smart- schrieb:
ich darf hier zwar aus Datenschutzgründen keine Namen und Firmen nennen, aber bei mir hier im Umkreis gibt es riesige Unternehmen und bei denen läuft quasi alles über W10 und Windows Server. Als Gipfel läuft da jetzt die nächsten 12 Jahre die vollständige Umstellung auf die Microsoft Cloud, also das ganze Office-Zeugs. Total irre wie man sich da abhängig macht, aber die Unternehmen sparen damit Geld
Das ist halt auch immer so die Frage, ob sie damit wirklich sparen. Im ersten Schritt sieht es immer so aus. Aber oft ist es halt so, dass man Kosten lediglich in die Zukunft verschiebt und dabei noch auftürmt.
smart- schrieb:
Leider ist das mit Linux nicht wirklich realistisch, da 1. die meisten Nutzer nicht dran gewöhnt sind, eine Umstellung würde also Zeit+Geld kosten und 2. (was vielleicht noch wichtiger ist) unter Linux kannst als Laie nicht einfach mal nen Treiber installieren
Gut. In der Firma sollen meine Nutzer auch keine Treiber installieren. Abgesehen davon, dass in der Regel sehr viel mehr out-of-the-box läuft als bei Windows, auch wenn das Microsoft-System diesbezüglich aufgeholt hat.
smart- schrieb:
und extrem viel Software die in Unternehmen verwendet wird ist veraltet und es gibt nur eine Windows Version. Daher wäre es quasi nicht mal möglich einfach so umzusteigen, ohne die speziellen Programme auch für Linux zu entwickeln,
Ja. Aber das liegt halt auch oftmals daran, dass man sich schon früher keinen Kopf darum gemacht hat. Linux ist ja nun kein neues Phänomen. Eigentlich war spätestens seit der Jahrtausendwende klar, dass es sinnvoll ist Software plattformübergreifend zu programmieren oder zumindest so zu programmieren, dass der Portierungsaufwand gering ist.
Und das Beste ist, es gab auch damals sogar schon relativ gut funktionierende Sachen dafür. Java sowieso. Aber für unsere C++-Freunde gabs dann halt Qt usw.
Es war also damals schon kein Ding der Unmöglichkeit und Linux war damals schon in der Wahrnehmung. Man wusste vielleicht noch nicht sicher, ob was draus wird. Aber man hatte eigentlich damals schon irgendwie die Problematik mit Vendor-Lockin. Ganz massiv gemerkt hat das eigentlich jeder bei MS-Office. Die Dokumente konnten halt nur von Office gelesen werden. Aber selbst das garantierte keine Problemfreiheit, nämlich wenn der Kunde, Zulieferer or whatever eine andere Office-Version hatte, gabs schon Probleme (das hat sich ja gebessert; nix destotrotz machte es halt die Grundproblematik von Vendor-Lockin klar).
Schon damals (und das ist ja jetzt fast 20 Jahre! her) hätte man also zumindest ne Weichenstellung machen können. Das man auf solche Dinge eben mehr achtet. Sozusagen eine strategische Ausrichtung. Man wäre möglicherweise noch nicht aus der Windows-Abhängigkeit raus, aber das wäre heute dann vielleicht keine Mammutaufgabe wie sie sich heute darstellt.
Nu kann man ja einem Unternehmen ruhig eine gewisse Blauäugigkeit vorwerfen und von mir aus auch zugestehen, dass man so auf lange Sicht halt nicht planen wollte konnte oder die Zeichen der Zeit nicht gedeutet hat.
Aber spätestens jetzt, wenn man sich retrospektiv anschaut, was für Chancen man damit versäumt hat, dann wäre es doch spätestens jetzt an der Zeit etwas zu ändern. Klar geht das nicht von heute auf morgen. Und klar wird es vielleicht weitere 20 Jahre dauern, bis man die Früchte davon erntet. Aber das Problem aufzuscheiben wird auch keine Lösung sein und macht es letztlich nur teurer.
