ausgelastet, dürfte das System mit hoher Wahrscheinlichkeit von mehr Kernen profitieren. Mehr Takt bringt aber auch in letzterem Fall was, weil parallele Spuren immer auch auf dem gleichen Kern berechnet werden können - sofern dort dafür noch Taktzyklen frei sind. Bei Ableton verhält es sich im Grunde genauso. Pro-Tools zeigt wohl die individuelle Thread-Auslastung an, ob das 100% zuverlässig ist kann ich dir aber nicht sagen. Da wirst du deine eigenen Erfahrungen haben.
Wie konstruierte Extrembeispiele unter Cubase in der Praxis aussehen, habe ich hier mal beschrieben und getestet.
Oder du bringst das Projekt durch einen möglichst kleinen ASIO-Puffer an die Grenze wo die Wiedergabe beginnt durch Dropouts gestört zu werden. Sind jetzt im Taskmanager noch deutlich CPU-Reserven frei, limitiert die Singlecore-Leistung. Ist auch dort die Auslastung hoch (>70-80%) ist es wahrscheinlich, dass das Projekt von mehr Kernen profitiert. Bei diesem Test musst du allerdings bedenken, dass dir der ASIO-Guard das Ergebnis verfälschen kann. Bei der für einen Kern anspruchsvollsten Signalkette kann das Monitoring deaktiviert sein, so dass diese nicht in Echtzeit auf Midi-Signale oder einen Audio-Eingang reagieren muss. Dort kann dann der ASIO-Guard eingreifen und unbemerkt mit einem höheren Zwischen-Puffer arbeiten, was den entsprechenden Thread deutlich entlastet. Wirklich ausagekräftig ist das also erst, wenn du dabei den ASIO-Guard deaktivierst.
Wichtig ist bei beiden Tests, dass das System keine DPC Latenzprobleme hat. Testen kannst du das mit dem
Latency Monitor. Die DPC-Latenz bitte nicht mit der ASIO Latenz verwechseln.
Die Unterschiede und Bedeutungen von Beidem habe ich hier mal erklärt.
Damit das neue System ebenfalls keine DPC Latenzprobleme hat, ist neben einer sauberen Softwarekonfiguratiuon vor allem ein ordentliches Mainboard (bzw dessen BIOS und Treiber) entscheidend.
Da würde ich mich an den verwendeten Boards der Builds von DAW-Anbietern wie 3XS orientieren. Du kannst auch
bei Gearslutz in diesem Thread nach den Erfahrungen der User fragen, bzw welche Boards sie zur gewählten CPU empfehlen würden. Grundsätzlich Abstand nehmen würde ich von WLAN und Killer NIC LAN Chipsätzen. Beides ist bekannt dafür diesbezüglich Probleme zu machen. Notfalls kann man eine problematische Onboard-Komponente aber deaktivieren, deswegen ist erstmal wichtiger, dass das BIOS selbst keine Probleme macht. Leider wird das viel zu selten in Reviews mit geprüft, mir ist das nur bei den Mainboard-Tests bei Anandtech bekannt.
Zum Rest des Systems äußere ich mich dann noch wenn die Kernkomponenten feststehen. Grundsätzlich würde ich bei dem Budget bei der Kühlung keine Kompromisse machen und gleich auf einen Noctua NH-D15 setzen. Die WD Blue würde ich auch gegen ein Modell mit 24/7 Freigabe und höherem Workload-Rating tauschen, sofern diese intern verbaut wird und nicht nur als externes Datengrad zum Einsatz kommt. Das bringt dann unterm Strich, statistisch gesehen eine geringere Ausfallwahscheinlichkeit, da HDDs nicht verschleißfrei arbeiten.
Ach so: Wo wir bei Datenträgern sind, hast du dir Gedanken gemacht über die Aufteilung? Was soll auf die SSD und was auf die HDD? Je nachdem ob große Samplelibraries zum Einsatz kommen kann man auch hier ggf optimieren.
So weit mal...