Selbst wenn der EuGH letztlich in seinem Urteil feststellt, dass Deutschland, mit seiner Weigerung die VDS-Richtlinie umzusetzen, eine Vertragsverletzung begeht, muss deshalb noch lange keine Strafzahlung fällig werden.
Ob und in welcher Form es dafür Sanktionen gibt, ist nämlich eine freie, rein politische Entscheidung der EU-Kommission, keine zwingende juristische Konsequenz aus einer Verurteilung.
Sollte die EU-Kommission sich trotzdem dazu entscheiden, Deutschland Strafzahlungen aufzubrummen, kann man sich fragen, wie lächerlich wenig Einfluss Deutschland als größtes EU-Mitglied und größter Zahler auf die EU-Kommission zu haben scheint, die ja letztlich auch unsere Interessen vertreten soll.
Oder vielleicht doch eher, warum unsere Regierung so wenig tut, um sich in diesem Fall für unsere Interessen in der EU einzusetzen. Scheinbar fehlt da einfach der Wille, was nichts anderes als Verrat am eigenen Volk ist.
Und um das Ganze noch mal ins richtige Verhältnis zu rücken. Ein Vertragsverletzungsverfahren ist nichts Ungewöhnliches in der EU. Als die Fraktion der Linken vor ein paar Wochen eine entsprechende Anfrage stellte, sah die Situation so aus:
In der EU laufen derzeit rund 1590 Vertragsverletzungsverfahren.
Davon 68 gegen Deutschland. 22 wegen fehlender oder mangelhafter Umsetzung von EU-Richtlinien in deutsches Recht.
Größtenteils laufen diese Verfahren schon seit Jahren und in keinem einzigen Fall hat es bisher Strafzahlungen geben.
Quelle:
AK Vorratsdatenspeicherung
Angesichts dessen scheint mir der ganze Medienwirbel um das Vertragsverletzungsverfahren wegen der VDS und den angeblich unmittelbar drohenden Strafzahlungen doch sehr verdächtig. Über die 22 anderen, gleichartigen Fälle, wird so gut wie gar nichts berichtet.
OK. Einmal gab es ein paar Presse-Meldungen über die Weigerung Deutschlands, aufgrund einer EU-Richtlinie die Schadstoffgrenzwerte in Kinderspielzeug anzuheben. Interessanterweise wurde diese Weigerung nicht als totale Katastrophe und quasi kriminelle Handlung hingestellt, sondern man hat die deutsche Regierung dafür gelobt, dass sie die Sicherheit der Kinder über EU-Recht stellt.
Warum ist es dann so schlimm, unser aller Grundrechte (auch die der Kinder) ebenfalls höher zu halten, als eine höchst fragwürdige EU-Richtlinie?