Studium oder Arbeiten

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chakravorty

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Guten Abend,

an vielen Universitäten endet diese Woche die Einschreibefrist und ich beschäftige mich in den letzten Tagen mit nichts anderem als mit der Frage, ob ich studieren oder arbeiten sollte. Ich habe dieses Jahr meine Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung (wobei ich wenig mit Programmierung zu tun habe, bis auf Python, wo ich äußerst fit bin, und Fachinformatiker für Daten- und Prozessanalyse wohl die bessere Wahl gewesen wäre; ich arbeite in einer IT-Beratung mit aktuell ~250 Mitarbeitern und beschäftige mich mit Themen rund um Prozessoptimierung, Datenanalyse und ML-Implementierung) mit einem 1.3 IHK Schnitt abgeschlossen und wurde im Anschluss von meinem Ausbildungsbetrieb in Berlin übernommen. Ich habe zum Einstieg ein sehr gutes Einstiegsgehalt von 48K€/Jahr erhalten, was vor allem in Anbetracht von 100% HO und der Tatsache, dass ich selbst nicht im teuren Berlin wohne, sondern in einer sehr günstigen Kleinstadt in Sachsen.

Mir macht die Arbeit sehr viel Spaß und ich mit 2 Jahren Berufserfahrung sollten beim gleichen Arbeitgeber 57-62K€/Jahr realisierbar sein, bei 67K€/Jahr sollte dann mit 3 Jahre BE auch Schluss sein ohne neue Position mit mehr Führungsverantwortung. Neben der Tatsache, dass mir meine Arbeit viel Spaß macht und ich bei meinem Arbeitgeber sehr viele Möglichkeiten für eigenverantwortliches Handeln erhalte, ist eines meiner Lebensziele die Selbständigkeit bzw. eine möglichst gute Karriere, unter anderem im finanziellen Sinne. Ich frage mich, ob das tägliche Arbeiten das richtige Umfeld für das Ziel der eigenen Unternehmensgründung ist. Es macht mir Spaß in der Freizeit an eigenen Projekten, auch im Team zu arbeiten. Letztendlich soll es in diesem Thread um die Frage gehen, ob für mein Ziel, ein studentisches Umfeld nicht mehr Möglichkeiten zum Auffinden von Gleichgesinnten und auch mehr Freizeit, um an entsprechenden Projekten zu arbeiten schafft, als die Berufstätigkeit. Inwieweit mir ein Studium noch bessere Gehaltsaussichten verschafft, kann ich nicht wirklich einschätzen, denke aber, dass mir ein Studium nicht wirklich mehr Raum nach oben verschafft, oder sehe ich das falsch? Selbstverständlich möchte ich nicht nur wegen des Umfeldes zu studieren, sondern ich habe auch innerlich "richtig bock" mich mit komplexen Fragestellungen zu beschäftigen.

Folgende Optionen habe ich für mich in den letzten Tagen erarbeitet, bin hier jederzeit für Meinungen offen:

(a) Vollzeitnah arbeiten (30-34h/Woche) und ein berufsbegleitendes Studium aufnehmen (dadurch hätte ich sicherlich einen Aufwand von 60-65h/Woche und in den Jahren des Studiums kaum Zeit an eigenen Projekten zu arbeiten, gleichwohl aber die Möglichkeit zu studieren und damit meine zukünftige Position am Arbeitsmarkt zu verbessern als auch gleichzeitg Geld zu verdienen, in den 1-2 Jahren BE werde ich aber bei dieser Variante nicht mehr Geld verdienen als in einem Studium samt Nebentätigkeit, aufgrund von Steuerklasse 1 und Kosten für das berufsbegleitende Studium)


(b) Vollzeitstudium in einer Stadt mit einem guten Start-Up-Klima wie Berlin und einer Teilzeitbeschäftigung (10-20h/Woche; bei dieser Option hätte ich wahrscheinlich einen zeitlichen Aufwand von 40-55h/Woche, aber vorlesungsfreie Zeiten und somit am Ende wohl deutlich mehr Zeit, um Zeit in eigene Projekte zu investieren und vor allem im Studium möglicherweise Gleichgesinnte kennenzulernen; durch meine Ausbildung würde ich sicherlich mehr als in einem Werkstudentenjob verdienen und so mit BAFÖG in den ersten Jahren des Studiums vom Geld her ähnlich da stehen wie mit einer Vollzeitbeschäftigung; hier gilt es noch zu beachten, dass ich nicht umziehen möchte und deshalb immer 1-1,5 Stunde pro Strecke nach Berlin pendeln müsste, was für mich aber kein Problem wäre, da ich eine BahnCard 100 besitze und damit problemlos auch im Zug am Laptop arbeiten kann)

