powerfx schrieb:
Und wenn Wave "obsolet" sein soll, nur weil FLAC ohne Qualitätsverlust eine höhere Komprimierung hat, dann ist FLAC erst recht obsolet, denn im Vergleich zu anderen bekannten Lossless-Codecs hat es mit die geringste Komprimierung (siehe Grafik, aus der Arbeit von
Martijn van Beurden). Wenn man auf Vorteile eines unkomprimierten Formats verzichtet, wäre es demnach viel sinnvoller OptimFROG zu verwenden – identische Qualität, aber geringere Dateigröße...
Und um jetzt auch nochmal "klug zurückzuscheißen": Der effizienteste verlustfreie Audiocodec - sieht man sich die von dir zitierten Statistiken genauer an - ist nicht OptimFROG , sondern "
TAK" (= "Tom's lossless Audio Kompressor", "German Engineering"). Des weiteren noch "
FLAKE", der in dem Test allerdings gar nicht auftaucht. Dieser von einem Amerikaner entwickelt, jedoch wurde die Entwicklung dieses vielversprechenden Ablegers von FLAC leider schon in einem relativ frühen Stadium beendet. Größtes Manko beider ist und bleibt aber die
vollkommen fehlende Hardwareunterstützung seitens der Audiohardwarehersteller. OptimFROG erreicht nur deshalb die höchste Kompressionsrate, weil er extrem langsam kodiert, (maximal
40fach), also aufwändige Berechnungen anstellt, um dann auch nur auf eine durchschnittliche Kompression von knapp unter 42 % zu kommen. TAK higegen erreicht mit
420facher Kodiergeschwindigkeit ebenfalls eine Kompressionsrate von 42,5 %. Das sind nur 0,5 % mehr als OptimFROG - geschenkt!
Man sollte also nicht vergessen, daß der Wettstreit um den "besten verlustfreien Audiocodec" ein Wettstreit
in Nuancen ist. (Ganz so wie beim 100-Meter-Lauf, wo den Schnellsten zum Fünftplatzierten auch nur eine Zehntel Sekunde trennt.)
Nur um die Tabelle einmal objektiv zu interpretieren:
WAVE = 100 % (Originalgröße)
FLAC = 43,0 %
TAK = 42,5 %
OptimFROG = 42,0 % (allerdings sogar mit höchster Geschwindigkeit
10 x langsamer als TAK!)
In Hinblick auf die Einsparung, spielt es also fast keine Rolle, welchen Lossless-Codec man verwendet, solange man
überhaupt einen verwendet! Denn den größten Sprung in Sachen Dateiverkleinerung erreicht man bereits dann, wenn die Audiodatei mit einem verlustfreien Codec komprimiert wird. Zur Verwendung in der Praxis ist trotz der etwas schlechteren Komprimierung (nur 1% von FLAC zu OptimFROG)
FLAC der Vorzug zu geben. - Eben wegen der langen Existenz am Markt (bereits seit Anfang der 2000er Jahre) und der daraus resultierenden breiteren Hardwarunterstützung.
Und jetzt muß ich doch widersprechen, daß es "keine Rolle spielt" (obwohl ich das vorher auch sagte), ob man nun Musik komprimiert oder nicht, weil ja "Festplattenplatz ausreichend vorhanden und für jeden einzelnen nicht mehr allzu teuer ist". - Es spielt
sehr wohl eine Rolle, und zwar aufs Ganze - also im wahrsten Sinne des Wortes global - betrachtet! Zur Verdeutlichung meiner Behauptung: Angenommen, alle Musikliebhaber der Welt (sagen wir das sind 400 Millionen) speichern ihre Musik unkomprimiert im WAV-Format ab. Jeder einzelne benötigt dafür ebenfalls angenommen 500 GB an Speicherplatz. Das wären dann 400 Mio. Nutzer x 0,5 TB = 200 Mio. TB Festplattenspeicher, was zusammengerechnet ca.
100 Mio. Festplatten á 2 TB ergäbe. Würden alle den FLAC-Standard nutzen, würde man aber nur
43 Mio. Festplatten dafür benötigen. Somit könnte man dann die gesamten Rohstoffe samt Arbeits- und Energieaufwand, die für die Herstellung von 57 Mio. Festplatten nötig wären, einsparen. - Und das nur durch den simplen Einsatz von wenig rechenintensiver Software!
