Erfahrungsbericht, neues System mit Ryzen 3700X wechsel von Xenon 1230 V2 @3,7 GHz ACT
Zuerst mal, ich hätte nie die Zeit gefunden mich mit dem Thema so auseinander zu setzen, wenn ich mir nicht bei einem Bikeunfall das Bein gebrochen hätte und so mehr oder weniger ans Haus bzw. den Schreibtisch gefesselt wäre.
Motherboard: Gigabyte Aorus B450I pro Wifi
CPU: Ryzen 3700X
Speicher: 2x16 GB Crucial Balistic Sport Rev.2, 3200 MHz 16 18 18 18 36 72 560
HDD: Crucial P1 NVMe 2 1,0 TB
Grafikkarte: EVGA GTX 1080
Das MB wurde schon mit dem F41 Bios ausgeliefert, sodass es bei der Erkennung des Ryzen 3700x keine Probleme gab.
System schnell zusammengebaut, Windows neu installiert, alle Treiber drauf und....läuft :-)
XMP Profil im Bios aktiviert und läuft auch mit 3200 MHz mit o.a. Timings.
Da ich das System zuerst in einem EVGA Hadron Air betrieben habe, hatte ich mich für den Standardkühler von AMD entschieden. Dieser sieht nicht nur gut aus (bin normaler weise kein Freund von LED Bling Bling) sondern liefert für einen Standardkühler auch eine vernünftige Kühlleistung mit einem auf dem Desktop akzeptablen Geräuschniveau. Später stellte sich jedoch heraus, dass die GTX 1080 und ein Ryzen 3700x für das Gehäuse nicht mit einem für mich erträglichen Geräuschniveau betrieben werden konnte wenn es ans spielen ging, sodass der Ryzen in ein größeres Gehäuse umziehen musste. Bei dieser Gelegenheit wurde auch gleich, da jetzt nicht mehr sichtbar, der original Kühler durch einen Arctic 34 E-Sport getauscht. Diesen Kühler kann ich sehr empfehlen, sehr leise mit einer für die Größe hervorragenden Kühlleistung. Das Ganze für etwas über 25 EUR!
Als nächstes musste dieses lästige Lüfter auf und ab von dem auch viele andere Ryzen-Besitzer geplagt sind weg! Dies ließ sich recht einfach mit der Lüftersteuerung des MB einstellen, fixe Drehzahl bis 60C° und auch das war erledigt.
Erste Test durchgeführt und die erwartete Leistung bekommen, erste Games installiert und auch da lief und läuft es rund. Das es mit besagter Graka aber eher ein Sidegrade ist, muss und sollte jedem der einen ähnlichen Schritt macht bewusst sein. Eine Neuanschaffung in Form einer 2080(Super) oder einer 2080Ti hätte deutlich mehr gebracht.
Ram OC, durch die hohe Präsenz der Ram OCler hier im Forum fing ich an mit dem Ram zu spielen, was sollte ich auch anderes tun mit der ledierten Haxe:-).
Hier die erste Enttäuschung, mein F41 Bios konnte nur 1700 MHz Fabric Takt einstellen.
Eine manuelle Erhöhung war aber möglich, bei einem Reset beim Austesten kam es dann jedoch immer zu dem Problem, dass diese manuelle Veränderung ein Rebooten des Systems verhinderte :-/
Nach einem kurzzeitigem Wechsel zu F40 (dazu später mehr), zurück auf das F41 Bios was man auf der Gigabyte Seite downloaden kann. Dieses F41 Bios hat die von mir beschriebenen Limitierung nicht mehr trotz gleicher Versionsnummer. Lange Rede kurzer Sinn, ich bin bei 3600 MHZ und Standardtimings geblieben.
Das genügt mir und bringt schon einen gewaltigen Schub.
So nun ein paar Fakten bezüglich Bios, Taktraten, Leistung und Stromverbrauch.
Mit dem F40 Bios erreicht man bei dem Gigabyte die mit Abstand höchste single Core Boost-Leistung, aber eine etwas schwächere Multicore-Leistung dies liegt darin begründet, dass der All-Core-Boost z.B. in Cinebench R20 auf knapp über 4000Mhz fällt im Single-Core aber fest bei ca. 4300 MHz verweilt. Bei weniger intensiven Anwendungen sieht man oft die 4400 MHz mit dem F40 Bios.
Ein ganz gutes Beispiel hierfür ist das Spiel Grimm Dawn dort liegen fast durchgehend 4400 MHz an.
