wiesel201
Commodore
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Heute möchte ich Euch mein aktuelles Mainboard vorstellen: Das MSI X99A Gaming Pro Carbon!
Lieferumfang:
Motherboard
Handbuch, Quick-Start-Anleitung, Treiber- und Utility-DVD
gepolstertes I/O Panel
6 SATA-600-Kabel, davon 3 gewinkelt, dazu passende Beschriftungs-Etiketten
M-Konnektoren
2 SLI-Brücken
2 Verbindungskabel für optionale zusätliche LED-Leuchtmittel
Türschild und MSI Case-Badge
Testsystem:
Motherboard: MSI X99A Gaming Pro Carbon
CPU: Intel Core i7-5820 @4400 MHZ, 1,232 V
CPU-Kühler: Thermalright Silver Arrow IB-E mit 3 Lüftern TY-147A
Arbeitsspeicher: Corsair Vengeance LPX schwarz DIMM Kit 32GB, DDR4-3200 CL16-18-18-38
Grafikkarte: MSI GTX 1070 GAMING 8G
Netzteil: Corsair RM 1000 1000W ATX 2.3
Betriebssystem: Windows 10 Pro 64BIT
SSDs und Festplatten: Crucial M550 256GB; Crucial M500 480GB; 2x Toshiba DT01ACA300 3TB im Software-Raid 1 über Windows
Eingabegeräte: Logitech G510, MSI Interceptor DS200
Einleitung:
Der X99A-Chipsatz markiert mit den Sockel 2011-3 CPUs aktuell den High-End-Brereich von Intel im Desktop-Bereich. Während die beliebte Skylake-Plattform auf Sockel 1151 bis zu vier Kerne bietet, geht es bei Sockel 2011-3 erst bei sechs Kernen los und endet aktuell erst bei zehn Kernen. Dazu kommt der Umstand, dass sämtliche CPUs für Sockel 2011-3 über einen freien Multiplikator verfügen. Außerdem sind bei den CPUs die Heatspreader verlötet, somit gibt es kein Problem mit der Wärmeleitpaste unter dem Heatspreader, so wie wir es von Hawell oder Broadwell kennen.
Am Ende dieses Tests bewegten sich die X99-Boards laut geizhals.de im Marktpreis-Bereich zwischen 189 Euro und 680,74 Euro (jeweils der künstigste geizhals-Preis in Deutschland). MSI hat mit dem X99A Gaming Pro Carbon den preisbewussten Käufer anvisiert, der einerseits nicht allzu viel für ein neues Board ausgeben möchte, andererseits aber auch bereit ist für bestimmte Ausstattungsmerkmale einen nicht zu hohen Mehrpreis zu zahlen: Der günstigste geizhals-Preis liegt zum Testzeitpunkt bei 298,95 €uro.
Layout und Ausstattung:
Das X99A Gaming Pro Carbon kommt in einem eher schlichten Design daher: Das PCB ist komplett schwarz gehalten. Rote oder gelbe Zierelemente fehlen völlig. Nur das altbekannte Drachenlogo macht die Gaming-Ansprüche deutlich. Die beworbenen LEDs für die RGB-Beleuchtung sind beim Auspacken noch nicht zu erkennen. Später werde ich aber noch darauf eingehen.
MSI verwendet auf seinen aktuellen Mainboards ausschließlich Komponenten, welche die Bedingungen der US-amerikanischen technischen Militärnorm MIL-STD-810 erfüllen. Spulen und Kondensatoren sind damit für den Einsatz unter Extrembedingungen geeignet. Nutzer solcher Boards profitieren von einer hohen Zuverlässigkeit dieser Komponenten. Hi-c Kondensatoren mit bis zu 93% Energieeffizienz sorgen für einen im Verhältnis zur Boardausstattung niedrigen Energieverbrauch des Mainboards. Titaniumspulen sorgen gegenüber herkömmlichen Spulen bei einer um ca. 35° niedrigeren Betriebstemperatur für einen bis zu 30% höheren Stromfluss, eine bis zu 20% höhere Energieeffizienz und schlussendlich einfach für höhere OC-Referenzen. Soweit zumindestens das Versprechen von MSI. Für Test- und Vergleichsmessungen fehlen mir hier die Möglichkeiten.
