Thread der heimlichen Analogiker

CaTFaN!

Pixelschubser
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Guten Abend zusammen,

vor einigen Monaten habe ich die analoge Fotografie für mich entdeckt. In der Hoffnung, das ich nicht der Einzige hier im Forum bin, der analog fotografiert und Spaß an einen eigenen Thread rund um die analoge Fotografie hat, gründe ich einfach mal einen solchen und bin gespannt, wer sich hier alles outet :cool_alt:

Mir geht es in diesem Thread in erster Linie darum, bisher "heimlichen Analogikern" einen Raum zu bieten, wo sie sich über diverse relevante Themen austauschen können. Seien es Fragen zu alten analogen Kameras, zur Filmentwicklung daheim, anstehenden Reparatur- und Reinigungsaktionen oder zum großen Thema der Hybrid-Fotografie und den Scannen von Negativen oder Dias - jedes Thema ist willkommen und soll ausführlich behandelt werden.

Um auch ein paar Worte über meine Motivation zu diesen Thread zu verlieren: Ich fotografiere nun schon seit mehreren Jahren digital, wollte aber auch erfahren wissen wie es ist, wenn ich das Foto nicht direkt nach der Aufnahme betrachten kann und noch eine Menge Arbeit (die mir sehr viel Spaß macht) hineinstecken muss, ehe ich das fertige Bild stolz in den Händen halte. Dieser Prozess hat mich in den letzten Monaten so in seinen Bann gezogen, dass meine digitale Kamera gelegentlich zu Hause bleibt und meine analoge Mittelformat-Kamera zum fotografieren ausgeführt wird. Ich habe so das Gefühl, noch aufmerksamer zu fotografieren, weil ich mich der "Langsamheit" der alten Dame anpassen muss.

Ab Mittelformat (hier 6x6) kann die Auflöung einer analogen Kamera (je nach verwendeten Scanner und nach ein wenig Nachschärfung) dann auch durchaus mit modernen Digitalkameras mithalten. Ich selbst bin nach jedem Scan immer wieder verblüfft, welche Qualität ein 120ger-Rollfilm mit einer gut 50 Jahre alten Kamera und Optik zum Vorschein bringt.



Ich hoffe, ich habe genügend Anreize zur Diskussion geschaffen. Jetzt seit ihr dran ;)
 
Zuletzt bearbeitet: (Weitere Bilder hinzugefügt)
Entwickelst du selbst oder lässt du entwickeln? Was kostet eigentlich so nen Film?

Ich besitze jetzt zwar keine Analogkamera (kommt garantiert irgendwann), aber ich kann mit dem bewusster Fotografieren bei mir ähnliches Berichten. Bei mir hat der Umstieg von Crop auf Vollformat wider erwarten dazu geführt, dass die Qualität meiner Bilder sank. Konnte mir das nicht erklären, bis ich meine Arbeitsweise hinterfragt habe beim fotografieren.
Durch die begrenzten Fähigkeiten meiner Cropkamera lies ich mir früher (unbewusst) mehr Zeit beim fotografieren und somit dem Aufbau des Bildes. Mit der Vollformat und dem ganzen Haufen Elektronik begann ich wieder mehr unbewusst einfach drauflos zu ballern wo sich ein halbwegs interessantes Motiv bot. Rest erledigt ja die Technik und / oder Lightroom. Der Spass am Fotografieren ging dabei eher in den Keller, weil die Resultate direkt in die Tonne wandern konnten.
Seitdem ich mir diesen irrweg bewusst bin, gehe ich meine Fotos bewusster an. Vorallem durch die Wahl der im Fokusbereich eher langsamen Objektive zwinge ich mich quasi dazu vorher über die Gestaltung des Bildes nachzudenken. Absolute Spassgranate ist hierbei für mich ein kürzlich erworbenes Tilt-Shift-Objektiv. Nun ist der Fokus manuell, dazu das manipulieren über die Schärfebene nach Scheimpflug. Alles andere als einfach und vorallem schnell, aber gerade dort liegt in der Langsamkeit der Spass am Fotografieren für mich.

