Schützenfest

phil.

búho retirado
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Feb. 2004
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Die Schützenfestsaison fängt an!
Als (zwangsläufiger) Teilnehmer vieler Schützenfeste, vor allem im Münsterland, möchte ich heute meine Erfahrungen und Regeln für diesen Überlebenskampf mitteilen.
Allerdings ist es durchaus möglich, dieses auch auf andere Veranstalltungen wie Oktoberfest zu übertragen.
Bevor jedoch jemand intensiv und live das ganze ausprobieren möchte empfehle ich zusätzlich diesen Thread zu lesen. Insgesamt scheint die Schlange den geistigen Getränken nicht abgeneigt zu sein.
Änhlichkeiten mit lebenden oder (an Alkohol) verstorbenen Personen sind jedoch zufällig.

Wie man professionell auf Schützenfesten säuft: für EXPERTEN!!!
Nur so geht das richtig!!!

1. Ein Bier bestellen geht gar nicht. Damit sagt man, daß man ne knickerige Sau ist, keine Freunde hat oder Antialkoholiker, quasi das Allerletzte.

2. Also immer mindestens zehn Stück, einen Meter oder ein ganzes Tablett. Nie vorher abzählen, wieviel Leute um einen herumstehen und dann genau die Anzahl bestellen. Am besten irgendeine Zahl über die Theke grölen und ab dafür.

3. Ganz falsch: Die Umstehenden fragen, ob sie überhaupt noch ein Bier haben wollen. Wichtige Regel: gefragt wird nicht. Saufen ist schließlich kein Spaß.

4. Wenn der Stoff da ist, nicht blöd rumgucken und überlegen, wem man denn eins in die Hand drücken soll. Am besten die Gläser wild in der Umgebung verteilen, denn nur so zeigt man seine Großzügigkeit. Nur der kleinkarierte Pisser stellt sich da an.

5. Wer zahlt wann welche Runde? In der Regel kommt jeder der Reihe nach dran. Ganz miese Wichser saufen die ersten neun Runden an der Theke mit und wenn sie an der Reihe wären, müssen sie plötzlich pissen. Der erste Besteller bestimmt meist die Dauer des Projekts: Wenn er zwölf Bier bestellt, müssen alle solange warten, bis zwölf Runden durch sind. Wichtig ist, daß der Strom nie abreißt. Also wenn alle noch die Hälfte im Glas haben, sofort die nächste Runde ordern und das neue Glas in die Hand drücken. Was voll peinlich ist: Mit zwei Gläsern in der Hand an der Theke stehen, deshalb ist Tempo angesagt beim reinschütten, ist schließlich kein Kindergeburtstag.

6. Richtig fiese Schweine bestellen zwischendurch noch ne Runde Korn oder die absolute Hölle "Meyers Bitter", eine Art grünes Schlangengift (Dank Green Mamba ;)), daß mit dem Eiter von toten Fröschen verfeinert wurde. Hier wird es ernst. Sollte sich so was andeuten, kann man bloß noch die Flucht ergreifen. Merke: Biersaufen kann man überleben auf dem Zeltfest mit etwas Planung und Glück; nach Meyers Bitter weigert sich sogar der Notarzt, diese Schweinerei wiederzubeleben.

7. Konsequent durchgezogen, bist Du normalerweise auf dem Zelt um halb Neun stramm wie die Kesselflicker. Geht natürlich nicht, weil Du kannst ja noch nicht Hause, wegen Verdacht auf Weichei. Was also dann? Pausen machen! Dafür sind in der Regel zwei Sachen vorgesehen: Bratwurstfressen und Tanzen.

Erstens: Bratwurstfressen
Vorteil: an der Bude gibst kein Meyers Bitter, da bist Du also ne zeitlang sicher vor der Alkoholvergiftung durch andere. Nu sind die Bratwurststände auf Zeltfesten immer so Konzipiert, daß die Nachfrage immer größer ist als das Angebot. In der Bude arbeiten auch meistens Fachkräfte, denen man beim Grillen die Schuhe besohlen kann.
Einzige Qualifikation: sie können mit einem Sauerstoffanteil in der Luft von unter 1% überleben, deswegen wirken sie auch so scheintot. Nu sagt der Laie: Watn Scheiß, das könnte man doch viel besser organisieren: zackzack kämen die Riemen übern Tresen.
Falsch: die mickrigen Bratwurstbuden mit den Untoten am Grill stehen da nicht aus Versehen, sondern absichtlich. Hier kann man Asyl beantragen von der Sauferei und je länger man auf den verkohlten Prengel warten muß, desto größer die Überlebenschance.