Das Board kommt im ATX-Format. Zwischen CPU-Sockel und dem ersten PCIe-Slot ist genügend Platz, um auch übergroße Luftkühler zu installieren. Das ist nicht ganz unwichtig, immerhin ist die Grafikkarte im Single-GPU-Betrieb nur im ersten PCIe-Slot mit 16 Lanes angebunden.
Natürlich fallen erst einmal die silbrig glänzenden PCIe 3.0 x16 Slots und Speichersteckplätze ins Auge. Wenn wir uns diese silbrig glänzenden Slots genauer anschauen stellen wir fest, dass sie metallverstärkt sind. Sinn ist eine mechanische Slotverstärkung, damit während der Montage oder Demontage von Grafikkarten und Arbeitsspeicher die Slots mechanisch nicht über die Maßen strapaziert werden.
Nach Demontage der Kühlkörper erkennen wir auch endgültig, was schon vorher zu erahnen war: Es wurden die üblichen 8 Spannungsphasen realisiert. Wir können dementsprechend ein solides Mainboard erwarten, aber eben keinen OC Überflieger.
MSI verbaut auf dem X99A Gaming Pro Carbon seinen Turbo-Sockel. Dieser hat im Gegensatz zum originalen Sockel 2011-3 nicht 2011, sondern 2036 Kontakte. Damit werden einige CPU-Kontaktpunkte genutzt, welche beim originalen 2011-3-Sockel nicht berührt werden. Dies soll die Stabilität beim Übertakten erhöhen. Wie weit sich das tatsächlich bemerkbar macht wird sich im Testverlauf erweisen.
Klassenüblich wartet das Board mit zehn SATA 3.0 Anschlüssen auf, zwei davon als Kombislot mit SATA Express. Alle 10 SATA-Slots sind über den Chipsatz angebunden. Darüber hinaus ist ein NVME-kompatibler M.2 Slot vorhanden, welcher mit PCIe Gen3 x4 angebunden ist, sowie eine U.2-Schnittstelle. Bei beiden Schnittstellen sind jeweils Datenübertragungsraten von bis zu 32GB/s möglich.
M.2 Laufwerke können mit den Längen 42mm, 60mm oder 80mm verbaut werden.
Um die U.2-Schnittstelle nutzen zu können muss allerdings der unterste PCIe-Slot unbesetzt bleiben. Außerdem wird bei Nutzung der U.2-Schnittstelle der M.2 Slot nur noch über zwei PCIe-2.0-Lanes angeboten, so dass sich die höchstmögliche Daenübertragungsrate auf maximal 10GB/s reduziert. Dadurch kann andererseits auf einen zusätzlichen Controller verzichtet werden, welcher den Kaufpreis des Board erhöhen würde.
Am unteren Boardrand befinden sich die Onboard-Buttons für Power und Reset. Daneben befindet sich ein 11-stufiger Drehregeler, mit welchem sich 11 verschiedene OC-Profile für die CPU auswählen lassen. Links oben neben dem Power-Button finden wir den Switch, um zwischen den beiden BIOS-Chips umzuschalten: Ganz nützlich, wenn mal ein BIOS-Update schiefgegangen ist.
Unterhalb des BIOS-Schalters ist ein Jumperanschluss mit der Bezeichnung JSLOW1. Aktiviert man ihn, so bleibt der CPU-Multiplikator konstant bei 8. Dieser Schalter ist für Extrem-Übertakter interessant. So kann man den Rechner mit einem geringen CPU-Takt starten. Erst wenn es dann ans Benchen geht wird der Switch umgelegt, und die CPU läuft mit voller Geschwindigkeit. Auf den teureren MSI-Boards gibt es anstelle des Jumpers einen Schalter, mit dem man diese Einstellung einfacher vornehmen kann. Beim Gaming Pro Carbon wurde offensichtlich aus Kostengründen ein Jumper gewählt. Dies hat aber auch einen Vorteil für Käufer, welche den Slow Mode gar nicht nutzen wollen: Es kommt immer wieder mal vor, dass diese Switches beim Einbau versehentlich betätigt werden. Oft dauert dann die Fehlersuche sehr lange, wenn die CPU unter Last partout nicht hochtakten mag und man die Slow Mode Funktion nicht kennt.
