Bogeyman schrieb:
Wie sähe denn eine realitische "Lösung" der Pegida Gegner aus?
Ach, jetzt hört doch mal auf so zu tun, als seien die PEGIDA-Anhänger die einzige Menschen im Land, die um eine Diskussion und Lösungen bemüht sind! Nur weil Wolfgang Bosbach oder Jürgen Trittin bei der "Maybrit" oder "Unter den Linden" nicht ständig "Ööööh! Scheiß Ausländer! Machen nur Ärger!" gröhlen, wie es einige offenbar gerne hätten, bedeutet dies nicht, dass keine öffentliche Diskussion statt findet, dass Probleme tot geschwiegen werden oder dass sich niemand um eine Lösung bemüht. Es bedeutet nur, dass diese öffentliche Diskussion differenzierter ist, als einige zu begreifen scheinen.
Und welche realistischen "Lösungen" bietet denn die PEGIDA an? Die meisten Forderungen der PEGIDA sind entweder bereits umgesetzt oder nicht umzusetzen, oder zielen geradewegs an der eigentlichen Problemstellung vorbei, entweder weil die Problemstellung nicht verstanden wurde (passiert meistens dann wenn man bspw. glaubt, sogenannte "Ghettos" würden den Querschnitt und die Mehrheit der Einwanderer wiederspiegeln)., oder weil doch nur auf Populismus setzt. Vielleicht schließt sich niemand bereitwillig euren Forderungen und "Lösungen" an, weil diese einfach nichts taugen. Aber das kann nichts sein, nicht wahr?
Bogeyman schrieb:
Lieber etwas komplett zerreden, als es selber besser zu machen?
Es ist die PEGIDA, die die Diskussion unnötigerweise mit rechtsradikalen Einflüssen belastet. Man kann über die Asylpolitik oder Probleme in den bildungsfernen Unterschichten reden, ohne Rechtsradikalen einen Nährboden zu geben. Wenn die Diskussion aber schon von Rechtsradikalen angeregt und geführt wird, dann kommt dabei eben das heraus, was wir gerade erleben.
Das einzige, was PEGIDA bisher erreicht hat ist, dass die Öffentlichkeit wieder gegen Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit auf die Straße geht (was gut ist), dass das Land nur noch über die Gefahr von Rechts und um sich greifende Fremdenfeindlichkeit redet - und dass sich die rechtsradikal motivierte Gewalt seit Erscheinen der Bewegung in Sachsen und Bayern mehr als verdoppelt hat. Was natürlich nicht des Geringste mit der offenen Nähe zum rechtsradikalen Rand der Gesellschaft zu tun hat, denn man hat ja in das Positionspapier geschrieben, dass man gegen Radikalismus jedweder Art ist.
Bogeyman schrieb:
Ich habe auch ein Problem mit der Anti Pegida Bewegung einfach weil die gar kein Konzept haben außer "Pegida muss weg".
Liegt vielleicht daran, dass die breite Bevölkerung einfach differenzierteres Meinungsbild als die PEGIDA-Anhänger hat und deren Thesen und Forderungen schlichtweg nicht teilen. Leider zeigen sich PEGIDA-Anhänger bisher absolut beratungsresistent.
Ich habe seit Aufkommen der Bewegung keinen PEGIDA-Anhänger getroffen und gesprochen, der an einer differenzierten Diskussion interessiert (oder zu einer solchen fähig) gewesen wäre und mit dem ein Gespräch möglich gewesen wäre, dass nicht nach drei Wortwechseln auf die üblichen pauschalisierenden Aussagen über Zuwanderer mündete. Das sind dann auch die Leute, die überall erklären, "Multi-Kulti" sei gescheitert, obwohl sie "Multi-Kulti" überwiegend nur aus dem Fernsehen kennen.
Warum sieht PEGIDA in Städten und strukturschwachen Regionen mit hohem Ausländeranteil absolut kein Land? Weil es die Menschen in diesen Städten und Regionen besser wissen, und sie lassen es nicht zu, dass ihre Mitmenschen von PEGIDA an den Pranger gestellt und pauschal verurteilt werden!
By the way, was ist eigentlich dein Argument? "Wir haben wenigstens ein Positionspapier, als sind wir besser, ehrlicher und demokratischer als NO-PEGIDA!"?
Bogeyman schrieb:
Auch ist es ein wenig lächerlich wenn man bei seiner Argumentation zu den 19 Punkten wofür die Pegida steht Dinge hinzu erfinden muss "kaufe denen das net ab das ist nur massentauglich gemacht!" um überhaupt argumentieren zu können.
