Warum kostete die Corona-Warn-App fast 70 Millionen Euro?

  • Ersteller Ersteller Philipp125254
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DonnyDepp schrieb:
https://www.aerzteblatt.de/nachrich...g-schluesselt-Kosten-fuer-Corona-Warn-App-auf

da wird sicher wieder einiges an klüngelwirtschaft abgelaufen sein .... t-systems....
für das geld könnte eine it-beratung das komplette bürgeramt digitalisieren
[...]
Marktwirtschaft bzw. Kapitalismus versuchen Gewinne zu maximieren. Entsprechend werden Preise aufgerufen, die der Auftraggeber gerade so bereit ist zu zahlen.
Und Ämter zu digitalisieren ist die Hölle. Es gibt Gesetze, daraus werden meist für Prozessdokumentation Prozesse gestrickt die mit der Gesetzeslage oft gar nicht sooo gut vereinbar sind und real tut fast jeder im Amt irgendwas Anderes als das was die Prozessdokumentation besagt. Die Individuallösungen sind dabei oft eine Mischung aus irrsinnigem Mist und notwendiger Alltagsanpassung.
Hinzu kommt, dass die Gesetzeslage für rechtsverbindliche, digitale Signaturen extrem bescheiden ist und die Altsysteme bzw. Altanforderungen modernes API-Design unmöglich machen.
Hinzu kommt dann die übliche Verweigerung gegenüber Veränderungen bei Beamten, Politikern und allen anderen Stakeholdern.

Unterm Strich: Keine IT-Bude die weiß was sie tut und ihre kompetenten Leute nicht verheizen will, würde ohne erhebliches Schmerzensgeld bei irgend einem Amt Aufträge annehmen.

BmwM3Michi schrieb:
ob die Luca-App den Fantas auch 70 Mio. gekostet hat? Ich glaube nicht.
Die Luca App sah an vielen Stellen so aus, als hätte sie ein mittelmäßiger Praktikant geschrieben. Vergleicht man die ersten veröffentlichten Versionen des Quellcodes von CWA und Luca merkt man bereits sehr deutlich, dass die Entwickler da in völlig unterschiedlichen Qualitäts- und wohl auch Gehaltsklassen agierten.
Wobei die Entwicklung bei beiden Apps kaum 10 Personen beschäftigen sollte[1].

[1] inkl. für Firmen typischem Wasserkopf

DonnyDepp schrieb:
und aus technischer sicht kann die software unmöglich sicher sein.
[...]
Die CWA war von Anfang an sehr sauber umgesetzt und das grundlegende Design war auch sehr gut. Es gab auch eine brauchbare Fehlerkultur und direkte Kommunikation auf Github mit den Entwicklern. Wobei man hier hervorheben muss, dass das grundsätzliche Konzept der Funktionsweise eben schon sicher ist. Das wird leider zu oft ignoriert, dass das grundlegende Konzept passen muss oder sonst nur Scheiße bei rauskommt.

Pfusch gabs nur bei Luca..

folivora schrieb:
Ich frag mich vor allem, worin genau der Entwicklungsaufwand bestand. UI und Serverinfrastruktur, Anbindung Labore, Support? Kostet sicherlich einiges.
die contact tracing api kommt ja von google/apple und diese ist ja im prinzip das technisch anspruchsvolle grundgerüst wo meiner erwartung nach eigentlich die größten entwicklungsaufwendungen anfallen dürften.
Bei der CWA wurden die meisten Texte von Rechtsanwälten geprüft, über zertifizierte Übersetzer übersetzt und die Übersetzung nochmals geprüft. Allein mit solchen Sperenzchen verbrennt man für jede zusätzliche Sprache hohe 5-stellige Beträge. Der eigentliche Code ist dagegen fast schon simpel.