Schließlich finden wir hier noch die drei onboard Schalter POWER1, RESET1 und OC1. POWER1 dient als Ersatz für den Power-Schalter des Gehäuses, so dass man das Board auch direkt hier einschalten kann und nicht erst den Schalter vom Gehäuse anschließen muss. Ebenso verhält es sich mit RESET1, dieser Button ersetzt den klassischen Reset Taster, den ich schon vor 25 Jahren an meinem alten VOBIS-PC vorfand.
Kommen wir zum OC Drehschalter: In Stufe 0 wird keinerlei Overclocking per Schalter betrieben. In 11 Stufen lässt sich der Drehschalter bis zum Maximum bewegen. Bei Stufe 11 werden 6-Core-CPUs (i7 5820K und i7 5930K) mit 4,9 getaktet, die Spannungen werden entsprechend angepasst. Ein i7 5960X wird bei Stufe 11 mit 4,8 GHz betrieben. Natürlich nur wenn die CPU dies schafft, ein fachmännisches Overclocking mit individuellen BIOS-Einstellungen kann damit natürlich nicht ersetzt werden. Möglich, dass bei künftigen Broadwell E CPUs diese OC-Einstellungen eine Anpassung erhalten. Das ist aber nur meine persönliche Vermutung.
Wer unbedingt diese festen OC-SDtufen des Mainboards ausprobieren möchte, der muss dafür nicht zwingend den PC öffnen: Die identischen Einstellungen stehen ebenso im UEFI oder auch unter Windows im MSI Command Center zur Verfügung.
Etwas stutzig wurde ich, als ich meine den CPU-Kühler montierte. Ich war es von meinen letzten MSI-Boards gewöhnt, dass mir zwei CPU Fan Anschlüsse zur Verfügung stehen. Von den drei Lüftern meines Kühlers waren dann immer zwei per Y-Kabel an dem einen und einer an dem anderen CPU Fan Header angeschlossen. Hier fand ich plötzlich nur noch einen CPU Fan Header vor. An Stelle das zweiten Headers befand sich ein Anschluss mit der Bezeichnung "PUMPFAN1". Meine Ahnung bestätigte sich, als ich ins Handbuch schaute: MSI trägt der zunehmenden Verbreitung von CPU Wasserkühlungen Rechnung und stellt einen speziellen Anschluss für die Pumpe einer Wasserkühlung zur Verfügung. Bei herkömmlichen Lüfteranschlüssen besteht die Gefahr, dass sie beim Anlaufen der Pumpe der Anschluss überlastet wird. Offensichtlich kam es darurch in der Vergangenheit immer wieder zu Defekten, so dass MSI hier mit einem speziellen Anschluss gegensteuert.
Seit jeher verwendet MSI bei seinen Mainboards der Gaming Serie eine hochwertige Soundlösung. Auch beim X99A Gaming Pro Carbon wurde der Sound-Schaltkreis mit dem Realtek ALC 1150 vollständig isoliert, um Interferenzen zu vermeiden.
Vor ca. einem Jahr hat sich MSI von den bisherigen Sound Blaster Lösung von Creative verabschiedet und setzt seitdem auf den französischen Soundspezialisten Nahimic. Nahimic hat sich in der Vergangenheit einen Namen bei der Entwicklung einer besonders realistischen Audiotechnik für Flugsimulatoren der französischen Luftwaffe gemacht. Mit der beigelegten, leicht und intuitiv bedienbaren Nahimic Software verspricht MSI, aus dem Realtek ALC 1150 ein Maximum an Leistung herauszuholen. Nun, mich konnte das Ergebnis absolut überzeugen. Für mich wirkt der Onboard-Sound in der tat noch kraftvoller als bei der SoundBlaster Cinema Software, welche MSI früher bei den Gaming Boards im Einsatz hatte. Natürlich ist dies meine völlig subjektive Einschätzung.
Kommen wir zur vielbeworbenen LED-Beleuchtung: Logos, Schriftzüge und einzelne Bereiche des Mainboards wurden aufwendig mit LED-Effekten verziert. Steuern lassen sich diese Effekte über die MSI Gaming App: Hier kann man festlegen, welche Bereiche beleuchtet werden sollen, welche Farben die LEDs haben sollen und welche Lichteffekte zum Einsatz kommen. Für User, welche diese LED-Effekte für unerwünschtes "Pling Pling" halten, besteht die Möglichkeit diese zusätzliche LED-Beleuchtung komplett zu deaktivieren.
