[Erfahrungsbericht]
CPU: AMD Ryzen 7 3800X
[Preisvergleich]
BOARD: ASRock Fatal1ty X470 Gaming K4
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RAM: G.Skill Trident Z RGB 32 GB (2x 16 GB) DDR4-3200 CL14-14-14-34
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Hallo Community,
zuerst einmal ein großes Dankeschön an
@oemmes, der mich mit seiner Idee nach einem eigenständigen Community- und Erfahrungsthread zu AMD Ryzen 3000 überhaupt erst auf die Idee einer Community-Datenbank gebracht hat. Außerdem möchte ich mich bei allen Community-Mitgliedern bedanken, die bereits jetzt ihre Erfahrungsberichte veröffentlicht und damit für das richtige Momentum zum Start gesorgt haben.
Deshalb möchte ich natürlich nicht zurückstehen und teile meine ersten Erfahrungen mit AMD Ryzen 3000 auch gerne mit euch.
Ich möchte zuerst einmal mit den positiven Teilaspekten anfangen und arbeite mich dann zu den nicht ganz so schönen Seiten der neuen CPUs vor. Ich habe hier aktuell einen 3800X und einen 3900X, da der 12-Kerner noch auf sein neues X570-Zuhause wartet, möchte ich mit dem 3800X beginnen, der 3900X folgt später.
1. Performance: Sehr positiv
Die Performance des 3800X hat mich von Beginn an überzeugt und exakt das gehalten was ich mir von ihr versprochen habe. Ich bin von einem 2700X auf Zen 2 umgestiegen.
1.1. Cinebench R15
Im Cinebench R15 ging es im Multicore-Test von 1.791 Punkten hoch auf 2.221, was einem Plus von fast 25 Prozent entspricht. Im Singlecore-Test lieferte mein 2700X exakt 175 Punkte, mein 3800X kommt auf stake 209 Punkte und somit auf rund 20 Prozent mehr.
Cinebench R15@2700X
Cinebench R15@3800X
1.2. Cinebench R20
Im Cinebench R20 zeichnet sich das gleiche Bild ab. Mein 3800X kann sich mit 5.074 Punkten (Multicore) und 519 Punkten (Singlecore) um gut 26 Prozent respektive 20 Prozent von meinem 2700X absetzen. Hab ich in der Form auch so erwartet und passt für mich.
Cinebench R20@2700X
Cinebench R20@3800X
Randnotiz: Der 3800X boostet im Singlecore-Test auf bis zu 4,525 GHz, all Core werden die Kerne im Multicore-Test auf 4,375 bis 4,425 GHz beschleunigt. Das gilt sowohl für Cinebench R15 als auch für R20.
1.3. Superposition
Im CPU-Limit bei Superposition @720p schlägt mein 3800X meinen 2700X mit 30.537 zu 24.274 Punkten und damit um gut 26 Prozent. Hier hätte ich mit 15-20 Prozent gerechnet und war positiv überrascht. Die Min.-fps stiegen von 114 fps auf 126 fps, die Avg.-fps von 180 fps auf 228 fps.
Dieses Bild bestätigte sich auch beim Spielen im CPU-Limit. Der 3800X schafft im Schnitt 15-20 Prozent mehr fps im CPU-Limit liefert deutlich höhere Min.- und Avg.-fps.
In Assassins Creed waren es mit dem 2700X durchschnittlich 87 fps mit dem 3800X durchschnittlich 105 fps. Ein Plus von 21 Prozent.
Superposition@2700X
Superposition@3800X
2. Die Plattform (inkl. Temperaturen und Verbrauch): Positiv
Hier gibt es nicht viel zu sagen, was nicht bereits im ComputerBase Test gesagt wurde. Mein 3800X läuft auf X470, zudem habe ich bereits mehrere 3600 und 3700X auf X570 verbaut und mein 3900X wird ebenfalls auf X570 sein Zuhause finden.
