Rauschen verhindern statt entfernen und gezielt entfernen

Martinus33

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Hallo,
ich habe ein H2N und sofern ich das für Aufnahmen verwende, höre ich ein leises Rauschen. Also wenn ich direkt mit dem Zoom aufnehme, aber auch bei Verwendung eines alten Sony Lavs höre ich das gleiche leise Rauschen. Volume ist auf 7 aufgedreht und das Ohr ganz am Gerät (kein Kopfhörer).

Da es mit dem angeschlossenem Lav genauso rauscht (hört sich echt gleich an) wie mit den Zoom-Mics, sind das offenbar die Vorverstärker im Zoom.

Ich habe mich ein wenig informiert zum Thema Mikro-Rauschen ect. und dazu zwei Fragen.

Keine gezielte Rauschentfernung?
Man kann dann mit z.B. Audacity das Rauschen weitgehend entfernen, aber darunter leidet immer auch die normale Sprache bzw. Aufnahme. Aber warum wenden alle immer die Rauschunterdrückung für die gesamte Aufnahme an? Warum nicht einfach nur für die Sprechpausen, wo man es deutlich(er) hört? O.K., ist aufwendiger, alle Stellen mit Sprechpausen durchzugehen, vor allem bei langen Aufnahmen, aber beim gesprochenen Ton hört man das Rauschen ja nicht.

Mit Audacity nicht bei Aufnahme verhinderbar?
Wenn man ein etwas rauschendes Mikro/Vorverstärker verwendet und direkt am PC mit einer Software wie Audacity aufnimmt, gibt es da keine Möglichkeit, gleich bei/vor der Aufnahme mit der SW das Rauschen rauszunehmen? Warum erst hinterher, mit den obigen Kollateralschäden?
 
Das erste wäre einfach ein Gate, gibt's auch in/für Audacity. Rauschen während der Aufnahme hätte keine qualitativen Vorteile, sondern nur Nachteile, weil man die Parameter irgendwie setzen müsste und später nicht mehr ändern könnte. Oder um Denkfehler vorzubeugen: Es gibt keine (Software-)Filter, die während der Aufnahme etwas machen können, was sie nach der Aufnahme nicht mehr schaffen.
 
Ich hab das größere H4N und bei mir rauscht nichts? :confused_alt: Zudem kann man hier einen Kompressor und (Noise)Gate vorschalten, was eigentlich das klassische Vorgeben bei Sprachaufnahmen ist.

Und es gibt mit professionellen Tools wie Wavelab IMHO SW-Plugins, die das genau machen, wie ein Denoiser.
 
PHuV schrieb:
Ich hab das größere H4N und bei mir rauscht nichts? :confused_alt: Zudem kann man hier einen Kompressor und (Noise)Gate vorschalten, was eigentlich das klassische Vorgeben bei Sprachaufnahmen ist.

Beim H2N gibt es nur einen "Lo-Cut", den man nur ein oder ausschalten kann und der hat nichts bewirkt. Ich vermute, der wirkt nur bei Mikrorauschen einer bestimmten Frequenz oder Ausprägung, ist aber wohl auch für Störgeräusche von außen gedacht. Kompressor gibt's im Zoom auch, aber für rauschen ist das glaube ich nicht gedacht, Comp/Limiter nennt sich das.
Oder meinst du außerhalb des Zoom, ein extra Gerät?
 
Zuletzt bearbeitet:
Amaoto schrieb:
Das erste wäre einfach ein Gate, gibt's auch in/für Audacity. Rauschen während der Aufnahme hätte keine qualitativen Vorteile, sondern nur Nachteile, weil man die Parameter irgendwie setzen müsste und später nicht mehr ändern könnte. Oder um Denkfehler vorzubeugen: Es gibt keine (Software-)Filter, die während der Aufnahme etwas machen können, was sie nach der Aufnahme nicht mehr schaffen.

Ist das ein extra Gerät, das man kaufen kann oder soll das eine verbaute Komponente im Zoom selbst sein? Welches Standardgerät wäre für meine Zwecke ausreichend und bewährt?

Der mögliche (war nur ne Idee von mir) Vorteil von "vorher/bei" der Aufnahme wäre gewesen, dass es nicht die gesamte Aufnahme betrifft, sondern dass man das dann gezielt auf die beabsichtigten Stellen/Frequenzen beschränken kann. Wenn die ganze Aufnahme hingegen schon fertig ist, scheint es unvermeidlich, immer auch die gesprochenen Stellen mit der Bearbeitung mit zu beeinflussen.

Außer eben man macht sich die Mühe, nur die Sprechpausen zu bearbeiten. Scheint aber niemand zu machen, deshalb wollte ich mal wissen, warum eigentlich nicht.
 