Mit dem CLICK BIOS 5 führt MSI mit dem OZ-Mode eine vereinfachte, zusätzliche UEFI-Oberfläche ein, welche nur elementarste Informationen enthält:
Im Advanced Mode finden wir dann wieder die gewohnte UEFI-Aufteilung, wie sie seit einigen Jahren bei MSI gepflegt wird:
Beeindruckt ist die unglaublichen Menge an Übertaktungs-Optionen, ein wahres Eldorado für Hardcore-Overclocker. Diese Optionen alle zu beschreiben wäre müßig, die folgenden Screenshots sprechen für sich:
Im Hardware Monitor lassen sich sowohl die beiden CPU-Lüfteranschlüsse als auch die drei Sysfan-Anschlüsse separat vierstufig regeln. Voraussetzung sind allerdings PWM-Lüfter. Nun mag sich manch einer fragen, warum ich speziell auf diese Lüftersteuerung eingehe, schließlich gab es die auch schon bei früheren Boards. Nun, die Lüftersteuerung ist nochmals deutlich verfeinert worden: Sie funktioniert jetzt auf ein Grad und ein Prozent genau. Der Einstellbereich geht dabei von 0% bis 100% und von 0°C bis 100°C. Dem Einen oder Anderen fällt wahrscheinlich auf, dass ich hier den Pumpenanschluss für die CPU-Lüfter nutze. Der Grund ist recht simpel: Hier laufen drei 140mm PFM-Lüfter über einen Anschluss. Der Pumpen-Anschluss hat etwas mehr Leistungsreserven, daher nutze ich diesen.
Fazit:
Müsste ich das Mainboard mit einem Auto vergleichen, würde ich es in der Mittelklasse ansiedeln. Das Board hat deutlich mehr zu bieten als eine funktionale Basisausstattung: Automatische OC-Einstellungen, Dual BIOS, Power Sockel, metallverstärkte PCIe- und Speichersockel oder onboard LEDs und die Steuerung für externe LEDs, das sind nur einige der Ausstattungsmerkmale, welche man nicht automatisch bei einem neuen Mainboard erwartet. Ob das Carbon Design oder die LED Ausstattung einem gefallen oder nicht, dass entscheidet letztendlich der individuelle Geschmack. Die aktuellen Verkaufszahlen lassen eher darauf schließen, dass LED-Beleuchtungen durchaus interessant für potentielle Käufer sind. Mir persönlich gefällt das Carbon Design sehr gut, die LED Ausstattung hingegen ist nicht so wirklich mein Ding. Ich kenne jedoch Leute die solche LED-Geschichten lieben, und daher finde ich es gut das so etwas angeboten wird. Und wer´s nicht mag kann es ja abschalten. Im Zweifel kann man auf dem Board einfach den Stromstecker für die LEDs ziehen, und alles bleibt unauffällig.
Natürlich darf man bei einem Mittelklasseboard keine totale Vollausstattung erwarten: Der Powersockel erleichtert das Betreiben des Arbeitsspeichers mit höheren Frequenzen, aber er ersetzt offensichtlich keine zusätzlichen Spannungsphasen: Auf meinem alten MSI X99S MPOWER mit 12 Spannungsphasen und einem normalen CPU Sockel ließ sich die selbe CPU stabil mit 4,5 GHz betreiben, während die CPU hier nur mit 4,4 GHz stabil zu betreiben war. Es gibt zwar den Power Sockel, aber eben nur die klassenüblichen 8 Spannungsphasen. Andererseits läuft mein DDR4 3200 Speicher stabil mit dem XMP-Profil auf 3200 MHz, mit der selben CPU waren auf dem X99A MPower ohne Power Sockel nur 2666 MHz stabil möglich.Letztendlich denke ich dass das X99A Gaming Pro Carbon seinen Preis absolut wert ist: Das Board bietet sehr viel Mehrausstattung zu einem verhältnismäßig moderaten Aufpreis. Für User welche auch die LED-Ausstattung zu schätzen wissen würde ich das Brett sogar als echtes Schnäppchen einordnen.
Mein besonderer Dank geht an Vera Chen von MSI Taiwan sowie an das gesamte Team von MSI Deutschland für die Organisation des Mainboards und die gewohnt kompetente Unterstützung!