Ähnliches Gefühl dürfte bei dir mit der analogen Kamera auftreten. Durch die erzwungene Langsamkeit entsteht das spätere Bild viel bewusster.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: (Text in verständliches Deutsch umgebaut)
Bei mir zuhause flattern noch eine Pentax ME, eine Pentax ME Super und eine Nikon F80 rum. Letztere ist für Interessierte, die von Digital kommen und mal in die analogen Zeiten reinschnuppern eine ausgezeichnete Wahl, erinnert sie vom Bedienkonzept doch schon sehr an heutige Nikon DSLRs. Komme in letzter Zeit leider kaum noch dazu die Analogen mal wieder ordentlich auszuführen, seit mein Scanner den Geist aufgegeben hat, fehlt mir da auch ein wichtiger Teil in der Weiterverarbeitungs-Kette. Aber es stimmt schon, mit nur ein paar Filmen in der Tasche fotografiert man weitaus bewusster und sorgfältiger, bei einer Digitalen schleicht sich da gerne mal wieder etwas Schludrigkeit ein ;-)
 
der_w schrieb:
Entwickelst du selbst oder lässt du entwickeln? Was kostet eigentlich so nen Film?

Ich entwickle selbst, ist auch gar nicht sonderlich schwer. Die nötigen Utensilien dafür sind recht günstig zu erhalten und die Chemie kostet je nach Entwicklungsprozess auch nicht allzuviel. Pro Foto müsste ich bei etwa 45-50 Cent liegen, wenn alle Kosten, also auch die des Films, zusammen fallen. Ein Film sollte nicht mehr als 4-5 Euro kosten, wobei es hier natürlich immer darauf ankommt, was du haben möchtest. Plus Minus 2 bis 3 Euro sind also durchaus möglich. Ich fotografiere im Moment mit dem Ilford FP4+ und der ist für 4,50 Euro zu haben. Mit meiner 6x6 passen da 12 Aufnahmen drauf, was gerundet 38 Cent pro unentwickelte Aufnahme macht.
 
Als ehemaliger 100%-Analogiker sage ich... alles mit Bedacht.... :D

Als Erlebnis ist Analogfotographie unerreicht - das Auslösegeräusch einer Praktika oder Zenit. Die fühlbare Mechanik in den Kameras. Das Hantieren mit Film. Und ja, das mit der Entschleunigung stimmt auf jeden Fall. Man überlegt mehr. Ist vorsichtiger und bedachter. Das Knipsen hört auf. Man fotographiert. Es ist alles ruhiger und belohnender. Jeder ambitionierte Fotograf sollte eine analoge Phase erleben.

Irgendwann hatte ich aber ältere Fotos entdeckt, die ich vor zig Jahren mit einer 50€ Samsung ES15-Digiknipse gemacht habe. Ich war entsetzt, wie viel besser die Bildqualität dieser Billigknipse im Vergleich zu den Scans meiner entwickelten Filme gewesen ist. Alles viel schärfer, kein störendes Korn, die Farben satter und klarer.

Das Problem sind nicht die analogen Kameras - das analoge Medium Film ist das Problem. Es ist wie VHS zu Bluray. Selbst der beste Scanner kann die Defizite nicht ausgleichen. Ich hoffe immer noch auf den E-Film. Irgendein Kickstarter-Projekt. Sowas halt. Dann hole ich all meine Kameras wieder aus dem Keller. Und bis dahin... PEN E-PL3 mit M42-Adapter. :)
 
Ich fördere ja nun schon zum zweiten mal mit dem Preis im Fotowettbewerb analoge Fotografie. Also, strengt euch an, dann gibt es die T70 mit dem 50mm 1.8. Einen cooleren Einstieg kann ich mir nicht Vorstellen. 80er Jahre in Perfektion.
War sowieso etwas - sagen wir verwundert - über die geringe Reaktion auf den Gewinn.
 
Megamind schrieb:
Ich fördere ja nun schon zum zweiten mal mit dem Preis im Fotowettbewerb analoge Fotografie. Also, strengt euch an, dann gibt es die T70 mit dem 50mm 1.8. Einen cooleren Einstieg kann ich mir nicht Vorstellen. 80er Jahre in Perfektion.
War sowieso etwas - sagen wir verwundert - über die geringe Reaktion auf den Gewinn.