Zweitens: Tanzen
Im Vergleich zu Bratwurstfressen natürlich die schlechtere Wahl, weil anstrengend und mit Frauen. Aber irgendwann geht halt kein Riemen mehr reinin den Pansen und Du mußt in den sauren Apfel beißen. Also zack, einen Rochen von den Bänken gerissen und irgendwie bescheuerte Bewegungen machen. Wenn Du Glück hast, spielt die Kapelle mehr als zwei Stücke und Du kannst Dir ein paar Bier ausser Rippen schwitzen. Hast Du Pech, kommt sofort nachm ersten Stück der Thekenmarsch und Du stehst wieder da, von wo Du gerade geflohen bist.

Drittens: Sektbar
Eine richtig gruselige Bude, quasi die Abferkelbox im Festzelt. Hier iss es so voll und eng, hier bleibst Du auch noch stehen, wenns eigentlich nicht mehr geht. Es soll schon Kriegsverletzte gegeben haben, denen hat man in der Sektbar beide Beinprothesen geklaut und sie habens nicht gemerkt. Doch der Preis, den Du für die Stehhilfe zahlst ist hoch: Du mußt Sekt saufen aus so mickrigen Blumenvasen, die man von der Spermaprobe beim Urologen kennt. Ziemlich eklig alles. Wenns keine Sektbar gibt, gibst meist ne Cocktailbar: Cocktail heißt im Zelt aber nicht Caipirinha oder Margerita sondern Fanta/Korn oder Korn mit Fanta.
Also vorsichtig. Hier kanns ganz schnell zuende gehen. Eine Alternative für den ganzen schnellen Weg ins Nirwana ist noch der hannoversche Zaubertrank: Lüttje Lage. Vom Preis-Leistungs-Verhältnis her immer noch ne reelle Sache: So besäuft sich der kritische Verbraucher und hat es ruckzuck geschafft. Doch bevor Du nach Hause darfst, kommt noch ein ganz wichtiger Punkt, nämlich...

Viertens: Kotzen
Klingt scheiße, Du wirst aber dankbar sein, wenn Dein Körper, Dir dieses Geschenk bereitet. Du hast Platz für neue Bratwürste und vielleicht sogar Glück, dass Du die letzten zwanzig Bier noch erwischt, bevor sie Dein Gehirn erreicht haben. Der Profi jedenfalls kotzt oft und gern. :kotz:
So jetzt wären wir auch schon bald beim Nachhause gehen. Haha. Wenn Du aber den Zeitpunkt verpaßt hast, und Du kommst vom Pissen oder Bratwurstkotzen wieder ins Zelt und es sind bloß noch zwanzig Mann übrig.
Ätsch: Arschkarte gezogen. Denn jetzt heißt es:

Fünftens: Die Letzten
Ab jetzt geht es um so spannende Sachen wie Faßaussaufen - es ist immer mehr drin, als Du denkst, oder Absacker trinken, wenns ein Meyers Bitter ist, kannst Du Dir gleich den Umweg über den Notarzt sparen und den Bestatter anrufen. Jeder paßt jetzt auf, daß keiner heimlich abhaut. Die ersten sacken einfach so vor der Theke zusammen, damit sie jedenfalls nicht noch mehr saufen müssen. Vorteil dieser Phase des Zeltfestes: Du mußt nicht mehr extra nach draußen latschen für Pissen und Kotzen: geht jetzt alles vor Ort.

Sechstens: Nach Hause
Fällt aus. Mach Dir keine Illusionen: alleine schaffst Du es nicht mehr,Taxis gibst nicht auf dem Land, und wenn, würden sie Dich nicht mitnehmen. Deine Frau kommt nicht, um Dich zu holen, die ist froh, daß dieses Wrack nicht in deiner Wohnung liegt und der Gestank in die Möbel zieht. Was bleibt ist...

