Verbraucher - der natürliche Feind des Unternehmers: Lösungserfahrungen

uincom schrieb:
Wenn mich als Privatperson ein Unternehmen nervt, dann verklage ich die auch wegen 5 €. Da geht es ums Prinzip.
Um welches? Klagen um des Klagens Willen? Als Jurist hast Du da wohl eine andere Sichtweise, aber meinst Du nicht doch, das so etwas die Justiz nicht unnötig belastet und von Wichtigerem abhält?
 
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@Incanus
Die Justiz verwendet ihre Ressourcen ja nicht plötzlich besser oder anders; im Zweifel würden Stellen abgebaut, was zwar ggf. dem Staatshaushalt guttun würde, aber das ist ja reine Theorie.

Stelle dir mal folgendes Szenario vor:
Ein großer Händler hat als Geschäftspolitik harte Forderungsabwehr. Er macht das, weil er weiß, dass er damit seinen Gewinn deutlich steigern kann, denn am Ende muss er nur z. B. 0,003% der Kunden wirklich voll befriedigen. Was meinst du ab welchem Wert sich die Rechnung verschiebt: Weg von Kundenverarsche zu echter Vertragserfüllung? Jedenfalls nicht erst bei unrealistischen 100%, sondern weit davor.
Dazu kommt, dass ab einer gewissen Gewichtigkeit auch öffentlicher Druck entstehen kann oder könnte.
 
Bei einem solchen Unternehmen nichts mehr zu kaufen wäre aber doch viel sinnvoller, als jedes zu verklagen, was einen ‚nervt‘.
 
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Incanus schrieb:
Um welches? Klagen um des Klagens Willen? Als Jurist hast Du da wohl eine andere Sichtweise, aber meinst Du nicht doch, das so etwas die Justiz nicht unnötig belastet und von Wichtigerem abhält?

Die Begründung steht literally dahinter? Definiere "Wichtigerem". Was ist wichtiger und was ist unwichtig?
 
Incanus schrieb:
Ein Unternehmen wegen fünf Euro zu verklagen, weil es einen ‚nervt‘ ist komplett unwichtig.

Wieso? Was ist der Maßstab? Wer setzt den Maßstab fest? Ab wie viel Euro wäre es okay?
Wenn ein Unternehmen deinen alten schrottigen Hund tötet (wirtschaftlicher Wert 3€), wäre es dann okay es zu verklagen? Wenn ich deinen Geldbeutel nehme und mir 5 € herausnehme, dann machst du nichts? Wäre auch unwichtig.
 
uincom schrieb:
Wenn ein Unternehmen deinen alten schrottigen Hund tötet
Sorry, aber was läuft bei Dir gerade falsch?

Es geht nicht um die Summe, sondern dass es keinen echten Grund gibt, außer ‚es nervt‘,und ‚ich bin Jurist‘.
 
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@Incanus

Für mich ist es nicht sinnvoll strikt bei meinen Partnern nichts mehr zu kaufen. Ich fahre nach wie vor BMW, weil ich die Autos aus für mich wichtigen Gründen gut finde, obwohl die und ihre Partner für mich nachweisbar in anderen Punkten echte Saftläden sind.

Amazon wiederum liefert in der absoluten Mehrzahl aller meiner Fälle zuverlässig. Warum also absägen anstatt die wenigen Problemfälle zu meinen Gunsten ausdiskutieren? Da schade ich mir doch deutlich mehr als Jeff's Truppe.

Ein Parfümgeschäft in der Hamburger Innenstadt, in der ich nicht wohne, kann ich natürlich leicht ersetzen.

Aber auch wenn ich einen Laden ersetzen kann und da nicht mehr bestelle - so wie in meinem aktuellen Fall - möchte ich die vorhandene Aktion ja trotzdem zu Ende bringen. Mit ihren EUR 6 Mrd. haben die ja auch mehr Kunden als ich, wenn auch wohl primär in Polen.

