duskstalker
Admiral
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UPDATE 30.11.20:
Es mehren sich Berichte über Funktionsstörungen der USB Ports auf Gigabyte AM4 Boards, vorallem mit Zen2 (Matisse) CPUs. Auch dieses hier vorgestellte Exemplar hat später beim Kunden ein dementsprechendes Verhalten gezeigt, wobei noch nicht klar ist, was hierfür die Ursache ist.
Gigabyte hat mittlerweile für dieses Board ein Bios Update veröffentlicht, das einen Fix für den USB 2 Controller Hub beinhaltet - inwiefern dieses Update die Probleme beseitigt, ist noch unklar. Es scheinen auch USB 3 Ports von dem Problem betroffen zu sein.
https://www.gigabyte.com/de/Motherboard/B550-AORUS-PRO-rev-10/support#support-dl-bios
Es gibt einen weiteren Lösungsansatz, der durch das Deaktivieren der C-States im Bios dem USB Fehlerteufel Beine machen soll.
Offenbar handelt es sich, zumindest in einigen Fällen, um ein Powermanagement-Problem.
Näheres dazu hier:
Bis die USB-Probleme gelöst sind, werde ich die Empfehlung für das Gigabyte B550 Aorus Pro zurückziehen.
Vorwort
Ein defekter R5 3600 und ein defektes MSI X470 Gaming Plus Max sowie meine strapazierten Nerven waren die drei Sterne, die sich letztlich in solch einer Konstellation befanden, dass das B550 Aorus Pro quasi aus dem Nichts auf meiner Türschwelle erschien. Zwei Radler und die Bitte von @Cerebral_Amoebe, sowie die Gigabyte Promotion für B550 Boards, für die ich nicht nur ein Paar Zeilen bei Mindfactory "droppen" wollte, haben dann zu dieser Aktion geführt. Das Board wurde nach dem Review einem Kunden übergeben.
Sie genießen, in Kooperation mit niemandem, ein Review aus der Feder eines Übermüdeten mit vielen Bildern, noch mehr Anglizismen und aus Zeitmangel wenig konkreten Zahlen, dafür Nähkästchen. Und Bilder. Große Bilder.
Inhalt:
1.1 Das Board - Übersicht
1.2 Layout und Ausstattung
2. UEFI
3. Eindrücke aus der Praxis
4. Abschließende Bewertung
1. Das Board - Übersicht
Das B550 Aorus Pro ist zum aktuellen Kurs von ~175€ etwa 35€ teurer als das B550 Aorus (nicht) Elite. Dieses war auch kurz in der engeren Auswahl, aber bei näherer Betrachtung des Boardlayouts hat sich ein ungutes Gefühl in der Magenregion ob der schlagseitigen Platzierung der knausrig spendierten Anschlüsse eingestellt. Hier bekommt man zwar die selbe CPU Spannungsversorgung mit schlechteren Heatsinks, aber das wars dann auch schon mit den "Pros" beim "Elite".
Warum ich für ein Downgrade in der Nomenklatur trotzdem mit 35€ Aufpreis gerne bezahlt habe, wird für dem geneigten Ethusiasten direkt ins Auge stechen wie dem Heuschnupfengeplagten ein Büschel Gras in der Blütezeit.
1.2 Layout und Ausstattung
Eine Auflistung der Features kann jeder selbst googeln (oder duckduckgoen) - aber nur hier gibts eine Onboard-Übersicht in Farbe!
Was dem (nicht) Elite an Layout und Ausstattung mangelt, ist wohl dem Pro zugetragen worden.
Wir zählen 6 individuell ansteuerbare und gut platzierte Fanheader mit jeweils einem eigenen Temperaturinput für die Lüfterkurve plus zwei für CPU, die ebenfalls getrennt steuerbar sind (aufgepasst Asus: GETRENNT STEUERBAR). Wenn wir schon beim Temperaturinput sind - das Board bietet zwei Temperatursensorenanschlüsse, die als Quelle für die Lüftersteuerung ausgewählt werden können; Das heißt natürlich, wenn man die Sensoren schon hat, denn es liegen keine bei. In dem Preisbereich trotzdem sehr nett.
Damit ist das Board in der Lage eine komplette Wasserkühlung mit 2x360mm Radiatoren + Pumpe + Lüfter neben dem IO Panel anzusteuern, inklusive einem Sensor für die Wassertemperatur und einem für den Kaffee. Hier kann man zu Ehren auch mal kurz aufstehen und applaudieren - gut reicht, hinsetzen, es geht weiter.
Beim Front-IO muss man hingegen feststellen, dass B550 irgendwie doch nur Midrange ist - einen USB Typ C Header sucht man vergeblich. Ein Plus hingegen ist der Kombisteckerrahmen für die Frontanschlüsse, den man vor dem Anstecken mit Power, Reset und LED einrastend bestücken kann und das Geraffel ist mit nur einem Handgriff zusätzlich gesichert am Board. "I got the Power" - anstatt "Reset", wenn sich beim Kabelmanagement mal wieder einer der garstigen Stecker löst. Zurück zum USB: Ein normaler USB 3.2 Header befindet sich unten am Board. Verlegetechnisch ist mir der USB Header auf der rechten Seite lieber und es wäre sogar noch etwas Platz gewesen. Aber es ist noch verschmerzbar.
Weniger verschmerzbar sind die Troubleshooting LEDs - quadratisch angeordnet, unpraktisch, rot. Das nächste mal bitte farbcodiert, damit man nicht mit Taschenlampe im Mund im Gehäuse auf Tauchstation gehen muss.
Ein Postcode hat es leider nicht aufs Board geschafft, aber mit farbcodierten LEDs wäre das schon eine ganz brauchbare Lösung.
Ein Clear-Cmos Button hätte es aber auch schon gerne sein dürfen - sogar auf dem X470 Gaming Plus Max für derzeit rund 105€ gibts so einen göttlichen Taster. Apropos Bios und fehlt - diesmal aber im positiven Sinne: Dual Bios ohne Switch - das Board hat Single Bios mit Bios Flashback. Dual Bios mit der Umschaltherrschaft beim Board ist etwa so erträglich wie zwei Stunden Schlagerhits 1970 bis heute mit Andy Borg. Deutscher Schlager ist international, also weiß man auch in Taiwan, dass jetzt damit langsam mal gut ist.
Offenbar ist das gesparte Budget vom nicht vorhandenen Bios Switch und der Farbcodierung der LEDs in RGB Header investiert worden. Es gibt drei 12V RGB Header und zwei ARGB Header. Jeweils zwei oben rechts und unten links und einen 12V neben dem CPU Sockel.