Mit analoger Fotografie fangen viele jüngeren Datums nicht mehr viel an. Schon der begrenzte 'Speicher' der Filmrolle mit 24 oder 36 Bildern dürfte der heutigen Generation wenig Begeisterung auslösen. Und wie soll man erst sein letztes Selfie in FB posten ohne Netzanbindung / Display?
Leider habe ich den Wetbewerb erst jetzt gesehen. Habe bei mir sogar etwas passendes zum aktuellen Wettbewerbsthema auf Platte. Nur bin ich zu spät zum einreichen eines Fotos. Ärgert mich ein bisschen, mal schauen wer gewinnt und was das Thema im September ist.

CaTFan! könntest du einmal detailierter Aufschlüsseln was du genau zum Entwickeln verwendest an Chemie / Hardware? Mittelfristig möchte ich gerne auch wieder in Analog fotografieren und es wäre schön zu wissen was man so benötigt. Als ich das letzte mal selbst mit einer analogen SLR fotografiert habe, war ich nen kleiner Knirps im Vorschulalter. Die belichteten Filmrollen brachten meine Eltern dann zum Entwickeln in den nächsten Schleckermarkt. War immer ein spannendes Erlebnis, was denn nun in der Tüte war, wenn sie fertig entwickelt zurück kamen.
 
Okay, hier das volle Programm: Ich fotografiere nur mit S/W-Film, da ich hier keine Probleme mit Farbstichen in der späteren Verarbeitungskette habe. Das ist nämlich recht aufwändig zu bearbeiten beziehungsweise zu korrigieren. Außerdem gehört für mich in eine alte Kamera einfach ein S/W-Film hinein ;)

Im Moment fotografiere ich mit dem Ilford FP4+, welchen ich mit ID-11 im Verhältnis 1:3 mit Wasser, genau gesagt 110 ml zu 330 ml mische (meine Jobo Entwicklungsdose fasst 440 ml). Vorher den Film in die Spule bei absoulter Dunkelheit einspulen und in die Entwicklungsdose packen. Ich versuche immer bei 20 °C zu entwickeln, weil der Prozess dann nicht so fehleranfällig ist. Entwickler rein und dann nach Anweisung entwickeln (jede angefangene Minute 10 Sekunden kippen usw.).

Zum stoppen nehme ich Zitronensäure, aufgelöst in Wasser. Nach der Entwicklungszeit kippe ich den Entwickler weg und das Stoppbad rein. Das kippe ich dann 30 Sekunden lang und schütte es ebenfalls weg. Jetzt kommt das Fixierbad rein (da habe ich mir irgendwas aus dem Internet zusammengemischt, was genau müsste ich noch einmal nachschauen - da gibt es aber auch zig Rezepte im Internet). Das kippe ich alle 30 Sekunden für 10 Sekunden, insgesamt 5 Minuten.

Dannach den Film ordentlich wässern (ich kippe die Dose ununterbrochen und mache die ersten zwei mal nach 30 Sekunden neues Wasser rein, dannach jede Minute, insgesamt so um die 10-12 mal). Anschließend den Film aus der Dose nehmen und für 30 Sekunden in Mirasol baden, um Trockenflecken zu vermeiden. Einmal mit den Fingern abstreifen und Film aufhängen und um die 2 Stunden trocknen lassen.

Nun wird der Film geschnitten und in meinen Epson Perfection V700 gelegt, wo ich ihn mit 4800 dpi einscanne. In Lightroom verkleiner ich das Bild dann auf 5000 Pixel Kantenlänge (bei 6x6 macht das 25 Megapixel) und schärfe das Bild noch etwas per USM nach. Damit es auch wirklich S/W ist, setzte ich es in Lightroom auch auf S/W. Ein paar kleinere Korrekturen (Staub oder Kratzer entfernen, etwas an den Reglern spielen) und fertig ist das Foto ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Wer den Film in die Entwicklerdose einlegen/einspulen will, muss übrigens nicht zwangsläufig einen vollkommen dunklen Raum aufsuchen, was für den einen oder anderen durchaus schwierig werden kann. Es gibt relativ günstig sogenannte Dunkelsäcke zu kaufen in denen man diesen Schritt z.B. ganz bequem am Küchentisch sitzend ausführt. Zum üben kann man sich im Zweifel irgendwo günstig ein paar einfache Farbfilme kaufen und das Aufknacken der Dose + Einlegen quasi "gefahrlos" (für die späteren Bilder) üben. Wenn man es ein paar Mal gemacht hat, geht das relativ fix und gefahrlos von der Hand :-)
 
Danke für die ausführliche Anleitung. Aber der Scanner ist mit ca 550 EUR auch eine Ansage.
 