Ich kann bisher nichts negative darüber sagen, einen AMD Ryzen 3000 auf einem X470-Board laufen zu lassen. Auch die Temperaturen und der Verbrauch stimmen und liegen auf einem Niveau das zu erwarten war. Der be quiet! Dark Rock 4 kühlt den 3800X im Cinebench R20 (Multicore) auf 76 Grad, in Prime95 29.8 (Small FFTs max. Power/Heat) sind es 87 Grad.
3. RAM OC: Genial
In Sachen RAM OC bedeutet AMD Ryzen 3000 einen riesigen Sprung, vor allem der Speichercontroller in der CPU (der IMC) ist ein ganz anderes Kaliber als der in den Ryzen 2000 CPUs. Die Ergebnisse der
Ryzen - RAM OC Community sprechen eine deutliche Sprache. DDR4-3800 CL14 mit scharfen Sub-Timings und einem Fabric-Takt von 1900 MHz sind aktuell das Optimum und werden auch vielfach erreicht.
Ich persönlich habe es bisher wirklich langsam angehen lassen, bin aber dennoch sehr begeistert davon wie Zen 2 mit hohem Speichertakt umgeht und wie einfach RAM OC (wir sprechen hier nicht von 3800 CL14 und 1900er Fabric-Takt) mittlerweile geworden ist.
Ich möchte gerne mein aktuelles Daily Setting präsentieren, welches wirklich ohne viel Aufwand erreicht werden kann.
Kit: G.Skill Trident Z RGB 32 GB DDR4-3200 CL14-14-14-34-48-560 1T @1,35v
ICs: Samsung B-Dies
Latenz@Stock: 75,1 ns
Zur (schnellen) Optimierung nutze ich für Samsung B-Dies das 3600er Manual-Profil (anstelle von V1).
Dies resultiert in DDR4-3600 CL14-15-15-30-48-288 1T und ist eine ganze Ecke schneller als DDR4-3200 CL14-14-14-34-48-560 1T, sprich es hat höhere Lese-, Schreib- und Kopierdurchsätze und zudem eine bessere Latenz.
Dieses Profil aus dem DRAM Calculator gilt ausschließlich für Samsung B-Dies und nur dazu eine (schnell) optimierte Basis mit DDR4-3600 CL14 zu erhalten.
Das o.g. Profil war umgehend 20.000% Karhu-stabil, lief 6 Stunden mit CPU, FPU, Cache und Memory durch Aida64 und wurde dazu noch ausgiebig mit The Witcher III und Assassins Creed Odyssey getestet.
Ich würde die Spannung zudem ein wenig höher ansetzen als im Calculator.
1,43 bis 1,45v lassen mein Trident Z RGB Kit nach 3 Stunden The Witcher III gerade einmal 44 Grad warm werden.
Hier noch einmal die von mir genutzten Spannungen:
VDIMM: 1,43v (max. 1,45v)
VSOC: 1,1v
VDDG: 975mV
VDDP: 925mV
Ergebnis: 65,6 ns (- 9,5 ns)
Da ich mich nun recht zügig dem 3900X und dem neuen System widmen möchte, arbeite ich zur Zeit nur noch an DDR4-3733 CL14-15-15-30 mit einem Fabric-Takt von 1866 MHz und werde dann schauen wie sich der 3900X schlägt. Dazu gibt es natürlich dann auch einen ausführlichen Erfahrungsbericht. Der 3800X wandert zu meiner Ehefrau und wird da wohl mit dem o.g. 3600er Profil laufen, da es super alltagstauglich ist und keinerlei Schwierigkeiten macht.
Ganz lange Rede, kurzer Sinn - RAM OC mit Zen 2 macht richtig Spaß!
4. BIOS, AGESA, Tools und Chipsatztreiber: Katastrophal
So überzeugend die Zen-2-Mikroarchitektur und die Ryzen 3000 CPUs auch sein mögen, das gesamte Ökosystem drumherum, die BIOSe, die AGESA-Updates und die Fragmentierung deren Rollout von Hersteller zu Hersteller sowie der Chipsatztreiber, sind das glatte Gegenteil.