Wer hier ein buntes Gourmetmahl für Nachtfalter erwartet, dem sei gesagt: RGB Fusion 2.0. Das müssen schon sehr anspruchslose Nachfalter sein, damit hier heiter falternde Freude aufkommt. Mit der Software hätten es auch 5 RGB Header weniger sein können. Also es leuchtet, aber der integrierte ARGB Controller im Lian Li Lancool 2 bietet einen ähnlichen Umfang und hat bessere Effekte. Aber bei der Bedienung mit Maus punktet RGB Fusion 2.0 gegenüber den zwei Knöpfen am Lancool 2. Bei MSI wird man auch nicht gerade verwöhnt, aber das war dann doch insgesamt ein Dämpfer. Wer mit Boardmitteln eine ausgefallene Beleuchtung realisieren will, ist bei Asus am besten aufgehoben - auch wenn das ein herbes Softwaregefrickel ist.
In der Achterbahn der Gefühle gehts jetzt wieder aufwärts - IO:
Hier gibts nicht viel zu sagen - einfach nur mal kurz genießen - 12x USB inkl. Typ C, 2.5G Lan, ALC1200 Audio mit SPDIF.
Das Loch unter "BIOS" führt nicht etwa zu einem versteckten Clear Cmos Switch. Der Schriftzug deutet auf den Bios Flashback USB Slot hin.
Die IO Blende wird von einer LED vom PCB aus beleuchtet.
Apropos PCB - es ist ein 6 Layer Board.
Das Beste zum Abschluss von diesem Kapitel:
Das Voltage Regulation Module - kurz VRM - oder mittellang VoReMo. In einem L-Layout platziert Gigaybyte insgesamt 14 Vishay SiC 651 Integrated Powerstages um die CPU, von denen 12 direkt für die CPU zuständig sind. Die SiC 651 sind ein Zwischenschritt zwischen einfachen Integrated Powerstages (Lowside Mosfet, Highside Mosfet und Driver) und SPS (Smart Power Stages) - einige Sensoren und erweiterte Funktionen machen die SiC 651 so grob halbsmart.
Angesteuert werden die Powerstages von einem Renesas RAA 229004 in einer 6 x 2 + 2 Konfiguration mit ISL 6617A Doublern auf der Rückseite des Boards.
Es sind also keine nativen 12 Phasen Vcore, aber das Nächstbeste. Der SoC und die iGPU werden auch mit zwei SiC 651 verwöhnt. Das ist insgesamt schon ordentlicher als eine mittelschlimme Messibude am Gegenteiltag.
Aber wird sind hier noch nicht fertig - Gigabyte sammelt noch ein Extrasternchen für die VRM Heatsink.
Eine zweiteilige Heastink mit einem echtem Finstack, verbunden über eine Heatpipe. Das 300€ Segment hat angerufen und möchte sein Alleinstellungsmerkmal zurück. Vielleicht wäre es aber besser gewesen, den Finstack nach oben hin auszurichten, damit Lüfter im Deckel hier für Airflow sorgen können. Links am IO Panel ist naturbedingt durch den rückseitigen Lüfter kaum mit Airflow zu rechnen, da dieser zu weit oben sitzt und das IO Cover noch zusätzlich abschirmt. Realistisch betrachtet kommt hier nur von einem zum Board hin überragenden 140mm CPU Lüfter, der unter dem CPU-Kühler noch etwas Luft durchschiebt, ein laues Lüftchen an.
VRM-technisch kann man in das Board trotzdem wirklich bedenkenlos alles reinstecken, was irgendwie in den AM4 Sockel passt. Mit 50A Rating pro Powerstage und einer realistischen maximalen Auslastung von 50%, bei der das VRM langsam anfängt zu kochen, kommen wir bei 300A raus. Ein 3950X mit OC liegt grob zwischen 180A und 220A.
Mit einem Stock R5 3600 unter Volllast in einem offenen Aufbau mit dem Brocken 3 CPU Kühler langweilt sich das VRM bei grob 25 Kelvin über Raumtemperatur - Board-VRM-Temp Sensor ausgelesen über HW-Info. Die Auslastung ist vermutlich noch so niedrig, dass wir noch unterhalb der maximalen Effizienz sind.
Aber nur ein Vakuum exisitiert im Vakuum, deshalb ordnen wir das Aorus Pro kurz in die Mutterbrett-Landschaft ein. Das VRM ist in etwa vergleichbar mit dem des AsRock X570 Taichi (6 x 2 = 12 Vishay SiC 634 50A) oder Asus X570 Prime E oder Asus X570 TUF Gaming (4 x 3 = 12 (ohne Doppler) Vishay SiC 639 50A) - tendentiell sogar etwas besser. Hier ein Referenzwert vom Down-Under-Steve:
Hier für Interessierte die Datenblätter zu den Vishay SiC 651 und SiC 634.
https://www.vishay.com/docs/76858/sic651.pdf
https://www.vishay.com/docs/76784/sic634.pdf
Im 170-180€ Preissegment will jetzt auch endlich lieferbare das B550 Tomahawk mitmischen - und das ist in Sachen VRM auch sehr ordentlich aufgestellt - 5 x 2 ISL99360 60A Integrated Powerstages. Ich würde sagen, es schenkt sich hinterher nicht viel.
Die gute Nachricht ist, dass man jetzt eine ordentliche Auswahl an potenten Boards hat - die schlechte ist, dass man jetzt eine ordentliche Qual der Wahl hat. Unterm Strich war die Verfügbarkeit und die üppige Ausstatting am Rear IO überzeugend.
2. Das UEFI
Es ist Gigabyte - aber eine gute Variante davon. Man fühlt sich als X370 Gaming 5 Early Adopter zwar direkt wie zu Hause, allerdings ohne Wasserschaden, Kakerlaken und dem komischen Nachbarn, der Tag und Nacht russischen Hardbass hört.