Bei Hotels (und Airlines, Mietwagenbuden etc.) kommt dazu, dass mein Arbeitgeber mit bestimmten Ketten Rahmenverträge unterhält. Ich kann als Teil des Senior Managements buchen was ich will, muss mich dann aber mit der Reisekostenabrechnungsstelle herumschlagen, anstatt das pre-paid Reiseportal zu nutzen. Wenn ich dann mit meinen Leuten weg gehe, geht selbst das nur noch mit Vorabklärung und damit viel für mich nerviger Bürokratie. Mir macht halt meine juristische Arbeit Spaß - und nicht Reisekostendiskussionen führen.

Und dann gibt's faktische Monopolisten wie die Deutsche Bahn... dazu darf ich mich aber laut einer Moderatorenmitteilung hier nicht mehr so äußern, wie ich das für korrekt und gerichtsfest beweisbar halte, aber ich denke, wir alle haben mit denen unsere Erfahrungen gemacht. Und jedenfalls ich kann auf Grund der Reiserichtlinie im Inland nicht sinnvoll verzichten, ohne unnötig Kilometer auf mein Firmenauto zu fahren, die ich lieber privat nutzen möchte. :D


Also, die Gründe sind zumindest für mich äußerst vielfältig, bestimmte Unternehmen nicht zu meiden und trotzdem gegen diese - meist außergerichtlich - vorzugehen.
Natürlich bereiten mir die Fälle mehr Spaß, wo ich keine Geschäftsbeziehung mehr eingehen möchte, also auch auf deren Vertragsinteresse mit meiner Person keine Rücksicht nehmen muss. Da hinterlasse ich dann auch mal sehr gerne so richtig verbrannte Erde. :D Grüße gehen raus an Vodafone.
 
Alles, was ihr beide hier so anklingen lasst, wirkt auf mich eben wie, ich bin Jurist, ich kenne alle Möglichkeiten ich nutze sie bis Blut kommt, weil es mir Spaß macht. Das ist für mich eben weit entfernt von berechtigten Fällen, wo eine Firma ihre größeren Möglichkeiten bewusst gegen einen Konsumenten einsetzt. Meist sind die nämlich eher an Kundenzufriedenheit interessiert, als den der ihr das Geld bringt zu übervorteilen. Vor allem auch die Häufigkeit der Fälle, die Du hier anführst, lässt mich ein wenig an der Sinnhaftigkeit abgesehen von: Ich kann’s halt, zweifeln.
 
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Incanus schrieb:
Es geht nicht um die Summe, sondern dass es keinen echten Grund gibt, außer ‚es nervt‘,und ‚ich bin Jurist‘.

Nö. Für dich mag es keinen Grund geben, aber das liegt an dir und deiner Denkweise.
 
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@Incanus

Als Handwerker würde ich vermutlich auch kleinere, ggf. für die technische Funktion oder das Gesamterscheinungsbild eher unnötige Arbeiten durchführen - einfach weil ich es kann und mir das Freude bereitet.

Ich kenne keine größere Firma, die wirklich an Kundenzufriedenheit interessiert ist, sondern an lediglich an maximalem Profit. Gute Firmen lassen das aber natürlich so aussehen, als ob es um Kundenzufriedenheit ginge - das Beispiel Amazon habe ich ja bereits genannt. Vielleicht hast du ja ein paar konkrete Gegenbeispiele? Ggf. garniert um deine Vorgehensweise und deren Reaktionen?

Sowas kenne ich vom kleinen und unabhängigen Handwerker, meinem Handwerksbäcker und meinem Metzger, von meiner Steuerberaterin oder von familiengeführten Hotels.
Dort habe ich auch null Interesse Dinge eskalieren zu lassen und nehme auch Nachteile für mich in Kauf, weil ich eine gegenseitige, langfristige (Geschäfts-)Beziehung schätze, die vom beiderseitigen Geben und Nehmen geprägt ist.
 
Guten Abend.:)

@Avatoma Ich verstehe Incanus, so richtig kommt deine Message nicht rüber bzw. misst du mit zweierlei Maß. Du hältst absolut nicht viel von BMW und deren Partnern, fährst aber einen. Entweder oder - entweder halte ich wirklich nichts von der Firma und halte Abstand von deren Produkten... ODER ich halte meinen Rand und kaufe sie. So denke ich zumindest.

