Der Daedalus schrieb:
(...)
Nun zum Thema "Definition von Killerspielen":
Es ist nicht die Aufgabe der Politik konkrete Spieletitel zu ächten oder anzuprangern!
Die Politik muss Gesetze schaffen und in Gesetzen geht es darum Kriterien zu schaffen nach denen Beurteilt werden kann, ob ein Spiel nun unter den Begriff Killerspiel fällt und ob ein Spiel "verboten" wird.
Diese Kriterien sind in recht einfache Worte gefasst und im Grunde auch ausreichend eindeutig um den Gerichten dann die Möglichkeit zu geben im Einzelfall zu beurteilen ob ein Spiel unter diese Kriterien fällt oder nicht.
Wer sich die Mühe macht die Änderungsvorschläge des Freistaates Bayern zum StGB durchzlesen, der wird diese Kriterien herausfinden können.
Da muss ich widersprechen!
Ich HABE mir die Mühe gemacht und den Gesetzentwurf gelesen, und dieser verwendet an maßgebender Stelle unbestimmte Rechtsbegriffe, die - wie jedermann mit etwas juristischem Sachverstand weiß

- stets problematisch sind, weil sie eben NICHT eindeutig den gemeinten Sachverhalt definieren, sondern Beurteilungsspielräume eröffnen, die in jedem Einzelfall der konkreten Auslegung durch Justizbehörden und Gerichte bedürfen!
So stellt sich z.B. die Frage, was unter einem "menschenähnlichen Wesen" zu verstehen ist: Fallen die Monster in "Silent Hill" darunter oder nicht? Und wie sieht es bei den menschenähnlichen Dämonen in "Constantine" aus? Müsste dann auch dieses Spiel verboten werden, obwohl es auf einem Spielfilm beruht, der frei in jedem Kino gezeigt wird?
Ach ja: Die Bossgegner in Final Fantasy sind größtenteils zweifellos menschlicher Gestalt: Also auch FF ein "Killerspiel", wir ahnten es ja schon immer
Im Übrigen war selbst der "Erfinder" Beckstein auf konkrete Nachfrage nicht in der Lage auszusagen, welche Spiele denn nun unter das Gesetz fallen und welche nicht! Direkt angesprochen auf Counter Strike, meinte er, die deutsche ("entschärfte") Fassung würde wohl nicht darunter fallen, aber sicher war er sich da keineswegs!
Würde das Gesetz in der derzeitigen Entwurfsfassung verabschiedet werden, gäbe es mit Sicherheit eine völlig uneinheitliche Rechtsanwendung, so würden CS und Doom 3 möglicherweise in Bayern verboten und in Berlin zugelassen werden - bis sich in vielleicht 5 Jahren der Bundesgerichtshof (und möglicherweise - oder sehr wahrscheinlich - das Bundesverfassungsgericht, evtl. sogar der EuGH) damit befassen müsste...
Das Gesetz in der Beckstein'schen Urfassung bedeutet nichts anders, als Millionen von (erwachsenen wie minderjährigen) Videospielern zumindest potentiell strafrechtlich wie Nutzer von Kinderpronographie zu behandeln - eine Gleichsetzung, zu der sich Beckstein ja auch öffentlich bekannt hat!
Ich glaube, wenn man sich dies erst einmal klar gemacht hat, erübrigt sich wirklich jede weitere Diskussion über die "Sinnhaftigkeit" der bayerischen Inquisition
LG N.