Sw@rteX schrieb:
oder auch vernichten denn wer geht dann noch in die gute alte bibliothek ?
Ich würde mal sagen ... der weit überwiegende Teil der Menschen? Es ist nicht nur eine Frage der Technikaffinität verschiedener Generationen, sondern auch eine Frage der Vor- und Nachteile des Mediums Buch. Ich persönlich möchte "Krieg und Frieden" nicht an einem Monitor lesen ... in ein Buch kann ich einfach hinein schreiben ... es ist mobil und energieunabhängig ... es hat eine "Seele" (man kann es greifen, Erinnerungen damit verbinden, es hat eine Geschichte) ... ich kann drin am Stand oder in der Badewanne schmöckern (probiert das jemand ernsthaft mit einem elektronischen Lesegerät?).
Digitale Medien haben den Vorteil der leichten Handhabung: der Transportaufwand ist minimal, ich kann schnell eine riesige Menge Informationen nach Stichworten durchsuchen, Informationen können zu geringsten Kosten einer riesigen Menge von Nutzern zur Verfügung gestellt werden. Aber digitale Medien sind unter archivarischen Gesichtspunkten höchst fragwürdig.
Bücher überstehen hunderte von Jahren, wenn sie halbwegs vernünftig (trocken und dunkel) gelagert werden. Unsere digitalen Daten hingegen sind anfällig, bedürfen eines speziellen Umfeldes (in erster Linie Elektroenergie), sind ohne passende Software nicht lesbar. Ich habe wirklich die große Befürchtung, dass wir Vieles aus dem digitalen Zeitalter verlieren werden ... im persönlichen Bereich wird so mancher schon seine neueren Familienfotos unwiederbringlich verloren haben, während Uromas Foto aus dem Jahre 1910 noch friedlich auf dem Kaminsims steht.
Das Buch ist nicht tot und wird auch nicht sterben, dazu sind seine Vorteile zu gewichtig. Ziel muss es sein, analoge und digitale Exemplare parallel laufen zu lassen ... zur gegenseitigen archivarischen Absicherung und zur komfortablen Nutzung der enthaltenen Informationen. Verbrannte Bücher kann ich mit einer digitalen Kopie wieder herstellen, eine verlorene digitale Kopie kann ich erneut aus einem Buch einscannen. Aber können meine Ururururenkel in 350 Jahren noch meine .png Bilder öffnen?
Der Schritt zur Digitalisierung sämtlicher Bücher ist rundweg zu begrüßen. Wissen für die Allgemeinheit von neutraler nicht kommerzieller Seite aus zur Verfügung zu stellen ist die Aufgabe des Staates - Google digitalisiert ja nicht aus hehrer Menschenfreundschaft das "Weltwissen". Was die Kosten anbelangt ... ob nun *ein* Eurofighter (der x-fach soviel kostet wie dieses Projekt) mehr gekauft oder der Buchbestand des ganzen Landes digitalisiert wird, spielt doch die eher untergeordnete Rolle. Langfristig sind die digitalen Kopien mehr wert als ein Flugzeug, dass in 25 Jahren ausgemustert wird. Viele Staatsausgaben sind im Grunde fragwürdig oder unnötig, aber ein so offensichtlich gemeinnütziges kulturelles Projekt wie die "neue Bibliothek von Alexandria" ist es sicher nicht.
Fazit: Ein richtiger Schritt, nur weiter so. Jetzt muss noch das Urheberrecht und der berechtigte Anspruch des Einzelnen auf Wissen/Kultur in Einklang gebracht werden.
- Harold
Nachtrag:
hayden schrieb:
Die 5 Mio sind okay, aber dann bitte aus den GEZ Einnahmen.
Korrekterweise wären das die
Rundfunkgebühren - denn die treibt die GebührenEinzugsZentrale im Auftrag der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten ein. Was allerdings eine Onlinebibliothek mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu tun hat, erschließt sich mir nicht ... . Bibliotheken werden aus Steuergeldern und Nutzungsbeiträgen finanziert - warum sollte das hier denn anders sein? Aber in einem Punkte hast du nicht unrecht, in Zukunft sollte man wirklich über eine "Kulturpauschale" für alle Internetnutzer nachdenken (oder weiter bei der Finanzierung über die Steuern bleiben).