Die Maus läuft flüssig und es wurde mal oberflächlich durchgeputzt. Ganz ohne doppelte Einträge und verschachtelte Menüs kommt Gigabyte wohl nicht aus, aber es ist wirklich spürbar besser geworden. "War stets bemüht; was länge währt, wird endlich gut." würde man ins Zeugnis schreiben. MSI bleibt in Sachen Übersicht und allgemeiner Usability der Platzhirsch, allerdings ist die Maus auf den 400er Boards gerne mal hakelig. Asus geht in vielen Dingen einen eigenen Weg (aber bitte ohne die Eigeninterpretationen bei der Nomenklatur von diversen Funktionen, danke!) und das Asus UEFI ist gerne mit diversen Einstellungsmöglichkeiten überfrachtet - Das ist weniger ein Pro/Contra Punkt, sondern eher eine Sache der persönlichen Präferenz. Gigabyte bewegt sich hier so irgendwo in der Mitte zwischen MSI und Asus - vom alten Gigabyte UEFI kommend sicherlich keine schlechte Position.
Was Gigabyte allerdings gut macht, ist die Lüfterkonfiguration.
UEFI - eine Übersicht:
2.1. Favourites
Hier lassen sich über einen Hotkey Einstellungen direkt in die Favoritenliste packen - wirklich praktisch, aber vorallem, weil es immer noch ein Gigabyte UEFI ist. Damit sucht man den Infinity Fabric Takt nur einmal. Und den Gear Down Mode. Und die Command Rate.
2.2. Tweaker - hier findet man OC-, DRAM- und Spannungseinstellungen.
2.2.1 Advanced CPU Settings
2.2.21 Advanced Memory Settings
2.2.22 Advanced Memory Settings
2.2.3 CPU & VRM Settings - auch wieder mit Gigabyte-typischen Auto/Standard/Normal/Low/Mid/High/Ultra/Extreme/SuperExtreme/Supermegaextreme/Godzilla - das geht auch irgendwie fokusierter.
2.3. Settings
2.3.1 Platform Power
2.3.2 IO Ports
2.3.3 Miscellaneous
2.3.4 AMD CBS
2.3.5 AMD Overclocking
2.3.6 PC Health
2.3.7 Smart Fan 5
Fan Speed lässt sich auf Silent oder Performance oder das manuelle Profil einstellen. Hier verteilt man typischerweise nach Lust & Laune die 5 Knubbel, je nachdem wie laut man es will. Für einen R5 3600 bietet es sich an, die Lüftergeschwindigkeit bis 60°C niedrig zu halten - damit lösen die kurzen Temperatursprünge keine Lüfterorgien aus, und die richtige Volllasttemperatur von einem R5 3600 wird korrekt mit einer erhöhten Drehzahl beantwortet. Ebenso hilft, den Temperature Interval nach oben zu stellen - ich bin mir nicht sicher, was das genau macht, aber das sollte den Pollingintervall für Temperatur verlängern, d.h. kurze Temperatursprünge werden ignoriert. Was irgendwie fehlt ist eine Einstellung für Fan Ramp - aber der Standard ist ok.
Bei MSI klickt man sich hier einen Wolf, bis mal 6 Gehäuselüfter eingestellt sind - bei Gigabyte kann man die Einstellungen von einem Lüfter auf andere kopieren. Sehr einfach, aber enorm praktisch.
Alle Sensoren unten rechts können für alle Lüfter als Temperaturquelle dienen.
Fan Speed wird deshalb mit 0RPM angezeigt, weil ich aus Kabelgründen den CPU2 für den CPU Lüfter genommen habe, und der Screen zeigt CPU1.
2.4. System Info
2.5. Boot
2.6. Save & Exit + Profile
3. Eindrücke aus der Praxis
Nähkästchen, fertig, los!
Beim Auspacken macht das Board einen hochwertigen Eindruck, was vorallem dem VRM Kühler, den M.2 Kühlern und dem integrierten IO Shield geschuldet ist. Das Zubehör ist Standard - ein paar Satakabel, ein paar Sticker, zwei Klettkabelbinder, User Manual und eine 12V RGB Verlängerung. Keine Garantie auf Vollständigkeit.
Die M.2 Kühler üben kaum Anpressdruck auf die M.2 SSD aus - das Pad liegt gerade so auf der SSD auf, dass man nur in einem bestimmten Winkel leichte Abdrücke sieht. Aber in einem bestimmten Winkel hinterlässt auch die Schwiegermutter einen guten Eindruck. Die Temperaturen waren trotzdem ok und das Wärmeleitpad ist auch recht hart - Kontakt wurde durch die Haftung des Kühlers durch das Pad auf der SSD auch bestätigt. Insofern erst einmal falscher Alarm - aber falls die verbaute SSD außergewöhnlich flach ist, müssen ggf. dickere weichere Wärmeleitpads her. Die SSDs und die Kühler werden unabhängig voneinander montiert und verschraubt, was die Installation sehr angenehm macht. Das gibts wo anders auch in der Geschmacksrichtung "extra fummelig".
Die Bootzeiten nach dem ersten Initialisieren von RAM und CPU sind sehr kurz.
Der Brocken 3 CPU Kühler und die GPU im ersten PCIE 16 Slot kommen sich gefährlich nahe - die Lüfterklammern mit eingebauter GPU einzuhaken kann man abhaken.
Im System waren 2x8GB Patriot Viper 3600 CL17-19 verbaut - das ist Hynix CJR und lief mit dem XMP Profil auf anhieb - allerdings hat das Board zweite Werte ungewöhnlich niedrig gewählt - aus Sicherheitsgründen habe ich die Werte etwas konservativer eingestellt; Das Ding muss hinterher 100% stabil laufen.
Ich hatte leider keine Zeit, um den RAM richtig zu prügeln und mit einem Single CCD Ryzen macht das auch durchsatztechnisch nicht so viel Spaß.
FCLK = UCLK für die besten Zen2 CPUs würde ich dem Pro aber jederzeit zutrauen - das machen ja schon die 400er Boards großteils zuverlässig.
Ich hatte einmal eine Serie an Bluescreens bei RAM-Spielereien, die ich auf einen Konflikt durch doppelte Einträge im UEFI zurückführe. Nach einem Reset und erneuter Konfiguration hat alles normal funktioniert.
Die Soundqualität der ALC1200 Umsetzung ist relativ gut - der Treiber bietet auch einige Konfigurationsoptionen. Manchmal ist weniger mehr, aber solange alles funktioniert und man keine schwer anzutreibenden Kopfhörer verwendet, ist der Onboardsound praxistauglich.