Und versuche nur eine andere Perspektive zu eröffnen, wie deine Posts auch verstanden werden.

Abgesehen davon bin ich ebenso der Meinung, dass Unternehmen ab einer gewissen Größe an möglichst viel Profit orientiert sind, wie meine letzte Erfahrung mit Möbel Höffner gezeigt hat, bei der mir sieben Wochen lang Unwillen entgegen gebracht wurde und ich weder Geld noch Ware hatte. Inzwischen hat sich das aufgelöst und ich ziehe meine Konsequenzen:

Nach drei schlechten Erfahrungen, verteilt auf mehrere Jahre, war es das für Höffner und mich. Andere Möbelhäuser haben auch hübsche Möbel.:)
 
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Incanus schrieb:
Alles, was ihr beide hier so anklingen lasst, wirkt auf mich eben wie, ich bin Jurist, ich kenne alle Möglichkeiten ich nutze sie bis Blut kommt, weil es mir Spaß macht.
Sorry, aber das sehe ich nicht so. Die beiden lassen sich nur nicht alles gefallen.

Ich habe vor kurzem auch Klage gegen den "großen" Onlineverkäufer vom Fluß erhoben; wegen 24,89 €.

Im April 2025 treffen der Beklagtenvertreter und ich uns zur Durchführung der mündlichen Verhandlung vor dem Amtsgericht.

Kaufen werde ich da nichts mehr.
 
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Avatoma schrieb:
Ich kenne keine größere Firma, die wirklich an Kundenzufriedenheit interessiert ist, sondern an lediglich an maximalem Profit.
Und wie erreiche ich maximalen Profit? Indem ich Dinge anbiete, die der Kunde nicht will und den behandle wie Dreck? Wohl kaum oder?
Froki schrieb:
Sorry, aber das sehe ich nicht so. Die beiden lassen sich nur nicht alles gefallen.
Scheint also wirklich eine Juristendenkweise zu sein, jeden anderen erst mal als Gegner und böswillig zu betrachten. Denn so kommen die Schilderungen hier herüber.
 
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Incanus schrieb:
jeden anderen erst mal als Gegner und böswillig zu betrachten.
Nö. Soviel Bedeutung messe ich einem Verkäufer z. B. gar nicht bei.

Ich sehe, in meinem Fall, den Verkäufer natürlich als Gegner, aber nicht als böswilligen Gegner. Eher schon als unwissenden Gegner, den ich mit meiner Argumentation außergerichtlich nicht überzeugen konnte. Also muss die Situation jemand entscheiden, der vom Gesetzgeber dazu berufen wurde: In meinem Fall das Amtsgericht.
 
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Natürlich gibt es immer mal Fälle, wo sich Verkäufer und Käufer nicht einig sind und das extern geregelt werden muss, keine Frage. Was mich am Tenor dieses Threads aber stört ist eben die grundsätzliche Haltung, wegen mutmaßlicher Kleinigkeiten oder eventuell sogar persönlichen Befindlichkeiten zu klagen, weil man Jurist ist und es einem Spaß macht. So wurde es mehrfach geschildert.

Auch die Häufigkeit der Fälle, spiegelt einfach nicht meine eigene Erfahrung wieder.
 
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@spfccmtftt89

Danke für deine Perspektive.

Ich verstehe die Ansicht durchaus, meine Frau ist auch ganz oder gar nicht. So denke ich in den Fällen aber nicht, die mir Nachteile bescheren, die für mich stark wiegen - und ich kann auch bei einer Meinungsverschiedenheit, also zwei echten unterschiedlichen jedoch prinzipiell legitimen Ansichten, gegen jemanden prozessieren und dennoch die Produkte nutzen oder auf emotionaler Ebene keinen Groll hegen.

Ich fahre aus ganz bestimmten Gründen weiterhin BMW, denn es gibt keine Automarke (im Rahmen der für mich geltenden Dienstwagenrichtlinie), die meine spezifischen Bedürfnisse sonst in dieser Art befriedigen kann. Dennoch tue ich meinen Unmut kund und lasse mir von dem Laden und seinen kompetenten Partnern auch nichts gefallen.

