Kaboooom
Lt. Junior Grade
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Vor ein paar Monaten hat die erstmalige Verwendung von gegenderter Sprache bei Anne Will und Klaus Kleber im öffentlich-rechtlichen Fernsehen für kleine Schlagzeilen gesorgt. Gemeint ist die Verwendung allgemeiner Personenbezeichnungen mit Glottisschlag und weiblicher Endung (also "Steuerzahler*Innen" gesprochen mit kurzer Pause beim * statt "Steuerzahler"). Auch in etablierten Schriftmedien wird zunehmend auf die ein oder andere Weise "gendergerecht" formuliert. Nach meinem (persönlichen) Eindruck ist das seit etwa zwei bis drei Jahren bei der Mehrzahl der Online-Artikeln von Zeit und Spiegel der Fall und damit kein Nischenthema mehr.
Gendern steht also nicht nur vor der Tür sondern ist schon da und damit auch die Frage ob es bleiben soll bzw. kann. Das habe ich gedacht wäre ein guter Anlass für einen eigenen Thread, um über Sinn und Unsinn dieser Entwicklung zu diskutieren. Kurz: Was haltet ihr vom Gendern und wird es sich eurer Meinung nach langfristig durchsetzen?
Definition: Frei nach Wikipedia versteht man unter Gendern bzw. "geschlechtergerechter" Sprache die "in Bezug auf Personenbezeichnungen [sprachliche] Gleichbehandlung von Frauen und Männern".
Problematik: Genderbefürwörter sehen das vor allem im generischen Maskulinum nicht verwirklicht. Im Deutschen können grammatikalisch maskuline Begriffe (zum Beispiel "Schüler") beide Geschlechter (d.h. männliche und weibliche Schüler) bezeichnen. Der Vorwurf lautet, dass durch allein "männliche " Formulierungen Frauen sprachlich weniger sichtbar sind.
Stattdessen wird vorgeschlagen ...
Argumente Pro-Seite (skizziert):
Argumentation Contra-Seite (skizziert):
Gendern steht also nicht nur vor der Tür sondern ist schon da und damit auch die Frage ob es bleiben soll bzw. kann. Das habe ich gedacht wäre ein guter Anlass für einen eigenen Thread, um über Sinn und Unsinn dieser Entwicklung zu diskutieren. Kurz: Was haltet ihr vom Gendern und wird es sich eurer Meinung nach langfristig durchsetzen?
Definition: Frei nach Wikipedia versteht man unter Gendern bzw. "geschlechtergerechter" Sprache die "in Bezug auf Personenbezeichnungen [sprachliche] Gleichbehandlung von Frauen und Männern".
Problematik: Genderbefürwörter sehen das vor allem im generischen Maskulinum nicht verwirklicht. Im Deutschen können grammatikalisch maskuline Begriffe (zum Beispiel "Schüler") beide Geschlechter (d.h. männliche und weibliche Schüler) bezeichnen. Der Vorwurf lautet, dass durch allein "männliche " Formulierungen Frauen sprachlich weniger sichtbar sind.
Stattdessen wird vorgeschlagen ...
- Doppelnennungen ("Schülerinnen und Schüler")
- Genderstern & Co. (SchülerInnen, Schüler:Innen, Schüler*Innen)
- Generisches Femininum ("Schülerinnen" statt "Schüler")
- Partizipialkonstruktionen ("Studierende" statt "Studenten")
- Ausweichformulierungen ("Wer studiert soll ..." statt "Studenten sollen") und Begriffneuschöpfungen ("Stadtoberhaupt" statt "Bürgermeister", denn "Bürger*Innen*meister*Innen" wird schwierig)
Argumente Pro-Seite (skizziert):
- Frauen sind im generischen Maskulinum nur "mitgemeint" und sprachlich weniger sichtbar (untermauert durch Assoziationsstudien, d.h. dem versuchten Nachweis, dass bei maskulinen Begriffen öfter an Männer gedacht wird)
- Sprache schafft Realität bzw. formt Denken (Sapir-Whorf-Hypothese). Frauen geraten bei sprachlicher Unsichtbarkeit auch im realen Leben ins Hintertreffen.
- erbrachte Wertschätzung gegenüber Minderheiten (Frauen und "weitere Geschlechter")
- Fortschritt (Sprache verändert sich immer/generisches Maskulinum ist Relikt patriarchaler Gesellschaft und ist nicht mehr zeitgemäß)
Argumentation Contra-Seite (skizziert):
- Unnatürlicher/politisch motivierter Eingriff in die Sprache
- Verwechslung von Genus und Sexus (Es gibt kein tatsächlich "männliches" Geschlecht in der Grammatik. Die Bezeichnung sind volksethymologisch. "Die Gabel" ist nicht weiblich und "der Löffel" nicht männlich.)
- Genus ist kein Produkt von "patriarchaler Verschwörung" sondern Ergebnis ungerichteter und daher neutraler Sprachevolution. Die Dominanzen haben sich also nur zufällig so ausgeprägt, nicht weil das Patriarchat darauf eingewirkt hat.
- Vorwurf des Framings (umgekehrte Nachteilsbetrachtung möglich: einzig Frauen haben eine exklusive Wortform, Männer können nur über die generische Form angesprochen werden)
- das weibliche Genus ist grammatisch an anderen Stellen durchaus dominanter (Siezen, Pluralbildung ist immer weiblich: Mann => die Männer, die Mehrheit der Wörter im Duden ist feminin)
- viele Gendervorschläge zerstören vorhandene Sprachlogik (Partizipalkonstruktionen zum Beispiel drücken Gleichzeitigkeit aus, deshalb ist ein Student nicht das selbe wie ein Studierender. Bei falscher Verwendung verliert sich diese Ausdrucksmöglichkeit)
- Gründe für Assoziationseffekte sind umstritten (bei einer "Koryphäe im Bereich der theoretischen Physik" denkt trotz generischen Femininums - die Koryphäe - vermutlich niemand an eine Frau, sondern an einen Mann)