RogueSix schrieb:
Aus den in meinem Post genannten Gründen, die Du geflissentlich ignoriert hast. Warum sollte man wertvolle Eigenmittel verpulvern für den Bau von Fabs, die vielleicht in zwei bis drei Jahren am Start sind und die dann erst mal Jahre laufen müss(t)en, bevor die Investitions- und Anlaufkosten wieder drin sind?
In der Bilanz stehen Barmittel von 30 Mrd US $ Verbindlichkeiten von 23 Mrd US $ gegenüber. Und das ist ehrlich gesagt bei dem Investitionsausgaben von TSMC in den letzten Jahren sehr überraschend.
Meiner Meinung nach würde TSMC aktuell nicht so stark investieren, wenn sie es nicht weitgehend aus Eigenmitteln finanzieren könnten.
Das Halbleitergeschäft ist enorm riskant. Wenn die Fertigung nicht mit der gewünschten Ausbeute läuft, kann dies eine Firma ruinieren. Es sind die hohen Kosten und das Risiko, die immer mehr Halbleiterunternehmen dazu gebracht haben, auf die eigene Fertigung zu verzichten. Dieses Risiko zu beherrschen ist das Kerngeschäft von TSMC.
Und ich bin sicher dass wir sehr bald massive Überkapazitäten haben. Und wenn Du die die Verlautbarungen von TSMC genau liest, dann siehst Du, dass TSMC dasselbe erwartet. Natürlich steigt der Bedarf an Halbleitern, dafür sorgen alleine die Elektroautos mit ihren Akkus. Aber der tatsächliche Bedarf ist nicht so stark gestiegen, wie es die aktuelle Knappheit suggeriert. Wenn alle angekündigten Halbleiterfabriken laufen, wird es massive Überkapazitäten geben. TSMC als der momentan beste Halbleiterhersteller wird das gut überstehen. IMHO wird das z. B. GF nicht überleben.
RogueSix schrieb:
Die wertvollen Eigenmittel kann man gewinnbringend viel sinnvoller investieren und relativ sofort ein ROI erhalten.
In was soll ein Unternehmen dessen Kerngeschäft das Produzieren von Halbleitern ist, investieren als in Produktionsanlagen für Halbleiter? Sollen sie mit Aktien spekulieren? Sollen sie Bitcoins kaufen?
RogueSix schrieb:
Für langfristige Investitionen wie den Bau von Fabs sind Kredite mit langen Laufzeiten in Niedrigzinszeiten ideal.
Wenn ich das Geld habe, brauche ich keine Fremdmittel.
Wenn ich das Geld nicht habe, sind die Niedrigzinzen ideal. Jetzt lohnen sich auch Investitionen die nur eine geringe Rendite bieten.
Allerdings steigt in Niedrigzinzphasen das Risiko, dass unsinnige Investitionen finanziert werden. Also solche die Geld kosten.
RogueSix schrieb:
Und wie ich oben schon sagte... durch die sinnvolle und gewinnbringende Verwendung der Eigenmittel refinanzieren sich die Kredite von selbst.
Wenn ein Unternehmen mit der eigenen Geschäftstätigkeit eine geringere Rendite erzielt als durch Geldanlagen, dann stellt dies den Sinn des Unternehmens in Frage.
Also machen wir Mal ganz konkrete Rechnungen mit den Zahlen von TSMC
alle Zahlen ohne %-Zeichen in Mrd US$ | Gesamtjahr 2020 | 3. Quartal 2021 |
Eigenkapital | 65,342 | 74,588 |
Nettoergebnis | 18,189 | 5,614 |
Eigenkapitalrendite | 27,84 % im Jahr | 7,53 % im Quartal |
nur zur Info | | |
Bilanzsumme | 98,312 | 119,592 |
Eigenkapitalquote | 66,46 % | 62,37 % |
Bewertung von Fabriken und Equipment in der Bilanz
| 55,398 | 65,637 |
Kannst Du mir Geldanlagen nennen mit denen TSMC eine höhere Rendite erzielt?
RogueSix schrieb:
Keine Schulden machen, macht wirtschaftlich oft gar keinen Sinn.
Unternehmen brauchen eine hohe Liquität, deshalb haben alle Unternehmen ihre Kreditlinien. Die Barmittel liegen nur zum Teil auf den Geschäftskonten über die der Zahlungsverkehr läuft. Es kommt immer wieder vor dass die Geschäftskonten leer sind weil die Zahlungen der Kunden erst später erfolgen.
Wenn ein Unternehmen auf eine lohnende Investition verzichtet, weil es keine Kredite aufnehmen
will, dann ist das fahrlässig. Aber in Realität ist der viel häufigere Fall, dass ein Unternehmen keine Kredite aufnehmen
kann. Denn niemand leiht das Geld.
Und was bei dem ganzen echte-Unternehmen-müssen-verschuldet-sein-Gerede vergessen wird, wie viele Unternehmen insolvent gingen, weil die Kreditlinien gekürzt wurden oder nicht wie zugesichert erweitert wurden. Von Fremdkapital abhängig zu sein ist immer ein Risiko. Und das geht ein Unternehmen nur ein, wenn damit eine gute Rendite erwirtschaftet wird. Oder weil es ansonsten dicht machen muss.
RogueSix schrieb:
Jeder Großkonzern, auch solche, die im Geld schwimmen, haben Verbindlichkeiten. Weil es einfach nur Sinn macht.
Ja ich weiß Apple hat Anleihen platziert obwohl sie auf gigantischen Barmitteln sitzen. Hatte wohl steuerliche Gründe. Aber diese riesigen Barmittel herumliegen zu haben, hat auch Risiken. Dies ist bisher gut gegangen, weil Apple wohlgesinnte Anleger hat.
Ich sehe Apple als eine Abzockmaschine die Geld anhäuft und nichts damit anfangen kann. Es gibt drei sinnvolle Optionen:
- Mit dem Abzocken der Kunden und der Partner aufhören
- Das angehäufte Geld investieren
- Das angehäufte Geld an die Anteilseigner auszahlen damit diese es sinnvoll investieren
Die Verbindlichkeiten, die in den Jahresabschlüssen und Bilanzen ausgewiesen werden sind nur zum Teil Kredite von Banken oder Anleihen.
- Unternehmen bezahlen Rechnungen nicht sofort. Und diese noch nicht bezahlten Rechnungen für bereits erhaltene Leistungen, fallen unter Verbindlichkeiten.
- Unternehmen sichern Leistungen zu, solange diese noch nicht erbracht/bezahlt wurden fallen diese unter Verbindlichkeiten.
- Manchmal werden Unternehmen im voraus bezahlt
- ...
Von Kunden noch nicht bezahlte Rechnungen werden als Forderungen ausgewiesen.
Und Mal ganz konkret:
- Angenommen TSMC legt eine 5-Jahres-Anleihe auf. Wie hoch müsste die Rendite sein, dass Du eine für Dich nennenswerte Anlage in diese Anleihe riskierst?
- Du muss nur den Artikel und den Thread durchlesen, um die relevanten Risiken zu finden.
- Glaubst Du dass amerikanische oder deutschen Banken an TSMC einen billigen Kredit vergeben? Für die Fabrik in Arizona könnte TSMC relativ billige Kredite bekommen. Aber auch für die Fabriken in Taiwan?
- Setzen wir Mal 10 Mrd US$ zu 5 % Jahreszins an. Wie viel Zinsen muss TSMC pro Jahr zahlen?