Ich würde mich sehr über euren Input freuen und ich bin für jeden Kommentar dankbar, da ich echt ein wenig verzweifelt bin und nicht weiß, für welchen Weg ich mich entscheiden soll. Ein Lebensziel ist die Gründung, aber ich möchte aber auch gleichzeitig durch Bildung die Möglichkeit wahren in der freien Wirtschaft durch Beschäftigung gutes Geld verdienen zu können.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Arbeiten! Ganz klar. Studium bedeutet eh nur Ärger und hat mit Programmieren reichlich wenig zu tun.
 
Von 48k/Jahr zu 67k/Jahr innerhalb von 3 Jahren, nach der Ausbildung und im gleichen Betrieb... finde ich sehr sportlich und sehr optimistisch. Aber viel Glück :)
 
Ich würde dir die Option a vorschlagen - Arbeiten + nebenberufliches Studium. Du lernst da doch noch mal was dazu und stellst dich für deine Zukunft auch deutlich besser mit auf.
 
Ich hatte auch zunächst eine Ausbildung als Fachinformatiker SI gemacht und anschließend Informatik studiert.
Für mich persönlich war es bestimmt eine der besten Entscheidungen meines Lebens, vor allem aus zwei Gründen.
1. Das Studium inkl. Auslandssemester war schlicht die beste Zeit in meinem Leben, ich trauere dem immer noch hinterher.
2. Ohne das Studium würde ich jetzt garantiert nicht ansatzweise so viel verdienen. Mein damaliges Systemhaus hätte mich zwar übernommen, aber die Gehälter waren ziemlich weit weg. Gute Positionen in großen Konzernen werden i.d.R. am besten bezahlt, und die Stellen bekommt man ohne Studium deutlich schwerer.

Wenn du es dir leisten kannst und Bock hast, würde ich schon alleine wegen Punkt 1 immer zu einem Studium raten.
Solltest du es machen, nimm auf jeden Fall ein Auslandssemester, gerne via Austauschprogramm wie Erasmus, mit.
 
"So viel verdienen" ist halt immer relativ. Was versteht du denn darunter? Hoher 6-stelliger Betrag oder gerade so Kratzen an der 100k Marke??
 
Letztes Jahr waren es 134k.
Natürlich gibt es immer Ausnahmen der Regeln, aber du wirst doch nicht abstreiten wollen, dass Akademiker im Schnitt ein höheres Gehalt haben, auch das Reinkommen ist leichter.
Ja, der Guru, der mit 8 Jahren programmieren gelernt hat und jetzt ohne Studium bei Google arbeitet mag das dreifache verdienen, aber von Ausnahmen rede ich nicht.
 
Bei dem Gehalt gehe ich mal vom Master aus. Also mind. 5 Jahre, oder geht das mittlerweile schneller?

Ohne Kosten für das Studium (chakravorty nennt ja sogar Bafög) und mit dem Einstiegsgehalt (halte ich für recht unwahrscheinlich) sind das bei den oben genannten Zahlen (48k im 1.+2. Jahr, 57k im 3. und 67k im 4.+5. Jahr) schon 4,2 Jahre die man benötigt, um das Geld nach dem nicht berufsbegleitenden Master wieder rein zu holen, wenn beide in den gut 4 Jahren keine weitere Gehaltssteigerung erfahren.

In der Realität dürfte ein Einstieg mit 134k€ in der Informatik recht unwahrschenlich sein. Außer für die von Dir genannten Überflieger oder wenn man während dem Studium exakt die passenden Kontakte knüpfen konnte, womit es noch länger dauert, bis man das Geld wieder drin hat und als Master ein höheres Lebenseinkommen erhält.