In anderen Spielen unterscheidet sich das F40 und das F41 nicht.
Der große Nachteil des F40 Bios ist, dass die Soc-Power mit diesem deutlich höher ist wie mit dem F41, lt. HW Info 17,xx Watt zu 28-30,xx Watt. Dies ist kein Auslesefehler, ich konnte das Delta mit einem "Strom-Verbrauch-Messgerät" (Cost Check) nachprüfen. Es werden gute 10 Watt mehr verbraucht.
Bei dem F41 boostet die CPU faktisch nur beim Start auf 4300 MHZ und dann nie mehr außer beim Nichtstun :-) Das lässt sich auch mit den Cinebench R15 und R20 gut nachmessen, aber auch etwas geringere Last wie z.B. der Stresstest von CPU-Z eignet sich meiner Meinung sehr gut um mal zu gucken wie taktet Ryzen eigentlich.
Nachfolgendes bezieht sich nur auf das F41 Bios:
Ich wollte wissen wie verhält sich der Ryzen beim Idlen, was verbraucht das Ding, bei Last und beim nichts tun, was kann er leisten, bzw.wie schnell ist das System. Ihr wisst ja gebrochenes Bein uns so :-)
Test 1: F41 Bios, alles auf Standard, Ram XMP aktiviert auf 3600 MHz Timings 16-18-18-18-36-72-630
Wie man gut sehen kann, sehen wir das bekannte Verhalten und die bekannten Werte von einem Ryzen 3700X
1,469-1,475 Volt Spannung um den maximal hinterlegten Turbo zu erreichen.
Trotzdem bleibt das komplette System hier bei 51-53 Watt Stromverbrauch auf dem Desktop was ich für einen guten Wert halte.
Ich habe im Übrigen bewusst das Tool GPU-Z verwendet da man dort das Verhalten der Temperatur übersichtlich angezeigt bekommt und das Tool das System auch nicht übermäßig triggert, wenn ich Ryzenmaster anwerfe sieht die Templine eher aus wie ein Sägeblatt :-)
Alls nächstes Cynbench R20
Hier sieht man gut, Temp geht auf knapp 74C° und die CPU will gute 84 Watt für das Geleistete haben. Real liegen dann am Coast Check gute 152 Watt an. Cinebench ist sehr gut reproduzierbar, das System liegt immer erreicht immer + - 15 Punkte dies ist eindeutig in dem Bereich Messungenauigkeiten abzuhacken.
Was auffällt, mit dem Chipsatztreiber von AMD verliert das System reproduzierbar über 100 Punkte.
Ob dies am B450 oder einer sonstigen Besonderheit meines Systems liegt kann ich nicht sagen. Der Takt bleibt dabei gleich, ich konnte kein anderes Taktverhalten feststellen, wo die 100 Punkte verloren gehen, kann ich somit nicht sagen.
Als nächste das ganze mit Ryzenmaster übertaktet.
Dazu muss ich 2 Besonderheiten anmerken:
1.) Wenn man mit Ryzenmaster übertaktet muss dieses Tool ein paar Einstellungen vornehmen die man zumindest nicht im Bios meines Boards händisch einstellen kann. Mir ist es trotz aller Versuche nie geglückt ein gleiches Setup ohne den Ryzenmaster zu erstellen.
2.) Die Performance ist absolut identisch, ich habe auch Spieletests durchgeführt auch dort tut sich nichts Negatives. Der Stromverbrauch geht etwa zurück, im Cinebench R20 auf
+- 136 Watt.
Was das Besondere daran ist und wie man das erreichen kann möchte ich an den folgenden Bildern beschreiben.
Wie man sehen kann, wird die Spannung bei 1,369 Volt gedeckelt, dass resultiert dann in einem Turboboost von knapp 4200 MHz der wird aber auch dann angelegt wenn man nur einen Kern in Anspruch nimmt. Der Performanceverlust beträgt dann im Cinebench R20 Single Core 500 zu 483 Punkte, was ich gerne akzeptiere.
Denn zum einen knapp 1,5 Volt (geht es nur mir so auch wenn AMD nicht aufhört es als normal zu bezeichnen) ist irgendwie....ungewohnt.
Schöner Nebeneffekt sieht man wenn man auf die Templine von GPU-Z schaut, glatt wie ein Kinderpopo, gefällt mir.
Nun was bringt die vermeindliche Übertaktung?
