Nach Beobachtung Putins innerhalb der letzten Jahre scheint mir die Zuschreibung, er habe "einen an der Klatsche",nicht unbedingt zu kurz gefasst.
Als Heilsbringer nach der chaotischen Ära nach Jelzin in Szene gesetzt, sondert Putin im modernen Kontext merkwürdig revisionistische Größmachtsphantasien ab, die auf ein unbewältigten Napoleonkomplex schließen lassen.
Er bzw. Russlands großkopferte Militärs kündigen die Wiederherstellung des ehemaligen Großreichs an, pfuschen in die mittlerweile autonomen Anrainerstaaten hinein, investieren anderorts dringend benötigte Devisen in die Rüstung, lassen das Abgleiten in die Alltags- und Polizeikorruption zu, verfolgen innenpolitische Oppositionelle, vergiften heimtückisch und gemeingefährlich vermeintliche Widersacher und weisen im Gegensatz keinerlei nennenswerte Attribute auf, welche die markigen Sprüche Putins untermauern würden. Putin sägte tatsächlich ihm missgünstig gesonnene Olligarchen ab, doch ersetzte er sie lediglich durch eigene Gefolgsleute. Der traditionelle Geisel Russlands, die Wodka-Sucht, wurde nicht entschieden genug entgegen getreten - noch immer liegt die Lebenserwartung männlicher Russen bei afrikanischen 59,7 Jahren. Wie die Krise 2008 bloß stellte, ist Russlands Wirtschaftskraft noch immer existenziell abhängig von Rohstoffexporten bzw. deren Preisentwicklung. Einziges nennenswertes und selbstentwickeltes Exportgut neben Öl und Gas stellen Erzeugnisse des militärisch-industriellen Komplexes dar. Mit nicht selten zweifelhafter Kundschaft im Ausland.
Putin scheint ein Profilneurotiker mit Hang zu überkommenen Feindbildern zu sein. Man stelle sich vor, die Deutschen hätten nach der Revolution in der DDR einen Vertreter der Unterdrückungsnomenklatura wie Markus Wolf zum Bundeskanzler gewählt...