Und die Tracing API, gutes Konzept, sauber umgesetzt minimiert den Aufwand. Die Programmlogik ist da relativ kompakt: https://github.com/google/exposure-notifications-android
Aufgebläht wird das Ganze durch die Dokumentation, Internationalisierung, Tests, Config für Buildenvironments etc. pp. Im Vergleich ist dieser Teil zu anderen Teilen der Google Play Services extrem klein.
Ergänzung ()

AlMaiWin schrieb:
Was dabei gerne vergessen wird, ist nämlich die Möglichkeit, dass die 70 Mio. Euro auch durchaus angemessen (sprich: wirtschaftlich) sein können.
War es ganz sicher nicht, da die Politik auf breiter Front verpennt hatte, die Gesetze für die Nachverfolgung entsprechend anzupassen. Die CWA gab es und trotzdem musste jeder Laden noch Daten erheben, was den Sinn und Zweck der App unterminierte. Genauso wie man selbst mit tief roter CWA Warnung teils nicht an Tests herankam.

Naja und günstiger wäre es sicher gegangen. So sehr wie ich Konzept und Implementierung der CWA mag, die Preisgestaltung sieht auch für mich so aus, dass sie sehr günstig ausfällt für die Auftragnehmer..
 
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Kann die App auf meinem Handy nicht installieren
(gut ist gelogen, ich wüsste, wie aber sehe es nicht ein, den Aufwand zu betreiben)

Bis heute ist die App nicht in der App Gallery aufgetaucht.

Anscheined brauchen Leute ohne google/Apple keine Kontaktnachverfolgung, und sind immun gegen Corona
 
@azweik
Die Tracking Schnitstelle wurde für einen möglichst hohe Verbreitung über die Google Play Services ausgeliefert, d.h. dein Google freies Huawai Smartphone hat die verwendete Schnitstelle gar nicht.
Das veröffentlichen in der Huawai App Gallery ergibt daher auch keinen Sinn.

Du darfst dich bei Huawai bedanken, dass die für ihre Smartphones eine solche Schnittstelle nicht bereitstellen.

Darüber hinaus gibt einen Fork der ohne Google Play Services auskommt und über F-Droid verfügbar ist. Wie der auf teschnischer Ebene ohne die Exposure Notifications API auskommt weiß ich aber nicht.
 
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dasbene schrieb:
@azweik
[...]
Darüber hinaus gibt einen Fork der ohne Google Play Services auskommt und über F-Droid verfügbar ist. Wie der auf teschnischer Ebene ohne die Exposure Notifications API auskommt weiß ich aber nicht.
MicroG versucht die Playservices API ohne Abhänigkeiten zu Google Webservices nachzuimplementieren. Das ging bei der ExposureAPI recht gut und die CWA App die du verlinkt hast nutzt diesen Teil des MicroG Projektes. Die CWA App läuft dann schlicht als Hintergrundprozess.
 
Relativ zeitnah nach der Veröffentlichung der CWA hatten zwei der (damaligen) beteiligten Entwickler etwas aus dem Nähkästchen geplaudert beim UKW Podcast. Ging auch um Technik.
https://ukw.fm/ukw030-die-corona-warn-app/

Ich find die App nach wie vor gut, als ein Baustein von vielen in der Pandemie. Im Vergleich zu anderen IT-Projekten (des Bundes) in D find ich die CWA sehr gut umgesetzt.
 
AlMaiWin schrieb:
Die Empörung darüber, dass mit 70 Mio. Euro möglicherweise zu viel Geld ausgegeben wurde, ist verstäbdlich, bewegt sich ohne genaue Kenntnis der Rahmenvedingungen aber maximal auf dem Niveau der BILD-Zeitung.
Völlig richtig. Das erinnert mich an die Bild Schlagzeile zum Logo der Deutschen Bank: "Fünf Striche für 100.000 Mark": Das Logo der Deutschen Bank
Da haben auch alle Leute nur das Ergebnis betrachtet und den aufwendigen Prozess dahinter ignoriert.
 
Vigilant schrieb:
Ähm, nein. Definitiv nicht.

Quantität korreliert nicht mit Qualität. Und dann gilt es auch noch Ausdrucksvermögen und fachliche Kompetenz zu differenzieren.

Bin Kommunikationsexperte.
Ich weiß daher, dass du Recht hast, man das aber nicht sagen sollte, weil man dann dem Gegenüber Inkompetenz unterstellt.
 
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