flappes schrieb:
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Von daher hat Dirk Meyer einen nicht ganz so guten Job gemacht, zieht man Kartellzahlungen von Intel & Co. ab, bleibt nicht viel übrig. Auch der Aufkauf von Ati zahlte sich noch nicht wirklich aus.
Sehr interessant. Wusstest du eigentlich dass nicht Herr Meyer dein Kauf durchgeführt hatte, sondern sein Vorgänger?
flappes schrieb:
AMD hat einige Bereiche, gerade Mobilbereich, stark verschlafen bzw. sogar strikt geweigert da mehr zu entwickeln, darum mussten Köpfe rollen.
Dazu möchte ich dir mal den folgenden Kommentar aufzeigen, hier scheint jemand nämlich besser recherchiert zu haben als du in den letzten 5 Minuten: (Autor: Frank Riemenschneider)
Im Gegensatz zu den Oberaufsehern wollte sich Meyer angesichts der finanziell und personell limitierten Ressourcen von AMD weiterhin auf das Kerngeschäft, Prozessoren für PCs und Server zu bauen, konzentrieren. Die Frage ist, lohnt es sich für AMD, in die Mobilmärkte zu investieren?
Fakt ist, die meisten Tablets werden von ARM-basiertem Silizium wie Nvidias Tegra, TIs OMAP oder im Fall des iPad von Apples eigenem A4-Prozessor betrieben. Intel-basierte Tablets wie HPs Slate erzielen – freundlich formuliert – limitierte Verkaufserfolge. Wenn Intel und AMD diese Märkte „knacken“ wollen, müssen Sie geringe Kosten, geringe Leistungsaufnahme und eine hohe Integration liefern, wie man sie von heutigen ARM-Prozessoren kennt.
Der erste Schritt in diese Richtung seitens AMD war die Entwicklung der Bobcat-CPU, ein x86-Design, das weniger kostet und weniger Leistung aufnimmt als das High-End-Design Bulldozer. Tragischerweise frisst der erste Bobcat-Prozessor mit der Bezeichnung Ontario mehr Energie als Intels Atom-Prozessor, so dass AMD hinsichtlich der Entwicklung eiens wettbewerbsfähigen Tablet-Prozessors sogar hinter Intel zurückliegt.
Noch größer sind die Anforderungen an Preis, Leistungsaufnahme und Integration bei den Smartphones. Zusätzlich kommen auch noch Funktionen wie UMTS, LTE, Wi-Fi und GPS ins Spiel. Deshalb hat ja Intel auch kürzlich 1,6 Mrd. Dollar ausgegeben, um die Wireless-Sparte von Infineon zu kaufen. AMD hat diese finanziellen Möglichkeiten erst gar nicht.
Selbst wenn man es schaffen sollte, die personellen und finanziellen Ressourcen für die Entwicklung eines Smartphone-Prozessors beizubringen, gibt es immer noch das Problem, dass sämtliche Software für ARM entwickelt wurde. Um Handy-Hersteller zu überzeugen, die Architektur zu wechseln, benötigt man neben eines herausragenden Prozessors auch noch Fördergelder, mit denen man die Software-Portierung unterstützen muss. AMD hat historisch betrachtet immer Intel den Vortritt bei derartigen Marktentwicklungen gelassen, aber selbst Intel hat im Mobilmarkt keine Erfolgsgarantie. So könnte AMD für hunderte Millionen Dollar einen x86-basierten Smartphone-Prozessor entwickeln, den am Ende niemand haben möchte.
Wie Meyer selbst herausstellte, weisen Smartphone-Prozessoren hohe Stückzahlen aber geringe Preise auf, wodurch der Umsatz limitiert wird. Der Umsatz mit Standalone-Smartphone-Prozessoren ohne Konnektivität (wie OMAP oder Marvells Amada) dürfte 2010 unter 1 Mrd. Dollar gelegen haben, zusammen mit den integrierten Lösungen wie Qualcomms Snapdragon immer noch unter 1,7 Mrd. Dollar. Bis 2014 könnten sich diese Zahlen verdoppeln. Wenn AMD bis 2014 einen Top-integrierten Prozessor entwickeln würde und 10 % des Gesamtmarktes bekommen könnte, würde der Gesamtumsatz nur um 6 % steigen.
Der Tablet-Markt ist sicher einfacher erreichbar, allerdings nicht so groß. Intel verkaufte 2010 rund 30 Mio. Atom-Prozessoren primär in Netbooks, was einem Umsatz von rund 1,5 Mrd. Dollar entspricht. Wenn man annimmt, dass Intel diesen Umsatz in den Tablet-Markt transferieren und AMD 15 % des Atom-Marktes abgraben kann, würde damit der Gesamtumsatz des Unternehmens um nur 3 % steigen. Davon abgesehen, sind auch noch die Gewinnspannen kleiner als bei PC-Prozessoren.
Die Frage, wie AMD seinen Umsatz nicht nur hier und da um einige Prozent steigern kann, kann man leicht beantworten, wenn man sich die Bilanz von Intel ansieht: Dessen Rekordergebnisse wurden 2010 im Wesentlichen von dem hochprofitablen Server-Markt getrieben. Dieser beläuft sich auf rund 10 Mrd. Dollar und wird von x86-Chips dominiert. Cloud-Computing dürfte in den nächsten Jahren dafür sorgen, dass der Server-Markt eher noch zulegt.
Wenn sich AMD tatsächliche entscheiden würde, im Tablet- und Smartphone-Markt mitzumischen, wäre dies m.E. daher ein strategischer Fehler. Hier würde man nicht nur mit Intel, sondern auch noch mit Qualcomm, Broadcom, Texas Instruments und Marvell in den Wettbewerb treten, zudem müsste man Ressourcen vom Kerngeschäft abziehen, um überhaupt erstmal eine wettbewerbsfähige Lösung zu entwicklen. Hilfreich wäre es stattdessen, sich auf wirklich gute Server-Prozessoren zu focussieren und diese pünktlich auszuliefern. Anders als Intel, hat AMD ja noch genug Potential, seinen Marktanteil auszubauen.
Intels neue Sandy-Bridge-Prozessoren scheinen freilich für AMDs Bulldozer-CPUs schon wieder einmal eine zu große Herausforderung zu sein. Sie sind allerdings nicht so weit weg, dass man nicht durch eine moderatere Preisgestaltung ein attraktives Produkt im Angebot haben würde. Spätestens, wenn der neue CEO in Amt und Würden ist, wird es spannend, ob sich AMD gemäß dem Wunsch der Aufseher weiter verzetteln, oder die limitierten Ressourcen zielgerichtet auf den profitabelsten Markt fokussieren wird.
Kommentar Ende