FUSION5, genau das ist es! Die 72TBW, 73TBW, 80TBW oder selbst 150TBW sind eine Angabe die bei den Consumer SSDs so gering gehalten wird, damit eben die Garantien nur an Heimanwender geleistet werden müssen, denn die schaffen diese 72TBW wie sie z.B. Crucial schon seid der C300 für alle SSDs ab 120GB pauschal angibt, sowieso nicht in den üblichen 3 oder 5 Jahren Garantiedauer. Die meisten kommen nur auf 2 bis 3 TB im Jahr und nur sehr wenige Heimanwender schaffen auch mal über 10TBW pro Jahr. Bei den 10 Jahren und 80TBW wie bei der SanDisk Extreme Pro mag das schon anders aussehen, weshalb ich diese 10 Jahre auch kritisch sehe und dafür persönlich keinen Cent mehr ausgeben würde, aber das muss jeder selbst wissen.
Wie sehr diese 72TBW von Crucial untertrieben sind, sieht man aber im Vergleich zur
Micron M500DC, für die bis zu 1.9PBW angegeben sind (Review bei Anandtech.com), z.B. für die 800GB Version. Die entspricht von den NANDs und dem Controller her der Crucial m500 960GB! Aber die FW ist anders und die Nutzkapazität deutlich geringer, womit auch die maximal Write Amplification (WA) im Worst Case (Random Writes auf randvolle SSD, also Steady State) deutlich geringer ausfallen wird. Dieselben 1.9PBW sind auch für die 480GB M500DC angegeben, die intern aber 768GiB NAND verbaut hat und damit mehr Over Provisioning (OP) besitzt als die 800GB M500DC, aber die wird, weil sie mehr OP besitzt, eine eben auch eine geringer maximal WA haben (die Performance im Steady State und damit auch die Performance consistency und die WA steht und fällt mit dem OP weshalb Enterprise SSD mehr davon ausweisen, teils fast 50%). Unter diesen schlechtesten Bedingungen, genau darauf beziehen sich die angegebenen TBW immer, auch bei Consumer-SSDs, wird die M500DC 480GB wegen des vielen OP eben genauso viele Daten schreiben können wie die mit 800GB Nutzkapazität, obwohl sich die Schreibzugriffe auf weniger NANDs verteilen müssen.
Wenn ich nun eine praktisch baugleiche m500 960GB mit nur 800GB nutzen, dann soll sie trotzdem nur 72TBW schaffen, also Faktor 26 weniger? Das soll alleine die FW ausmachen? Wer glaubt das ernsthaft?
Unter optimalen Bedingungen, also bei nicht gerade randvoller SSD und mehr sequentiellen Schreibzugriffen, Löschen von Dateien mit TRIM, so wie es bei Heimanwendern eben sein sollte, wird die 800GB Version dann natürlich mehr Daten schreiben als die kleinere 480GB M500DC, da hier die WA deutlich geringer ausfallen wird. Da sollte dann aber auch die viel günstigere Crucial m500 960GB ähnlich abschneiden wie die Micron M500DC 800GB, wenn sie auch ähnlich belastet wird und die NANDs wirklich die gleiche Qualitätsstufe haben, wie Anand behauptet.
Bzgl. der Validierung: Nach die Vorgabe der JESD 218 müssen bestimmte Wert für die Data Retention Time (DRT) und Fehlerrate (UBER) eingehalten werden, weshalb das tatsächliche Ende der Lebensdauer (also SSD kaputt) erst frühestens nach mindestens der doppelten Anzahl an P/E Zyklen auftreten darf, da man sonst davon ausgehen muss, dass die JESD 218 Vorgaben eben nicht erfüllt worden sind. In den Endurance Tests steigen gute SSDs erst aus, wenn sie die Daten schon gar nicht mehr halten oder schreiben können.
Außerdem hat Anand zu dem Thema im Review der Micron M500DC schon folgendes geschrieben, was ich auch Eingangs erwähnt habe:
Man lies sich am Besten die ganze Seite oder noch besser den ganzen Artikel durch.
Da steht z.B. auch was über die Stützkondensatoren sind, die bei der Enterprise SSD eben als Tantal Kondensatoren ausgeführt sind und auch reichen um die Userdaten aus dem Cache zurück zu schrieben, während es bei den Consumer SSD von Crucial Versionen einfach Kondensatoren sind, die wohl nur für die Verwaltungsdaten im Cache reichen. Die meisten anderen Consumer SSDs haben so ein Feature gar nicht und das soll eben auch davon abschrecken die billigen Consumer SSD in Enterpriseumgebungen einzusetzen. Ebenso haben die geringen TBW Angaben noch den Effekt, dass viele Enterprise User die HW gar nicht jenseits der Spezifikationen einsetzen dürfte und wenn nur wenige TBW erlaubt sind, müssten sie diese entsprechend oft wechseln, so dass die teuren Enterprise SSD am Ende doch billiger kommen, egal ob sie am Ende wirklich länger halten.
Ist doch klar, denn könnte man eine Überseecontainer auf dem Dachgepäckträger und einen im Kofferraum einer A-Klasse transportieren, dann würde kein Spediteur einen viel teureren LkW mehr bestellen, oder? Das klingt verrückt, aber bei den SSD ist es tatsächlich so, da leisten die guten Consumer-SSD ähnlich viel wie einige Enterprise SSD, zumindest wenn man sie entsprechend benutzt. Schaut euch mal
Test der Performance consistency in Anands Review der Samsung 850 Pro an, die schafft bei 25% OP über 30.000 IOPS im Steady State, dafür wurde kürzlich noch die Intel DC S3700 gefeiert und dann vergleicht mal die Preise der beiden.