Ich nehme das "es ist spät" als Entschuldigung an. Dann erkläre mir doch bitte mal, wie das bei einem PC oder einem TV ist, welche ich auch unter Netzwerkgeräte zähle, welcher dann
überraschenderweise eine Erdung hat. Dort ist der Schirm einer Netzwerkbuchse in der Regel mit dem PE-Leiter einer Steckdose verbunden. Einen reinen PE-Leiter haben wir wiederum im TN-C Netz nicht, sondern einen kombinierten "spannungsführenden" Nullleiter, welcher zeitgleich am Sternpunkt geerdet ist. Gerade das ist dort aber ein riesiges Problem. Nicht umsonst wurde diese Installationsvariante bereits 1973 verboten und darf nur noch unter Bestandsschutz betrieben werden.
Durch die Kombifunktion kommt durch moderne Netzwerkgeräte in dieser Netzform ein Problem zum tragen, welches man früher gar nicht auf dem Schirm hatte. Jeder Leiter hat einen gewissen Widerstand, auch der Nullleiter als Rückleiter zurück zum Sicherungskasten. Verbindet man nun Geräte, die am PE-Leiter hängen (und damit am Nullleiter), untereinander, so kommen die ohmschen Gesetze zum tragen. Der Strom teilt sich unweigerlich auf die beiden Verbindungen auf - natürlich fließt ein Großteil weiterhin über den Nullleiter ab, da dieser deutlich weniger Widerstand hat. Aber man wird in diesen Netzen immer einen gewissen Ausgleichsstrom feststellen, sobald man Erdungen verbindet.
Liegt jetzt ein Fehlerfall vor, also dass der Nulleiter an einer Stelle womöglich schon etwas hochohmig ist (was nach >50 Jahren Betrieb nicht ausgeschlossen werden kann), dann fließt womöglich plötzlich ein nicht unwesentlicher Strom über Erdverbindungen, sofern die jeweils andere Steckdose noch einen niederohmigen Nullleiter hat. Wo ich Dir beipflichten muss, das ist, dass die Fritzbox an einem Schaltnetzteil hängt und deswegen ein Ausgleichsstrom ihr nicht direkt schaden kann. Aber wir haben hier schon mal zwei Netzwerkkabel angeschlossen, die womöglich zu verschiedenen Räumen gehen und wo womöglich ein Ausgleichsstrom fließen kann und der fließt trotzdem durch die Box durch.
Im Übrigen musst Du mir bei Gelgenheit noch erklären, wie Du ein Netzwerkkabel in so alten Gebäudeinstallationen sauber erden möchtest.
Erfahrungsgemäß geht das nämlich nicht. Viele der Gebäude lassen sowas wie eine Potentialausgleichsschiene schmerzlichst vermissen und die Elektroinstallation ist teilweise als gemeingefährlich zu bezeichnen, wodurch ich sehr vorsichtig beim Thema Erdung wäre. Wasserrohre sind keine Erdung, auch wenn es viele noch aus früheren Zeiten denken. In solchen Gebäuden versuche ich tunlichst, Erdverbindungen zu vermeiden und lasse einen vorhandenen Schirm statisch wirken (also ohne verbunden zu sein). Ich werfe hier nochmal ein Beispiel nach, wo ich grad bei Wasserrohr als Erdung bin. Nur damit man sieht wie gefährlich Elektroinstallationen nach 50 Jahren sein können, obwohl sie damals zum Zeitpunkt ihrer Errichtung allen Normen entsprochen haben. Das liegt nicht daran, dass die Leute damals nicht wussten, was sie taten, sondern weil viele der Vorschriften einfach kacke waren und gespart werden musste.
Gab da mal bei uns den Fall, da ist immer das Telefonkabel im Boden geschmolzen. Hört sich doof an, war aber so. Hatten wir jetzt schon mehrmals, solche Fälle. Was war passiert? Siedlung aus den 60er-Jahren. Damals wurde noch ohne Potentialausgleich gearbeitet und als Erdung nahm man die Wasserleitung, was damals noch Eisenrohre waren. Hat auch alles wunderbar funktioniert. Irgendwann wurden die Eisenrohre vom Wasserzweckverband durch moderne Kunststoffrohre ersetzt. Was hat man dann? Eine Siedlung die elektrisch "in der Luft" hängt. Soweit aber noch kein Problem, nur bei einem der Häuser. Dort kam nämlich irgendwann ein zweiter Fehler dazu. Dort wurde der Neutralleiter, der ja mit dem PE-Leiter kombiniert war, hochohmig. Normalerweise würde spätestens dann ein vorhandener RCD auslösen oder man würde es bemerken, da man von sämtlichen Metallgehäusen von Elektrogeräten einen elektrischen Schlag bekommen würde.
Leider nicht hier, denn das Telefonkabel war an der Hausinstallation geerdet. Nachdem die Erdung des Hauses und der Nullleiter unterbrochen waren, war es plötzlich die beste Erdverbindung, die das Haus noch hatte und sämtlicher Strom (mehrere Ampere) floss über das Kabel ab. Bis es eben schmolz und das Problem auffiel. Der Leidtragende war der Monteur, der die Muffe vor dem Haus öffnete und erstmal einen richtigen Lichtbogen zog und da eigentlich gar nichts dafür konnte.
Soll heißen: Es bringt nichts, einfach so Begriffe wie "Erdung" in den Raum zu werfen ohne die Gesamtsituation zu kennen und zu beurteilen ob eine Schirmung und Erdung tatsächlich sinnvoll und notwendig ist. Selbst wenn sie durch moderne Standards vorgeschrieben ist (es ist z. B. auch Vorschrift den Telekom-APL zu erden), kann es schnell die schlechteste Idee werden, die man hatte.