Microarchitekt schrieb:
Da musst du die Telekom oder einen anderen Leitungsleger fragen, warum die Orte, nicht angeschlossen sind bzw. wurden. Kann mit der Kabelführung zusammenhängen (Hohe Kosten für erweiterte Tiefbauarbeiten), oder in dem Ortsteil liegt noch recht altes Kupfer mit 0,6 Querschnitt (heute 0,8), was für hohe Dämpfung sorgen würde und somit nicht für die notwendige Reichweit um den Kvz. Es kann auch sein, dass diese Orte von einem anderen Anbieter mit VDSL erschlossen wurden. Diese Ausbaugebiete alternativer Anbieter werden im Telekom Ausbaustatus nicht angezeigt.
Auch wenn der Thread und Beitrag schon ziemlich alt ist, will ich das fix mal korrigieren. Vielleicht ja doch noch für den einen oder anderen interessant bzw. relevant, der hier hereingeschneit kommt. Es hängt nicht zwingend mit dem Alter der Leitungen zusammen, also zumindest wenn diese nach 1960 gebaut wurden. Vorher wurde in der Tat fast nur 0,8 oder stärker verlegt.
Früher, also so ab den 60ern, wurden die Aderndurchmesser hierarchisch gewählt um Kupfer zu sparen. Für die Teilnehmeranschlussleitung galt technisch bedingt ein maximaler Schleifenwiderstand von 1200 Ohm um einen analogen Anschluss sicher betreiben zu können. Bei ISDN war der Wert dann schon problematisch, aber wir gehen hier mal von den ursprünglichen Planungsgrundsätzen aus. Jeder Aderndurchmesser ergibt einen bestimmten Schleifenwiderstand pro Kabel. Hier mal ungefähre Werte zu den früher gebräuchlichen Aderndurchmessern, damit man grob einen Anhaltspunkt hat.
Aderndurchmesser | Widerstand | Maximale Reichweite |
0,35 | 384 Ohm/km | 3,13 km |
0,4 | 293 Ohm/km | 4,09 km |
0,5 | 188 Ohm/km | 6,38 km |
0,6 | 130 Ohm/km | 9,23 km |
0,8 | 73 Ohm/km | 16,43 km |
Wie man sieht, gibt es hier schon deutliche Unterschiede in der maximalen Entfernung. Aus diesem Grund wurden unterschiedliche Kabel eingegraben, je nachdem welche Häuser man erreichen wollte. Kabelverzweiger nahe der Vermittlungsstelle erhielten ihr Kabel fast immer in 0,4, gleiches galt auch für die Verzweigerkabel. Etwas weiter von der Vermittlungsstelle gab es dann KVz, deren Hauptkabel irgendwann von 0,4 zu 0,6 wechselte oder aber das Hauptkabel war in 0,4 und die Verzweigerkabel in 0,6. Hausanschlusskabel wurden sehr oft in 0,4 gebaut, auch wenn das restliche Verzweigerkabel in 0,6 war, weil das in Anbetracht der kurzen Länge der meisten dieser Kabel egal war.
War man noch weiter von der VSt entfernt, war irgendwann dann alles in 0,6 bzw. dann die Verzweigerkabel irgendwann in 0,8. In sehr seltenen Fällen wurde sogar alles in 0,8 gebaut, wenn Häuser extrem weit von der VSt entfernt waren und keine Anbindung über eine andere VSt möglich war. Hauptkabel mit über 10km sind aber sehr selten.
In den 90ern änderten sich dann die Aderndurchmesser um noch mehr Kupfer zu sparen. Dort ging man dann dazu über, Kabel in 0,35 und 0,5 auszulegen und 0,4/0,6 verschwand. Für große Entfernungen war auch weiterhin 0,8 verfügbar. Ende der 90er verschwand dann auch 0,35 aufgrund vieler Probleme, da diese Adern unter anderem in LSA-Kontakten nicht immer sauber kontaktierten und auch schlecht für DSL und ISDN geeignet waren. Findige Spleißer hatten es damals sogar geschafft, die Adern in ihren Muffen so zu verdrillen, dass diese eine hochohmige Unsymmetrie aufwiesen und DSL gar nicht funktionierte. Derartige Fehler findet man bis heute. Muffe aufgraben, Adern auseinander drehen -> Fehler weg.
Heutzutage wird daher nur noch 0,5 und 0,8 verbaut. Insgesamt ist es aber fast überall ein Mischnetz, wo praktisch jeder Aderndurchmesser zum Einsatz kommen kann. Vom Baujahr der Siedlungen kann man zwar oft ungefähr schätzen, welches Kabel verbaut worden sein könnte, aber auch da bestätigen viele Ausnahmen die Regel. Teilweise wurden z. B. alte Kabel, die früher einen anderen Zweck hatten, wieder reaktiviert um etwas anderes zu versorgen. Es gibt z. B. viele Orte, wo Kabelverzweiter zwei Hauptkabel haben und eines dann z. B. vorrangig 0,6 hat und das andere 0,8 da das erste irgendwann zu klein wurde und man daher ein altes Fernkabel in der selben Kabeltrasse wieder aktiviert hat um mehr Anschlüsse bieten zu können. Das erklärt oft so Phänomene, wo plötzlich außer der Reihe Leute Anschlüsse haben, die bei anderen Häusern dort nicht verfügbar sind. Heutzutage ist das glücklicherweise zumindest an allen KVz die mit VDSL-Technik erschlossen wurden, nicht mehr so relevant. Wobei es auch im Vzk-Bereich teilweise alte Fernkabel gibt, die einen neuen Zweck erfüllen.