Je nach AG könnte man auch ab dem 3. Berufsjahr parallel ein Bachelor-Studium machen (oder, wie hier sogar angedeutet, schon ab dem 1. Jahr ein Master-Studium), den hohen Streß dafür in Kauf nehmen und hätte, wohl eher nach 6-7 Jahren, also mit immer noch mind. 150k€ Brutto-Mehrgehalt, auch den Master und es stehen einem die gut dotierten Stellen u.U. genauso offen.

Da es chakravorty wohl überwiegend (oder ausschließlich) um das Geld geht, ist das berufsbegleitende Studium für mich eher der Weg, um ein höheres Lebenseinkommen zu erreichen.

Wie er bei seinen Angaben auf die Rechnungen aus Vorschlag (b) kommt, ist mir ein Rätsel. Laut Internet wird der Hinzuverdienst ab einer gewissen Grenze auf das Bafög angerechnet. MIt den 36k€ Brutto (die 48k€ von 40h auf 30h herunter gerechnet) komme ich auf 3k€ Brutto/Monat oder 2k Netto. Dazu im Vergleich 1454€ Netto (934€ BAFÖG+520€ Hinzuverdienst). Aber gut, da mag es noch weitere Zuschüsse für Studenten geben.
 
Schlumpfbert schrieb:
Letztes Jahr waren es 134k.
Natürlich gibt es immer Ausnahmen der Regeln, aber du wirst doch nicht abstreiten wollen, dass Akademiker im Schnitt ein höheres Gehalt haben, auch das Reinkommen ist leichter.
Ja, der Guru, der mit 8 Jahren programmieren gelernt hat und jetzt ohne Studium bei Google arbeitet mag das dreifache verdienen, aber von Ausnahmen rede ich nicht.

Danke für deine Gehaltsindikation. Das hört sich für mich sehr nach einer Gruppenleiterfunktion im IGM Konzern an?
 
Mal ein paar Gedanken die mir beim Lesen des Eröffnungsbeitrags durch den Kopf gegangen sind:

1. Lebensziel ist Gründung. Dafür brauchst du vermutlich Startkapital, jede Menge Zeit und auch ein bisschen Glück. Ein Studienabschluss aber meines Erachtens nicht unbedingt.

2. Ein Studienabschluss ist was tolles, öffnet vermutlich viele Türen und Chancen, aber er garantiert dir noch lange nix. Ich wäre vorsichtig mit Vergleichsrechnungen wenn die eine Seite der Gleichung zu viele Mutmaßungen enthält.

3. Bafög: Wie schon erwähnt wird Hinzuverdienst angerechet. Außerdem muss die Hälfte davon auch irgendwann wieder zurückgezahlt werden, sofern sich an den Regelungen seit meiner Studienzeit nix geändert hat. Diese Hälfte (bei direkter Volltilgung gibt's noch ordentlich Rabatt) sollte mit in die Gleichung aufgenommen werden.

4. Ein kleiner persönlicher Tipp ausgehend von meiner Erfahrung: Du hast einen Job der dir Spaß macht, recht ordentlich bezahlt wird und offenbar eine ganz gute Zukunftsperspektive bietet. Ich würde mir gut überlegen, den auf's Spiel zu setzen, aber das musst du selbst entscheiden.
 
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@gymfan

Es geht nicht um 134k Einstiegsgehalt ... sondern einfach dass er aktuell 134k verdient und dies seines Erachtens eher durch das Studium erreichen konnte als ohne.
 
vaju schrieb:
Danke für deine Gehaltsindikation. Das hört sich für mich sehr nach einer Gruppenleiterfunktion im IGM Konzern an?
In einem Konzern ja, allerdings keinerlei Leitungsfunktion, das wollte und will ich nicht. Und ich stempel ganz normal mit einer 39-Stunden-Woche.
Die 134k waren natürlich auch nicht mein Einstiegsgehalt, das war damals sehr sehr viel niedriger, ich habe auch zwei mal die Firma gewechselt.
Aber eigentlich soll es hier ja gar nicht um mich gehen. Ich wollte nur deutlich machen, dass ich nicht glaube, dass ich einen Job mit ähnlichen Konditionen hätte, wenn ich damals einfach als FISI angefangen hätte.

Und mit meinem ersten Punkt wollte ich unterstreichen, dass zumindest für mich Geld bei weitem nicht alles ist und das Studium eine grandiose Zeit mit viel Spaß und Lebenserfahrung war, die ich keinesfalls missen möchte, völlig unabhängig von Geld.
 
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