Es bringt 0,00 trotzdem ist dies mein bevorzugtes Setting da das System unter Last etwas weniger Strom verbraucht und die Spikes in der Templine nur noch sporadisch auftreten.
Was habe ich eingestellt und wie habe ich es überprüft?
Im Ryzenmaster Profi 1 anwählen, und einfach auf automatische Übertaktung klicken.
Dann auf übernehmen/testen, das System wird dann neu gestartet.
Danach ins Bios zurück auf PBO gehen und dort +200 MHz einstelle, Spannungs und Boost Cap werden dadurch nicht mehr verändert.
Meine Vermutung: Ryzenmaster überprüft welcher Boost ist unter Last bei allen Kernen möglich und kappt dann dort den Voltage-Table und die damit verbundenen Boostmöglichkeiten für alle Kerne.
Wenn man so will, ist das der ACT von Ryzen.
Diese 4,200 GHz werden auch nur in Prime 95 und Cinebench R20 unterschritten, ansonsten steht der felsenfest sowohl in Spielen wie in Anwendungen auch Cinebench R15 läuft mit 4200 durch.
Ich gehe davon aus, dass bei meinem MB bei R20 und Prime eine Powerlimitierung vorliegt, denn die CPU ist weit weg von zu hohen Temps.
Bei Spielen, schwankte der Takt von 4100 MHz - 4250 MHz ohne die Übertaktung.
Mit dieser steht der Takt immer bei 4200 MHz. Rein von den FPS bewegt man sich z.B. bei The Division2 und dem dort vorhandenem Benchmark in 1920x1080 mit minimalen Details bei 194 FPS ohne Übertaktung (Durchschnitt von 3 Durchläufen) und 199 FPS mit Übertaktung.
Bei 1920x1080 mit maximalen Details ist die Graka schon wieder der limitierende Faktor und die Ergebnisse sind identisch.
Ryzen ist eigentlich eine echte 45 Watt CPU.
Als letztes für alle die hervorragende Leistung mit geringstem Stromverbrauch haben wollen, dafür auf ca.10 % Leistung verzichten können aber mal saftige 50% Strom sparen möchten.
Könnte auch interessant sein für Gewerbetreibende die auf hohe Rechenleistung angewiesen sind aber eben auch wirtschaftlich denken und entscheiden müssen.
Denkbar einfach, man geht ins Bios und deaktiviert den Core Performance Boost, wie man da hinkommt? Bei Gigabyte: Im Bios, MIT, Advanced Frequenz Settings, Advanced CPU Settings, Core Performance Boost --Disable.
Um es klar zu sagen, ich glaube, dass Ryzen 3000 so von AMD geplant war ehe man merkte, da geht auch mehr. Das Boostverhalten ist einwandfrei, die 3600 werden immer und überall erreicht das Verhalten auf dem Desktop ist so wie man es kennt (hier gibt es übrigens keinen Vorteil 50-53 Watt werden auch in diesem Modus benötigt).
Unter Last ist das schon einen ganz andere Hausnummer. Das ganze System verbraucht im Cinebench keine 100 Watt mehr, 97 Watt um konkret zu sein. Unabhängig ob das von mir verwendete Gerät Cost Check absolut genau misst, kann man doch so einiges aus dem Delta der zwei Messungen ableiten.
Bei Spielen liegt das Gesamtsystem mit der GTX 1080 bei 100% PT bei 225-230 Watt gemessen mit The Division2 da dies sowohl CPU wie auch GPU ordentlich ran nimmt.
Man verliert bei meinem Setup selbst bei 1920x1080 mit max Details keine Leistung wenn man dem internen Benchmark trauen darf und auch gefühlt habe ich jetzt nichts vermisst oder ist mir etwas negativ aufgefallen.
Dazu sei noch angemerkt, dass Ryzen wie ja allseits bekannt sehr am RAM hängt, mit CPB deaktiviert aber dem Speicher auf 3600 MHz mit standard Timings bekommt man bei FC New Dawn schon vergleichbare FPS im internen Benchmark wie mit Ryzen
@Standard (ca 4150-4250 MHz) und 2400 MHz mit 16er Timings. Das ist wirklich krass, fast 600 MHz kann man mit schnellem Speicher ohne großartiges Feintuning rausholen!?
Core Performance Boost deaktiviert.
1,031 Volt max und eine total glatte Templine.