Ich will jetzt auch nochmal das ein oder andere Wort zu RGB Fusion 2.0 verlieren: Absolut unbrauchbarer Käse und wird seinem schlechten Ruf vollkommen gerecht. Wer etwas andereres als eine statische Beleuchtung über das Mainboard realisieren will, sollte tunlichst die Finger von RGB Fusion gesteuerten RGB Headern lassen. MSI bietet etwas bessere Standardeffekte, aber wirklich toll ist das auch nicht. Der Softwarewahn von Asus hat aber hier tatsächlich ein unglaublich potentes Tool hervorgebracht, das eher an ein Videoschnittprogramm als an eine RGB Software erinnert und damit geht quasi alles, was RGB Träume so hergeben. Bleibt halt die Frage, ob das die "Asus Experience" rechtfertigt. Die fängt nämlich in der Regel mit "Ausgeben des Geldes" an und hört mit "Zum Teufel mit den 15 Softwarebausteinen, die im Windows Autostart nicht richtig geladen werden" auf.
Oder man nutzt einen externen Controller.
4. Abschließende Bewertung.
Das B550 Aorus Pro ist ein "Form Follows Function" Board, das sich leichte Schnitzer in der B-Note erlaubt - die Kernkompetenzen sind aber stark ausgeprägt. Mit grob 175€ ist das Brett zwar nicht günstig, aber liegt auf dem Niveau der Mitbewerber - hier kann man vorallem über die üppige Ausstattung punkten. Im Vergleich zu den älteren Boards wird gehobene Ausstattung günstiger - als Mainstream trotzdem noch recht saftig.
Das B550 Aorus Pro wischt mit meinem ehemalig 230€ teuren X370 Gaming 5 in allen Kategorien den Boden auf der Fläche von Black Mesa. Lediglich der Postcode und das Dual Bios mit Switches retten dem X370 Gaming 5 das letzte bisschen "High End" Ehre.
Aber auch wenn man den Blick gen aktuellem High-End Himmel richtet - hier wird schon fleißig an den Stuhlbeinen der großen X570 Boards gesägt.
Kurzum: Die neuen B550 Boards sind zwar teurer als die alten 400er Boards, bieten aber auch mehr Ausstattung und bessere Komponten. Mit ein paar Abstrichen bekommt man hier ein Board, das in der X570 Version eine gute Stange mehr kosten würde.
Was gefällt:
Was besser geht:
Wenn man mal davon ausgeht, dass man das Board als Daily Driver und nicht Benchtable nutzt und Alles so funktioniert, wie es soll, und man entweder keine ausgefallene (Achtung Verwechslungsgefahr! Hier: Extraordinär - nicht unfunktional, das läge nämlich im Kompetenzbereich von RGB Fusion) RGB Beleuchtung nutzen möchte oder eine externe Steuerung besitzt, taugt das Board als sehr potente Basis für eine amtliche Maschine. Ohne RGB Beleuchtung sieht das Board auch enorm schick aus.
TLDR - Bewertung in Zahlen gemessen am Preispunkt von 175€ (12.07.2020):
VRM: 9/10 - Das VRM gibts auch schon günstiger im "nicht Elite", aber da hängt halt ein Käseboard am VRM. Konkurrenzfähig zu >180-280€ Boards.
Layout: 9/10 - sehr gut, interner USB3 hätte aber gerne rechts sein dürfen.
Anschlussmöglichkeiten: 10/10 - Auch ohne internem USB Typ C gebe ich hier volle Punktzahl. 12 Rear IO USB Anschlüsse und 8 Fanheader sind eine Kampfansage. Dazu ein ALC 1220 im Vollausbau inkl. SPDIF und 2.5G Lan und 6x Sata.
UEFI: 8/10 - Insgesamt ok bis gut, Lüftersteuerung vs. Gigabyte UEFI halten sich die Waage. Die Favoriten bügeln eine Schwäche des UEFIs wieder aus. Wenn das Bios durch Updates noch etwas ausgemistet wird, ist hier Potential für eine Aufwertung.
Sonstige Ausstattung: 6/10 - Kein Typ C, kein Thunderbolt, kein Clear CMOS Button, kein Postcode, schlechte Troubleshooting LEDs. Der Luxus hält sich in Grenzen - ist aber bei anderen B550 Boards in der Klasse auch nicht viel anders. Wenn der Preis sinkt, kann hier aufgewertet werden.
RGB: 3/10 - Es kommt Strom aus den Headern - viel mehr kann man dazu nicht sagen. Wenn RGB Fusion 3.0 besser als integrierte Controller in 100€ Gehäusen wird, gibts hier eine Aufwertung. Die 5 Header sind gut gemeint, aber letztendlich zahnlos.
Die Hauptkategorien sind für mich VRM, Layout und Anschlussmöglichkeiten. Und hier liefert das B550 Pro eine anständige Show ab. Das UEFI könnte zwar besser sein, aber für die Einrichtung als "Daily Driver" ist das schon in Ordnung. Sonstige Ausstattung ist etwas dünn, aber wer nicht mehr braucht, wird auch nichts vermissen. Auf der Haben-Seite steht ein ansonsten sehr schönes Stück Hardware.
RGB ist zwar ein großer Kritikpunkt, aber eine massive Abwertung ist mir das nicht wert. Gigabyte muss hier aber trotzdem massiv nachbessern.
Wenn das Board mal Richtung 160€ wandert, könnte man beim Anblick des "In den Einkaufswagen" Buttons schon nervös werden. Bei dem Preis sind wir meiner Meinung nach nicht mehr weit weg von einer allgemeingültigen Empfehlung, weil man so viel Board für das Geld bekommt. Derzeit muss man für ein B550-Board aber noch ungewohnt tief in die Tasche greifen. Das ist aber vielleicht eher ein psychologisches Problem. Der Preisbereich um die 170€ stellt den Sweet-Spot der B550 Boards dar; Die Bretter um 130€ werden meiner Meinung nach noch zu konsequent von den MSI B450 und X470 Max Modellen zersägt - die haben dann trotzdem noch eine bessere Balance aus Features und VRM.
Das B550 Aorus Pro ist eine Preiskategorie weiter oben aber so üppig bestückt, dass es durchaus sinnvoll sein kann, den Aufpreis zu bezahlen. Mir wäre es den Aufpreis zu einem b450 oder x470 oder billigen B550 immer wert.
Unterm Strich ist das B550 Aorus Pro einfach ein schönes Board.
Es mehren sich Berichte über Funktionsstörungen der USB Ports auf Gigabyte AM4 Boards, vorallem mit Zen2 (Matisse) CPUs. Auch dieses hier vorgestellte Exemplar hat später beim Kunden ein dementsprechendes Verhalten gezeigt, wobei noch nicht klar ist, was hierfür die Ursache ist.