Aber das wird nicht passieren. Wie auch. Hauptsache die Zahlen für das nächste Quartal stimmen und da ist für Investitionen natürlich nicht wirklich Platz. Und ob der Manager des Unternehmens in 20 Jahren überhaupt noch das Unternehmen leitet ist ohnehin eher unwahrscheinlich. Warum sollte der was riskieren was womöglich schief geht und von dessen Erfolg er nix mehr hat.
Das mal so als Analyse für zwischendurch, um vielleicht mal Gründe zu beleuchten, warum Vieles so ist wie es ist.
Aber ähnliche Gedanken hast Du Dir ja vermutlich auch schon gemacht.
smart- schrieb:
Im Server Bereich und privat habe ich mit Linux fast nur positive Erfahrungen gemacht, aber im Geschäftsbereich setzen extrem viele Unternehmen auf MS, bzw. sind sogar davon abhängig.
Ja. Ich kann Deinen Enthusiasmus na nicht so im vollen Umfang teilen. Linux funktioniert ganz gut. Hat auch in vielen Bereichen seine Erfolge. Hat aber auch seine Probleme. Es profitiert auch von einem gewissen Hype und den damit einhergehenden Investitionen. Auch das Open-Source-Prinzip hat durchaus Vorteile (ich selbst bin ein Verfechter davon). Schon wegen dem angesprochenen Vendor-Lockin, was damit entschärft wird.
Nichts destotrotz ist eben bei weitem nicht alles Gold was glänzt. SO ist eben das Linux-Ökosystem sehr wenig geordnet und korrdiniert (wenngleich sich das schon erheblich gebessert hat). Das führt zu allerlei praktischen Problemen. Die Hauptarbeit der Distributoren besteht ja auch nicht darin irgendwie ne Softwarezusammenstellung zu machen und ein schicken Installer dazu zu packen, sondern die Programme auch miteinander zu harmoniseren, damit sowas wie ein funktionierendes Gesamtsystem zustande kommt.
Auch ist die Entwicklung von Linux sehr volatil. Es kommen schnell neue Sachen in Linux rein und fliegen aber auch gern schnell mal wieder raus. Das it für ein System das eher als Technikspielwiese zum ausprobieren sein soll auch völlig in Ordnung. Als Anwender der Software will man das aber eher nicht. Man will halt nicht, dass bei einem Update die Häfte nicht mehr geht oder plötzlich ganz anders funktioniert. Viele Linux-Anwender installieren ja ihr Linux tatsächlich neu, wenn ne neue Version ihrer Distribution rauskommt. Ähm da kann ich - salopp gesagt - auch bei Windows bleiben :-)
Und warum mir mein ifconfig weggenommen wird konnte mir auch niemand schlüssig erklären. Ist halt veraltet. Aber was das genau bedeutet, keine Ahnung. Und warum mein Netzwerkdevice nicht mehr
eth0 heißt, sondern
enp2s0 ja gut. Die Erklärung kann ich sogar verstehen. Nur habe ich dieses Problem selten. Und ja, ich bin fähig umzulernen. Aber das sind halt viele Sachen. Und letztendlich unnötige Reibungsverluste. Vor allem, weil dann nicht mal sicher ist, ob in 3 oder 4 Jahren alles nicht wieder anders ist was sich von mir aus auch alles super begründen lässt. Aber solche Sachen behindern eher den Arbeitsablauf als das sie mir in der Praxis helfen.
Auch so ideologische Sachen, dass ich sowas wie ZFS nicht im Kernel haben kann was keinerlei technische Gründe hat, sondern allein der Lizenz geschuldet ist, ist halt ärgerlich.
Und nicht zuletzt fang ich mir ja durch die Linux-Dominanz ja auch ähnliche Probleme ein wie ich sie vorher mit der WIndows-Dominanz hatte. Das fängt schon damit an, dass bestimmte Programme anfangen harte Abhängigkeiten zu Linux zu haben. Das vielzitierte Beispiel ist ja GNOME und systemd. Aber Du merskt es auch an anderen Stellen.