Gate ist einfach ein Effekt. Das gibt's zwar auch als Hardware, aber Software reicht in deinem Fall sehr wahrscheinlich aus. Für Audacity gibt es ein entsprechendes Nyquist Plug-in. Man kann auch VST-Effekte verwenden. Hier ist z.B. eine Liste an kostenlosen Gates: https://bedroomproducersblog.com/2012/01/17/bpb-freeware-studio-best-free-noise-gate-vstau-plugins/

Martinus33 schrieb:
Der mögliche (war nur ne Idee von mir) Vorteil von "vorher/bei" der Aufnahme wäre gewesen, dass es nicht die gesamte Aufnahme betrifft, sondern dass man das dann gezielt auf die beabsichtigten Stellen/Frequenzen beschränken kann. Wenn die ganze Aufnahme hingegen schon fertig ist, scheint es unvermeidlich, immer auch die gesprochenen Stellen mit der Bearbeitung mit zu beeinflussen.
Nein, es macht keinen Unterschied.
 
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O.K., also Software, extra Software oder Teil von Audacity.

Aber was ist dann der Unterschied zwischen einem Software Gate und der normalen Noise Reduction von Audacity (und ähnlichen Programmen)? Ist ein Gate intelligenter und verändert nur die Rauschgeräusche, ohne die Sprache zu beeinflussen oder was bringt es dann mehr gegenüber der Standard-Noise Reduktion?

So wie ich ein Gate verstehe, arbeitet es wie das Lo-Cut vom H2N, nur dass das nichts bringt in meinem Fall und gar nicht einstellbar ist (nur On oder Off).
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Gegenteil. Ein Gate ist relativ simpel. Im Grunde gibt es einen Schwellwert und wenn der Pegel unter diesen fällt (wie etwa in den Sprechpausen), wird das gesamte Signal stummgeschaltet. Offenbar wolltest du aber auch genau so etwas in der Richtung.

Ich denke, die besten Ergebnisse würde man hier mit einer Kombination aus beidem erzielen.
 
Verstehe, dann arbeitet so ein Gate wie das Lo-Cut vom H2N, nur dass das nichts bringt in meinem Fall und nicht einstellbar ist, z.B. bez. des Grenzwertes (nur On oder Off eines 80hz-Filters).

Also würde so ein Gate - anders als die übliche nachträgliche Standard Noise Reduction - wirklich nur die erwünschten Sprechpausen mit deren Hintergrundrauschen durch Preamps eliminieren.

Und - anders als die übliche nachträgliche Standard Noise Reduction - kann man damit tatsächlich alles an Rauschen ect. eliminieren, während die Noise Reduktion absichtlich immer ein paar dB übrig lässt, weil sonst die normale Sprache zu sehr leidet.

Sind das die zwei entscheidenden Unterschiede?
 
Martinus33 schrieb:
Verstehe, dann arbeitet so ein Gate wie das Lo-Cut vom H2N, nur dass das nichts bringt in meinem Fall und nicht einstellbar ist, z.B. bez. des Grenzwertes (nur On oder Off eines 80hz-Filters).
Lo-Cut ist ein Hochpassfilter. Damit werden nur bestimmte Frequenzen gefiltert. Aber es ist unabhängig vom Pegel.

Audacity ist eine tolle Software und sehr universell einsetzbar. Wenn man aber weiter in die Tiefe von verschiedenen Funktionen gehen möchte, stößt man irgendwann an Grenzen. Es gibt spezielle Software für solche ganz bestimmten Zwecke, wie Dialog von Wave Arts für Sprachproduktionen oder iZotope RX für allgemeine Audiorestauration. Du kannst auch die Demo von Adobes Audition testen. Da gibt's auch eine sehr ausgereifte, adaptive Rauschunterdrückung.
Aber ich bin sicher, dass man auch mit Audacity zu insgesamt akzeptablen Ergebnissen kommen kann. Einiges ist vielleicht nur etwas schwieriger umzusetzen.
 
PHuV schrieb:
Es hilft nichts, außer in eine bessere Hardware wie Preamps und Mics investieren. Brauchst Du das Gerät für unterwegs wegen Interviews etc?

Hilft nichts? Wozu gibt es dann diese Software Gates; wenn die zwei von mir genannten Vorteile gegenüber dem Standard Noise Reduktion zutreffen, dann sollte das doch klappen.

PHuV schrieb:

Danke für die Links, aber die beschreiben die bereits in Audacity eingebaute Standard Noise Reduktion. Ich habe jetzt noch zwei neue gute Mics bestellt, die noch nicht da sind und ich werde es dann mit denen probieren, aber die Standardmethode gefällt mir insofern nicht, als sie auch die nicht vom Rauschen betroffenen gesprochenen Teile verschlechtern.
Deshalb fragte ich ja, warum sich niemand die Mühe macht, diese Standardmethode nur auf die Sprechpausen anzuwenden, also nur dort das Rauschen zu entfernen, wo es gewünscht ist.
 
Blöde Frage für mich, da ich nur selten entrausche, aber mit dem Ergebnissen bisher an sich zufrieden war, ist für die die "Verschlechterung" so dramatisch?
 
Amaoto schrieb:
Lo-Cut ist ein Hochpassfilter. Damit werden nur bestimmte Frequenzen gefiltert. Aber es ist unabhängig vom Pegel.

Verstehe, dann scheinen die Rauschfrequenzen die falschen Frequenzen zu sein. Weil bei mir hat es wirklich gar nichts gebracht.