Cinebench R20
4304 Punkte ca 10% langsamer wie mit Standard oder Auto-OC Settings und immer noch vergleichbar schnell wenn es um schiere Rechenleistung geht wie die Mitbewerber von Intel bei einem konkurrenzlos niedrigem Strombedarf. Ich habe das Bild leider nicht gespeichert aber HW Info sagt 46 Watt für die CPU alleine.
Das Ganze mit einer Temp von knapp 50C°.
Mein Fazit:
AMD hat vieles richtig gemacht und endlich wieder zu Intel aufgeschlossen oder besser gesagt überholt.
Trotzdem wirkt der Performance Boost irgendwie aufgesetzt. Verbrauch und Leistung sind immer noch gut, aber der "Bauer" hat schon recht wenn er sagt das Ding ist eigentlich mit der Brechstange von Haus aus übertaktet.
Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege würde auf einmal ein Ryzen 3800X auch Sinn ergeben.
Die Motivation ist einfach zu erklären, hätte man Ryzen 3000 mit 3,6 und 3,8 GHz gebracht, hätte AMD in Anwendungen mit Intel gleichgezogen und den Verbrauchsvorteil ganz auf seiner Seite.
In den Spielebenchmarks wäre der Abstand jedoch wieder zu groß gewesen um wirklich die Beachtung zu bekommen die man nun hat.
Ich glaube diese ist für AMD notwendig um in der Wahrnehmung der "Ottonormalverbraucher" wieder ein gutes Image aufzubauen, dann klappt es auch wieder mit dem OEM Geschäft.
Noch eine letzte Anmerkung in eigener Sache:
Ich habe ein Problem mit dem Ryzen-System nicht wegen den oben angesprochenen Punkten sondern in der Usebility.
Ich komme von einem Intel der Haswell Generation, bei diesem System das noch im Haus ist (steht jetzt bei meinem Junior, nur Graka wurde downgegradet :-) ) habe ich immer noch das Gefühl es läuft beim Arbeiten etwas schneller.
Ich bin jetzt nicht der schnellste auf der Tastatur aber bei den Programmen mit denen ich mich auskenne geht das mit der Mouse und Fenster auf und Bild rein usw. schon recht zackig. Nun habe ich das Problem, dass ich mit dem neuen System beim Fenster greifen oder auch beim Bild reinziehen öfter mal ins Leere greife. Ich hatte zuerst die neue Mouse in verdacht aber ein Wechsel zurück auf die Alte brachte keine Besserung.
Ebenso wenn man mehrere Programme öffnen will, Click click click und mit dem alten System gingen die nacheinander oder auch gleichzeitig auf. Mit dem neuen System muss ich öfter nachklicken weil das System den ersten Versuch nicht immer mit Aktion belohnt.
Doppelclick Einstellungen schon geändert, vordere und hintere USB Anschlüsse gewechselt, mit und ohne Treiber, Chipsatztreiber installiert und nicht installiert, es macht einfach keinen Unterschied. Ist jetzt nicht wirklich ein Beinbruch (ja ist ja schon gebrochen) und viele werden das überhaupt nicht merken aber mich nervt das.
Hat jemand ein Tipp, an was das liegen könnte?
Es spielt auch keine Rolle welche Software ich verwende, es passiert genau so bei z.B. Uplay und Steam, oft bleibt dann ein Programm einfach zu und ich muss nachklicken.
Update:
Gigabyte stellt seit dem 18.10.2019 für das kleine B450 Board das Bios F42G in der Version 1003ABBA bereit.
Ich habe dies aus Interesse mal ausprobiert und es steigert die Leistung der CPU, zumindest in den Benchmarks deutlich. Es liegen jetzt recht oft 4400 MHz an z.B. beim Laden oder auch beim oben schon erwähnten Spiel Grim Dawn. Bei hoher Last auf allen Kernen bleibt der Boost in der Regel knapp über 4200 MHz. Beim Spielen schwankten die Taktraten der CPU nun zwischen 4400 und 4150 MHz je nachdem was gerade auf dem Schirm los ist.
Was bringt es? In synthetischen Benchmarks knappe 2% :-) und das Gefühl, dass es von Anfang an so hätte sein sollen.
Das Ganze out of the Box, keine Limits erhöht, keine manuelle Anpassung, nur den Speicher per XMS Profil zuerst auf 3200 MHz übertaktet und dann den Multi auf 36 eingestellt.
Hier exemplarisch der Cinebench R20. Spiele kann ich leider nicht vergleichen, da die GTX 1080 einer RTX 2070 Super weichen musste.
Grüße