Eine, wie ich finde, nette kleine Anekdote von einem der auszog um Facebook-Aktionär zu werden.
Mutig sammelte unser Held 30,000 Franken bei seinen Bekannten, um sich dann endlich einmal von den prognostizierten 68 Cent Gewinn dieses und 83 Cent nächstes Jahr ein Mal auch ein Sterne Menü leisten zu können.
Die Hausbank gab natürlich ehrlich zu, daß er bei ihr natürlich keine Chance auf eine Zuteilung haben würde, da in der Schweiz die UBS und die Credit Suisse zu exklusiven Facebook-Zeichnern erkoren worden sind.
Also:
"Ich stattete den Grossbanken am Zürcher Paradeplatz einen Besuch ab.
Frau Müller* ist Kundenberaterin bei der UBS. Professionell freundlich sowie freundlich professionell bietet Sie mir einen Sitzplatz in einer der Beratungskojen neben der Empfangshalle im Erdgeschoss an: «Sie möchten ein Depot eröffnen?» Ich erwiderte, ausschliesslich an Facebook-Aktien interessiert zu sein.
Doch dazu braucht es offenbar jede Menge Startkapital: Zu den 1000 Stück für 30 Franken = 30'000 Franken kommen mehrere Hundert Franken Eröffnungs- und Kommissionsgebühren dazu. Unterm Strich, so eine erste Überschlagsrechnung, müsste die Aktie um deutlich mehr als zehn Prozent steigen, damit jeder meiner Geldgeber sich zumindest ein Glas Sirup kaufen könnte.
Aber ich hatte noch ein Ass im Ärmel. Ich ging zur Konkurrenz, die bestimmt günstiger wäre. Ich wurde in die holzvertäfelten Räumlichkeiten des Private Banking der Credit Suisse gebeten: Teppich, Klimaanlage und buddhistische Ruhe. Hier mussten wohl all die Yacht-Besitzer und Multimillionäre ihre Beratungsgespräche führen.
Ich sollte mich nach nebenan begeben. Der Herr im Anzug an der Rezeption, den ich zuerst für meinen Kundenberater hielt, zeigte wortlos mit dem Finger auf die Sitzgruppe im Wartezimmer, ohne dabei den Kopf zu heben.
Mein Fehler: Ich hatte Sportschuhe an. Frau Meier* ist Kundenberaterin bei der Credit Suisse. Sie holte mich vom Wartezimmer ab und wir gingen in einen der vielen Beratungsräume.
Ein Tisch, vier Stühle, wir waren zu zweit. Immerhin mutete es einen Hauch edler an als die Empfangshalle im Erdgeschoss der UBS. Ich erklärte ihr, Facebook-Aktien kaufen zu wollen. Darauf sie: «Bei Glencore wollten auch alle mitmachen, aber die Kleinen haben nichts bekommen.»
Für welche Summe ich denn Aktien kaufen wolle, war im Gespräch nicht mehr ein Thema. Nur: Wenn ich vorhätte, ein Depot zu eröffnen, könnte ich das zwar tun, aber sie weise mich gleich darauf hin, dass es erst bei 50'000 Franken losgehen würde.
Ich fühlte mich wie im Casino: Ohne Krawatte kommt niemand rein. Ab einer Million, sagt die CS-Frau, gebe es dann auch den Private Banker und die Beratung dazu.
Ich erinnerte sie an meine Absichten. Sie mich an ihre: «Ich melde mich bei Ihnen.» Wir verabschiedeten uns in aller Form.
Auf dem Weg zur Lagebesprechung mit meinen Geldgebern wusste ich nicht mehr, was mich mehr störte:
In den Augen der Banken vom Kunden zum Nichts zu mutieren oder von der angeblichen Du-und-du-Philosophie eines Internetdienstleisters nicht einmal ignoriert zu werden. Ob wohl einer der elf Zuckerbergs in T-Shirt und Turnschuhen eine Facebook-Aktie bekommen hätte? Kaum. Nicht einmal zu seinem Geburtstag.
*Namen von der Redaktion geändert " (1)
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(1) Wie ich mit Facebook reich werden wollte
http://www.tagesanzeiger.ch/wirtsch...t-Facebook-reich-werden-wollte/story/23026280