Weshalb muss ein professionelles Unternehmen in dem erwachsene Menschen arbeiten und die in Lisa Su eine tolle CEO haben, an einem so kindischen Quatsch wie einem Release Date am 7.7. festhalten? Abseits der Nerds hat das doch eh niemand mitbekommen. Wieder einmal schickt AMD eine nicht ausgereifte Plattform in den Kampf, geht’s noch unklüger?
Man hätte den 10.10. als Seitenhieb auf Intel wählen sollen, auch das wäre kindisch gewesen, aber dann wäre die Plattform reif beim Kunden und den Testern angekommen.
Nun für eigentlichen Kritik an BIOS, AGESA & Co., doch wo fang ich an, wo hör ich auf?
Vorweg: Ich habe mit ASRock ziemliches Glück, dort war man sehr zügig auf AGESA 1.0.0.3ABB und hatte ein recht brauchbares BIOS parat, aber ganz allgemein ist die AGESA-Situation doch kaum zu ertragen. Asus ist das beste Beispiel, da geht ja gefühlt gar nichts.
Jetzt mal im Detail. Ich spreche jetzt mal von meinem ASRock Board, da gibt’s für PBO folgende Anlaufstellen im BIOS:
- OC Tweaker
- CPU Configurator
- AMD CBS
- AMD Overclocking
Ich kann PBO also an vier verschiedenen Stellen im BIOS aktivieren und deaktivieren und die Schalter verhalten sich nicht einmal synchron zueinander. Ich kann PBO also z.B. an zwei Stellen aktivieren und an zwei weiteren deaktivieren, wow! Die Frage ist nun, welcher Schalter ist maßgebend? Völlig absurd.
Es wird aber noch besser, an allen vier Stellen kann ich PBO auch fein justieren, leider überall unterschiedlich. Mal mit einem PBO Scalar mit 10 Stufen, mal über die maximalen Ampere, an zwei weiteren Stellen gibt’s nur an, aus, Auto.
Bitte wer lässt sich so etwas einfallen? Nüchtern kann man auf sowas nicht kommen.
VDIMM, VSOC und VCORE lassen sich übrigens ebenfalls an vier Stellen einstellen, „nützlicher Weise“ jeweils zweimal in Volt, einmal in mV und einmal als Hex-Code. Ich falle vom Glauben ab.
Was passiert eigentlich wenn ich an allen vier Stellen einen anderen Spannungswert eintrage? Nimmt er den Durchschnitt?
Und keine Angst, ich weiß schon, dass das AMD CBS Menü „Hoheitsrechte“ genießt und schlussendlich das letzte Wort hat, aber dennoch ist ein solcher BIOS-Aufbau eine echte Schande.
Hinzu kommen fehlerhafte AGESA-Versionen, ein schlecht optimierter Treiber, Probleme mit Energiesparplänen, Shadow States und Monitoring Tools. Schlussendlich könnte man ja sagen, nehmen wir halt alle den Ryzen Master als Monitoring Tool, aber leider fängt der ja bei jeder Einstellung die man dort macht an irgendwelche REG-Dateien in die Registry zu schreiben.
Kurz und Knapp: Das Ökosystem rund um AMD Ryzen 3000 ist eine Katastrophe und wird den CPUs nicht gerecht.
Es bestand überhaupt keine Eile, denn eine 10-nm-CPU von Intel werden wir vor 2021 nicht auf dem Desktop zu sehen bekommen.
Ich ärgere mich maßlos über diese Schlampigkeiten und hoffe, dass AMD das schnell in den Griff bekommt.
Nicht startende Linux Distributionen und Spiele waren ebenfalls keine Glanzleistung.
UPDATE:
RAM-OC: DDR4-3733 CL14-15-15-30 mit FCLK 1866 MHz stabil
Ein kleines Update in Sachen RAM-OC. Mittlerweile sind die DDR4-3733 CL14-15-15-30 mit einem Fabric-Takt von 1866 MHz stabli und jetzt geht's an die DDR4-3800 Settings mit FCLK 1900 MHz die mein Freund
@stinger2k mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Ich halte euch auf dem Laufenden.
Durchlauf #1
Durchlauf #2