Meiner Meinung nach ist das größte Problem, dass viele Menschen ein falsches Bild von Geheimdiensten haben. Die sind keine etwas andere Polizei. Kein Freund und Helfer, der uns vor bösen Schurken beschützt. Und erst Recht keine Helden, die für Recht und Gerechtigkeit eintreten, auf die man sich blind verlassen kann.
Die Geheimdienste haben genau definierte Aufgaben. Im Kern geht es darum, die staatliche Ordnung aufrecht zu erhalten, bzw. Informationen zu sammeln, die die Regierung (und in Folge andere Behörden und z.B. das Militär) dazu befähigen, entsprechende Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen zu ergreifen.
(Die Geheimdienste selbst müss(t)en in einem Rechtsstaat passiv bleiben.)
Das Problem dabei ist, dass die Geheimdienste selbst dabei meist extrem weitreichende Befugnisse haben und kaum einer Kontrolle unterliegen, weil sie ja definitionsgemäß im Geheimen agieren.
So wichtig Geheimdienste für einen "wehrhaften" Staat sind, so gefährlich sind sie auch. Sie neigen extrem leicht dazu, sich selbstständig zu machen und zu einem Staat im Staate zu werden, der nach eigenem Ermessen handelt.
Auch wenn das große Ziel dabei noch immer der eigentlichen Aufgabenstellung entspricht, können die Methoden, zu denen Geheimdienste dafür greifen, großen Schaden anrichten und letztendlich eine größere Gefahr für die eigene (freiheitlich-rechtsstaatliche) staatliche Ordnung werden, als z.B. Terroristen oder feindliche Armeen.
Ich habe sehr viel mehr Angst vor den eigenen Geheimdiensten und denen von befreundeten Nationen, als vor allen Terroristen und sonstigen Kriminellen der Welt. Wenn man sich die Geschichte anschaut, fällt mir kein Beispiel dafür ein, dass irgendwann mal Terroristen es geschafft hätten, einen Staat unter ihre Kontrolle zu bringen oder ganz auszulöschen.
Aber Geheimdienste und auch außer Kontrolle geratene Regierungen machen sowas ständig.
Die einzige Möglichkeit, sich davor zu schützen, ist eine wirksame demokratische Kontrolle durch das Volk. Dafür muss alles bis ins Detail öffentlich gemacht werden, was die Regierung und ihre Behörden, einschließlich Geheimdiensten, so treiben, damit die Wähler entscheiden können, ob sie damit einverstanden sind oder nicht.
Einzelne aktuelle Operationen mögen zeitweise Geheimhaltung notwendig machen, aber dass z.B. so eine flächendeckende, dauerhafte Totalüberwachungsmaßnahme wie PRISM dauerhaft im Geheimen ablaufen muss, kann mir keiner weiß machen.
Solche Informationen gehören an die Öffentlichkeit, denn sie sind notwendig, damit einewirksame demokratische Kontrolle der Geheimdienste und die verantwortlichen Regierungen stattfinden kann.
Snowden hat nur den Job gemacht, den Obama und der NSA-Chef versaut haben. Sei es aus Absicht oder aus Unfähigkeit bzw. Ahnungslosigkeit, warum es überhaupt sowas wie Demokratie gibt und wie sie funktioniert.
Und bei uns und in anderen Staaten läuft es offensichtlich genauso schief.