Amaoto schrieb:
Audacity ist eine tolle Software und sehr universell einsetzbar. Wenn man aber weiter in die Tiefe von verschiedenen Funktionen gehen möchte, stößt man irgendwann an Grenzen. Es gibt spezielle Software für solche ganz bestimmten Zwecke, wie Dialog von Wave Arts für Sprachproduktionen oder iZotope RX für allgemeine Audiorestauration. Du kannst auch die Demo von Adobes Audition testen. Da gibt's auch eine sehr ausgereifte, adaptive Rauschunterdrückung.
Aber ich bin sicher, dass man auch mit Audacity zu insgesamt akzeptablen Ergebnissen kommen kann. Einiges ist vielleicht nur etwas schwieriger umzusetzen.

Einerseits will ich möglichst nicht viel rummanipulieren. Andererseits, wenn ich etwas mache - ich habe mir einige abschreckende YT-Videos angesehen - nehme ich lieber ein leises Rauschen in Kauf, als ein unhörbares Rauschen zu haben, das die Stimme/Sound hörbar verschlechtert. Also die Standardmethode gefällt mir nicht. Von daher wäre ein Noise Gate schon besser, sofern es die zwei genannten Vorteile gegenüber den Standardtools hat.
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PHuV schrieb:
Blöde Frage für mich, da ich nur selten entrausche, aber mit dem Ergebnissen bisher an sich zufrieden war, ist für die die "Verschlechterung" so dramatisch?

Je weniger man mit der Standardmethode entrauscht, desto weniger verschlechtert es die Sprache, aber es wird halt auch weniger entrauscht. je mehr, desto mehr. In einigen YT-Videos verhindert man zwar die Verschlechterung bis hin zum Wasserblubbern, aber die Stimme klingt anders als vorher. Den preis mag ich nicht bezahlen. Es ist wohl tatsächlich so, wie bei einem der Links gesagt wird: Die Standardmethode zum Entrauschen ist eigentlich eine Wegnahme und Verschlechterung des Klangbildes.

Ich mag Authentizität und daher eine möglichst unverfälschte Stimme.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich die Geräte so höre, hör ich bei beiden kein Rauschen, das H4n Pro ist aber wirklich schon eine Verbesserung.
 
Der Kabelbinder schrieb:
Kauf dir doch einfach rauschfreie Hardware. Das wäre der unkomplizierteste Weg. :p

Das ist Plan B :) Ich habe das Behringer Interface noch auf dem Zettel und das Micbooster übrigens vorhin gekauft.

Vorher will ich mal rumprobieren, mit zwei Mics (Micbooster und Boya mit eigener Batterie) und dem Zoom alleine, außerdem mit den Mics direkt in der Kamera, deren Preamp relativ gut sein soll. Wobei das Kabel vom Micbooster zu kurz sein wird...

Kann schon sein, dass ich schlussendlich doch noch das Interface kaufe, weil das Rauschen beim Zoom offenbar nicht von den dessen Mics, sondern vom Preamp kommt. Und mit den Mics direkt an der Kamera/PC wird es wohl nicht ruhiger werden... Aber wenn es nur ein dezentes Rauschen wird, das sich noch zügeln lässt, ohne dass die Stimme verändert wird, dann habe ich auch gegen ein Gerät weniger und 100 EUR mehr im Geldbeutel nichts einzuwenden.
 
Warum verkaufst Du dann das H2N nicht und kaufst statt dessen ein H4N Pro? Wie gesagt, bei mir rauscht selbst mit dem alten H4N und den internen Mics nichts, und ich hab kein Noisegate eingeschaltet.
 
Martinus33 schrieb:
Kann schon sein, dass ich schlussendlich doch noch das Interface kaufe, weil das Rauschen beim Zoom offenbar nicht von den dessen Mics, sondern vom Preamp kommt. Und mit den Mics direkt an der Kamera/PC wird es wohl nicht ruhiger werden... Aber wenn es nur ein dezentes Rauschen wird, das sich noch zügeln lässt, ohne dass die Stimme verändert wird, dann habe ich auch gegen ein Gerät weniger und 100 EUR mehr im Geldbeutel nichts einzuwenden.
Ich gehe auch davon aus, dass die eingebauten Mikros selbst nicht sonderlich rauschfrei sein werden.

PHuV schrieb:
Leider hat Curtis dort (noch) mit offenem Eingang gemessen. Das gibt keine realitätsnahen Ergebnisse. Normalerweise würde man einen 150 Ohm Widerstand zwischen Hot und Cold schalten, um ein angeschlossenes Mikro zu simulieren.

Ist bei XLR aber eigentlich auch gar nicht das Thema. Die meisten mobilen Recorder haben ein Eigenrauschen (EIN) von um die -110 dBu oder besser. Bei Kondensatormikrofonen dominiert dann eher das Rauschen des Mikrofons (bzw. derer aktiver Komponenten) selbst.
Kritische Werte würde ich wenn, dann bei den über Plug-in-Power gespeisten 3,5 mm Eingängen erwarten. Die werden bei solchen Tests allerdings nur selten berücksichtigt.
 
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