Siebtens: Der Morgen danach
Die ersten Sonnenstrahlen brechen durch die Ritzen in der Zeltfestplane. Du wirst wach von einem Zungenkuß, wie Du ihn noch nie in Deinem Leben gekriegt hast. Leidenschaftlich küßt Du zurück. Dann machst Du Deine verklebten Augen auf und blickst in das fröhliche Gesicht des zottigen Köters von dem Zeltfritzen. Und mit einem eigenen Beitrag zum Thema Würfelhusten fängt der Tag wieder an.
Dein Kopf fühlt sich an wie nach einem Steckschuß. Jetzt hilft nur noch: Stützbier bis die Maschine wieder halbwegs normal läuft. Seid froh, daß die Schützenfest-Saison vorbei ist, wir alle hier können stolz und fröhlich sein, denn wieder einmal haben wir es überlebt.

Ende, :D

Und nun viel Spaß phil.
 
*clap* *clap* *clap*

wahnsinn, super witzig geschrieben und sehr realitätsgetreu beschrieben :D

dat gibt fettes Karma junge :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr lustig und gut geschrieben, weiter so. ;) Ich hoffe, du hast es nicht einfach irgendwoher kopiert. ;) Aber bei dir geh ich mal davon aus, dass es von dir ist. ;)

edit: Meine letzte Karmaverteilung an dich ist leider noch zu jung. ;)
 
Bis auf die Sache mit dem Hund habe ich das alles irgendwie auch schon mal erlebt ... :D :) Endgeiler Text, Respekt und Hut ab! :p

Ciao, Tiguar
 
Ich und kopieren? :heilig:
Nö nö, alles Erfahrungswerte.
marc3.gif


Wenn dieser, ein änlicher, nachgemachter oder verfälschter Text im Internet gefunden wird, handelt es selbstverständlich um eine (Raub)Kopie. ;)
Die nicht gemeldete Veröffentlichung wird mit nicht weniger als zwei Dutzend Runden Bier bestraft. Ort, Zeitpunkt und Anzahl der zu verköstigenden Personen wird von mir festgelegt. :D

Suche noch Tips für Weinfeste, Vereinsversammlungen und ähnliche Veranstaltungen, mit entsprechend sinnigen Charakter. :daumen:

Prost phil.
 
Schon leicht angestaubt das Dingens, aber immer wieder lustig. ;)
 
hammergeil

vorallem das mit dem bier "bestellen" kommt mir sehr bekannt vor...

von dem lüttje lage hab ich aber vorher noch nie was gehört.

EDIT:

wenn man bei google "meyers bitter" eingibt, findet sich komischerweise >10 der obige text :D

da haben wohl ganz ganz zufälligerweise ein paar leute genau das gleiche geschrieben wie phil.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sach ich doch, alle abgeschrieben. :D

Lüttje Lage kommt m. W. ursprünglich aus dem Raum Hannover, wo man ja auch sehr groß diese Tradition feiert.

Ich weiß nicht ob ich es richtig beschreibe, die Hannoveraner mögen mich verbessern. Bei uns wird es wie folgt getrunken:

Das Bierglas kommt zwischen Daumen und Zeigefinger, ein Schnapsglas mit 'nem "Kurzen" hält man mit dem Zeige und Mittelfinger der gleichen Hand fest.
Während man nun das Glas ansetzt und trinkt, läuft der Schnaps in den Bierstrom.
Die Wirkung ist nicht ganz so bombastisch wie beim Meyers Bitter. Viel braucht man aber davon auch nicht. ;)

Zum Wohle, phil.
 
Jaja...
Klingt alles sehr bekannt und wenn ichs mir so überlege freue ich mich auf den Sommer... wir haben hier 7 Dörfer in der Nähe, das bedeutet 7 mal ein Wochenende Schützenfest oder ähnliches... wir sind hier auf dem Land, da ist sowieso jede Feierlichkeit nur nen Vorwand um sich den Arsch zu zu hauen.....
 