Wer bitte soll Rechtsradikalen glauben, dass sie nur aus purer Nächstenliebe über die Asylpolitik reden wollen oder dass sie es gut mit (der großen Mehrheit der) integrierten Zuwanderern meinen? Soll ich wirklich glauben, dass Bachmann, Oertel, Däbritz, Rösler, Dittmer, Nobile, Tallacker, Hohnstädter oder die vielen rechtsradikalen Mitläufer und Gruppierungen in der PEGIDA ein grundsätzlich positives, differenziertes Meinungsbild haben, dass einer Lösung zuträglich ist? Oder soll ich nicht doch glauben, dass es bei PEGIDA hinter der Fassade des Positionspapier eher darum geht, das Viehzeug los zu werden?
Weißt du was dein Problem und das Problem vieler anderer PEGIDA-Mitläufer ist? Euch fehlt die Abgrenzung zum rechtsradikalen Rand der Gesellschaft! Wen kümmern die ganzen Rechtsradikalen und das braune Gedankengut, solange das Positionspapier Themen anspricht, die dich bewegen, nicht wahr? So geht das aber nicht! Wer ein Manifest wie dieses Positionspapier verfasst, der muss auch nach diesem Manifest leben, um es mit Glaubwürdigkeit zu füllen, und das tut die PEGIDA nicht! Und ihr solltet euch eurer eigenen Glaubwürdigkeit wegen von der PEGIDA distanzieren - außer natürlich ihr findet das alles gut, was die PEGIDA da macht und tut. Aber dann heult auch nicht herum, wenn man euch in die rechte Ecke stellt!
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Und jetzt noch ein paar realistische Lösungen:
1 - Mehr Mittel für Bildung und Aufklärung. Diese hätte positive Wirkungen in beide Richtungen: Menschen aus bildunsgfernen Unterschichten können individueller betreut werden; weniger Menschen fallen durch das System. Gleichzeitig können Vorbehalte abgebaut und die Integration aller Menschen erleichtert werden. Ja, auch Deutsche müssen in die Gesellschaft integriert werden. Das ist nichts, was einem angeboren ist. Und Rechtsradikale sind genauso wenig integriert wie radikalisierte Zuwanderer (und beide Gruppen weisen erstaunliche Gemeinsamkeiten auf).
2 - Eine Wohnraumpolitik, die der Entwicklung von "Unterschichten-Ghettos" entgegenwirkt. Ich habe es bereits erwähnt: Siedlungen in den Händen von Konzernen fallen, die sich die Mieten vom Staat bezahlen lassen, entwickeln sich zwangsläufig zu einem Auffangbecken für Gescheiterte.
3 - Mehr sozialer Wohnraum, der gezielt außerhalb der Unterschichten-Milieus geschaffen wird.
4 - Ich stimme den Positionen der PEGIDA bezüglich der Asyl-Politik weitestgehend zu. An der Stelle muss aber auch die Öffentlichkeit an einer Lösung mitwirken, in dem die Einrichtung von Flüchtlingsheimen nicht fortwährend verhindert wird. Einer der vielen Punkte, an dem wir einfach mehr tun müssen, um die Bevölkerung aufzuklären und Ängste abzubauen (setzt natürlich auch voraus, dass die Menschen zuhören und nicht einfach von der Politik und der Öffentlichkeit in ihren Ansichten Recht bekommen wollen).
5 - Bezüglich der akuten ISIS-Problematik sollten wir die Ausreise von ISIS-Kämpfern erschweren.
6 - Wir brauchen ein EXIT-Programm für Jihadisten (auch für Rückkehrer). Die dänische Stadt Aarhus hat binnen eines Jahres die Zahl der "ISIS-Ausreisen" von 33 auf 1 senken können, einfach in dem man auf diese Menschen zugegangen ist und sich mit ihren auseinander gesetzt hat.
7 - Wir brauchen Strukturen zur Selbstregulierung im deutschen Islam. Kürzlich hat ein katholischer Pfarrer von sich Reden gemacht, der auf einer PEGIDA-Kundgebung den heiligen Kampf gegen Muslime und Türken beschworen hat. Dem Pfarrer wurde umgehend ein Predigtverbot erteilt. Vergleichbares muss auch im deutschen Islam geben, und dafür müssen wir ggf. die nötigen Strukturen schaffen.
8 - Schon bei einem Anfangsverdacht von terroristischen Aktivitäten muss m.E. durchgegriffen werden.