Lieferumfang:
Motherboard
Handbuch, Quick-Start-Anleitung, Treiber- und Utility-DVD
gepolstertes I/O Panel
6 SATA-600-Kabel, davon 3 gewinkelt, dazu passende Beschriftungs-Etiketten
M-Konnektoren
2 SLI-Brücken
2 Verbindungskabel für optionale zusätliche LED-Leuchtmittel
Türschild und MSI Case-Badge
Testsystem:
Motherboard: MSI X99A Gaming Pro Carbon
CPU: Intel Core i7-5820 @4400 MHZ, 1,232 V
CPU-Kühler: Thermalright Silver Arrow IB-E mit 3 Lüftern TY-147A
Arbeitsspeicher: Corsair Vengeance LPX schwarz DIMM Kit 32GB, DDR4-3200 CL16-18-18-38
Grafikkarte: MSI GTX 1070 GAMING 8G
Netzteil: Corsair RM 1000 1000W ATX 2.3
Betriebssystem: Windows 10 Pro 64BIT
SSDs und Festplatten: Crucial M550 256GB; Crucial M500 480GB; 2x Toshiba DT01ACA300 3TB im Software-Raid 1 über Windows
Eingabegeräte: Logitech G510, MSI Interceptor DS200
Einleitung:
Der X99A-Chipsatz markiert mit den Sockel 2011-3 CPUs aktuell den High-End-Brereich von Intel im Desktop-Bereich. Während die beliebte Skylake-Plattform auf Sockel 1151 bis zu vier Kerne bietet, geht es bei Sockel 2011-3 erst bei sechs Kernen los und endet aktuell erst bei zehn Kernen. Dazu kommt der Umstand, dass sämtliche CPUs für Sockel 2011-3 über einen freien Multiplikator verfügen. Außerdem sind bei den CPUs die Heatspreader verlötet, somit gibt es kein Problem mit der Wärmeleitpaste unter dem Heatspreader, so wie wir es von Hawell oder Broadwell kennen.
Am Ende dieses Tests bewegten sich die X99-Boards laut geizhals.de im Marktpreis-Bereich zwischen 189 Euro und 680,74 Euro (jeweils der künstigste geizhals-Preis in Deutschland). MSI hat mit dem X99A Gaming Pro Carbon den preisbewussten Käufer anvisiert, der einerseits nicht allzu viel für ein neues Board ausgeben möchte, andererseits aber auch bereit ist für bestimmte Ausstattungsmerkmale einen nicht zu hohen Mehrpreis zu zahlen: Der günstigste geizhals-Preis liegt zum Testzeitpunkt bei 298,95 €uro.
Layout und Ausstattung:
Das X99A Gaming Pro Carbon kommt in einem eher schlichten Design daher: Das PCB ist komplett schwarz gehalten. Rote oder gelbe Zierelemente fehlen völlig. Nur das altbekannte Drachenlogo macht die Gaming-Ansprüche deutlich. Die beworbenen LEDs für die RGB-Beleuchtung sind beim Auspacken noch nicht zu erkennen. Später werde ich aber noch darauf eingehen.
MSI verwendet auf seinen aktuellen Mainboards ausschließlich Komponenten, welche die Bedingungen der US-amerikanischen technischen Militärnorm MIL-STD-810 erfüllen. Spulen und Kondensatoren sind damit für den Einsatz unter Extrembedingungen geeignet. Nutzer solcher Boards profitieren von einer hohen Zuverlässigkeit dieser Komponenten. Hi-c Kondensatoren mit bis zu 93% Energieeffizienz sorgen für einen im Verhältnis zur Boardausstattung niedrigen Energieverbrauch des Mainboards. Titaniumspulen sorgen gegenüber herkömmlichen Spulen bei einer um ca. 35° niedrigeren Betriebstemperatur für einen bis zu 30% höheren Stromfluss, eine bis zu 20% höhere Energieeffizienz und schlussendlich einfach für höhere OC-Referenzen. Soweit zumindestens das Versprechen von MSI. Für Test- und Vergleichsmessungen fehlen mir hier die Möglichkeiten.