Gigabyte hat mittlerweile für dieses Board ein Bios Update veröffentlicht, das einen Fix für den USB 2 Controller Hub beinhaltet - inwiefern dieses Update die Probleme beseitigt, ist noch unklar. Es scheinen auch USB 3 Ports von dem Problem betroffen zu sein.
https://www.gigabyte.com/de/Motherboard/B550-AORUS-PRO-rev-10/support#support-dl-bios
Es gibt einen weiteren Lösungsansatz, der durch das Deaktivieren der C-States im Bios dem USB Fehlerteufel Beine machen soll.
Offenbar handelt es sich, zumindest in einigen Fällen, um ein Powermanagement-Problem.
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Bis die USB-Probleme gelöst sind, werde ich die Empfehlung für das Gigabyte B550 Aorus Pro zurückziehen.
Vorwort
Ein defekter R5 3600 und ein defektes MSI X470 Gaming Plus Max sowie meine strapazierten Nerven waren die drei Sterne, die sich letztlich in solch einer Konstellation befanden, dass das B550 Aorus Pro quasi aus dem Nichts auf meiner Türschwelle erschien. Zwei Radler und die Bitte von @Cerebral_Amoebe, sowie die Gigabyte Promotion für B550 Boards, für die ich nicht nur ein Paar Zeilen bei Mindfactory "droppen" wollte, haben dann zu dieser Aktion geführt. Das Board wurde nach dem Review einem Kunden übergeben.
Sie genießen, in Kooperation mit niemandem, ein Review aus der Feder eines Übermüdeten mit vielen Bildern, noch mehr Anglizismen und aus Zeitmangel wenig konkreten Zahlen, dafür Nähkästchen. Und Bilder. Große Bilder.
Inhalt:
1.1 Das Board - Übersicht
1.2 Layout und Ausstattung
2. UEFI
3. Eindrücke aus der Praxis
4. Abschließende Bewertung
1. Das Board - Übersicht
Das B550 Aorus Pro ist zum aktuellen Kurs von ~175€ etwa 35€ teurer als das B550 Aorus (nicht) Elite. Dieses war auch kurz in der engeren Auswahl, aber bei näherer Betrachtung des Boardlayouts hat sich ein ungutes Gefühl in der Magenregion ob der schlagseitigen Platzierung der knausrig spendierten Anschlüsse eingestellt. Hier bekommt man zwar die selbe CPU Spannungsversorgung mit schlechteren Heatsinks, aber das wars dann auch schon mit den "Pros" beim "Elite".
Warum ich für ein Downgrade in der Nomenklatur trotzdem mit 35€ Aufpreis gerne bezahlt habe, wird für dem geneigten Ethusiasten direkt ins Auge stechen wie dem Heuschnupfengeplagten ein Büschel Gras in der Blütezeit.
Eine Auflistung der Features kann jeder selbst googeln (oder duckduckgoen) - aber nur hier gibts eine Onboard-Übersicht in Farbe!
Was dem (nicht) Elite an Layout und Ausstattung mangelt, ist wohl dem Pro zugetragen worden.
Wir zählen 6 individuell ansteuerbare und gut platzierte Fanheader mit jeweils einem eigenen Temperaturinput für die Lüfterkurve plus zwei für CPU, die ebenfalls getrennt steuerbar sind (aufgepasst Asus: GETRENNT STEUERBAR). Wenn wir schon beim Temperaturinput sind - das Board bietet zwei Temperatursensorenanschlüsse, die als Quelle für die Lüftersteuerung ausgewählt werden können; Das heißt natürlich, wenn man die Sensoren schon hat, denn es liegen keine bei. In dem Preisbereich trotzdem sehr nett.
Damit ist das Board in der Lage eine komplette Wasserkühlung mit 2x360mm Radiatoren + Pumpe + Lüfter neben dem IO Panel anzusteuern, inklusive einem Sensor für die Wassertemperatur und einem für den Kaffee. Hier kann man zu Ehren auch mal kurz aufstehen und applaudieren - gut reicht, hinsetzen, es geht weiter.
Beim Front-IO muss man hingegen feststellen, dass B550 irgendwie doch nur Midrange ist - einen USB Typ C Header sucht man vergeblich. Ein Plus hingegen ist der Kombisteckerrahmen für die Frontanschlüsse, den man vor dem Anstecken mit Power, Reset und LED einrastend bestücken kann und das Geraffel ist mit nur einem Handgriff zusätzlich gesichert am Board. "I got the Power" - anstatt "Reset", wenn sich beim Kabelmanagement mal wieder einer der garstigen Stecker löst. Zurück zum USB: Ein normaler USB 3.2 Header befindet sich unten am Board. Verlegetechnisch ist mir der USB Header auf der rechten Seite lieber und es wäre sogar noch etwas Platz gewesen. Aber es ist noch verschmerzbar.
Weniger verschmerzbar sind die Troubleshooting LEDs - quadratisch angeordnet, unpraktisch, rot. Das nächste mal bitte farbcodiert, damit man nicht mit Taschenlampe im Mund im Gehäuse auf Tauchstation gehen muss.
Ein Postcode hat es leider nicht aufs Board geschafft, aber mit farbcodierten LEDs wäre das schon eine ganz brauchbare Lösung.
Ein Clear-Cmos Button hätte es aber auch schon gerne sein dürfen - sogar auf dem X470 Gaming Plus Max für derzeit rund 105€ gibts so einen göttlichen Taster. Apropos Bios und fehlt - diesmal aber im positiven Sinne: Dual Bios ohne Switch - das Board hat Single Bios mit Bios Flashback. Dual Bios mit der Umschaltherrschaft beim Board ist etwa so erträglich wie zwei Stunden Schlagerhits 1970 bis heute mit Andy Borg. Deutscher Schlager ist international, also weiß man auch in Taiwan, dass jetzt damit langsam mal gut ist.
Offenbar ist das gesparte Budget vom nicht vorhandenen Bios Switch und der Farbcodierung der LEDs in RGB Header investiert worden. Es gibt drei 12V RGB Header und zwei ARGB Header. Jeweils zwei oben rechts und unten links und einen 12V neben dem CPU Sockel.