achja...kleiner tipp von nem Ur Münsterländer was das ausschwitzen des Bieres angeht....Rostiger Nagel!
Nein ihr sollt nicht reintreten und vor Schmerz Blut und Wasser schwitzen. Ihr sollt ihn trinken. Ein Rostiger Nagel ist ein Schnaps Glas welches zur Hälfte Mit Tequilla und zur Hälfte mit Tabasco gefüllt wird. Kurz umrühren und runter damit. Alternativ geht auch ein rosa Wölckchen (statt Tequilla wird hier Doppelkorn genommen).
Hab ihr diesen geschluckt geht garantiert jedes Bier der letzten halben Stude unverzüglich in Schweiß über.
Das ganze hat allerdings eine Nebeneffekt. Man verspürt den unwiederstehlichen Drang mit viel Bier nachzuspülen was das ganze aber nur noch schlimmer macht.
Wer es nicht aushält geht zur Wurstbude und bettelt um Toastbrot.
cu all
lufkin
 
Dein Wort drauf?

Ich bin dieses Jahr auf zwei Schützenfeste in Gronau, kannst dir eines davon aussuchen.
Alleine probiere ich das nicht aus. :schluck:
 
phil. schrieb:
Dein Wort drauf?

Ich bin dieses Jahr auf zwei Schützenfeste in Gronau, kannst dir eines davon aussuchen.
Alleine probiere ich das nicht aus. :schluck:
Verdammt, sogar in meiner Heimat (Geburtsort Epe) treiben sich die Forumbaser rum.

Dann laß Dir mal das Rolink schmecken. ;)
 
Dann steht der Ort und Biersorte für das nächste FB Treffen fest. Vielleicht outen sich ja noch mehr als Ur-Münsterländer. :D

Edit: Das soll jetzt kein Aufruf sein! TeddyBiker hat gerade den Deutsch-Thread geschlossen. ;)
 
ENDGEIL! :D

Super phil.! :daumen:


Nun betrifft die ganze Sache aber Schützenfeste, aber Pfarrfeste haben auf jeden Fall so einen ähnlichen Charakter.


Meine Essener Saison hat vorgestern am Samstag den 05.06.2004 bei der Pfarrgemeinde St. Franziskus begonnen! :D :schluck:

Auf eine erfolgreiche spitzen Saison! :D
 
sag eins an. ich komm wohl.
bin atm über die termin nich so informiert.
@Teddy
Eperaner...brauchste auch n Waffenschein für n Seil?:D
cu all
lufkin
 
lufkin, das ist hart. :D Zum Glück verstehen das nur Insider.
Außerdem ist Teddy weggezogen. Dann passiert nichts mehr. Die Halskrankeit ist lokal und nur auf Epe beschränkt.

Vorschlag: Buterland ;)
 
das mußte sein:D sry.
Buterland is gut wann is das denn?
 
Buterland ist ätzend, die Jungs sind nicht trinkfest und baggern nur Kerle an.

In Epe ist schon wesentlich mehr los, stramme MädelZ und trinkfeste Bauern sorgen da für Hochstimmung; da wird in den Bülten alles genagelt, was nicht schnell genug auf die Bäume kommt. ;)

@luftkin:

Dann fahr mal wieder runter, nach Epe; was sich da an HochAdel und Kapital versammelt hat, ist schon nicht mehr feierlich. Gut, dass ich da 1977 'ne Flocke gemacht habe. ;)

Hier der Terminkalender
 
das mit dem nageln stimmt...gerne auch mal ne Cousine *duckundweg* :D
stimmt aber der Geldadel is in epe stark geworden dafür is die Innenstadt inzw. ziemlich tot (einkaufen usw.) keine chance gegen enschede besonders seit der zug wieder fährt.
 
17. Juli bis 19. Juli
Okay, ich habe noch "Dienst" bis zum Dienstag.
Eigentlich bin ich jeden Tag da. Montags ist ganz hart. Von 6:00 bis zum Nachmittag, wenn der Gockel runterkommt.
Ist eigentlich der beste Tag.
Zum Frühstück Aspirin, dann Bier / Schnaps anschließend Hering. Mit Bier gehts dann weiter. 8 Uhr ist der Pegel vom Vorabend erreicht.
Spätestens ab 12:00 braucht man keine Noten mehr (kann man eh nicht mehr lesen :freak:) Außerdem hört keiner mehr genau zu. :D

Hier ist auch ein Terminplan. ;)
Teddy, mach dich nicht unglücklich. Ich bin im Buterland geboren, aber auch 1989 weggezogen.
 
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