Das Board kommt im ATX-Format. Zwischen CPU-Sockel und dem ersten PCIe-Slot ist genügend Platz, um auch übergroße Luftkühler zu installieren. Das ist nicht ganz unwichtig, immerhin ist die Grafikkarte im Single-GPU-Betrieb nur im ersten PCIe-Slot mit 16 Lanes angebunden.
Natürlich fallen erst einmal die silbrig glänzenden PCIe 3.0 x16 Slots und Speichersteckplätze ins Auge. Wenn wir uns diese silbrig glänzenden Slots genauer anschauen stellen wir fest, dass sie metallverstärkt sind. Sinn ist eine mechanische Slotverstärkung, damit während der Montage oder Demontage von Grafikkarten und Arbeitsspeicher die Slots mechanisch nicht über die Maßen strapaziert werden.
Nach Demontage der Kühlkörper erkennen wir auch endgültig, was schon vorher zu erahnen war: Es wurden die üblichen 8 Spannungsphasen realisiert. Wir können dementsprechend ein solides Mainboard erwarten, aber eben keinen OC Überflieger.
MSI verbaut auf dem X99A Gaming Pro Carbon seinen Turbo-Sockel. Dieser hat im Gegensatz zum originalen Sockel 2011-3 nicht 2011, sondern 2036 Kontakte. Damit werden einige CPU-Kontaktpunkte genutzt, welche beim originalen 2011-3-Sockel nicht berührt werden. Dies soll die Stabilität beim Übertakten erhöhen. Wie weit sich das tatsächlich bemerkbar macht wird sich im Testverlauf erweisen.
Klassenüblich wartet das Board mit zehn SATA 3.0 Anschlüssen auf, zwei davon als Kombislot mit SATA Express. Alle 10 SATA-Slots sind über den Chipsatz angebunden. Darüber hinaus ist ein NVME-kompatibler M.2 Slot vorhanden, welcher mit PCIe Gen3 x4 angebunden ist, sowie eine U.2-Schnittstelle. Bei beiden Schnittstellen sind jeweils Datenübertragungsraten von bis zu 32GB/s möglich.
M.2 Laufwerke können mit den Längen 42mm, 60mm oder 80mm verbaut werden.
Um die U.2-Schnittstelle nutzen zu können muss allerdings der unterste PCIe-Slot unbesetzt bleiben. Außerdem wird bei Nutzung der U.2-Schnittstelle der M.2 Slot nur noch über zwei PCIe-2.0-Lanes angeboten, so dass sich die höchstmögliche Daenübertragungsrate auf maximal 10GB/s reduziert. Dadurch kann andererseits auf einen zusätzlichen Controller verzichtet werden, welcher den Kaufpreis des Board erhöhen würde.
Am unteren Boardrand befinden sich die Onboard-Buttons für Power und Reset. Daneben befindet sich ein 11-stufiger Drehregeler, mit welchem sich 11 verschiedene OC-Profile für die CPU auswählen lassen. Links oben neben dem Power-Button finden wir den Switch, um zwischen den beiden BIOS-Chips umzuschalten: Ganz nützlich, wenn mal ein BIOS-Update schiefgegangen ist.
Unterhalb des BIOS-Schalters ist ein Jumperanschluss mit der Bezeichnung JSLOW1. Aktiviert man ihn, so bleibt der CPU-Multiplikator konstant bei 8. Dieser Schalter ist für Extrem-Übertakter interessant. So kann man den Rechner mit einem geringen CPU-Takt starten. Erst wenn es dann ans Benchen geht wird der Switch umgelegt, und die CPU läuft mit voller Geschwindigkeit. Auf den teureren MSI-Boards gibt es anstelle des Jumpers einen Schalter, mit dem man diese Einstellung einfacher vornehmen kann. Beim Gaming Pro Carbon wurde offensichtlich aus Kostengründen ein Jumper gewählt. Dies hat aber auch einen Vorteil für Käufer, welche den Slow Mode gar nicht nutzen wollen: Es kommt immer wieder mal vor, dass diese Switches beim Einbau versehentlich betätigt werden. Oft dauert dann die Fehlersuche sehr lange, wenn die CPU unter Last partout nicht hochtakten mag und man die Slow Mode Funktion nicht kennt.