Wer hier ein buntes Gourmetmahl für Nachtfalter erwartet, dem sei gesagt: RGB Fusion 2.0. Das müssen schon sehr anspruchslose Nachfalter sein, damit hier heiter falternde Freude aufkommt. Mit der Software hätten es auch 5 RGB Header weniger sein können. Also es leuchtet, aber der integrierte ARGB Controller im Lian Li Lancool 2 bietet einen ähnlichen Umfang und hat bessere Effekte. Aber bei der Bedienung mit Maus punktet RGB Fusion 2.0 gegenüber den zwei Knöpfen am Lancool 2. Bei MSI wird man auch nicht gerade verwöhnt, aber das war dann doch insgesamt ein Dämpfer. Wer mit Boardmitteln eine ausgefallene Beleuchtung realisieren will, ist bei Asus am besten aufgehoben - auch wenn das ein herbes Softwaregefrickel ist.
In der Achterbahn der Gefühle gehts jetzt wieder aufwärts - IO:
Hier gibts nicht viel zu sagen - einfach nur mal kurz genießen - 12x USB inkl. Typ C, 2.5G Lan, ALC1200 Audio mit SPDIF.
Das Loch unter "BIOS" führt nicht etwa zu einem versteckten Clear Cmos Switch. Der Schriftzug deutet auf den Bios Flashback USB Slot hin.
Die IO Blende wird von einer LED vom PCB aus beleuchtet.
Apropos PCB - es ist ein 6 Layer Board.
Das Beste zum Abschluss von diesem Kapitel:
Das Voltage Regulation Module - kurz VRM - oder mittellang VoReMo. In einem L-Layout platziert Gigaybyte insgesamt 14 Vishay SiC 651 Integrated Powerstages um die CPU, von denen 12 direkt für die CPU zuständig sind. Die SiC 651 sind ein Zwischenschritt zwischen einfachen Integrated Powerstages (Lowside Mosfet, Highside Mosfet und Driver) und SPS (Smart Power Stages) - einige Sensoren und erweiterte Funktionen machen die SiC 651 so grob halbsmart.
Angesteuert werden die Powerstages von einem Renesas RAA 229004 in einer 6 x 2 + 2 Konfiguration mit ISL 6617A Doublern auf der Rückseite des Boards.
Es sind also keine nativen 12 Phasen Vcore, aber das Nächstbeste. Der SoC und die iGPU werden auch mit zwei SiC 651 verwöhnt. Das ist insgesamt schon ordentlicher als eine mittelschlimme Messibude am Gegenteiltag.
Aber wird sind hier noch nicht fertig - Gigabyte sammelt noch ein Extrasternchen für die VRM Heatsink.
Eine zweiteilige Heastink mit einem echtem Finstack, verbunden über eine Heatpipe. Das 300€ Segment hat angerufen und möchte sein Alleinstellungsmerkmal zurück. Vielleicht wäre es aber besser gewesen, den Finstack nach oben hin auszurichten, damit Lüfter im Deckel hier für Airflow sorgen können. Links am IO Panel ist naturbedingt durch den rückseitigen Lüfter kaum mit Airflow zu rechnen, da dieser zu weit oben sitzt und das IO Cover noch zusätzlich abschirmt. Realistisch betrachtet kommt hier nur von einem zum Board hin überragenden 140mm CPU Lüfter, der unter dem CPU-Kühler noch etwas Luft durchschiebt, ein laues Lüftchen an.
VRM-technisch kann man in das Board trotzdem wirklich bedenkenlos alles reinstecken, was irgendwie in den AM4 Sockel passt. Mit 50A Rating pro Powerstage und einer realistischen maximalen Auslastung von 50%, bei der das VRM langsam anfängt zu kochen, kommen wir bei 300A raus. Ein 3950X mit OC liegt grob zwischen 180A und 220A.
Mit einem Stock R5 3600 unter Volllast in einem offenen Aufbau mit dem Brocken 3 CPU Kühler langweilt sich das VRM bei grob 25 Kelvin über Raumtemperatur - Board-VRM-Temp Sensor ausgelesen über HW-Info. Die Auslastung ist vermutlich noch so niedrig, dass wir noch unterhalb der maximalen Effizienz sind.
Aber nur ein Vakuum exisitiert im Vakuum, deshalb ordnen wir das Aorus Pro kurz in die Mutterbrett-Landschaft ein. Das VRM ist in etwa vergleichbar mit dem des AsRock X570 Taichi (6 x 2 = 12 Vishay SiC 634 50A) oder Asus X570 Prime E oder Asus X570 TUF Gaming (4 x 3 = 12 (ohne Doppler) Vishay SiC 639 50A) - tendentiell sogar etwas besser. Hier ein Referenzwert vom Down-Under-Steve:
YouTube
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Hier für Interessierte die Datenblätter zu den Vishay SiC 651 und SiC 634.
https://www.vishay.com/docs/76858/sic651.pdf
https://www.vishay.com/docs/76784/sic634.pdf
Im 170-180€ Preissegment will jetzt auch endlich lieferbare das B550 Tomahawk mitmischen - und das ist in Sachen VRM auch sehr ordentlich aufgestellt - 5 x 2 ISL99360 60A Integrated Powerstages. Ich würde sagen, es schenkt sich hinterher nicht viel.
Die gute Nachricht ist, dass man jetzt eine ordentliche Auswahl an potenten Boards hat - die schlechte ist, dass man jetzt eine ordentliche Qual der Wahl hat. Unterm Strich war die Verfügbarkeit und die üppige Ausstatting am Rear IO überzeugend.
2. Das UEFI
Es ist Gigabyte - aber eine gute Variante davon. Man fühlt sich als X370 Gaming 5 Early Adopter zwar direkt wie zu Hause, allerdings ohne Wasserschaden, Kakerlaken und dem komischen Nachbarn, der Tag und Nacht russischen Hardbass hört.
Die Maus läuft flüssig und es wurde mal oberflächlich durchgeputzt. Ganz ohne doppelte Einträge und verschachtelte Menüs kommt Gigabyte wohl nicht aus, aber es ist wirklich spürbar besser geworden. "War stets bemüht; was länge währt, wird endlich gut." würde man ins Zeugnis schreiben. MSI bleibt in Sachen Übersicht und allgemeiner Usability der Platzhirsch, allerdings ist die Maus auf den 400er Boards gerne mal hakelig. Asus geht in vielen Dingen einen eigenen Weg (aber bitte ohne die Eigeninterpretationen bei der Nomenklatur von diversen Funktionen, danke!) und das Asus UEFI ist gerne mit diversen Einstellungsmöglichkeiten überfrachtet - Das ist weniger ein Pro/Contra Punkt, sondern eher eine Sache der persönlichen Präferenz. Gigabyte bewegt sich hier so irgendwo in der Mitte zwischen MSI und Asus - vom alten Gigabyte UEFI kommend sicherlich keine schlechte Position.
