xxlrider schrieb:
Machtpolitik basiert auf drei Säulen:
Politik/Diplomatie, Wirtschaft, Militär inkl. Spionage/Gegenspionage.
Europa als Ganzes hat kein Konzept. Nimmt man die EU, so wird vieles Versprochen und nicht gehalten. Einzig im Bereich der Wirtschaft ist man handlungsfähig, wenn sich denn mal ein Kompromiss aller EU-Länder zu einem Thema findet. Militärische Sicherheit wird über die Nato organisiert (ein Großteil der Spionage wird von den USA geleistet, wovon Deutschland bislang profitierte, aber das ist nicht mehr gewünscht ohne das man selbst die notwendigen Kapazitäten dazu aufgebaut hätte).
Halten wir mal fest: Politisch ist die EU tief gespalten und handlungsunfähig, es gibt keinen gemeinsamen Standpunkt gegenüber China oder den USA, nur bezüglich Russland hat man einen Minimalkompromiss.
Militärisch macht jeder Staat, was er will. Gemeinsame Aktionen werden über die Nato organisiert.
Ökonomisch hat man ein komplexes System des Protektionismus im Landwirtschaftssektor. High-Tech stand noch nie im Zentrum der EU-Wirtschaftspolitik, auch nicht der Deutschen Politik. Hier hätte es schon lange zu einem Wandel kommen müssen, der aber auch heute noch von den agrarisch geprägten Staaten verzögert/verhindert wird, da diese fürchten, ihre Agrarsubventionen zu verlieren. Kurzfristig sehe ich keine Änderungen, vielleicht nach der kommenden Rezession. Den Deutschen ist das Wissen abhandengekommen, das ihr Wohlstand auf technologischer Führerschaft beruht, nicht auf Agrarsubventionen und Umweltschutz.
Die USA haben begonnen, China in die Schranken zu weisen, die Tigerstaaten ziehen nun nach, auch wegen der aggressiven Expansion Chinas im südchinesischen Meer, was für die EU wohl irrelevant scheint. China betreibt derzeit erfolgreich PR in Europa und es macht den Anschein, als würde es damit durchkommen oder zumindest jede gemeinsame Aktion der EU gegen China unterbinden oder minimieren zu können. Es ist leicht, die einzelnen europäischen Staaten gegeneinander auszuspielen.
Ich sehe keine Chance, ohne eine größere Allianz mit den USA und/oder den Tigerstaaten, ein eigene europäische Chipindustrie aufrechtzuerhalten. Der Zug ist vor längerem abgefahren. Sollte man den USA misstrauen, kann man sich auch politische Verbündete in Taiwan, Südkorea, Japan suchen, die stets global argumentierende EU ist in Wirklichkeit an Provinzialität kaum zu überbieten und aufgrund ihrer politischen Nähe zu China wohl selbst bei den Tigerstaaten nur noch unter Vorbehalt ein politischer Partner.
Ohne Verbündete geht es nicht mehr. Wenn man die Beziehung zu den USA weiter zerstört ohne sich eine tragfähige, funktionierende Alternative zu suchen, könnte dies bereits das Ende der EU einleiten.