Hier geht's ja aber auch um Eskalationsfälle: Ich gebe oft Feedback, positiv wie negativ, und in aller Regel war es das dann auch oder man einigt sich halt irgendwie gut. :)

@Incanus

Das Thema hatten wir schon. VW wurde wegen vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung verurteilt. Das Verhalten VWs gegenüber Kunden, auch Verbrauchern, ist also besonders schädlich gewesen.
Welchen Effekt hat das nun genau auf die Verkäufe gehabt? Insbesondere langfristig?

Wie ist der Effekt der ständigen Verurteilungen von z. B. Eventim auf deren Geschäft?

Oder der Telekomriesen? Oder der Banken?

Verbraucher sind vergesslich und dumm. Wir haben damals intern mit max. 1 Jahr "blacklisting" durch Verbraucher gerechnet und das auch nur in ganz, ganz gravierenden Fällen. Die Controller meinten, dass das keine negativen Auswirkungen auf das Geschäft hat, denn mit denen waren die Claim-Strategien natürlich abgesprochen. Dass jetzt einzelne das ggf. lebenslang durchziehen ändert ja nichts daran, dass immer die Unterm-Strich-Bewertung zählt.

Ich vergleiche das gerne anschaulich: Das Fast Food-Restaurant an der Autobahn in die Urlaub interessiert sich nicht für Stammkunden. Das Gasthaus in deinem Dorf schon.

Gegner ist einfach ein geläufiges Wort. Ich nutze im Arbeitskontext gerne Geschäftspartner, wobei das nicht immer stringent ist - nicht mit jedem, mit dem man Themen hat, unterhält man Geschäftsbeziehungen.

Ob du dir nun besonders viel gefallen lässt und deine Toleranz eine andere ist, du einfach nicht viel bestellst/unternimmst/was-auch-immer oder ganz viel Glück hast, kann ich nicht beurteilen. Nicht abwertend gemeint, aber meine Oma hat auch keinerlei Fälle, die lässt sich halt oft über den Tisch ziehen (z. B. von ihrer Vermieterin oder Telefonanbietern) und mag nicht dagegen vorgehen. Fein für mich.



Was ich btw auch wichtig finde: Nachdem es eine Lösung gibt, insbesondere wenn beide Seiten positiv dafür gekämpft haben und spezifische Personen involviert waren, nach Beilegung und etwas Abstand nochmal eine Dankes-E-Mail oder im Geschäftskontext einen Kalender oder sowas. Fair muss halt fair sein.
 
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Incanus schrieb:
weil man Jurist ist und es einem Spaß macht. So wurde es mehrfach geschildert.
Spaß geht anders, als andere zu verklagen.

Aber es gibt Fälle, da kommt man einfach ohne gerichtliche Hilfe nicht weiter. Sei es wegen Unkenntnis der Gegenseite oder einfach nur weil die Gegenseite "nicht will."

Incanus schrieb:
Auch die Häufigkeit der Fälle, spiegelt einfach nicht meine eigene Erfahrung wieder.
Ich hatte jetzt in zwei Jahren - in eigener Sache - lediglich zwei Auseinandersetzungen mit Firmen. Die eine ließ sich außergerichtlich mit der Geschäftsleitung lösen, die andere entscheidet ein Amtsgericht im April des kommenden Jahres.

Ich hoffe, dass ich diese Quote für mich halten kann.
 
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Incanus schrieb:
Was mich am Tenor dieses Threads aber stört ist eben die grundsätzliche Haltung, wegen mutmaßlicher Kleinigkeiten oder eventuell sogar persönlichen Befindlichkeiten zu klagen, weil man Jurist ist und es einem Spaß macht.

Spricht da der Neid? Klar klage ich gerne, sonst hätte ich etwas anderes studiert. Und ob du das gut heißt oder nicht, ist mir auch egal. Du kannst deine Position nicht einmal begründen oder klar formulieren.
Ich formuliere daher deinen Standpunkt: "Geklagt werden darf nur, wenn ich, Incanus, es für richtig halte und das entscheide ich nach Bauchgefühl".
 
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