Hm, also ich denke, dass man "hardcore" nicht an der Spieldauer festmachen kann.
Twillight Princess kostet den Casual-Gamer etwa 60 Stunden. Und den Hardcore-Gamer ohne Speedrun Ambitionen vermutlich um die 40.
Mit ein bis zwei Stunden täglich, ist man da über einen Monat beschäftigt. (Was ich ganz gut finde)
"Hardcore" wird doch heute meist versucht ideologisch zu fassen.
Das Problem ist nur, dass man dann meist bei "Kiddyspiele vs. Killerspiele" landet.
Wenn man da nachbohrt findet man dann häufig die 15 bis 25 Jährigen, die "erwachsen" sein wollen,
und Bonbongrafik, niedliche Aufmachung etc. schon kategorisch ablehnen.
Darüberhinaus gibts auch eine Gruppe so im Bereich 25 bis 35, die sich als "echte Männer" betrachten
und bei denen Videospiele leider oft auf "Boah ich hab Uncharted zuhause das sieht so porno aus." und ironischerweise "... ne kein Bock, die Schei$$e geht im zweiten Level nicht mehr weiter." hinauslaufen.
Wirklich "hardcore" ist da eigentlich nichts. Weder die Auseinandersetzung mit dem Inhalt, noch die Proffesion im Gameplay, noch der Genuss (auf den es eigentlich ankommt).
Übrig bleibt meist nur, dass "Hardcore-Gamer" (bzw. solche, die mit dem Label Werbung laufen),
sehr viel Zeit mit Spielen verbringen (mmorpg, ..) und sich oft auf Titel mit Altersbeschränkung und Aggresionspotential (Shooter, ...) oder Coolness-Faktor (Rennspiele, ..) konzentrieren.
Als "hardcore" akzeptieren kann ich da eigentlich nur die Festlegung auf einzelne Spiele.
Jemand, der durchweg WC3 oder Starcraft etc. spielt und darin aufgeht, ist in meinen Augen ein "hardcore WC3 Spieler".
Das gilt aber auch für Mutti, die Marioland auf dem Gameboy 256mal in Folge durchspielt.
Die Diskussion um die Hardcore-Gamer ist im Prinzip das gleiche wie die Diskussion um die True-Metal-Fans.
Man ist auf der Suche nach Anerkennung und einem reizvollen Selbstbild, und versucht sich mit der Zugehörigkeit zu einer elitären Gruppe auszuzeichnen.
Die Spieler, die in Zahlen oder in der Intensitivität "hardcore" sind, sind andere.
Hardcore-Gamer spielen Metal-Slug ohne Münze nachwerfen durch, Schaffen Donkey Konga 100% auf schwerster Stufe mit unsichtbaren Trommeln, spielen Ikaruga Multiplayer alleine, schaffen Tetris Grandmaster 2 Death-Mode oder sind Snake Weltmeister auf einem 5 Jahre alten Handy.
Aber sie rennen nicht rum und jammern, dass sie so hardcore sind, dass die Wii, die sie gekauft haben,
keine guten Spiele bietet.
Es ist ja nachvollziehbar, dass gerade junge Menschen, die Dinge suchen, die ihnen bisher überwiegend
vorenthalten wurden. Es dauert eine Weile, bis man erkennt, welches Spektrum Spiele an sich bieten.
Ich empfehle euch vor allem das Spielerlebnis als Ganzes zu sehen.
Was hab ich heute gemacht, wie intensiv war das Spiel, wie lange hab ich dafür Zeit verbraten,
finde ich morgen immernoch, dass ich die Zeit gut investiert habe, wer hatte mit mir Spaß dabei,
würde ich das meinen Kindern irgendwann zeigen wollen ... ?
Ich hab 25 Jahre gebraucht um von "Ich hasse Winnie Puh" (typische Jungen Einstellung) zu feuchten Augen bei "Tiggers großes Abenteuer" zu kommen.
Man ist nicht "hardcore", wenn man die "Killing-Spree" braucht um aus seinem Alltags-Spieletrott aufzuwachen.
Man ist "hardcore", wenn man sich über die verschiedenen Klamotten in FFX-2 freuen kann,
wenn man sich in die Hose macht, wenn Lucas Kane in den Spiegel schaut, man ist hardcore, wenn
man 2 Stunden Spaß hat mit einem Latzhosenklempner gegen gelbe Blöcke zu hüpfen, wenn man im Sommer den Fernseher in den Garten schleppt und bei der Grillparty Wii-Bowling spielt.
Nennt es wie ihr wollt, wenn euch "hardcore" dafür nicht gefällt. Aber das sind "echte Spieler".
Und die Wii ist ihre Plattform. (Oder könnte es sein. Schließlich wollen die Publisher nach wie vor lieber Kohle,
als gute Spiele machen. Auch die Wii kann so schnell nichts daran ändern, dass unsere allgemeine Videospielekultur auf Kellerniveau rumdümpelt.)
-- -- muckelzwerg