Was Gigabyte allerdings gut macht, ist die Lüfterkonfiguration.
UEFI - eine Übersicht:
2.1. Favourites
Hier lassen sich über einen Hotkey Einstellungen direkt in die Favoritenliste packen - wirklich praktisch, aber vorallem, weil es immer noch ein Gigabyte UEFI ist. Damit sucht man den Infinity Fabric Takt nur einmal. Und den Gear Down Mode. Und die Command Rate.
2.2. Tweaker - hier findet man OC-, DRAM- und Spannungseinstellungen.
2.2.1 Advanced CPU Settings
2.2.21 Advanced Memory Settings
2.2.22 Advanced Memory Settings
2.2.3 CPU & VRM Settings - auch wieder mit Gigabyte-typischen Auto/Standard/Normal/Low/Mid/High/Ultra/Extreme/SuperExtreme/Supermegaextreme/Godzilla - das geht auch irgendwie fokusierter.
2.3. Settings
2.3.1 Platform Power
2.3.2 IO Ports
2.3.3 Miscellaneous
2.3.4 AMD CBS
2.3.5 AMD Overclocking
2.3.6 PC Health
2.3.7 Smart Fan 5
Fan Speed lässt sich auf Silent oder Performance oder das manuelle Profil einstellen. Hier verteilt man typischerweise nach Lust & Laune die 5 Knubbel, je nachdem wie laut man es will. Für einen R5 3600 bietet es sich an, die Lüftergeschwindigkeit bis 60°C niedrig zu halten - damit lösen die kurzen Temperatursprünge keine Lüfterorgien aus, und die richtige Volllasttemperatur von einem R5 3600 wird korrekt mit einer erhöhten Drehzahl beantwortet. Ebenso hilft, den Temperature Interval nach oben zu stellen - ich bin mir nicht sicher, was das genau macht, aber das sollte den Pollingintervall für Temperatur verlängern, d.h. kurze Temperatursprünge werden ignoriert. Was irgendwie fehlt ist eine Einstellung für Fan Ramp - aber der Standard ist ok.
Bei MSI klickt man sich hier einen Wolf, bis mal 6 Gehäuselüfter eingestellt sind - bei Gigabyte kann man die Einstellungen von einem Lüfter auf andere kopieren. Sehr einfach, aber enorm praktisch.
Alle Sensoren unten rechts können für alle Lüfter als Temperaturquelle dienen.
Fan Speed wird deshalb mit 0RPM angezeigt, weil ich aus Kabelgründen den CPU2 für den CPU Lüfter genommen habe, und der Screen zeigt CPU1.
2.4. System Info
2.5. Boot
2.6. Save & Exit + Profile
3. Eindrücke aus der Praxis
Nähkästchen, fertig, los!
Beim Auspacken macht das Board einen hochwertigen Eindruck, was vorallem dem VRM Kühler, den M.2 Kühlern und dem integrierten IO Shield geschuldet ist. Das Zubehör ist Standard - ein paar Satakabel, ein paar Sticker, zwei Klettkabelbinder, User Manual und eine 12V RGB Verlängerung. Keine Garantie auf Vollständigkeit.
Die M.2 Kühler üben kaum Anpressdruck auf die M.2 SSD aus - das Pad liegt gerade so auf der SSD auf, dass man nur in einem bestimmten Winkel leichte Abdrücke sieht. Aber in einem bestimmten Winkel hinterlässt auch die Schwiegermutter einen guten Eindruck. Die Temperaturen waren trotzdem ok und das Wärmeleitpad ist auch recht hart - Kontakt wurde durch die Haftung des Kühlers durch das Pad auf der SSD auch bestätigt. Insofern erst einmal falscher Alarm - aber falls die verbaute SSD außergewöhnlich flach ist, müssen ggf. dickere weichere Wärmeleitpads her. Die SSDs und die Kühler werden unabhängig voneinander montiert und verschraubt, was die Installation sehr angenehm macht. Das gibts wo anders auch in der Geschmacksrichtung "extra fummelig".
Die Bootzeiten nach dem ersten Initialisieren von RAM und CPU sind sehr kurz.
Der Brocken 3 CPU Kühler und die GPU im ersten PCIE 16 Slot kommen sich gefährlich nahe - die Lüfterklammern mit eingebauter GPU einzuhaken kann man abhaken.
Im System waren 2x8GB Patriot Viper 3600 CL17-19 verbaut - das ist Hynix CJR und lief mit dem XMP Profil auf anhieb - allerdings hat das Board zweite Werte ungewöhnlich niedrig gewählt - aus Sicherheitsgründen habe ich die Werte etwas konservativer eingestellt; Das Ding muss hinterher 100% stabil laufen.
Ich hatte leider keine Zeit, um den RAM richtig zu prügeln und mit einem Single CCD Ryzen macht das auch durchsatztechnisch nicht so viel Spaß.
FCLK = UCLK für die besten Zen2 CPUs würde ich dem Pro aber jederzeit zutrauen - das machen ja schon die 400er Boards großteils zuverlässig.
Ich hatte einmal eine Serie an Bluescreens bei RAM-Spielereien, die ich auf einen Konflikt durch doppelte Einträge im UEFI zurückführe. Nach einem Reset und erneuter Konfiguration hat alles normal funktioniert.
Die Soundqualität der ALC1200 Umsetzung ist relativ gut - der Treiber bietet auch einige Konfigurationsoptionen. Manchmal ist weniger mehr, aber solange alles funktioniert und man keine schwer anzutreibenden Kopfhörer verwendet, ist der Onboardsound praxistauglich.
Ich will jetzt auch nochmal das ein oder andere Wort zu RGB Fusion 2.0 verlieren: Absolut unbrauchbarer Käse und wird seinem schlechten Ruf vollkommen gerecht. Wer etwas andereres als eine statische Beleuchtung über das Mainboard realisieren will, sollte tunlichst die Finger von RGB Fusion gesteuerten RGB Headern lassen. MSI bietet etwas bessere Standardeffekte, aber wirklich toll ist das auch nicht. Der Softwarewahn von Asus hat aber hier tatsächlich ein unglaublich potentes Tool hervorgebracht, das eher an ein Videoschnittprogramm als an eine RGB Software erinnert und damit geht quasi alles, was RGB Träume so hergeben. Bleibt halt die Frage, ob das die "Asus Experience" rechtfertigt. Die fängt nämlich in der Regel mit "Ausgeben des Geldes" an und hört mit "Zum Teufel mit den 15 Softwarebausteinen, die im Windows Autostart nicht richtig geladen werden" auf.