Jop, aber es lohnt sich. Alternativ einfach mal nach anderen Geräten wie den Canon 9000F (Mark II), Epson Perfection V500, V550 oder V600 Ausschau halten. Die haben zwar eine nicht ganz so hohe (tatsächliche Auflösung) wie der V700, leisten aber ebenso gute Dienste.

Der Canon 9000F schafft wie auch sein Nachfolger Mark II real um die 1700 dpi, der Epson V700 erreicht etwa 2300 dpi. Die günstigeren Epson Modelle schaffen angeblich etwas weniger als der Canon 9000F und liegen so bei 1500 bis 1600 dpi. Gebraucht sind alle der genannten Geräte recht günstig zu erhalten, der Canon 9000F sollte gebraucht bei etwa 140 Euro liegen und ist ein guter Einstieg in die Hybrid-Fotografie.

Der limitierende Faktor beim Scannen ist die Filmgröße. Aus einem Kleinbild-Negativ hole ich mit dem Epson V700 eine Auflösung von circa 6 Megapixel bei einem 2400-dpi-Scan raus, mit einem 6x6-Negativ sind es schon 25 Megapixel. Deswegen fotografiere ich auch nur mit einer Mittelformat-Kamera, eben damit es sich auch lohnt ;)

Mit einer 4x5" sind dann ganz schnell über 100 Megapixel drin :king:
 
Zuletzt bearbeitet: (Ergänzung)
Sofern ich einmal mit der Analogfotografie beginnen sollte, würde es wohl auch auf Mittelformat hinaus laufen. So viel kosten ja gebrauchte Kameras inkl. Objektiven nicht mehr. Zudem sprichst du mit der Filmgröße beim scannen etwas an, was ich so auch nicht wusste. 6MP aus einem normalen Kleinbildnegativ sind doch etwas wenig.
 
CatFan sind diese "100megapixel" nur Zahlen oder geben diese Filme diese Auflösung wirklich her? Also hat man wirklich diese Schärfe? Das würde mich mal interessieren.

Nebenbei : schöner Thread, ich hoffe es geht weiter und es werden Bilder gezeigt. :)
 
Mit einem richtigen Scanner geht die Auflösung auch noch höher. Schau Dir einfach mal 80 Jahre alte S/W Kinofilme am. Wenn der Film noch intakt ist, dann schaut 4K Digitalfilm in Sachen Detailgrad dumm aus der Wäsche. Das gilt natürlich auch für Fotografien.
 
BlubbsDE schrieb:
Mit einem richtigen Scanner geht die Auflösung auch noch höher. Schau Dir einfach mal 80 Jahre alte S/W Kinofilme am. Wenn der Film noch intakt ist, dann schaut 4K Digitalfilm in Sachen Detailgrad dumm aus der Wäsche. Das gilt natürlich auch für Fotografien.

Das macht Analogfotografie natürlich schon reizvoll, das Equipment gibt es sehr günstig und wie du sagst kann man damit eine sehr gute Qualität erzielen. Selbst Analoge Profikameras sind ja recht günstig glaub ich.
 
@Gustavo Fring

Analoge Filme geben diese Auflösung tatsächlich wieder, der limitierende Faktor ist in der Tat der Scanner. Ken Rockwell hat mal ein 80 Megapixel Foto hochgeladen, das er mit einer Mamiya 7 (eine 6x7) auf einen Fuji Velvia 50 aufgenommen und mit einem Minolta Dimage Scan Multi PRO eingescannt hat. Hier der Thread dazu: http://www.kenrockwell.com/mamiya/7.htm

Und hier das Foto:

Torino2-8bitsSH-10k.jpg
 
Und das Bild hat nur 1/10 der Auflösung des Originalscans. Das solltest Du nicht unerwähnt lassen. 15 MP, 10000x7939 Pixel gegen 150 MP. Die Datei wäre zu groß für eine Webseite.
 
Jop, aber das ist auch auf der Seite nachzulesen, ebenso das das Foto stark komprimiert wurde. Aber du hast natürlich recht, da geht noch viel mehr ;)
 

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