Schließlich finden wir hier noch die drei onboard Schalter POWER1, RESET1 und OC1. POWER1 dient als Ersatz für den Power-Schalter des Gehäuses, so dass man das Board auch direkt hier einschalten kann und nicht erst den Schalter vom Gehäuse anschließen muss. Ebenso verhält es sich mit RESET1, dieser Button ersetzt den klassischen Reset Taster, den ich schon vor 25 Jahren an meinem alten VOBIS-PC vorfand.
Kommen wir zum OC Drehschalter: In Stufe 0 wird keinerlei Overclocking per Schalter betrieben. In 11 Stufen lässt sich der Drehschalter bis zum Maximum bewegen. Bei Stufe 11 werden 6-Core-CPUs (i7 5820K und i7 5930K) mit 4,9 getaktet, die Spannungen werden entsprechend angepasst. Ein i7 5960X wird bei Stufe 11 mit 4,8 GHz betrieben. Natürlich nur wenn die CPU dies schafft, ein fachmännisches Overclocking mit individuellen BIOS-Einstellungen kann damit natürlich nicht ersetzt werden. Möglich, dass bei künftigen Broadwell E CPUs diese OC-Einstellungen eine Anpassung erhalten. Das ist aber nur meine persönliche Vermutung.
Wer unbedingt diese festen OC-SDtufen des Mainboards ausprobieren möchte, der muss dafür nicht zwingend den PC öffnen: Die identischen Einstellungen stehen ebenso im UEFI oder auch unter Windows im MSI Command Center zur Verfügung.
Etwas stutzig wurde ich, als ich meine den CPU-Kühler montierte. Ich war es von meinen letzten MSI-Boards gewöhnt, dass mir zwei CPU Fan Anschlüsse zur Verfügung stehen. Von den drei Lüftern meines Kühlers waren dann immer zwei per Y-Kabel an dem einen und einer an dem anderen CPU Fan Header angeschlossen. Hier fand ich plötzlich nur noch einen CPU Fan Header vor. An Stelle das zweiten Headers befand sich ein Anschluss mit der Bezeichnung "PUMPFAN1". Meine Ahnung bestätigte sich, als ich ins Handbuch schaute: MSI trägt der zunehmenden Verbreitung von CPU Wasserkühlungen Rechnung und stellt einen speziellen Anschluss für die Pumpe einer Wasserkühlung zur Verfügung. Bei herkömmlichen Lüfteranschlüssen besteht die Gefahr, dass sie beim Anlaufen der Pumpe der Anschluss überlastet wird. Offensichtlich kam es darurch in der Vergangenheit immer wieder zu Defekten, so dass MSI hier mit einem speziellen Anschluss gegensteuert.
Seit jeher verwendet MSI bei seinen Mainboards der Gaming Serie eine hochwertige Soundlösung. Auch beim X99A Gaming Pro Carbon wurde der Sound-Schaltkreis mit dem Realtek ALC 1150 vollständig isoliert, um Interferenzen zu vermeiden.
Vor ca. einem Jahr hat sich MSI von den bisherigen Sound Blaster Lösung von Creative verabschiedet und setzt seitdem auf den französischen Soundspezialisten Nahimic. Nahimic hat sich in der Vergangenheit einen Namen bei der Entwicklung einer besonders realistischen Audiotechnik für Flugsimulatoren der französischen Luftwaffe gemacht. Mit der beigelegten, leicht und intuitiv bedienbaren Nahimic Software verspricht MSI, aus dem Realtek ALC 1150 ein Maximum an Leistung herauszuholen. Nun, mich konnte das Ergebnis absolut überzeugen. Für mich wirkt der Onboard-Sound in der tat noch kraftvoller als bei der SoundBlaster Cinema Software, welche MSI früher bei den Gaming Boards im Einsatz hatte. Natürlich ist dies meine völlig subjektive Einschätzung.
Kommen wir zur vielbeworbenen LED-Beleuchtung: Logos, Schriftzüge und einzelne Bereiche des Mainboards wurden aufwendig mit LED-Effekten verziert. Steuern lassen sich diese Effekte über die MSI Gaming App: Hier kann man festlegen, welche Bereiche beleuchtet werden sollen, welche Farben die LEDs haben sollen und welche Lichteffekte zum Einsatz kommen. Für User, welche diese LED-Effekte für unerwünschtes "Pling Pling" halten, besteht die Möglichkeit diese zusätzliche LED-Beleuchtung komplett zu deaktivieren.