Oder man nutzt einen externen Controller.
4. Abschließende Bewertung.
Das B550 Aorus Pro ist ein "Form Follows Function" Board, das sich leichte Schnitzer in der B-Note erlaubt - die Kernkompetenzen sind aber stark ausgeprägt. Mit grob 175€ ist das Brett zwar nicht günstig, aber liegt auf dem Niveau der Mitbewerber - hier kann man vorallem über die üppige Ausstattung punkten. Im Vergleich zu den älteren Boards wird gehobene Ausstattung günstiger - als Mainstream trotzdem noch recht saftig.
Das B550 Aorus Pro wischt mit meinem ehemalig 230€ teuren X370 Gaming 5 in allen Kategorien den Boden auf der Fläche von Black Mesa. Lediglich der Postcode und das Dual Bios mit Switches retten dem X370 Gaming 5 das letzte bisschen "High End" Ehre.
Aber auch wenn man den Blick gen aktuellem High-End Himmel richtet - hier wird schon fleißig an den Stuhlbeinen der großen X570 Boards gesägt.
Kurzum: Die neuen B550 Boards sind zwar teurer als die alten 400er Boards, bieten aber auch mehr Ausstattung und bessere Komponten. Mit ein paar Abstrichen bekommt man hier ein Board, das in der X570 Version eine gute Stange mehr kosten würde.
Was gefällt:
- Gutes VRM mit gutem Kühler
- Viele USB und Lüfteranschlüsse
- Durchdachtes Boardlayout
- gut umgesetzte Lüftersteuerung
- im Vergleich zu älteren Gigabyte Boards ein durchaus brauchbares UEFI
- Single Bios statt Dual Bios ohne Switches
Was besser geht:
- UEFI Struktur könnte weiter optimiert werden
- RGB Fusion als RGB Steuerung taugt etwa so viel wie ein Ziegelstein als Schraubendreher
- Troubleshooting LEDs sind nur mit Taschenlampe oder dem Finger als Blendschutz aus nächster Nähe ablesbar
- Bei den "Nice-To-Haves" bei dem Preis doch etwas dünn ausgestattet: Kein Postcode, kein ClearCMOS Button, keine Power/Reset Buttons
- Nur Single Bios statt Dual Bios mit Switches
Wenn man mal davon ausgeht, dass man das Board als Daily Driver und nicht Benchtable nutzt und Alles so funktioniert, wie es soll, und man entweder keine ausgefallene (Achtung Verwechslungsgefahr! Hier: Extraordinär - nicht unfunktional, das läge nämlich im Kompetenzbereich von RGB Fusion) RGB Beleuchtung nutzen möchte oder eine externe Steuerung besitzt, taugt das Board als sehr potente Basis für eine amtliche Maschine. Ohne RGB Beleuchtung sieht das Board auch enorm schick aus.
TLDR - Bewertung in Zahlen gemessen am Preispunkt von 175€ (12.07.2020):
VRM: 9/10 - Das VRM gibts auch schon günstiger im "nicht Elite", aber da hängt halt ein Käseboard am VRM. Konkurrenzfähig zu >180-280€ Boards.
Layout: 9/10 - sehr gut, interner USB3 hätte aber gerne rechts sein dürfen.
Anschlussmöglichkeiten: 10/10 - Auch ohne internem USB Typ C gebe ich hier volle Punktzahl. 12 Rear IO USB Anschlüsse und 8 Fanheader sind eine Kampfansage. Dazu ein ALC 1220 im Vollausbau inkl. SPDIF und 2.5G Lan und 6x Sata.
UEFI: 8/10 - Insgesamt ok bis gut, Lüftersteuerung vs. Gigabyte UEFI halten sich die Waage. Die Favoriten bügeln eine Schwäche des UEFIs wieder aus. Wenn das Bios durch Updates noch etwas ausgemistet wird, ist hier Potential für eine Aufwertung.
Sonstige Ausstattung: 6/10 - Kein Typ C, kein Thunderbolt, kein Clear CMOS Button, kein Postcode, schlechte Troubleshooting LEDs. Der Luxus hält sich in Grenzen - ist aber bei anderen B550 Boards in der Klasse auch nicht viel anders. Wenn der Preis sinkt, kann hier aufgewertet werden.
RGB: 3/10 - Es kommt Strom aus den Headern - viel mehr kann man dazu nicht sagen. Wenn RGB Fusion 3.0 besser als integrierte Controller in 100€ Gehäusen wird, gibts hier eine Aufwertung. Die 5 Header sind gut gemeint, aber letztendlich zahnlos.
Die Hauptkategorien sind für mich VRM, Layout und Anschlussmöglichkeiten. Und hier liefert das B550 Pro eine anständige Show ab. Das UEFI könnte zwar besser sein, aber für die Einrichtung als "Daily Driver" ist das schon in Ordnung. Sonstige Ausstattung ist etwas dünn, aber wer nicht mehr braucht, wird auch nichts vermissen. Auf der Haben-Seite steht ein ansonsten sehr schönes Stück Hardware.
RGB ist zwar ein großer Kritikpunkt, aber eine massive Abwertung ist mir das nicht wert. Gigabyte muss hier aber trotzdem massiv nachbessern.
Wenn das Board mal Richtung 160€ wandert, könnte man beim Anblick des "In den Einkaufswagen" Buttons schon nervös werden. Bei dem Preis sind wir meiner Meinung nach nicht mehr weit weg von einer allgemeingültigen Empfehlung, weil man so viel Board für das Geld bekommt. Derzeit muss man für ein B550-Board aber noch ungewohnt tief in die Tasche greifen. Das ist aber vielleicht eher ein psychologisches Problem. Der Preisbereich um die 170€ stellt den Sweet-Spot der B550 Boards dar; Die Bretter um 130€ werden meiner Meinung nach noch zu konsequent von den MSI B450 und X470 Max Modellen zersägt - die haben dann trotzdem noch eine bessere Balance aus Features und VRM.
Das B550 Aorus Pro ist eine Preiskategorie weiter oben aber so üppig bestückt, dass es durchaus sinnvoll sein kann, den Aufpreis zu bezahlen. Mir wäre es den Aufpreis zu einem b450 oder x470 oder billigen B550 immer wert.
Unterm Strich ist das B550 Aorus Pro einfach ein schönes Board.
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