Und einerseits jammern die Linuxer rum, dass die Softwarehersteller nur für Windows entwickeln. Auf der anderen Seite findet man da halt auch genau die gleichen Sachen. Nicht so in extremer Form. Aber es gibt sie halt und gefühlt wird das mehr.
Und wirklich was bringen tut es mir nicht ein Monopol durch ein anderes zu ersetzen. EIn System kann halt nicht für alles gut sein. Und wenn es das doch ist, dann muss es irgendwo immer Kompromisse eingehen und eben nicht die beste Lösung sein. Deswegen ist es wichtig, dass es halt auch eine gewisser Diversität im Betriebssystembnereich gibt.
Der größte Kritikpunkt an Liunux ist aber, dass es ein reiner UNIX-Klon ist. Er bringt nichts grundlegend Neues, sondern greift Technologie aus den 70er Jahren auf. Du hast halt irgendwie ein monolithischen Kernel und andere UNIX-Altlasten drin.
Dementsprechend - und jetzt schlag ich auch wieder zurück den Bogen zu Security - hast Du natürlich auch viele der prinzipiellen Sicherheitsprobleme mit denen Du heute sowieso schon kämpfst. Auch unter Windows.
Man kann vielleicht so weit gehen zu behaupten, dass Linux gegenüber Windows eine Verbesserung ist oder gar ein Schritt nach vorn.
Man kann aber nicht davon sprechen, dass es sicherheitstechnisch ein revolutionärer Schritt nach vorn ist.
Wobei man auch zugeben muss ein revolutionäres Linux wäre auch gar nicht erfolgreich gewesen. Linux hat ja auch von seiner UNIX-Ähnlichkeit profitiert, indem zum Beispiel die GNU-Tools quasi ohne großartigen Portierungsaufwand liefen.
Trotzallem muss man attestieren, dass es im Sinne der COmputer-Security eben kein Heilsbringer ist oder sein kann und wenn man es wirklich ernst meint, da ganz anders ran gehen müsste.
Klingt erstmal nach viel Arbeit, ist aber auch gleichzeitig eine Riesenchance.Gerade hier in Europa wird ja oftmals etwas wehmütig resümiert, dass Computertechnologie halt aus den USA kommt und quasi von dort dominiert wird.
Und wenn man mal so überlegt, was so für Geld ausgegeben wird. Man braucht nur in den Subventionsbereich zu gucken (allein die EU-Agrarsubtionieren sind ja über 100 Mrd €).
Die gibts sicher auch die ein oder andere Zuteilung die man besser verwenden kann. Und das ist ja auch nicht zur Unterstützung des Hobbys von ein paar Nerds. IT ist nun mal wichtig. Und uns würde es stark treffen, wenn die nicht zuverlässig funktioniert. Gleichzeitig ist diese aber fragil und leicht angreifbar. Sozusagen systemrelevant. Mehr noch als die Banken, die man damals in der Finanzkrise ganz unbürokratisch mit viel viel Geld gerettet hat.
Und hier für ist kein Geld da? Da läuft ziemlich viel falsch.
smart- schrieb:
IT-Sicherheit existiert da übrigens eh nur auf dem Papier, womit wir wieder zum Thema Virenscanner zurück kommen, denn mehr als das wird dort auch nicht gemacht und da weiste ja wie sicher das ganze ist. Ich rede übrigens auch von großen Energieversorgern hust
Ja. Da muss man sich auch gar keinen Illusionen hingeben, dass selbst kritische Infrastruktur gut abgesichert ist. Ehrlich gesagt bin ich auch fast erstaunt darüber, dass da noch nicht mehr passiert ist und eigentlich die meisten Sachen noch relativ glimpflich ablaufen. Letztlich ist es aber nur eine Frage der Zeit.
Da ja auch nicht soviel zum Schutz getan wird, wie es eigentlich geschehen müsste.
Wahrscheinlich muss wirklich erst was ganz Schlimmes passieren bevor sich was ändert. Was mich dann immer am meisten aufregt, wenn sich die Verantwortlichen dann hinstellen und sagen: Na wer konnte auch mit sowas rechnen.