Und noch ein letztes:
powerfx schrieb:
Bei FLAC vs. MP3 spielt die Dateigröße keine Rolle mehr, aber bei FLAC vs. Wave schon, obwohl der prozentuale Unterschied viel kleiner ist?
Es bleibt der Vorwurf des Vergleichs von Äpfel mit Birnen! - Bei FLAC vs. Wave spielt die Größe deshalb eine Rolle, weil man letztendlich dasselbe bitgenaue Ergebnis beim Dekodieren der FLAC-Datei bekommt wie die WAVE-Datei schon ist. Die FLAC-Datei benötigt aber 55 % weniger Festplattenplatz als die unkomprimierte Wave, was einen eindeutigen, objektiven Vorteil gegenüber WAVE darstellt.
Bei FLAC vs. MP3 spielt die Dateigröße deshalb keine Rolle, weil FLAC eben in einer anderen Liga (= mit dem Original 100 % identisch) spielt, während MP3 dem Hörer nur die "Illusion" des Orignalsongs vorgaukelt, in Wirklichkeit aber ca. 85 % der Originaldaten schlichtweg nicht mehr vorhanden sind. Sie hat also mit dem Original nur noch scheinbar - durch die Unzulänglichkeit des menschlichen Gehörs - etwas gemein. Ein Hund oder eine Katze z.B. könnten auf Anhieb den Unterschied zwischen FLAC und MP3 "erkennen". Auch Menschen mit einem von der Norm aller anderen abweichenden Hörvermögen können dies.
tek9 schrieb:
Das davon abgeraten wird Lossy Codecs in andere Formate umzuwandeln, die wiederum Lossy sind, ist allerdings ein alter Hut. Deshalb macht es Sinn eine CD in ein verlustfreies Format zu rippen und anschließend je nach Bedarf zu konvertieren.
Auch hier gilt es, noch mit einen Mythos aufräumen: Es muß so 2005 oder 2006 gewesen sein, als ein paar Leute bei Hydrogenaudio auf die Idee kamen, die weit verbreitete Behauptung, daß Lossy-zu-Lossy-Transkodierungen zu einer merklichen Verminderung der Hörqualität der erzeugten Audiodatei führen würde, mit doppelt-blinden Hörtests zu überprüfen. Denn bis dahin hatte niemand ernsthaft bezweifelt, daß das Ergebnis einer Transkodierung von einem verlustbehafteten Audiocodec zum anderen (also z.B. MP3 zu Vorbis) sicherlich nichts anderes als "grausam" klingen würde und von jedem Laien das "Original" auf Anhieb von der "Kopie" zu unterscheiden wäre. Das Ergebnis verblüffte dann aber nicht nur Außenstehende, sondern sogar die Tester selbst: Es konnte - zumindest im ersten Durchgang (also nur bei einmaligem Durchlauf von Lossy-zu-Lossy-Kodierung) - nur eine sehr geringe Qualitätsverschlechterung festgestellt werden. Dies ließ sich beliebig zwischen den einzelnen Codecs reproduzieren: Also MP3 zu Vorbis, Nero-AAC zu MP3, Vorbis zu Nero-AAC usw. Immer war das Ergebnis, daß der Lossy-Transcode kaum vom Lossy-Original zu unterscheiden war. Man erklärte sich das im nachhinein so, daß alle verlustbehafteten Audiocodecs mehr oder weniger nach dem gleichen Prinzip arbeiten: Erst Maskierung (also Herausrechnen bzw. Fallenlassen) der vom menschlichen Gehör nicht wahrnehmbaren Audioteile wie Überlagerung sowie nicht hörbarer Frequenzen, sodann Komprimierung der verbliebenen Daten. Und genau an jenen Musikstellen, in der "Lossy-Codec 1" etwas hat herausfallen lassen, hätte dies eben "Lossy-Codec 2" auch getan. Und da man da wo nichts ist eben auch nichts mehr wegnehmen (also zerstören) kann, hielt sich der Schaden in Grenzen. Einzig das Herunterkodieren innerhalb eines Codecs (also z.B. von LAME VBR-V2 auf LAME VBR-V5) brachte sofort hörbare Qualitätsverluste mit sich. - Mit etwas Aufwand könnte ich diesen damaligen Test auch als Beweis wieder hervorkramen. Bis dahin müsst ihr mir das einfach GLAUBEN.
Edit:
Änderung verschiedener Formulierungen sowie von Satzbaufehlern.