Odium
Captain
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- Okt. 2003
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Man kann nicht vom Verkäufer (und das sind Parteien ja, sie verkaufen ihr politisches Programm) fordern, dass er die negativen Aspekte seines Produkts bewirbt. Das geht nicht, weil man das nicht überprüfen kann und alle Parteien dann immer Mittel und Wege finden, dieses Gebot zu umgehen.sc00ty schrieb:Meiner Meinung nach, sollte die Wahlwerbung nicht mit den üblichen Sprüchen, wie "Steuersenkung", "weniger Arbeitslose" und "mehr Geld für alle!" kommen, sondern die echten Wahlkampfthemen behandeln! Wenn sich alle Parteien daran halten würden, gäbe es einen ehrlicheren und sinnvolleren Wahlkampf!
Und es ist eigentlich auch nutzlos. Denn wie schon gesagt, erkennt man eine seriöse Partei daran, dass ihre Eigenwerbung realistisch ist und man uns als Wähler für voll nimmt. Mit etwas Erfahrung und täglicher Lektüre der Medien hat man irgendwann auch ein gutes Gefühl dafür, wann ein Politiker etwas wahrmachen will und wann nicht. Wenn wir z.B. 2006 haben, die Wirtschaft gut läuft und man sagt, dass man das Bafög erhöhen will, die Steuern senken etc., dann ist das glaubwürdig (weil machbar, auch wenn nicht unbedingt sinnvoll). Haben wir aber 2009 und die gleiche Partei erzählt mir, dass sie riesige Konjunkturprogramme auf den Weg bringen will, mehr Geld für die Unis etc., dann glaube ich das nicht mehr. Denn da haben sich die Umstände geändert, das Geld wird fehlen.
keshkau hat ja letztens ein paar Zahlen vorgelegt, demnach viele Deutsche gar nicht mehr an die Demokratie glauben. Es ist schade, dass du das auch so siehst, denn ich halte sie für ein gutes System. Der Preis dafür ist niedrig: Wir müssen nur erkennen, welcher Politiker gut ist und welcher uns schaden könnte.Ich würde diesen neutralen Dritten, keine politische Macht geben, nur eine richterliche Macht. Sie wählen nicht für uns. Sie manipulieren nicht unsere Meinung. Sie erinnern die Politiker an ihre Versprechungen und Pflichten. Und wollen sich diese nicht erinnern, werden sie - noch vor Ende ihrer Amtszeit - ihren Stuhl frei machen. Würde das Wirkung zeigen und die Politiker würden merken, dass sie sich nicht alles erlauben können, dann wäre eine faire Demokratie des Volkes gewährleistet. Ich denke, dass in der heutigen Zeit der Zweck der Demokratie in Deutschland verwirkt ist.
Unser Hilfsmittel bleiben die Medien und auch wenn Unterhalt heute ganz angesagt scheint, so ist die Bundespolitik immer noch ein Topthema. Stell dir mal vor, das wäre anders. Niemand würde über die Arbeit der Parteien berichten und wir wüssten gar nichts darüber, ob sie jetzt ihre Arbeit machen oder nicht.
Diesen Richter, den du vorschlägst, den haben wir schon. Jeder einzelne Blogger, jeder Medienkonzern und selbst die Bild zählt zu denen. Wir haben die Aufgabe ihre Informationen zu sortieren und nach eigenem Ermessen zu bewerten.
Dein Vorschlag hat nämlich einen Haken: Dieser Neutrale, der kann entscheiden, was er kritisiert und was nicht. Denn dann wird unbewusst immer ein politisches Lager bevorzugt.
Er ist schon da. Er heißt Bund der Steuerzahler, ADAC, Greenpeace, Bertelsmann, Verein von Interessengruppe X. Sie alle haben immer etwas zu mäkeln. Wenn man da als Wähler objektiv bleibt und zuhört, hast du doch, was du wolltest.
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