Mit dem CLICK BIOS 5 führt MSI mit dem OZ-Mode eine vereinfachte, zusätzliche UEFI-Oberfläche ein, welche nur elementarste Informationen enthält:
Im Advanced Mode finden wir dann wieder die gewohnte UEFI-Aufteilung, wie sie seit einigen Jahren bei MSI gepflegt wird:
Beeindruckt ist die unglaublichen Menge an Übertaktungs-Optionen, ein wahres Eldorado für Hardcore-Overclocker. Diese Optionen alle zu beschreiben wäre müßig, die folgenden Screenshots sprechen für sich:
Im Hardware Monitor lassen sich sowohl die beiden CPU-Lüfteranschlüsse als auch die drei Sysfan-Anschlüsse separat vierstufig regeln. Voraussetzung sind allerdings PWM-Lüfter. Nun mag sich manch einer fragen, warum ich speziell auf diese Lüftersteuerung eingehe, schließlich gab es die auch schon bei früheren Boards. Nun, die Lüftersteuerung ist nochmals deutlich verfeinert worden: Sie funktioniert jetzt auf ein Grad und ein Prozent genau. Der Einstellbereich geht dabei von 0% bis 100% und von 0°C bis 100°C. Dem Einen oder Anderen fällt wahrscheinlich auf, dass ich hier den Pumpenanschluss für die CPU-Lüfter nutze. Der Grund ist recht simpel: Hier laufen drei 140mm PFM-Lüfter über einen Anschluss. Der Pumpen-Anschluss hat etwas mehr Leistungsreserven, daher nutze ich diesen.
Fazit:
Müsste ich das Mainboard mit einem Auto vergleichen, würde ich es in der Mittelklasse ansiedeln. Das Board hat deutlich mehr zu bieten als eine funktionale Basisausstattung: Automatische OC-Einstellungen, Dual BIOS, Power Sockel, metallverstärkte PCIe- und Speichersockel oder onboard LEDs und die Steuerung für externe LEDs, das sind nur einige der Ausstattungsmerkmale, welche man nicht automatisch bei einem neuen Mainboard erwartet. Ob das Carbon Design oder die LED Ausstattung einem gefallen oder nicht, dass entscheidet letztendlich der individuelle Geschmack. Die aktuellen Verkaufszahlen lassen eher darauf schließen, dass LED-Beleuchtungen durchaus interessant für potentielle Käufer sind. Mir persönlich gefällt das Carbon Design sehr gut, die LED Ausstattung hingegen ist nicht so wirklich mein Ding. Ich kenne jedoch Leute die solche LED-Geschichten lieben, und daher finde ich es gut das so etwas angeboten wird. Und wer´s nicht mag kann es ja abschalten. Im Zweifel kann man auf dem Board einfach den Stromstecker für die LEDs ziehen, und alles bleibt unauffällig.
Natürlich darf man bei einem Mittelklasseboard keine totale Vollausstattung erwarten: Der Powersockel erleichtert das Betreiben des Arbeitsspeichers mit höheren Frequenzen, aber er ersetzt offensichtlich keine zusätzlichen Spannungsphasen: Auf meinem alten MSI X99S MPOWER mit 12 Spannungsphasen und einem normalen CPU Sockel ließ sich die selbe CPU stabil mit 4,5 GHz betreiben, während die CPU hier nur mit 4,4 GHz stabil zu betreiben war. Es gibt zwar den Power Sockel, aber eben nur die klassenüblichen 8 Spannungsphasen. Andererseits läuft mein DDR4 3200 Speicher stabil mit dem XMP-Profil auf 3200 MHz, mit der selben CPU waren auf dem X99A MPower ohne Power Sockel nur 2666 MHz stabil möglich.Letztendlich denke ich dass das X99A Gaming Pro Carbon seinen Preis absolut wert ist: Das Board bietet sehr viel Mehrausstattung zu einem verhältnismäßig moderaten Aufpreis. Für User welche auch die LED-Ausstattung zu schätzen wissen würde ich das Brett sogar als echtes Schnäppchen einordnen.
Mein besonderer Dank geht an Vera Chen von MSI Taiwan sowie an das gesamte Team von MSI Deutschland für die Organisation des Mainboards und die gewohnt kompetente Unterstützung!
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